Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.

Oryza kommt von orusso, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.

Osmunda.

Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef.

Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger.

Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist.

Filix ramosa non dentata florida, C.B.

frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique.

teutsch, blühend Farnkraut.

Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma.

Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, [Spaltenumbruch] auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden.

Ossifraga.

Ossifraga,

Ossifragus,

Aquila barbata.

frantzösisch, Orfraye.

teutsch, Beinbrecher.

Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben.

Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben.

Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen.

Osteocolla.

Osteocolla,

Ostiocolla,

Osteites,

Stelechites,

Morochtus,

Holosteus,

Osteolithus,

Lapis sabulosus,

Lapis ossifragus.

frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus.

teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein.

Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten.

Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]

Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.

Oryza kommt von ὀρύσσω, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.

Osmunda.

Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef.

Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger.

Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist.

Filix ramosa non dentata florida, C.B.

frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique.

teutsch, blühend Farnkraut.

Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma.

Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, [Spaltenumbruch] auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden.

Ossifraga.

Ossifraga,

Ossifragus,

Aquila barbata.

frantzösisch, Orfraye.

teutsch, Beinbrecher.

Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben.

Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben.

Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen.

Osteocolla.

Osteocolla,

Ostiocolla,

Osteites,

Stelechites,

Morochtus,

Holosteus,

Osteolithus,

Lapis sabulosus,

Lapis ossifragus.

frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus.

teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein.

Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten.

Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0431"/>
          <cb type="start"/>
          <p><hi rendition="#fr">Biron</hi> und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Oryza</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F40;&#x03C1;&#x1F7B;&#x03C3;&#x03C3;&#x03C9;, fodio,</hi> <hi rendition="#fr">ich grabe,</hi> weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Osmunda.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Osmunda regalis, sive Filix florida</hi>, Park. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Filix florida, sive Osmunda regalis</hi>, Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Filix floribus insignis</hi>, J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Filix ramosa non dentata florida</hi>, C.B.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Osmunde</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Fougere aquatique.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">blühend Farnkraut.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen <hi rendition="#i">Elemens botaniques pag.</hi> 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an <hi rendition="#fr">morastigen Oertern,</hi> an den <hi rendition="#fr">Bächen,</hi> in den <hi rendition="#fr">Gräben</hi> und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und <hi rendition="#i">phlegma.</hi></p><lb/>
          <p>Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, <cb/>
auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ossifraga.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ossifraga</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ossifragus</hi></hi>,</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Aquila barbata.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Orfraye.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Beinbrecher.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem <hi rendition="#i">Sonchus</hi> nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben.</p><lb/>
          <p>Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Ossifraga</hi> kommt von <hi rendition="#i">os,</hi> <hi rendition="#fr">Bein,</hi> und <hi rendition="#i">frangere,</hi> <hi rendition="#fr">zerbrechen,</hi> her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Osteocolla.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Osteocolla,</hi> </hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ostiocolla</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Osteites</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Stelechites</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Morochtus</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Holosteus</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Osteolithus</hi></hi>,</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Lapis sabulosus</hi></hi>,</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Lapis ossifragus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Osteocole</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pierre des rompus.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Bruchstein, Beinbruchstein.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der <hi rendition="#fr">Pfaltz,</hi> in <hi rendition="#fr">Sachsen</hi> und nicht weit von <hi rendition="#fr">Speyer:</hi> sie wachsen in sandigen Orten.</p><lb/>
          <p>Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.</p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0431] Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen. Oryza kommt von ὀρύσσω, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß. Osmunda. Osmunda regalis, sive Filix florida, Park. Pit. Tournef. Filix florida, sive Osmunda regalis, Ger. Filix floribus insignis, J.B. Raji Hist. Filix ramosa non dentata florida, C.B. frantzösisch, Osmunde oder Fougere aquatique. teutsch, blühend Farnkraut. Ist ein Kraut, das grüne Stengel, auf drey Schuh hoch, treibet, die sind ästig, gestreifft und breiten sich weit aus. Die Blätter sind lang und ziemlich schmal, stehen Paarweise an den Stielen, daran nur ein eintzeln Blatt befindlich ist. Die Stengel theilen sich zu oberst in etliche kleine Zweiglein oder Sprößlein, auf deren jedem ein gantzer Hauffen Träublein oder kleine Büschel kleiner Früchte sich befinden, an denen jedoch, ohne Hülffe des Vergrößrungsglases, nichts recht von ihrer Zubereitung zu verspüren. Der Herr Tournefort, der sie genau betrachtet, meldet in seinen Elemens botaniques pag. 437. wie daß ein jedes Träublein aus einem grossen Hauffen kugelrunder und häutiger Schalen bestünde, welche sich wie eine Seiffenkugelbüchse entzwey und von einander gäben und die länglichten Samen verschütteten. Dieses Kraut blühet gar nicht: seine Wurtzeln sind lang und schwartz: es wächset an morastigen Oertern, an den Bächen, in den Gräben und an andern Orten, wo es Wasser giebet. Die Wurtzel dienet zu der Artzeney, führet viel Saltz, Oel und phlegma. Sie eröffnet, zertreibet, reiniget, dient zu den Wunden, zum Reissen in den Lenden, zum Stein, zur Wassersucht, zur Bleichsucht, zur Miltzbeschwer, zu Brüchen, das geronnene Geblüte im Leibe zu zertheilen. Innerlich kan sie als ein Tranck eingenommen, auch als ein Sälblein äusserlich gebrauchet werden. Ossifraga. Ossifraga, Ossifragus, Aquila barbata. frantzösisch, Orfraye. teutsch, Beinbrecher. Ist ein Geschlecht der Adler, viel grösser als ein schlechter Adler: seine Farbe ist aschengrau oder blaulicht; sein Schnabel lang und breit, starck und krumm, schwärtzlicht und oben drauf mit einem Bart besetzt. Seine Zunge ist wie eine Menschenzunge gestalt. Seine Augen sind als wie mit einer Wolcke bedecket, daher er nicht recht helle sehen kan. Seine Griffe und Waffen sind dick und spitzig, starck und schwartz. Dieses Thier lebet von jungen Ziegen, von Hunden, von Aalen und von andern Thieren, die er nur kan ertappen. Er streitet mit der Schlange wann er nun von derselben ist verletzet worden, soll er sich selbst mit einem Kraute, das dem Sonchus nicht unähnlich, heilen: allein, es ist nicht zu vermuthen, daß der Biß einer Schlange solte bis in sein Fell reichen mögen, weil er mit so viel Federn wol verwahret ist. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel. Sein Magen ist gut den Nieren- und den Blasenstein zu zertheilen und den Urin zu treiben. Sein Gedärme getrocknet, gestossen und genommen, ist gut wider die Colic: auf einmahl wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein gegeben. Ossifraga kommt von os, Bein, und frangere, zerbrechen, her, weil dieser Adler aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und mit seinen Griffen hat gefangen. Osteocolla. Osteocolla, Ostiocolla, Osteites, Stelechites, Morochtus, Holosteus, Osteolithus, Lapis sabulosus, Lapis ossifragus. frantzösisch, Osteocole oder Pierre des rompus. teutsch, Bruchstein, Beinbruchstein. Ist ein sandiger und holer Stein, aschengrau oder blaulicht von Farbe, hat die Gestalt eines Beines von unterschiedner Stärcke, wie dann gefunden werden, die so starck sind wie ein Arm. Wir bekommen zweyerley Gattung davon zu sehen; die eine ist rund, ungleich oder höckerig, sandig und schwer, die andere ist viel dichter oder nicht so höckrig und leicht; sie hänget sich an die Zunge an, als wie der Bimsstein thut. Beyde Arten werden an vielen Orten in Teutschland gefunden, z.E. in der Pfaltz, in Sachsen und nicht weit von Speyer: sie wachsen in sandigen Orten. Sie dienen, in kurtzer Zeit, zerbrochene Beine zusammen zu heilen und in ihren vorigen Stand zu stellen, wann sie auf die Brüche geleget und eingenommen werden: auf einmahl wird ein halber Scrupel bis auf zwey gantze eingegeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/431
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/431>, abgerufen am 21.11.2024.