Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] Birnbaumlaube gleich. Seine Blüten stecken in langen Kelchen, die gleichsam in fünff Blätterlein zertheilet sind. Ihre Farbe ist unterschiedlich, dann es finden sich auf einem Strauche blaue, purperfarbige und weisse; alle aber riechen angenehme, fast als Veilgen, und erfüllen gantze Wälder mit ihrem lieblichen Geruch. Wann diese Blüten abgefallen sind, so folgen ihnen Beeren, die den Wachholderbeeren gleich; dieselben sind in eine graue Schale eingehüllet und wie ein Sternlein mit fünff Ecken zerspalten. Jedwede beschliesset drey Körner, die so dicke sind als wie die Linsen, auch noch wol dicker. Die Wurtzel ist groß, dicht und weiß. Dieses Gewächse wächst an schattigen Orten, und im Holtze. Wann die Wurtzel von der Schale oder Rinde entblöset, getrocknet und zu Pulver gestossen ist, soll sie ein heftig starckes Purgirmittel seyn, welches gewaltig von oben und von unten abführet, bey nahe, wie die Wurtzel von der Esula: sie dienet zu der Wassersucht. Sie wird äusserlich gebraucht, als ein decoctum oder ein infusum, zu Schmertzen, welche von Erkältung sind entstanden, und auch zu Reinigung der Wunden: dann dazu dienet sie sehr gut. Manati. Manati, Vacca marina, frantzösisch, Vache marine. Lamantin. teutsch, Seekuh. Ist ein grosser Fisch in der americanischen See, funffzehen bis sechszehen Fuß breit: von greulichem Anblick. Sein Kopf sieht wie ein Kalbskopf aus: alleine seine Schnautze ist nicht so dicke, hingegen das Kinn desto stärcker. Seine Augen sind klein und sehen als wie Hundsaugen: sie helffen ihm auch nicht gar viel, dann sein Gesicht ist gar sehr schwach. Die Ohren sind nichts anders, als zwey kleine Löcher; darein man kaum den kleinen Finger stecken kan. Sein Gehör ist überaus scharff, und darff man nur ein klein Geräusche machen, entweder reden oder auch das Wasser gantz gelind bewegen, so gehet er gleich durch. Unter den Schultern gegen den Bauch hinzu, hat er als wie zwey kleine Hände, die dienen ihm statt der Floßfedern. An einer jeden hat es wie vier Finger, an deren Spitzen Nägel zu befinden. Vom Nabel an bis auf den Schwantz wird es auf einmahl schmäler. Sein Schwantz hat die Gestalt wie eine Ofengabel: ist anderthalben Schuh breit und fünff bis sechs Zoll dicke, voll Samen oder Nerven und etwas fett. Die Haut ist dicker als wie eine Ochsenhaut, mit Haaren überstreuet, die als wie Schiefer, oder schwärtzlicht sehen. Das Weiblein bringet insgemein zwey Junge, die folgen ihm überalle nach. Es säuget sie mit den zwey Eytern, die es unter seinem Bauche hat, und gleich als wie Kuheyter sehen. [Spaltenumbruch]Dieser Fisch kommt oft aufs Land und weidet sich mit einem Kraute, das am Seestrande wächst: wann es sich dann gesättigt hat, so träncket es sich in süssen Wasserströmen. Es soll dieses, wie man saget, des Tages zweymahl ordentlicher Weise thun. Dem sey nun wie ihm wolle, wann es sich satt gefressen und gesoffen hat, so schläfft es ofters drüber ein, und hält alsdann die Schnautze auf die Helffte übers Wasser, daran es die Fischer von weitem erkennen, überraschen es und tödten es. Sein Fleisch ist gut zu essen, schmeckt bald wie Kalbfleisch, oder wie das Fleisch vom Thunnfische; jedoch ist es viel vester. Es ist an manchen Orten mit vier Finger dicken Speck überzogen: den brauchen sie zum spicken, wie den Schweinespeck. Im Lande essen sie ihn auch wie Butter, wann sie ihn vorher zerlassen haben: dann er wird nicht so leichtlich rantzicht, als wie bey uns der Schmeer. Das Leder vom Lamantin wird zu Schusolen gebraucht. Im Kopfe finden sich vier Steine, die wie Beine sehen, zwey grosse und zwey kleine von unterschiedener Figur. Siese Steine sollen trefflich wol zum brechen dienen. Auch sollen sie, wie man vorgeben will, des halben Scrupels schwer gebraucht, den Lendenschmertz vertreiben, und den Stein in der Blase und in den Nieren zermalmen. Sein Fett erweichet und zertheilet. Manati ist ein Name, der von den Spaniern ist diesem Fisch gegeben worden, und soll soviel bedeuten, als mit Händen versehen, das Hände hat, weil seine Pfoten als wie Hände sind formiret. Manchenilier. Manchenilier, oder Mancenilier, teutsch, Manzenilienbaum, ist, wie der P. Plumier vermeldet, ein gar schöner, aber auch höchst gefährlicher, americanischer Baum. Er gleichet unterweilen an der Höhe unseren Nußbäumen: sein Stamm hält im Durchschnitte zwey bis drey Fuß: seine Rinde ist ziemlich glatt und graulicht: er vergiesset eine überaus weisse Milch, wann er gerissen wird. Diese Milch ist ein scharffes, brennendes und tödtlich Gift. Die Indianer tuncken ihre Pfeile, welche sie vergiften wollen, mit den Spitzen drein, und brauchen sie im Kriege. Sein Holtz ist sehr schön, hart und dichte, wie das Nußbaumholtz; hin und her mit grau und schwärtzlichten Adern eingesprenget: es dienet sehr wol allerhand Hausrath daraus zu machen. Das Laub siehet dem Birnbaumlaube gleich, ist inwendig voller Milch und giftig. Die Blüten sind Kätzlein, und sehen als wie ungefehr des halben Fusses lange Aehren, mit vielen kleinen und dicken Zünglein oder Spitzen besetzet, die vortrefflich schöne roth sind. Die Früchte wachsen auf gantz andern Stämmen, von den Kätzlein abgesondert. Die jungen Früchte sehen wie kleine Hödlein aus, ein wenig dicker, als wie die an dem Bingelkraute, dem Männlein; daraus werden hernachmahls Aepfel, die was die äusserliche Grösse, Farbe und Figur betrifft, als wie die Apieäpfel sehen, und gut riechen. Ihr Fleisch ist voll gantz weisses Safts, als wie die Rinde und die Blätter, und gleichfals ein gar heftig Gift. Mitten in dem Fleische findet sich ein Kern, so dicke, als wie eine Kastanie, der ist hart und holtzig. Dieser Baum wächst auf den meisten Antilleninseln, [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] Birnbaumlaube gleich. Seine Blüten stecken in langen Kelchen, die gleichsam in fünff Blätterlein zertheilet sind. Ihre Farbe ist unterschiedlich, dann es finden sich auf einem Strauche blaue, purperfarbige und weisse; alle aber riechen angenehme, fast als Veilgen, und erfüllen gantze Wälder mit ihrem lieblichen Geruch. Wann diese Blüten abgefallen sind, so folgen ihnen Beeren, die den Wachholderbeeren gleich; dieselben sind in eine graue Schale eingehüllet und wie ein Sternlein mit fünff Ecken zerspalten. Jedwede beschliesset drey Körner, die so dicke sind als wie die Linsen, auch noch wol dicker. Die Wurtzel ist groß, dicht und weiß. Dieses Gewächse wächst an schattigen Orten, und im Holtze. Wann die Wurtzel von der Schale oder Rinde entblöset, getrocknet und zu Pulver gestossen ist, soll sie ein heftig starckes Purgirmittel seyn, welches gewaltig von oben und von unten abführet, bey nahe, wie die Wurtzel von der Esula: sie dienet zu der Wassersucht. Sie wird äusserlich gebraucht, als ein decoctum oder ein infusum, zu Schmertzen, welche von Erkältung sind entstanden, und auch zu Reinigung der Wunden: dann dazu dienet sie sehr gut. Manati. Manati, Vacca marina, frantzösisch, Vache marine. Lamantin. teutsch, Seekuh. Ist ein grosser Fisch in der americanischen See, funffzehen bis sechszehen Fuß breit: von greulichem Anblick. Sein Kopf sieht wie ein Kalbskopf aus: alleine seine Schnautze ist nicht so dicke, hingegen das Kinn desto stärcker. Seine Augen sind klein und sehen als wie Hundsaugen: sie helffen ihm auch nicht gar viel, dann sein Gesicht ist gar sehr schwach. Die Ohren sind nichts anders, als zwey kleine Löcher; darein man kaum den kleinen Finger stecken kan. Sein Gehör ist überaus scharff, und darff man nur ein klein Geräusche machen, entweder reden oder auch das Wasser gantz gelind bewegen, so gehet er gleich durch. Unter den Schultern gegen den Bauch hinzu, hat er als wie zwey kleine Hände, die dienen ihm statt der Floßfedern. An einer jeden hat es wie vier Finger, an deren Spitzen Nägel zu befinden. Vom Nabel an bis auf den Schwantz wird es auf einmahl schmäler. Sein Schwantz hat die Gestalt wie eine Ofengabel: ist anderthalben Schuh breit und fünff bis sechs Zoll dicke, voll Samen oder Nerven und etwas fett. Die Haut ist dicker als wie eine Ochsenhaut, mit Haaren überstreuet, die als wie Schiefer, oder schwärtzlicht sehen. Das Weiblein bringet insgemein zwey Junge, die folgen ihm überalle nach. Es säuget sie mit den zwey Eytern, die es unter seinem Bauche hat, und gleich als wie Kuheyter sehen. [Spaltenumbruch]Dieser Fisch kommt oft aufs Land und weidet sich mit einem Kraute, das am Seestrande wächst: wann es sich dann gesättigt hat, so träncket es sich in süssen Wasserströmen. Es soll dieses, wie man saget, des Tages zweymahl ordentlicher Weise thun. Dem sey nun wie ihm wolle, wann es sich satt gefressen und gesoffen hat, so schläfft es ofters drüber ein, und hält alsdann die Schnautze auf die Helffte übers Wasser, daran es die Fischer von weitem erkennen, überraschen es und tödten es. Sein Fleisch ist gut zu essen, schmeckt bald wie Kalbfleisch, oder wie das Fleisch vom Thunnfische; jedoch ist es viel vester. Es ist an manchen Orten mit vier Finger dicken Speck überzogen: den brauchen sie zum spicken, wie den Schweinespeck. Im Lande essen sie ihn auch wie Butter, wann sie ihn vorher zerlassen haben: dann er wird nicht so leichtlich rantzicht, als wie bey uns der Schmeer. Das Leder vom Lamantin wird zu Schusolen gebraucht. Im Kopfe finden sich vier Steine, die wie Beine sehen, zwey grosse und zwey kleine von unterschiedener Figur. Siese Steine sollen trefflich wol zum brechen dienen. Auch sollen sie, wie man vorgeben will, des halben Scrupels schwer gebraucht, den Lendenschmertz vertreiben, und den Stein in der Blase und in den Nieren zermalmen. Sein Fett erweichet und zertheilet. Manati ist ein Name, der von den Spaniern ist diesem Fisch gegeben worden, und soll soviel bedeuten, als mit Händen versehen, das Hände hat, weil seine Pfoten als wie Hände sind formiret. Manchenilier. Manchenilier, oder Mancenilier, teutsch, Manzenilienbaum, ist, wie der P. Plumier vermeldet, ein gar schöner, aber auch höchst gefährlicher, americanischer Baum. Er gleichet unterweilen an der Höhe unseren Nußbäumen: sein Stamm hält im Durchschnitte zwey bis drey Fuß: seine Rinde ist ziemlich glatt und graulicht: er vergiesset eine überaus weisse Milch, wann er gerissen wird. Diese Milch ist ein scharffes, brennendes und tödtlich Gift. Die Indianer tuncken ihre Pfeile, welche sie vergiften wollen, mit den Spitzen drein, und brauchen sie im Kriege. Sein Holtz ist sehr schön, hart und dichte, wie das Nußbaumholtz; hin und her mit grau und schwärtzlichten Adern eingesprenget: es dienet sehr wol allerhand Hausrath daraus zu machen. Das Laub siehet dem Birnbaumlaube gleich, ist inwendig voller Milch und giftig. Die Blüten sind Kätzlein, und sehen als wie ungefehr des halben Fusses lange Aehren, mit vielen kleinen und dicken Zünglein oder Spitzen besetzet, die vortrefflich schöne roth sind. Die Früchte wachsen auf gantz andern Stämmen, von den Kätzlein abgesondert. Die jungen Früchte sehen wie kleine Hödlein aus, ein wenig dicker, als wie die an dem Bingelkraute, dem Männlein; daraus werden hernachmahls Aepfel, die was die äusserliche Grösse, Farbe und Figur betrifft, als wie die Apieäpfel sehen, und gut riechen. Ihr Fleisch ist voll gantz weisses Safts, als wie die Rinde und die Blätter, und gleichfals ein gar heftig Gift. Mitten in dem Fleische findet sich ein Kern, so dicke, als wie eine Kastanie, der ist hart und holtzig. Dieser Baum wächst auf den meisten Antilleninseln, [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0364"/><cb type="start"/> Birnbaumlaube gleich. Seine Blüten stecken in langen Kelchen, die gleichsam in fünff Blätterlein zertheilet sind. Ihre Farbe ist unterschiedlich, dann es finden sich auf einem Strauche blaue, purperfarbige und weisse; alle aber riechen angenehme, fast als Veilgen, und erfüllen gantze Wälder mit ihrem lieblichen Geruch. Wann diese Blüten abgefallen sind, so folgen ihnen Beeren, die den Wachholderbeeren gleich; dieselben sind in eine graue Schale eingehüllet und wie ein Sternlein mit fünff Ecken zerspalten. Jedwede beschliesset drey Körner, die so dicke sind als wie die Linsen, auch noch wol dicker. Die Wurtzel ist groß, dicht und weiß. Dieses Gewächse wächst an schattigen Orten, und im Holtze.</p><lb/> <p>Wann die Wurtzel von der Schale oder Rinde entblöset, getrocknet und zu Pulver gestossen ist, soll sie ein heftig starckes Purgirmittel seyn, welches gewaltig von oben und von unten abführet, bey nahe, wie die Wurtzel von der <hi rendition="#i">Esula:</hi> sie dienet zu der Wassersucht. Sie wird äusserlich gebraucht, als ein <hi rendition="#i">decoctum</hi> oder ein <hi rendition="#i">infusum,</hi> zu Schmertzen, welche von Erkältung sind entstanden, und auch zu Reinigung der Wunden: dann dazu dienet sie sehr gut.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Manati.</head><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Manati</hi></hi>,</p><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Vacca marina</hi></hi>,</p><lb/> <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Vache marine. Lamantin.</hi></hi></p><lb/> <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Seekuh.</hi></p><lb/> <p>Ist ein grosser Fisch in der <hi rendition="#fr">americanischen See,</hi> funffzehen bis sechszehen Fuß breit: von greulichem Anblick. Sein Kopf sieht wie ein Kalbskopf aus: alleine seine Schnautze ist nicht so dicke, hingegen das Kinn desto stärcker. Seine Augen sind klein und sehen als wie <hi rendition="#g">Hundsaugen</hi>: sie helffen ihm auch nicht gar viel, dann sein Gesicht ist gar sehr schwach. Die Ohren sind nichts anders, als zwey kleine Löcher; darein man kaum den kleinen Finger stecken kan. Sein Gehör ist überaus scharff, und darff man nur ein klein Geräusche machen, entweder reden oder auch das Wasser gantz gelind bewegen, so gehet er gleich durch. Unter den Schultern gegen den Bauch hinzu, hat er als wie zwey kleine Hände, die dienen ihm statt der Floßfedern. An einer jeden hat es wie vier Finger, an deren Spitzen Nägel zu befinden. Vom Nabel an bis auf den Schwantz wird es auf einmahl schmäler. Sein Schwantz hat die Gestalt wie eine Ofengabel: ist anderthalben Schuh breit und fünff bis sechs Zoll dicke, voll Samen oder Nerven und etwas fett. Die Haut ist dicker als wie eine Ochsenhaut, mit Haaren überstreuet, die als wie Schiefer, oder schwärtzlicht sehen. Das Weiblein bringet insgemein zwey Junge, die folgen ihm überalle nach. Es säuget sie mit den zwey Eytern, die es unter seinem Bauche hat, und gleich als wie Kuheyter sehen.</p> <cb/> <p>Dieser Fisch kommt oft aufs Land und weidet sich mit einem Kraute, das am Seestrande wächst: wann es sich dann gesättigt hat, so träncket es sich in süssen Wasserströmen. Es soll dieses, wie man saget, des Tages zweymahl ordentlicher Weise thun. Dem sey nun wie ihm wolle, wann es sich satt gefressen und gesoffen hat, so schläfft es ofters drüber ein, und hält alsdann die Schnautze auf die Helffte übers Wasser, daran es die Fischer von weitem erkennen, überraschen es und tödten es. Sein Fleisch ist gut zu essen, schmeckt bald wie Kalbfleisch, oder wie das Fleisch vom Thunnfische; jedoch ist es viel vester. Es ist an manchen Orten mit vier Finger dicken Speck überzogen: den brauchen sie zum spicken, wie den Schweinespeck. Im Lande essen sie ihn auch wie Butter, wann sie ihn vorher zerlassen haben: dann er wird nicht so leichtlich rantzicht, als wie bey uns der Schmeer. Das Leder vom Lamantin wird zu Schusolen gebraucht. Im Kopfe finden sich vier Steine, die wie Beine sehen, zwey grosse und zwey kleine von unterschiedener Figur.</p><lb/> <p>Siese Steine sollen trefflich wol zum brechen dienen. Auch sollen sie, wie man vorgeben will, des halben Scrupels schwer gebraucht, den Lendenschmertz vertreiben, und den Stein in der Blase und in den Nieren zermalmen.</p><lb/> <p>Sein Fett erweichet und zertheilet.</p><lb/> <p><hi rendition="#i">Manati</hi> ist ein Name, der von den Spaniern ist diesem Fisch gegeben worden, und soll soviel bedeuten, als <hi rendition="#fr">mit Händen versehen,</hi> das <hi rendition="#fr">Hände hat,</hi> weil seine Pfoten als wie Hände sind formiret.</p> </div><lb/> <div type="lexiconEntry"> <head>Manchenilier.</head><lb/> <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Manchenilier</hi></hi>, oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mancenilier</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Manzenilienbaum,</hi> ist, wie der <hi rendition="#i">P. Plumier</hi> vermeldet, ein gar schöner, aber auch höchst gefährlicher, <hi rendition="#fr">americanischer</hi> Baum. Er gleichet unterweilen an der Höhe unseren Nußbäumen: sein Stamm hält im Durchschnitte zwey bis drey Fuß: seine Rinde ist ziemlich glatt und graulicht: er vergiesset eine überaus weisse Milch, wann er gerissen wird. Diese Milch ist ein scharffes, brennendes und tödtlich Gift. Die Indianer tuncken ihre Pfeile, welche sie vergiften wollen, mit den Spitzen drein, und brauchen sie im Kriege. Sein Holtz ist sehr schön, hart und dichte, wie das Nußbaumholtz; hin und her mit grau und schwärtzlichten Adern eingesprenget: es dienet sehr wol allerhand Hausrath daraus zu machen. Das Laub siehet dem Birnbaumlaube gleich, ist inwendig voller Milch und giftig. Die Blüten sind Kätzlein, und sehen als wie ungefehr des halben Fusses lange Aehren, mit vielen kleinen und dicken Zünglein oder Spitzen besetzet, die vortrefflich schöne roth sind. Die Früchte wachsen auf gantz andern Stämmen, von den Kätzlein abgesondert. Die jungen Früchte sehen wie kleine Hödlein aus, ein wenig dicker, als wie die an dem Bingelkraute, dem Männlein; daraus werden hernachmahls Aepfel, die was die äusserliche Grösse, Farbe und Figur betrifft, als wie die Apieäpfel sehen, und gut riechen. Ihr Fleisch ist voll gantz weisses Safts, als wie die Rinde und die Blätter, und gleichfals ein gar heftig Gift. Mitten in dem Fleische findet sich ein Kern, so dicke, als wie eine Kastanie, der ist hart und holtzig. Dieser Baum wächst auf den meisten <hi rendition="#fr">Antilleninseln,</hi> <cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0364]
Birnbaumlaube gleich. Seine Blüten stecken in langen Kelchen, die gleichsam in fünff Blätterlein zertheilet sind. Ihre Farbe ist unterschiedlich, dann es finden sich auf einem Strauche blaue, purperfarbige und weisse; alle aber riechen angenehme, fast als Veilgen, und erfüllen gantze Wälder mit ihrem lieblichen Geruch. Wann diese Blüten abgefallen sind, so folgen ihnen Beeren, die den Wachholderbeeren gleich; dieselben sind in eine graue Schale eingehüllet und wie ein Sternlein mit fünff Ecken zerspalten. Jedwede beschliesset drey Körner, die so dicke sind als wie die Linsen, auch noch wol dicker. Die Wurtzel ist groß, dicht und weiß. Dieses Gewächse wächst an schattigen Orten, und im Holtze.
Wann die Wurtzel von der Schale oder Rinde entblöset, getrocknet und zu Pulver gestossen ist, soll sie ein heftig starckes Purgirmittel seyn, welches gewaltig von oben und von unten abführet, bey nahe, wie die Wurtzel von der Esula: sie dienet zu der Wassersucht. Sie wird äusserlich gebraucht, als ein decoctum oder ein infusum, zu Schmertzen, welche von Erkältung sind entstanden, und auch zu Reinigung der Wunden: dann dazu dienet sie sehr gut.
Manati.
Manati,
Vacca marina,
frantzösisch, Vache marine. Lamantin.
teutsch, Seekuh.
Ist ein grosser Fisch in der americanischen See, funffzehen bis sechszehen Fuß breit: von greulichem Anblick. Sein Kopf sieht wie ein Kalbskopf aus: alleine seine Schnautze ist nicht so dicke, hingegen das Kinn desto stärcker. Seine Augen sind klein und sehen als wie Hundsaugen: sie helffen ihm auch nicht gar viel, dann sein Gesicht ist gar sehr schwach. Die Ohren sind nichts anders, als zwey kleine Löcher; darein man kaum den kleinen Finger stecken kan. Sein Gehör ist überaus scharff, und darff man nur ein klein Geräusche machen, entweder reden oder auch das Wasser gantz gelind bewegen, so gehet er gleich durch. Unter den Schultern gegen den Bauch hinzu, hat er als wie zwey kleine Hände, die dienen ihm statt der Floßfedern. An einer jeden hat es wie vier Finger, an deren Spitzen Nägel zu befinden. Vom Nabel an bis auf den Schwantz wird es auf einmahl schmäler. Sein Schwantz hat die Gestalt wie eine Ofengabel: ist anderthalben Schuh breit und fünff bis sechs Zoll dicke, voll Samen oder Nerven und etwas fett. Die Haut ist dicker als wie eine Ochsenhaut, mit Haaren überstreuet, die als wie Schiefer, oder schwärtzlicht sehen. Das Weiblein bringet insgemein zwey Junge, die folgen ihm überalle nach. Es säuget sie mit den zwey Eytern, die es unter seinem Bauche hat, und gleich als wie Kuheyter sehen.
Dieser Fisch kommt oft aufs Land und weidet sich mit einem Kraute, das am Seestrande wächst: wann es sich dann gesättigt hat, so träncket es sich in süssen Wasserströmen. Es soll dieses, wie man saget, des Tages zweymahl ordentlicher Weise thun. Dem sey nun wie ihm wolle, wann es sich satt gefressen und gesoffen hat, so schläfft es ofters drüber ein, und hält alsdann die Schnautze auf die Helffte übers Wasser, daran es die Fischer von weitem erkennen, überraschen es und tödten es. Sein Fleisch ist gut zu essen, schmeckt bald wie Kalbfleisch, oder wie das Fleisch vom Thunnfische; jedoch ist es viel vester. Es ist an manchen Orten mit vier Finger dicken Speck überzogen: den brauchen sie zum spicken, wie den Schweinespeck. Im Lande essen sie ihn auch wie Butter, wann sie ihn vorher zerlassen haben: dann er wird nicht so leichtlich rantzicht, als wie bey uns der Schmeer. Das Leder vom Lamantin wird zu Schusolen gebraucht. Im Kopfe finden sich vier Steine, die wie Beine sehen, zwey grosse und zwey kleine von unterschiedener Figur.
Siese Steine sollen trefflich wol zum brechen dienen. Auch sollen sie, wie man vorgeben will, des halben Scrupels schwer gebraucht, den Lendenschmertz vertreiben, und den Stein in der Blase und in den Nieren zermalmen.
Sein Fett erweichet und zertheilet.
Manati ist ein Name, der von den Spaniern ist diesem Fisch gegeben worden, und soll soviel bedeuten, als mit Händen versehen, das Hände hat, weil seine Pfoten als wie Hände sind formiret.
Manchenilier.
Manchenilier, oder Mancenilier, teutsch, Manzenilienbaum, ist, wie der P. Plumier vermeldet, ein gar schöner, aber auch höchst gefährlicher, americanischer Baum. Er gleichet unterweilen an der Höhe unseren Nußbäumen: sein Stamm hält im Durchschnitte zwey bis drey Fuß: seine Rinde ist ziemlich glatt und graulicht: er vergiesset eine überaus weisse Milch, wann er gerissen wird. Diese Milch ist ein scharffes, brennendes und tödtlich Gift. Die Indianer tuncken ihre Pfeile, welche sie vergiften wollen, mit den Spitzen drein, und brauchen sie im Kriege. Sein Holtz ist sehr schön, hart und dichte, wie das Nußbaumholtz; hin und her mit grau und schwärtzlichten Adern eingesprenget: es dienet sehr wol allerhand Hausrath daraus zu machen. Das Laub siehet dem Birnbaumlaube gleich, ist inwendig voller Milch und giftig. Die Blüten sind Kätzlein, und sehen als wie ungefehr des halben Fusses lange Aehren, mit vielen kleinen und dicken Zünglein oder Spitzen besetzet, die vortrefflich schöne roth sind. Die Früchte wachsen auf gantz andern Stämmen, von den Kätzlein abgesondert. Die jungen Früchte sehen wie kleine Hödlein aus, ein wenig dicker, als wie die an dem Bingelkraute, dem Männlein; daraus werden hernachmahls Aepfel, die was die äusserliche Grösse, Farbe und Figur betrifft, als wie die Apieäpfel sehen, und gut riechen. Ihr Fleisch ist voll gantz weisses Safts, als wie die Rinde und die Blätter, und gleichfals ein gar heftig Gift. Mitten in dem Fleische findet sich ein Kern, so dicke, als wie eine Kastanie, der ist hart und holtzig. Dieser Baum wächst auf den meisten Antilleninseln,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-02-19T20:05:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein; Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |