Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]
Blitum.

Blitum, frantzösisch, Blete, teutsch, Meyer, ist ein Kraut, dessen es zweyerley Gattungen giebet. Die eine ist weiß, die andere roth, und eine iedwede wird annoch in zwey andere Sorten abgetheilt, in grosse und kleine.

Die erste weisse heist Blitum album majus, C.B. grosser weisser Meyer; die treibet einen Stengel, ungefehr vier Fuß hoch, der ist vest, weiß und ästig. Seine Blätter sehen bald als wie des Mangolts, sind aber viel kleiner. Die Blumen sind klein, gar mosicht und grasgrün: der Samen ist länglicht, und siehet dem Samen der Melde nicht so gar ungleich. Die Wurtzel ist lang, und Daumens dick, ungeschmack, als wie das gantze Kraut.

Die andere weisse heist Blitum album minus, C.B. kleiner weisser Meyer, der treibet viel Stengel, etwan eines Fusses hoch, die sind untenher röthlicht, und oben weiß, spreiten sich auf dem Boden herum, sind schwammicht und voll Saft, fast rund, leicht zu zerbrechen. Die Blätter sind länglicht und vorne rund, von Farbe braungrün, und ohne Geschmack. Die Wurtzel geht tieff, ist dick, und um und um mit Fasen besetzet, übel auszuziehen, weiß und obenher ein wenig roth.

Die erste rothe heist Blitum rubrum majus, C.B. sive Blitum nigrum, Ang. grosser rother Meyer. Die ist von der ersten weissen blos durch die Farbe unterschieden, und daß ihre Blätter viel kleiner sind.

Die andere rothe heist Blitum rubrum minus, C.B. kleiner rother Meyer. Die treibet einen Hauffen röthlichte Stengel, welche auf der Erde liegen, und mit solchen Blättern besetzet sind, die als wie die an dem Nachtschatten, der in den Gärten gezogen wird, aussehen, sind iedoch ein gut Theil kleiner und haben mehr Adern, sehen schwärtzlicht grün, und haben keinen Geschmack. Die Blüten sind klein, und bestehen aus grasgrünen und mosichten Fäslein. Die Wurtzel ist ziemlich groß, roth und zasericht. Dieses Kraut ist bisweilen nur am Stengel roth, bisweilen aber über und über.

Der Meyer wird in Küchen und Krautgärten gezogen: er wächst aber auch überalle ungewartet, absonderlich in fetten Boden. Alle Sorten fühlen viel phlegma und Oel, wenig Saltz.

Sie befeuchten, erfrischen, erweichen, und sind gut in der rothen Ruhr, und für das Blut auswerffen.

Blitum, Griechisch, bliton, das heist so viel, als ein nichts werthes Ding, welcher Name dem Meyer dessentwegen ist gegeben worden, dieweil er gantz gemein, ohne allen Geschmack und von wenigen Kräften ist.

Boa.

Boa, Jonst. ist eine Wasserschlange, von unerhörter Grösse, welche dem Rindvieh nachzuschleichen pfleget. Daher auch ihr Namen entstanden. Sie sauget den Kühen die Eyter aus, dann sie ist eine treffliche Liebhaberin der Milch. In Calabria wird sie unterweilen gefunden. Unter Regierung Käysers Claudii ist eine getödtet worden, in deren Bauche man ein Kind gefunden, welches sie so gantz verschlungen. Ihr Biß entzündet den verletzten Theil. Auch wird gesagt, daß diese Schlange unterweilen so groß [Spaltenumbruch] sey, daß sie einen gantzen Ochsen könne verschlingen: welches iedoch schwerlich zu glauben.

Boa a bove, weil diese Schlange das Vieh verfolgt.

Boicininga.

Boicininga, Jonston.

Boicininga, G. Pison.

Domina serpentum, Nieremb.

Spanisch und Portugiesisch, Cascavel oder Tangedor.

frantzösisch, Serpent a sonnettes.

teutsch, Klapperschlange.

Ist eine Brasilianische Schlange, vier bis fünff Schuhe lang, und so dicke als ein Arm, von Farbe röthlicht und etwas gelblicht; der Kopf ist lang und etwa anderthalben Finger breit, die Augen sind klein, die Zunge zerspalten, als wie eine Gabel, die Zähne lang und spitzig, an dem Schwantze hat sie ein Corpus als wie ein ablanges Viereck zwey Finger lang und drüber, und über eines halben Fingers breit, das bestehet als wie aus kleinen truckenen, gantz und gläntzenden, in einander verschlungenen Gliedern, welche aschgrau und in etwas roth aussehen: dieses Corpus bekommt alle Jahr ein Glied mehr, und machet eben ein solch Geläut, als wie die Schellen, oder als wie eine Klapper, wann die Schlange fortkriechet, so daß man sie von ferne hören kan. Sie hält sich an Abwegen auf, und schiesset hinter den daselbst vorbeygehenden her, als ob sie flöge. Sie ist sehr giftig und gefährlich: und man sagt, die Reisenden führeten, um sich vor ihr zu verwahren, ein Stücklein von der Virginischen Natter- oder Schlangenwurtzel, Viperina radix, an einem Stocke vest gemacht, bey sich, von welcher Wurtzel gehöriges Ortes soll gehandelt werden; so bald sie nun aus dem Schall dieser Klapper vernehmen, daß die Schlange nicht weit sey, halten sie ihr die Wurtzel vor, deren Geruch sie ertödtete, oder doch nicht näher kommen liesse. Die Indianer in Mexico nennen diese Schlange Teutlaco cauhqui.

Ihr Fleisch dienet eben so gut, als das Vipernfleisch, wider den Gift, das Blut zu reinigen und Schweiß zu erregen.

Bojobi.

Bojobi, Pison. Jonston. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobre verde, die grüne Schlange zu nennen pflegen. Sie ist etwa eine Elle lang und Daumens dick, gläntzend grün, als wie Lauch, der Rachen ist lang, und die Zunge schwartz. Sie hält sich in den Gebäuden zwischen den Steinen auf, und thut niemand keinen Schaden, ohne wann man sie erzürnet, dann da richtet sie sich gerade in die Höhe auf ihren Schwantz, und beisset den nähesten in die Hand, welcher Biß dann so gefährlich ist, daß bey nahe die allerkräftigsten Mittel nichts nicht helffen. Die Indianischen Aertzte bedienen sich am meisten eines Krautes, das sie Caa-apia heissen, das lassen sie den Beschädigten verschlucken. Seine Wurtzel ist knotigt, die zerquetschen sie gantz und gar, und geben sie mit Wasser ein.

Das Fleisch dieser Schlange hat bey nahe eben solche Kraft als wie der andern Vipern, und wann das flüchtige Saltz daraus gezogen würde, solte es viel mehr ausrichten, als die Caa-apia.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
Blitum.

Blitum, frantzösisch, Blete, teutsch, Meyer, ist ein Kraut, dessen es zweyerley Gattungen giebet. Die eine ist weiß, die andere roth, und eine iedwede wird annoch in zwey andere Sorten abgetheilt, in grosse und kleine.

Die erste weisse heist Blitum album majus, C.B. grosser weisser Meyer; die treibet einen Stengel, ungefehr vier Fuß hoch, der ist vest, weiß und ästig. Seine Blätter sehen bald als wie des Mangolts, sind aber viel kleiner. Die Blumen sind klein, gar mosicht und grasgrün: der Samen ist länglicht, und siehet dem Samen der Melde nicht so gar ungleich. Die Wurtzel ist lang, und Daumens dick, ungeschmack, als wie das gantze Kraut.

Die andere weisse heist Blitum album minus, C.B. kleiner weisser Meyer, der treibet viel Stengel, etwan eines Fusses hoch, die sind untenher röthlicht, und oben weiß, spreiten sich auf dem Boden herum, sind schwammicht und voll Saft, fast rund, leicht zu zerbrechen. Die Blätter sind länglicht und vorne rund, von Farbe braungrün, und ohne Geschmack. Die Wurtzel geht tieff, ist dick, und um und um mit Fasen besetzet, übel auszuziehen, weiß und obenher ein wenig roth.

Die erste rothe heist Blitum rubrum majus, C.B. sive Blitum nigrum, Ang. grosser rother Meyer. Die ist von der ersten weissen blos durch die Farbe unterschieden, und daß ihre Blätter viel kleiner sind.

Die andere rothe heist Blitum rubrum minus, C.B. kleiner rother Meyer. Die treibet einen Hauffen röthlichte Stengel, welche auf der Erde liegen, und mit solchen Blättern besetzet sind, die als wie die an dem Nachtschatten, der in den Gärten gezogen wird, aussehen, sind iedoch ein gut Theil kleiner und haben mehr Adern, sehen schwärtzlicht grün, und haben keinen Geschmack. Die Blüten sind klein, und bestehen aus grasgrünen und mosichten Fäslein. Die Wurtzel ist ziemlich groß, roth und zasericht. Dieses Kraut ist bisweilen nur am Stengel roth, bisweilen aber über und über.

Der Meyer wird in Küchen und Krautgärten gezogen: er wächst aber auch überalle ungewartet, absonderlich in fetten Boden. Alle Sorten fühlen viel phlegma und Oel, wenig Saltz.

Sie befeuchten, erfrischen, erweichen, und sind gut in der rothen Ruhr, und für das Blut auswerffen.

Blitum, Griechisch, βλίτον, das heist so viel, als ein nichts werthes Ding, welcher Name dem Meyer dessentwegen ist gegeben worden, dieweil er gantz gemein, ohne allen Geschmack und von wenigen Kräften ist.

Boa.

Boa, Jonst. ist eine Wasserschlange, von unerhörter Grösse, welche dem Rindvieh nachzuschleichen pfleget. Daher auch ihr Namen entstanden. Sie sauget den Kühen die Eyter aus, dann sie ist eine treffliche Liebhaberin der Milch. In Calabria wird sie unterweilen gefunden. Unter Regierung Käysers Claudii ist eine getödtet worden, in deren Bauche man ein Kind gefunden, welches sie so gantz verschlungen. Ihr Biß entzündet den verletzten Theil. Auch wird gesagt, daß diese Schlange unterweilen so groß [Spaltenumbruch] sey, daß sie einen gantzen Ochsen könne verschlingen: welches iedoch schwerlich zu glauben.

Boa à bove, weil diese Schlange das Vieh verfolgt.

Boicininga.

Boicininga, Jonston.

Boicininga, G. Pison.

Domina serpentum, Nieremb.

Spanisch und Portugiesisch, Cascavel oder Tangedor.

frantzösisch, Serpent à sonnettes.

teutsch, Klapperschlange.

Ist eine Brasilianische Schlange, vier bis fünff Schuhe lang, und so dicke als ein Arm, von Farbe röthlicht und etwas gelblicht; der Kopf ist lang und etwa anderthalben Finger breit, die Augen sind klein, die Zunge zerspalten, als wie eine Gabel, die Zähne lang und spitzig, an dem Schwantze hat sie ein Corpus als wie ein ablanges Viereck zwey Finger lang und drüber, und über eines halben Fingers breit, das bestehet als wie aus kleinen truckenen, gantz und gläntzenden, in einander verschlungenen Gliedern, welche aschgrau und in etwas roth aussehen: dieses Corpus bekommt alle Jahr ein Glied mehr, und machet eben ein solch Geläut, als wie die Schellen, oder als wie eine Klapper, wann die Schlange fortkriechet, so daß man sie von ferne hören kan. Sie hält sich an Abwegen auf, und schiesset hinter den daselbst vorbeygehenden her, als ob sie flöge. Sie ist sehr giftig und gefährlich: und man sagt, die Reisenden führeten, um sich vor ihr zu verwahren, ein Stücklein von der Virginischen Natter- oder Schlangenwurtzel, Viperina radix, an einem Stocke vest gemacht, bey sich, von welcher Wurtzel gehöriges Ortes soll gehandelt werden; so bald sie nun aus dem Schall dieser Klapper vernehmen, daß die Schlange nicht weit sey, halten sie ihr die Wurtzel vor, deren Geruch sie ertödtete, oder doch nicht näher kommen liesse. Die Indianer in Mexico nennen diese Schlange Teutlaco cauhqui.

Ihr Fleisch dienet eben so gut, als das Vipernfleisch, wider den Gift, das Blut zu reinigen und Schweiß zu erregen.

Bojobi.

Bojobi, Pison. Jonston. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobre verde, die grüne Schlange zu nennen pflegen. Sie ist etwa eine Elle lang und Daumens dick, gläntzend grün, als wie Lauch, der Rachen ist lang, und die Zunge schwartz. Sie hält sich in den Gebäuden zwischen den Steinen auf, und thut niemand keinen Schaden, ohne wann man sie erzürnet, dann da richtet sie sich gerade in die Höhe auf ihren Schwantz, und beisset den nähesten in die Hand, welcher Biß dann so gefährlich ist, daß bey nahe die allerkräftigsten Mittel nichts nicht helffen. Die Indianischen Aertzte bedienen sich am meisten eines Krautes, das sie Caa-apia heissen, das lassen sie den Beschädigten verschlucken. Seine Wurtzel ist knotigt, die zerquetschen sie gantz und gar, und geben sie mit Wasser ein.

Das Fleisch dieser Schlange hat bey nahe eben solche Kraft als wie der andern Vipern, und wann das flüchtige Saltz daraus gezogen würde, solte es viel mehr ausrichten, als die Caa-apia.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0106"/>
        <cb type="start"/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Blitum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Blitum</hi>,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Blete,</hi></hi> teutsch, <hi rendition="#fr">Meyer,</hi> ist ein Kraut, dessen es zweyerley Gattungen giebet. Die eine ist weiß, die andere roth, und eine iedwede wird annoch in zwey andere Sorten abgetheilt, in grosse und kleine.</p><lb/>
          <p>Die erste weisse heist <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Blitum album majus,</hi> C.B.</hi> <hi rendition="#fr">grosser weisser Meyer;</hi> die treibet einen Stengel, ungefehr vier Fuß hoch, der ist vest, weiß und ästig. Seine Blätter sehen bald als wie des Mangolts, sind aber viel kleiner. Die Blumen sind klein, gar mosicht und grasgrün: der Samen ist länglicht, und siehet dem Samen der Melde nicht so gar ungleich. Die Wurtzel ist lang, und Daumens dick, ungeschmack, als wie das gantze Kraut.</p><lb/>
          <p>Die andere weisse heist <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Blitum album minus</hi>, C.B.</hi> <hi rendition="#fr">kleiner weisser Meyer,</hi> der treibet viel Stengel, etwan eines Fusses hoch, die sind untenher röthlicht, und oben weiß, spreiten sich auf dem Boden herum, sind schwammicht und voll Saft, fast rund, leicht zu zerbrechen. Die Blätter sind länglicht und vorne rund, von Farbe braungrün, und ohne Geschmack. Die Wurtzel geht tieff, ist dick, und um und um mit Fasen besetzet, übel auszuziehen, weiß und obenher ein wenig roth.</p><lb/>
          <p>Die erste rothe heist <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Blitum rubrum majus</hi>, C.B.<hi rendition="#g"> sive Blitum nigrum,</hi> Ang.</hi> <hi rendition="#fr">grosser rother Meyer.</hi> Die ist von der ersten weissen blos durch die Farbe unterschieden, und daß ihre Blätter viel kleiner sind.</p><lb/>
          <p>Die andere rothe heist <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Blitum rubrum minus,</hi> C.B.</hi> <hi rendition="#fr">kleiner rother Meyer.</hi> Die treibet einen Hauffen röthlichte Stengel, welche auf der Erde liegen, und mit solchen Blättern besetzet sind, die als wie die an dem Nachtschatten, der in den Gärten gezogen wird, aussehen, sind iedoch ein gut Theil kleiner und haben mehr Adern, sehen schwärtzlicht grün, und haben keinen Geschmack. Die Blüten sind klein, und bestehen aus grasgrünen und mosichten Fäslein. Die Wurtzel ist ziemlich groß, roth und zasericht. Dieses Kraut ist bisweilen nur am Stengel roth, bisweilen aber über und über.</p><lb/>
          <p>Der Meyer wird in Küchen und Krautgärten gezogen: er wächst aber auch überalle ungewartet, absonderlich in fetten Boden. Alle Sorten fühlen viel <hi rendition="#i">phlegma</hi> und Oel, wenig Saltz.</p><lb/>
          <p>Sie befeuchten, erfrischen, erweichen, und sind gut in der rothen Ruhr, und für das Blut auswerffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Blitum,</hi> Griechisch, <hi rendition="#i">&#x03B2;&#x03BB;&#x1F77;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD;,</hi> das heist so viel, als ein <hi rendition="#fr">nichts werthes Ding,</hi> welcher Name dem Meyer dessentwegen ist gegeben worden, dieweil er gantz gemein, ohne allen Geschmack und von wenigen Kräften ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Boa.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Boa,</hi> Jonst.</hi> ist eine Wasserschlange, von unerhörter Grösse, welche dem Rindvieh nachzuschleichen pfleget. Daher auch ihr Namen entstanden. Sie sauget den Kühen die Eyter aus, dann sie ist eine treffliche Liebhaberin der Milch. In Calabria wird sie unterweilen gefunden. Unter Regierung Käysers <hi rendition="#i">Claudii</hi> ist eine getödtet worden, in deren Bauche man ein Kind gefunden, welches sie so gantz verschlungen. Ihr Biß entzündet den verletzten Theil. Auch wird gesagt, daß diese Schlange unterweilen so groß <cb/>
sey, daß sie einen gantzen Ochsen könne verschlingen: welches iedoch schwerlich zu glauben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Boa à bove,</hi> weil diese Schlange das Vieh verfolgt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Boicininga.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Boicininga</hi>, Jonston.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Boicininga,</hi> G. Pison.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Domina serpentum,</hi> Nieremb.</hi> </p><lb/>
          <p>Spanisch und Portugiesisch, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cascavel</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Tangedor.</hi></hi></p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Serpent à sonnettes.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Klapperschlange.</hi></p><lb/>
          <p>Ist eine Brasilianische Schlange, vier bis fünff Schuhe lang, und so dicke als ein Arm, von Farbe röthlicht und etwas gelblicht; der Kopf ist lang und etwa anderthalben Finger breit, die Augen sind klein, die Zunge zerspalten, als wie eine Gabel, die Zähne lang und spitzig, an dem Schwantze hat sie ein Corpus als wie ein ablanges Viereck zwey Finger lang und drüber, und über eines halben Fingers breit, das bestehet als wie aus kleinen truckenen, gantz und gläntzenden, in einander verschlungenen Gliedern, welche aschgrau und in etwas roth aussehen: dieses Corpus bekommt alle Jahr ein Glied mehr, und machet eben ein solch Geläut, als wie die Schellen, oder als wie eine Klapper, wann die Schlange fortkriechet, so daß man sie von ferne hören kan. Sie hält sich an Abwegen auf, und schiesset hinter den daselbst vorbeygehenden her, als ob sie flöge. Sie ist sehr giftig und gefährlich: und man sagt, die Reisenden führeten, um sich vor ihr zu verwahren, ein Stücklein von der <hi rendition="#fr">Virginischen Natter</hi>- oder <hi rendition="#fr">Schlangenwurtzel,</hi> <hi rendition="#i">Viperina radix,</hi> an einem Stocke vest gemacht, bey sich, von welcher Wurtzel gehöriges Ortes soll gehandelt werden; so bald sie nun aus dem Schall dieser Klapper vernehmen, daß die Schlange nicht weit sey, halten sie ihr die Wurtzel vor, deren Geruch sie ertödtete, oder doch nicht näher kommen liesse. Die Indianer in Mexico nennen diese Schlange <hi rendition="#i">Teutlaco cauhqui.</hi></p><lb/>
          <p>Ihr Fleisch dienet eben so gut, als das Vipernfleisch, wider den Gift, das Blut zu reinigen und Schweiß zu erregen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Bojobi.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bojobi,</hi> Pison. Jonston.</hi> ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen <hi rendition="#i">Cobre verde,</hi> die grüne Schlange zu nennen pflegen. Sie ist etwa eine Elle lang und Daumens dick, gläntzend grün, als wie Lauch, der Rachen ist lang, und die Zunge schwartz. Sie hält sich in den Gebäuden zwischen den Steinen auf, und thut niemand keinen Schaden, ohne wann man sie erzürnet, dann da richtet sie sich gerade in die Höhe auf ihren Schwantz, und beisset den nähesten in die Hand, welcher Biß dann so gefährlich ist, daß bey nahe die allerkräftigsten Mittel nichts nicht helffen. Die Indianischen Aertzte bedienen sich am meisten eines Krautes, das sie <hi rendition="#i">Caa-apia</hi> heissen, das lassen sie den Beschädigten verschlucken. Seine Wurtzel ist knotigt, die zerquetschen sie gantz und gar, und geben sie mit Wasser ein.</p><lb/>
          <p>Das Fleisch dieser Schlange hat bey nahe eben solche Kraft als wie der andern Vipern, und wann das flüchtige Saltz daraus gezogen würde, solte es viel mehr ausrichten, als die <hi rendition="#i">Caa-apia.</hi></p>
        </div><lb/>
        <cb type="end"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0106] Blitum. Blitum, frantzösisch, Blete, teutsch, Meyer, ist ein Kraut, dessen es zweyerley Gattungen giebet. Die eine ist weiß, die andere roth, und eine iedwede wird annoch in zwey andere Sorten abgetheilt, in grosse und kleine. Die erste weisse heist Blitum album majus, C.B. grosser weisser Meyer; die treibet einen Stengel, ungefehr vier Fuß hoch, der ist vest, weiß und ästig. Seine Blätter sehen bald als wie des Mangolts, sind aber viel kleiner. Die Blumen sind klein, gar mosicht und grasgrün: der Samen ist länglicht, und siehet dem Samen der Melde nicht so gar ungleich. Die Wurtzel ist lang, und Daumens dick, ungeschmack, als wie das gantze Kraut. Die andere weisse heist Blitum album minus, C.B. kleiner weisser Meyer, der treibet viel Stengel, etwan eines Fusses hoch, die sind untenher röthlicht, und oben weiß, spreiten sich auf dem Boden herum, sind schwammicht und voll Saft, fast rund, leicht zu zerbrechen. Die Blätter sind länglicht und vorne rund, von Farbe braungrün, und ohne Geschmack. Die Wurtzel geht tieff, ist dick, und um und um mit Fasen besetzet, übel auszuziehen, weiß und obenher ein wenig roth. Die erste rothe heist Blitum rubrum majus, C.B. sive Blitum nigrum, Ang. grosser rother Meyer. Die ist von der ersten weissen blos durch die Farbe unterschieden, und daß ihre Blätter viel kleiner sind. Die andere rothe heist Blitum rubrum minus, C.B. kleiner rother Meyer. Die treibet einen Hauffen röthlichte Stengel, welche auf der Erde liegen, und mit solchen Blättern besetzet sind, die als wie die an dem Nachtschatten, der in den Gärten gezogen wird, aussehen, sind iedoch ein gut Theil kleiner und haben mehr Adern, sehen schwärtzlicht grün, und haben keinen Geschmack. Die Blüten sind klein, und bestehen aus grasgrünen und mosichten Fäslein. Die Wurtzel ist ziemlich groß, roth und zasericht. Dieses Kraut ist bisweilen nur am Stengel roth, bisweilen aber über und über. Der Meyer wird in Küchen und Krautgärten gezogen: er wächst aber auch überalle ungewartet, absonderlich in fetten Boden. Alle Sorten fühlen viel phlegma und Oel, wenig Saltz. Sie befeuchten, erfrischen, erweichen, und sind gut in der rothen Ruhr, und für das Blut auswerffen. Blitum, Griechisch, βλίτον, das heist so viel, als ein nichts werthes Ding, welcher Name dem Meyer dessentwegen ist gegeben worden, dieweil er gantz gemein, ohne allen Geschmack und von wenigen Kräften ist. Boa. Boa, Jonst. ist eine Wasserschlange, von unerhörter Grösse, welche dem Rindvieh nachzuschleichen pfleget. Daher auch ihr Namen entstanden. Sie sauget den Kühen die Eyter aus, dann sie ist eine treffliche Liebhaberin der Milch. In Calabria wird sie unterweilen gefunden. Unter Regierung Käysers Claudii ist eine getödtet worden, in deren Bauche man ein Kind gefunden, welches sie so gantz verschlungen. Ihr Biß entzündet den verletzten Theil. Auch wird gesagt, daß diese Schlange unterweilen so groß sey, daß sie einen gantzen Ochsen könne verschlingen: welches iedoch schwerlich zu glauben. Boa à bove, weil diese Schlange das Vieh verfolgt. Boicininga. Boicininga, Jonston. Boicininga, G. Pison. Domina serpentum, Nieremb. Spanisch und Portugiesisch, Cascavel oder Tangedor. frantzösisch, Serpent à sonnettes. teutsch, Klapperschlange. Ist eine Brasilianische Schlange, vier bis fünff Schuhe lang, und so dicke als ein Arm, von Farbe röthlicht und etwas gelblicht; der Kopf ist lang und etwa anderthalben Finger breit, die Augen sind klein, die Zunge zerspalten, als wie eine Gabel, die Zähne lang und spitzig, an dem Schwantze hat sie ein Corpus als wie ein ablanges Viereck zwey Finger lang und drüber, und über eines halben Fingers breit, das bestehet als wie aus kleinen truckenen, gantz und gläntzenden, in einander verschlungenen Gliedern, welche aschgrau und in etwas roth aussehen: dieses Corpus bekommt alle Jahr ein Glied mehr, und machet eben ein solch Geläut, als wie die Schellen, oder als wie eine Klapper, wann die Schlange fortkriechet, so daß man sie von ferne hören kan. Sie hält sich an Abwegen auf, und schiesset hinter den daselbst vorbeygehenden her, als ob sie flöge. Sie ist sehr giftig und gefährlich: und man sagt, die Reisenden führeten, um sich vor ihr zu verwahren, ein Stücklein von der Virginischen Natter- oder Schlangenwurtzel, Viperina radix, an einem Stocke vest gemacht, bey sich, von welcher Wurtzel gehöriges Ortes soll gehandelt werden; so bald sie nun aus dem Schall dieser Klapper vernehmen, daß die Schlange nicht weit sey, halten sie ihr die Wurtzel vor, deren Geruch sie ertödtete, oder doch nicht näher kommen liesse. Die Indianer in Mexico nennen diese Schlange Teutlaco cauhqui. Ihr Fleisch dienet eben so gut, als das Vipernfleisch, wider den Gift, das Blut zu reinigen und Schweiß zu erregen. Bojobi. Bojobi, Pison. Jonston. ist eine Brasilianische Schlange, welche die Portugiesen Cobre verde, die grüne Schlange zu nennen pflegen. Sie ist etwa eine Elle lang und Daumens dick, gläntzend grün, als wie Lauch, der Rachen ist lang, und die Zunge schwartz. Sie hält sich in den Gebäuden zwischen den Steinen auf, und thut niemand keinen Schaden, ohne wann man sie erzürnet, dann da richtet sie sich gerade in die Höhe auf ihren Schwantz, und beisset den nähesten in die Hand, welcher Biß dann so gefährlich ist, daß bey nahe die allerkräftigsten Mittel nichts nicht helffen. Die Indianischen Aertzte bedienen sich am meisten eines Krautes, das sie Caa-apia heissen, das lassen sie den Beschädigten verschlucken. Seine Wurtzel ist knotigt, die zerquetschen sie gantz und gar, und geben sie mit Wasser ein. Das Fleisch dieser Schlange hat bey nahe eben solche Kraft als wie der andern Vipern, und wann das flüchtige Saltz daraus gezogen würde, solte es viel mehr ausrichten, als die Caa-apia.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/106
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/106>, abgerufen am 22.12.2024.