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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] genommen. Und kan mit allem Fug von ihm gesaget werden, daß es eines von den allerbesten Mitteln sey, die wir nur immer bey der Artzneykunst haben mögen, wann man die dicken, irdischen, bösartigen Feuchtigkeiten, die sich zu veste eingesetzt, zertheilen und von Grunde aus vertreiben will. Seine wunderlichste Würckung ist, daß es die salivation und geiffern rege machet und zuwege bringt, und auf die Weise alle die venerischen Gebresten, zusamt den spanschen Pocken und Frantzosen gründlich kan wegschaffen.

Wer dieses deutlicher verstehen will, derselbige muß wissen, wie daß das Venusgift in einer saltzigten oder sauren, tartarischen und groben Feuchtigkeit bestehe: wann dieses nach und nach zum gähren kommt, so verderbet sie das Blut mit denen andern Säften, und bringet alle die verdrießlichen und übeln accidentien zu wege, die daraus folgen. Wann demnach der Mercurius ist in den Leib getrieben worden, es sey nun, daß man ein Quecksilbersalblein aufgeschmieret, oder, daß man ihn einnehmen lassen, so zertheilet er, und vertheilet sich, als wie ein Rauch, durch den gantzen Leib, und hanget sich insonderheit an dieses Gift, weil diese sauere Materie weit besser, als sonst etwas anderes, sich schickt, denselben anzuhäckeln. Solchergestalt durchtringet er das Gift, und dessen saures Saltz durchtringt hingegen ihn, bey nahe auf die Art und Weise, als wann man das corrosivische sublimat will zubereiten; dann durch die Wärme und die circulation, oder den Umlauff der Feuchtigkeiten des Leibes im Kreise, wird dieses Gemenge vom Mercurius und dem Sauren alsbald nach dem Gehirne anfgeführt, und gleichsam sublimiret, gerade wie das corrosivische sublimat vom Feuer in der Matras auf und in die Höhe wird getrieben. Da geschiehets dann, daß der Kopf geschwillet und aufläufft, daß die Kinnbacken, der Gaumen und die Zunge voller Geschwüre werden, daß die Speichelgefäse sich ausdehnen, und daß man eben solche Schmertzen empfindet, als wann das corrosivische sublimat an diesen oder jenen Ort am Leibe, welcher roh ist, aufgesetzet wird. Diese Zufälle begleitet eine häuffige Geifferung oder Ausfluß des Speichels wider allen Willen, und dieselbe wird durch die Schärffe der Feuchtigkeit, die von dem Hirn herunter kommet, unterhalten, wie ingleichen von denen durchgehends ausgedehnten oder schlaff gemachten Speichelgängen. Dieser Fluß aus dem Munde währet so lange, bis alle giftige und saure Feuchtigkeit, samt dem Mercurius heraus, und aus dem Leibe ist geführet worden.

Hydrargyrus kommt von udor, aqua, Wasser, und arguros, argentum, Silber, quasi aqua argentea, als ob es heissen solte, Silberwasser oder Wassersilber: dann der Mercurius ist so flüßig, als wie Wasser, und hat eine Farbe, als wie Silber: um eben dieser Ursache wird er argentum vivum, das heist, lebendiges Silber, genennet.

Mercurius heist das Quecksilber, dieweil es flüchtig ist, und allezeit in Bewegung, gleichwie etwan Mercurius, der Götter Bote, vor diesem abgemahlet wurde: und weil die Astrologi und Chymisten vorgeben wollen, daß es von dem Planeten Mercurius seinen Einfluß überkäme.

Hydrocotyle.

Hydrocotyle vulgaris, Pit. Tournef.

Ranunculus aquaticus Cotyledonis folio, C.B.

Ranunculus aquaticus umbilicato folio, Col.

Cotyledon aquatica, Dod.

Cotyledon aquatica acris Septentrionalium, Lob.

Ist ein Kraut, das einen Hauffen schwancke Stengel treibet, als wie Rancken, die kriechen herum, und hängen sich an den Boden. Seine Blätter sind rund und hol, stehen auf kurtzen Stielen. Die Blüten sind klein, fünffblätterig, in Rosenform und weiß. Wann die Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die bestehet aus zweyen gar breiten Samen, welche von einander gesondert, die Gestalt eines halben Circkels haben. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Gewächs wächst im Moraste, und ist in etwas scharff von Geschmack: es führet viel phlegma, Oel, Sal essentiale und fixum.

Es eröffnet, reiniget, dient zu den Wunden.

Hydrocotyle kommt von udor, aqua, Wasser, und kotule, cavitas, eine Höle, weil dieses Kraut hole Blätter hat, und gerne im Wasser wächst.

Hyoscyamus.

Hyoscyamus.

Faba suilla.

Jusquiamus.

Herba cunicularis.

Dens caballinus.

frantzösisch, Jusquiame; Hannebanne.

teutsch, Bilsenkraut, Schlafkraut, Zigeunerkraut, Saubonen, Tollkraut.

Ist ein Kraut, dessen es allerhand Sorten giebt. Ich werde hier nur zwey der vornehmsten beschreiben.

Die erste heisset

Hyoscyamus vulgaris, J.B. Raji Hist.

Hyoscyamus niger, Ger.

Hyoscyamus vulgaris vel niger, C.B. Pit. Tournef.

Hyoscyamus flavus, Fuch.

Apollinaris, Cord. in Dioscor.

Die treibet einen Hauffen Stengel, zu anderthalben Fuß hoch, die sind dick und ästig, wie mit einem Hauffen Wolle überzogen. Die Blätter sind groß und breit, zerkerbet, weich und wollig, weißlicht, stehen eins ums andre und ohne alle Ordnung an den Stengeln. Die Blüten wachsen an den Stengeln, gantz dichte bey einander, sehen gelb und purperfarbig aus. Eine iede dererselben, ist nach des Herrn Tourneforts Erachten, eine Glocke, die gemeiniglich fünffmahl zertheilet ist, und in einem rauchen Kelche stehet, der als wie ein klein Schälgen formiret ist.

Nachdem diese Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die siehet einiger Massen als wie ein Kessel [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] genommen. Und kan mit allem Fug von ihm gesaget werden, daß es eines von den allerbesten Mitteln sey, die wir nur immer bey der Artzneykunst haben mögen, wann man die dicken, irdischen, bösartigen Feuchtigkeiten, die sich zu veste eingesetzt, zertheilen und von Grunde aus vertreiben will. Seine wunderlichste Würckung ist, daß es die salivation und geiffern rege machet und zuwege bringt, und auf die Weise alle die venerischen Gebresten, zusamt den spanschen Pocken und Frantzosen gründlich kan wegschaffen.

Wer dieses deutlicher verstehen will, derselbige muß wissen, wie daß das Venusgift in einer saltzigten oder sauren, tartarischen und groben Feuchtigkeit bestehe: wann dieses nach und nach zum gähren kommt, so verderbet sie das Blut mit denen andern Säften, und bringet alle die verdrießlichen und übeln accidentien zu wege, die daraus folgen. Wann demnach der Mercurius ist in den Leib getrieben worden, es sey nun, daß man ein Quecksilbersalblein aufgeschmieret, oder, daß man ihn einnehmen lassen, so zertheilet er, und vertheilet sich, als wie ein Rauch, durch den gantzen Leib, und hanget sich insonderheit an dieses Gift, weil diese sauere Materie weit besser, als sonst etwas anderes, sich schickt, denselben anzuhäckeln. Solchergestalt durchtringet er das Gift, und dessen saures Saltz durchtringt hingegen ihn, bey nahe auf die Art und Weise, als wann man das corrosivische sublimat will zubereiten; dann durch die Wärme und die circulation, oder den Umlauff der Feuchtigkeiten des Leibes im Kreise, wird dieses Gemenge vom Mercurius und dem Sauren alsbald nach dem Gehirne anfgeführt, und gleichsam sublimiret, gerade wie das corrosivische sublimat vom Feuer in der Matras auf und in die Höhe wird getrieben. Da geschiehets dann, daß der Kopf geschwillet und aufläufft, daß die Kinnbacken, der Gaumen und die Zunge voller Geschwüre werden, daß die Speichelgefäse sich ausdehnen, und daß man eben solche Schmertzen empfindet, als wann das corrosivische sublimat an diesen oder jenen Ort am Leibe, welcher roh ist, aufgesetzet wird. Diese Zufälle begleitet eine häuffige Geifferung oder Ausfluß des Speichels wider allen Willen, und dieselbe wird durch die Schärffe der Feuchtigkeit, die von dem Hirn herunter kommet, unterhalten, wie ingleichen von denen durchgehends ausgedehnten oder schlaff gemachten Speichelgängen. Dieser Fluß aus dem Munde währet so lange, bis alle giftige und saure Feuchtigkeit, samt dem Mercurius heraus, und aus dem Leibe ist geführet worden.

Hydrargyrus kommt von ὕδωρ, aqua, Wasser, und ἄργυρος, argentum, Silber, quasi aqua argentea, als ob es heissen solte, Silberwasser oder Wassersilber: dann der Mercurius ist so flüßig, als wie Wasser, und hat eine Farbe, als wie Silber: um eben dieser Ursache wird er argentum vivum, das heist, lebendiges Silber, genennet.

Mercurius heist das Quecksilber, dieweil es flüchtig ist, und allezeit in Bewegung, gleichwie etwan Mercurius, der Götter Bote, vor diesem abgemahlet wurde: und weil die Astrologi und Chymisten vorgeben wollen, daß es von dem Planeten Mercurius seinen Einfluß überkäme.

Hydrocotyle.

Hydrocotyle vulgaris, Pit. Tournef.

Ranunculus aquaticus Cotyledonis folio, C.B.

Ranunculus aquaticus umbilicato folio, Col.

Cotyledon aquatica, Dod.

Cotyledon aquatica acris Septentrionalium, Lob.

Ist ein Kraut, das einen Hauffen schwancke Stengel treibet, als wie Rancken, die kriechen herum, und hängen sich an den Boden. Seine Blätter sind rund und hol, stehen auf kurtzen Stielen. Die Blüten sind klein, fünffblätterig, in Rosenform und weiß. Wann die Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die bestehet aus zweyen gar breiten Samen, welche von einander gesondert, die Gestalt eines halben Circkels haben. Die Wurtzel ist zaserig. Dieses Gewächs wächst im Moraste, und ist in etwas scharff von Geschmack: es führet viel phlegma, Oel, Sal essentiale und fixum.

Es eröffnet, reiniget, dient zu den Wunden.

Hydrocotyle kommt von ὕδωρ, aqua, Wasser, und κοτύλη, cavitas, eine Höle, weil dieses Kraut hole Blätter hat, und gerne im Wasser wächst.

Hyoscyamus.

Hyoscyamus.

Faba suilla.

Jusquiamus.

Herba cunicularis.

Dens caballinus.

frantzösisch, Jusquiame; Hannebanne.

teutsch, Bilsenkraut, Schlafkraut, Zigeunerkraut, Saubonen, Tollkraut.

Ist ein Kraut, dessen es allerhand Sorten giebt. Ich werde hier nur zwey der vornehmsten beschreiben.

Die erste heisset

Hyoscyamus vulgaris, J.B. Raji Hist.

Hyoscyamus niger, Ger.

Hyoscyamus vulgaris vel niger, C.B. Pit. Tournef.

Hyoscyamus flavus, Fuch.

Apollinaris, Cord. in Dioscor.

Die treibet einen Hauffen Stengel, zu anderthalben Fuß hoch, die sind dick und ästig, wie mit einem Hauffen Wolle überzogen. Die Blätter sind groß und breit, zerkerbet, weich und wollig, weißlicht, stehen eins ums andre und ohne alle Ordnung an den Stengeln. Die Blüten wachsen an den Stengeln, gantz dichte bey einander, sehen gelb und purperfarbig aus. Eine iede dererselben, ist nach des Herrn Tourneforts Erachten, eine Glocke, die gemeiniglich fünffmahl zertheilet ist, und in einem rauchen Kelche stehet, der als wie ein klein Schälgen formiret ist.

Nachdem diese Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die siehet einiger Massen als wie ein Kessel [Ende Spaltensatz]

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[0298] genommen. Und kan mit allem Fug von ihm gesaget werden, daß es eines von den allerbesten Mitteln sey, die wir nur immer bey der Artzneykunst haben mögen, wann man die dicken, irdischen, bösartigen Feuchtigkeiten, die sich zu veste eingesetzt, zertheilen und von Grunde aus vertreiben will. Seine wunderlichste Würckung ist, daß es die salivation und geiffern rege machet und zuwege bringt, und auf die Weise alle die venerischen Gebresten, zusamt den spanschen Pocken und Frantzosen gründlich kan wegschaffen. Wer dieses deutlicher verstehen will, derselbige muß wissen, wie daß das Venusgift in einer saltzigten oder sauren, tartarischen und groben Feuchtigkeit bestehe: wann dieses nach und nach zum gähren kommt, so verderbet sie das Blut mit denen andern Säften, und bringet alle die verdrießlichen und übeln accidentien zu wege, die daraus folgen. 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Hyoscyamus flavus, Fuch. Apollinaris, Cord. in Dioscor. Die treibet einen Hauffen Stengel, zu anderthalben Fuß hoch, die sind dick und ästig, wie mit einem Hauffen Wolle überzogen. Die Blätter sind groß und breit, zerkerbet, weich und wollig, weißlicht, stehen eins ums andre und ohne alle Ordnung an den Stengeln. Die Blüten wachsen an den Stengeln, gantz dichte bey einander, sehen gelb und purperfarbig aus. Eine iede dererselben, ist nach des Herrn Tourneforts Erachten, eine Glocke, die gemeiniglich fünffmahl zertheilet ist, und in einem rauchen Kelche stehet, der als wie ein klein Schälgen formiret ist. Nachdem diese Blüte vergangen, so erscheinet eine Frucht, die siehet einiger Massen als wie ein Kessel

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/298>, abgerufen am 21.11.2024.