Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] sind alkalisch worden: dadurch wird das Zinn spröde und hart, da es zuvor weich war, daß mans hämmern kunte. Dann der Schwefel war die Ursach, daß es sich strecken liesse, und hielte des Metalls seine Theile aufs genaueste zusammen. Auch kan es wohl seyn, daß etwas weniges vom Salpeter und Weinsteinsaltze sich in den König von Zinn getrungen, und verholffen, daß es so spröde worden.

Man bringt Wißmuth zu uns, der ist in runden Kuchen oder Stücken, die sind oben so platt, untenher rund erhaben, sehen auch eben also aus, als wie der König vom Spiesglas, wann er in einen Mörser ist gegossen worden, nachdem er im Flusse gestanden.

Der Wißmuth muß ausgesuchet werden, daß es feine saubere und gläntzende Stücken seyn, daran die Spiegel und Rauten fein breit und weiß sind, auch schön gläntzen. Die Zinngiesser mischen es unter das Zinn, damit es schön und klingend werde.

Es heilet und trocknet aus, wann es zerrieben und unter ein Sälblein oder Pflaster gemischet aufgeleget wird.

Es vermeinen zwar ihrer etliche, daß die hinterstellige Materie vom Kobalt in Teutschland, wann sie das Arsenicum davon sublimiret, nicht nur die Zaffera gäbe, sondern auch den Wißmuth: man habe sonst auch keinen andern. Allein ich befinde nicht die geringste Wahrscheinlichkeit bey diesen Gedancken. Dann, ausser dem daß wir aus England Wißmuth bekommen, woselbst jedoch kein Kobalt nicht zu finden ist, wann aller Wißmuth solte von dem Kobalt bereitet werden, so würde er noch viel rarer und theurer seyn, als er so ist; dieweil sie eben keine gar zu grosse Menge verfertigen könten.

Man hat mir unterschiedenemahl, zur Curiosität, aus Schweden und Teutschland kleine Stücken einer mineralischen Materie mitgebracht, die waren so groß wie eine Haselnuß, schön und gläntzend, mit einem Widerschein, wie kleine Rauten formiret und röthlicht, mit einer groben, dunckelgrauen Erde bedecket, und kamen aus der Grube, woselbst sie gehauen worden. Im Lande soll diese Materie Bismut naturell, natürlicher Wißmuth genennet werden: alleine sie ist rar.

Bison.

Bison, ist ein Geschlechte indianischer wilder Ochsen. Der Kopf ist kurtz, die Stirne breit, die Hörner sind krumm, spitzig, schwartz und gleissend. Die Augen sind groß, grimmig, greulich und gantz feurig. Seine Zunge ist so scharff, daß er die Haut wegnimmt und bluten machet, was er lecket. Der Hals ist mit einer Menge langer Haare bekleidet und ausgezieret, die riechen nach Moschus.

Die Hörner sollen den Schweiß erwecken und wider den Gift gut seyn, wann sie zu Pulver gemacht und eingenommen werden. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Sein Mist zertheilet gewaltig.

Bistorta.

Bistorta major radice magis intorta, G.B. Pit. Tournef.

Serpentaria mas, sive Bistorta, Fuch.

Bistorta media folio minus rugoso, J.B.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Bistorte.

teutsch, Natterwurtz.

Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, ziemlich breit und spitzige Blätter treibt, welche den Blättern der Mengel- oder Grindwurtz nicht gar ungleich sehen, sind aber voller Adern, und obenher grüner, als wie unten. Zwischen denenselben erheben sich die Stengel, die sind einen bis anderthalben Fuß hoch, rund und mit einigen kleinen Blätterlein besetzt, und haben auf ihren Spitzen Aehren, daran die kleinen fasichten Blümlein sitzen, welche fleischfarben oder purpurhaft aussehen. Wann die Blume abgefallen, so folget der dreyeckigte Samen, der ist gläntzend, als wie der Sauerampfersamen, und steckt in einer Hülse, welcher der Blume zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist Daumensdick, fleischigt, gekrümmt, zweyfach in einander geschlungen, voller Ringe, auswendig braun oder schwärtzlicht, inwendig roth, mit Zasern umgeben und besetzt, und hat einen anziehenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an feuchten Orten, auch wo es Hügel giebt. Die Wurtzel wird oft zur Artzney gebraucht, und aus warmen Landen zu uns überbracht.

Sie muß ausgesuchet werden, wann sie frisch ist, dick und völlig, fein trocken, dicht und von gutem Geruch. Sie führet viel Oel und Sal essentiale.

Sie hält an, widerstehet dem Gifte, stillet das Brechen, den Durchfall und Blutstürtzungen: verwehrt auch das unzeitige Gebähren.

Bistorta heist soviel als zweyfach geschlungen, dieweil die Wurtzel dieses Krautes gemeiniglich in einander geschlungen und gewunden ist.

Der Bistorta ist auch der Namen Colubrina, Serpentaria und Dracunculus gegeben worden: weil ihre Wurtzel sich wie eine Schlange schlinget. Sie heist ingleichen Britannica, dieweil sie ehedessen starck in Bretagne gewachsen.

An ein und andern Stöcken von der Natterwurtz finden sich unten bey der Blume ein Hauffen kleine Knöttlein, die heissen bey einigen Scribenten Fungi bistortae, Batterwurtzschwämmlein: sind aber nichts als kleine Würtzlein, deren jedwedes eben ein solches Gewächse bringet, als wie das ist, das sie getragen hat.

Bitumen Judaicum.

Bitumen Judaicum.

Bitum Babylonicum.

Asphaltus.

frantzösisch, Bitume de Judee.

teutsch, Judenleim, Judenpech.

Das ist ein Hartz, oder ein dichtes oder gar brüchiges Wesen, schwartz als wie Pech, schweflicht, und brennet leicht, dabey es einen starcken unangenehmen Geruch giebet. Es wird schwimmend auf dem lacu oder mari asphaltite, dem toden Meer, angetroffen, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sind alkalisch worden: dadurch wird das Zinn spröde und hart, da es zuvor weich war, daß mans hämmern kunte. Dann der Schwefel war die Ursach, daß es sich strecken liesse, und hielte des Metalls seine Theile aufs genaueste zusammen. Auch kan es wohl seyn, daß etwas weniges vom Salpeter und Weinsteinsaltze sich in den König von Zinn getrungen, und verholffen, daß es so spröde worden.

Man bringt Wißmuth zu uns, der ist in runden Kuchen oder Stücken, die sind oben so platt, untenher rund erhaben, sehen auch eben also aus, als wie der König vom Spiesglas, wann er in einen Mörser ist gegossen worden, nachdem er im Flusse gestanden.

Der Wißmuth muß ausgesuchet werden, daß es feine saubere und gläntzende Stücken seyn, daran die Spiegel und Rauten fein breit und weiß sind, auch schön gläntzen. Die Zinngiesser mischen es unter das Zinn, damit es schön und klingend werde.

Es heilet und trocknet aus, wann es zerrieben und unter ein Sälblein oder Pflaster gemischet aufgeleget wird.

Es vermeinen zwar ihrer etliche, daß die hinterstellige Materie vom Kobalt in Teutschland, wann sie das Arsenicum davon sublimiret, nicht nur die Zaffera gäbe, sondern auch den Wißmuth: man habe sonst auch keinen andern. Allein ich befinde nicht die geringste Wahrscheinlichkeit bey diesen Gedancken. Dann, ausser dem daß wir aus England Wißmuth bekommen, woselbst jedoch kein Kobalt nicht zu finden ist, wann aller Wißmuth solte von dem Kobalt bereitet werden, so würde er noch viel rarer und theurer seyn, als er so ist; dieweil sie eben keine gar zu grosse Menge verfertigen könten.

Man hat mir unterschiedenemahl, zur Curiosität, aus Schweden und Teutschland kleine Stücken einer mineralischen Materie mitgebracht, die waren so groß wie eine Haselnuß, schön und gläntzend, mit einem Widerschein, wie kleine Rauten formiret und röthlicht, mit einer groben, dunckelgrauen Erde bedecket, und kamen aus der Grube, woselbst sie gehauen worden. Im Lande soll diese Materie Bismut naturell, natürlicher Wißmuth genennet werden: alleine sie ist rar.

Bison.

Bison, ist ein Geschlechte indianischer wilder Ochsen. Der Kopf ist kurtz, die Stirne breit, die Hörner sind krumm, spitzig, schwartz und gleissend. Die Augen sind groß, grimmig, greulich und gantz feurig. Seine Zunge ist so scharff, daß er die Haut wegnimmt und bluten machet, was er lecket. Der Hals ist mit einer Menge langer Haare bekleidet und ausgezieret, die riechen nach Moschus.

Die Hörner sollen den Schweiß erwecken und wider den Gift gut seyn, wann sie zu Pulver gemacht und eingenommen werden. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Sein Mist zertheilet gewaltig.

Bistorta.

Bistorta major radice magis intorta, G.B. Pit. Tournef.

Serpentaria mas, sive Bistorta, Fuch.

Bistorta media folio minus rugoso, J.B.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Bistorte.

teutsch, Natterwurtz.

Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, ziemlich breit und spitzige Blätter treibt, welche den Blättern der Mengel- oder Grindwurtz nicht gar ungleich sehen, sind aber voller Adern, und obenher grüner, als wie unten. Zwischen denenselben erheben sich die Stengel, die sind einen bis anderthalben Fuß hoch, rund und mit einigen kleinen Blätterlein besetzt, und haben auf ihren Spitzen Aehren, daran die kleinen fasichten Blümlein sitzen, welche fleischfarben oder purpurhaft aussehen. Wann die Blume abgefallen, so folget der dreyeckigte Samen, der ist gläntzend, als wie der Sauerampfersamen, und steckt in einer Hülse, welcher der Blume zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist Daumensdick, fleischigt, gekrümmt, zweyfach in einander geschlungen, voller Ringe, auswendig braun oder schwärtzlicht, inwendig roth, mit Zasern umgeben und besetzt, und hat einen anziehenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an feuchten Orten, auch wo es Hügel giebt. Die Wurtzel wird oft zur Artzney gebraucht, und aus warmen Landen zu uns überbracht.

Sie muß ausgesuchet werden, wann sie frisch ist, dick und völlig, fein trocken, dicht und von gutem Geruch. Sie führet viel Oel und Sal essentiale.

Sie hält an, widerstehet dem Gifte, stillet das Brechen, den Durchfall und Blutstürtzungen: verwehrt auch das unzeitige Gebähren.

Bistorta heist soviel als zweyfach geschlungen, dieweil die Wurtzel dieses Krautes gemeiniglich in einander geschlungen und gewunden ist.

Der Bistorta ist auch der Namen Colubrina, Serpentaria und Dracunculus gegeben worden: weil ihre Wurtzel sich wie eine Schlange schlinget. Sie heist ingleichen Britannica, dieweil sie ehedessen starck in Bretagne gewachsen.

An ein und andern Stöcken von der Natterwurtz finden sich unten bey der Blume ein Hauffen kleine Knöttlein, die heissen bey einigen Scribenten Fungi bistortæ, Batterwurtzschwämmlein: sind aber nichts als kleine Würtzlein, deren jedwedes eben ein solches Gewächse bringet, als wie das ist, das sie getragen hat.

Bitumen Judaicum.

Bitumen Judaicum.

Bitum Babylonicum.

Asphaltus.

frantzösisch, Bitume de Judée.

teutsch, Judenleim, Judenpech.

Das ist ein Hartz, oder ein dichtes oder gar brüchiges Wesen, schwartz als wie Pech, schweflicht, und brennet leicht, dabey es einen starcken unangenehmen Geruch giebet. Es wird schwimmend auf dem lacu oder mari asphaltite, dem toden Meer, angetroffen, [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0104"/><cb type="start"/>
sind alkalisch worden: dadurch wird das Zinn spröde und hart, da es zuvor weich war, daß mans hämmern kunte. Dann der Schwefel war die Ursach, daß es sich strecken liesse, und hielte des Metalls seine Theile aufs genaueste zusammen. Auch kan es wohl seyn, daß etwas weniges vom Salpeter und Weinsteinsaltze sich in den König von Zinn getrungen, und verholffen, daß es so spröde worden.</p><lb/>
          <p>Man bringt Wißmuth zu uns, der ist in runden Kuchen oder Stücken, die sind oben so platt, untenher rund erhaben, sehen auch eben also aus, als wie der König vom Spiesglas, wann er in einen Mörser ist gegossen worden, nachdem er im Flusse gestanden.</p><lb/>
          <p>Der Wißmuth muß ausgesuchet werden, daß es feine saubere und gläntzende Stücken seyn, daran die Spiegel und Rauten fein breit und weiß sind, auch schön gläntzen. Die Zinngiesser mischen es unter das Zinn, damit es schön und klingend werde.</p><lb/>
          <p>Es heilet und trocknet aus, wann es zerrieben und unter ein Sälblein oder Pflaster gemischet aufgeleget wird.</p><lb/>
          <p>Es vermeinen zwar ihrer etliche, daß die hinterstellige Materie vom Kobalt in Teutschland, wann sie das <hi rendition="#i">Arsenicum</hi> davon <hi rendition="#i">sublimi</hi>ret, nicht nur die Zaffera gäbe, sondern auch den Wißmuth: man habe sonst auch keinen andern. Allein ich befinde nicht die geringste Wahrscheinlichkeit bey diesen Gedancken. Dann, ausser dem daß wir aus England Wißmuth bekommen, woselbst jedoch kein Kobalt nicht zu finden ist, wann aller Wißmuth solte von dem Kobalt bereitet werden, so würde er noch viel rarer und theurer seyn, als er so ist; dieweil sie eben keine gar zu grosse Menge verfertigen könten.</p><lb/>
          <p>Man hat mir unterschiedenemahl, zur Curiosität, aus Schweden und Teutschland kleine Stücken einer mineralischen Materie mitgebracht, die waren so groß wie eine Haselnuß, schön und gläntzend, mit einem Widerschein, wie kleine Rauten formiret und röthlicht, mit einer groben, dunckelgrauen Erde bedecket, und kamen aus der Grube, woselbst sie gehauen worden. Im Lande soll diese Materie <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bismut naturell</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">natürlicher Wißmuth</hi> genennet werden: alleine sie ist rar.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Bison.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Bison,</hi></hi> ist ein Geschlechte indianischer wilder Ochsen. Der Kopf ist kurtz, die Stirne breit, die Hörner sind krumm, spitzig, schwartz und gleissend. Die Augen sind groß, grimmig, greulich und gantz feurig. Seine Zunge ist so scharff, daß er die Haut wegnimmt und bluten machet, was er lecket. Der Hals ist mit einer Menge langer Haare bekleidet und ausgezieret, die riechen nach Moschus.</p><lb/>
          <p>Die Hörner sollen den Schweiß erwecken und wider den Gift gut seyn, wann sie zu Pulver gemacht und eingenommen werden. Die <hi rendition="#i">dosis</hi> ist von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.</p><lb/>
          <p>Sein Mist zertheilet gewaltig.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Bistorta.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bistorta major radice magis intorta</hi>, G.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Serpentaria mas, sive Bistorta</hi>, Fuch.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Bistorta media folio minus rugoso</hi>, J.B.</hi> </p>
          <cb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Bistorte.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Natterwurtz.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, ziemlich breit und spitzige Blätter treibt, welche den Blättern der Mengel- oder Grindwurtz nicht gar ungleich sehen, sind aber voller Adern, und obenher grüner, als wie unten. Zwischen denenselben erheben sich die Stengel, die sind einen bis anderthalben Fuß hoch, rund und mit einigen kleinen Blätterlein besetzt, und haben auf ihren Spitzen Aehren, daran die kleinen fasichten Blümlein sitzen, welche fleischfarben oder purpurhaft aussehen. Wann die Blume abgefallen, so folget der dreyeckigte Samen, der ist gläntzend, als wie der Sauerampfersamen, und steckt in einer Hülse, welcher der Blume zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist Daumensdick, fleischigt, gekrümmt, zweyfach in einander geschlungen, voller Ringe, auswendig braun oder schwärtzlicht, inwendig roth, mit Zasern umgeben und besetzt, und hat einen anziehenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an feuchten Orten, auch wo es Hügel giebt. Die Wurtzel wird oft zur Artzney gebraucht, und aus warmen Landen zu uns überbracht.</p><lb/>
          <p>Sie muß ausgesuchet werden, wann sie frisch ist, dick und völlig, fein trocken, dicht und von gutem Geruch. Sie führet viel Oel und <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie hält an, widerstehet dem Gifte, stillet das Brechen, den Durchfall und Blutstürtzungen: verwehrt auch das unzeitige Gebähren.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Bistorta</hi> heist soviel als <hi rendition="#fr">zweyfach geschlungen,</hi> dieweil die Wurtzel dieses Krautes gemeiniglich in einander geschlungen und gewunden ist.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#i">Bistorta</hi> ist auch der Namen <hi rendition="#i">Colubrina, Serpentaria</hi> und <hi rendition="#i">Dracunculus</hi> gegeben worden: weil ihre Wurtzel sich wie eine Schlange schlinget. Sie heist ingleichen <hi rendition="#i">Britannica,</hi> dieweil sie ehedessen starck in <hi rendition="#i">Bretagne</hi> gewachsen.</p><lb/>
          <p>An ein und andern Stöcken von der Natterwurtz finden sich unten bey der Blume ein Hauffen kleine Knöttlein, die heissen bey einigen Scribenten <hi rendition="#i">Fungi bistortæ,</hi> <hi rendition="#fr">Batterwurtzschwämmlein:</hi> sind aber nichts als kleine Würtzlein, deren jedwedes eben ein solches Gewächse bringet, als wie das ist, das sie getragen hat.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Bitumen Judaicum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Bitumen Judaicum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Bitum Babylonicum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Asphaltus.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Bitume de Judée.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Judenleim, Judenpech.</hi></p><lb/>
          <p>Das ist ein Hartz, oder ein dichtes oder gar brüchiges Wesen, schwartz als wie Pech, schweflicht, und brennet leicht, dabey es einen starcken unangenehmen Geruch giebet. Es wird schwimmend auf dem <hi rendition="#i">lacu</hi> oder <hi rendition="#i">mari asphaltite,</hi> dem toden Meer, angetroffen, <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0104] sind alkalisch worden: dadurch wird das Zinn spröde und hart, da es zuvor weich war, daß mans hämmern kunte. Dann der Schwefel war die Ursach, daß es sich strecken liesse, und hielte des Metalls seine Theile aufs genaueste zusammen. Auch kan es wohl seyn, daß etwas weniges vom Salpeter und Weinsteinsaltze sich in den König von Zinn getrungen, und verholffen, daß es so spröde worden. Man bringt Wißmuth zu uns, der ist in runden Kuchen oder Stücken, die sind oben so platt, untenher rund erhaben, sehen auch eben also aus, als wie der König vom Spiesglas, wann er in einen Mörser ist gegossen worden, nachdem er im Flusse gestanden. Der Wißmuth muß ausgesuchet werden, daß es feine saubere und gläntzende Stücken seyn, daran die Spiegel und Rauten fein breit und weiß sind, auch schön gläntzen. Die Zinngiesser mischen es unter das Zinn, damit es schön und klingend werde. Es heilet und trocknet aus, wann es zerrieben und unter ein Sälblein oder Pflaster gemischet aufgeleget wird. Es vermeinen zwar ihrer etliche, daß die hinterstellige Materie vom Kobalt in Teutschland, wann sie das Arsenicum davon sublimiret, nicht nur die Zaffera gäbe, sondern auch den Wißmuth: man habe sonst auch keinen andern. Allein ich befinde nicht die geringste Wahrscheinlichkeit bey diesen Gedancken. Dann, ausser dem daß wir aus England Wißmuth bekommen, woselbst jedoch kein Kobalt nicht zu finden ist, wann aller Wißmuth solte von dem Kobalt bereitet werden, so würde er noch viel rarer und theurer seyn, als er so ist; dieweil sie eben keine gar zu grosse Menge verfertigen könten. Man hat mir unterschiedenemahl, zur Curiosität, aus Schweden und Teutschland kleine Stücken einer mineralischen Materie mitgebracht, die waren so groß wie eine Haselnuß, schön und gläntzend, mit einem Widerschein, wie kleine Rauten formiret und röthlicht, mit einer groben, dunckelgrauen Erde bedecket, und kamen aus der Grube, woselbst sie gehauen worden. Im Lande soll diese Materie Bismut naturell, natürlicher Wißmuth genennet werden: alleine sie ist rar. Bison. Bison, ist ein Geschlechte indianischer wilder Ochsen. Der Kopf ist kurtz, die Stirne breit, die Hörner sind krumm, spitzig, schwartz und gleissend. Die Augen sind groß, grimmig, greulich und gantz feurig. Seine Zunge ist so scharff, daß er die Haut wegnimmt und bluten machet, was er lecket. Der Hals ist mit einer Menge langer Haare bekleidet und ausgezieret, die riechen nach Moschus. Die Hörner sollen den Schweiß erwecken und wider den Gift gut seyn, wann sie zu Pulver gemacht und eingenommen werden. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein. Sein Mist zertheilet gewaltig. Bistorta. Bistorta major radice magis intorta, G.B. Pit. Tournef. Serpentaria mas, sive Bistorta, Fuch. Bistorta media folio minus rugoso, J.B. frantzösisch, Bistorte. teutsch, Natterwurtz. Ist ein Kraut, das aus seiner Wurtzel lange, ziemlich breit und spitzige Blätter treibt, welche den Blättern der Mengel- oder Grindwurtz nicht gar ungleich sehen, sind aber voller Adern, und obenher grüner, als wie unten. Zwischen denenselben erheben sich die Stengel, die sind einen bis anderthalben Fuß hoch, rund und mit einigen kleinen Blätterlein besetzt, und haben auf ihren Spitzen Aehren, daran die kleinen fasichten Blümlein sitzen, welche fleischfarben oder purpurhaft aussehen. Wann die Blume abgefallen, so folget der dreyeckigte Samen, der ist gläntzend, als wie der Sauerampfersamen, und steckt in einer Hülse, welcher der Blume zum Kelch gedienet. Die Wurtzel ist Daumensdick, fleischigt, gekrümmt, zweyfach in einander geschlungen, voller Ringe, auswendig braun oder schwärtzlicht, inwendig roth, mit Zasern umgeben und besetzt, und hat einen anziehenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an feuchten Orten, auch wo es Hügel giebt. Die Wurtzel wird oft zur Artzney gebraucht, und aus warmen Landen zu uns überbracht. Sie muß ausgesuchet werden, wann sie frisch ist, dick und völlig, fein trocken, dicht und von gutem Geruch. Sie führet viel Oel und Sal essentiale. Sie hält an, widerstehet dem Gifte, stillet das Brechen, den Durchfall und Blutstürtzungen: verwehrt auch das unzeitige Gebähren. Bistorta heist soviel als zweyfach geschlungen, dieweil die Wurtzel dieses Krautes gemeiniglich in einander geschlungen und gewunden ist. Der Bistorta ist auch der Namen Colubrina, Serpentaria und Dracunculus gegeben worden: weil ihre Wurtzel sich wie eine Schlange schlinget. Sie heist ingleichen Britannica, dieweil sie ehedessen starck in Bretagne gewachsen. An ein und andern Stöcken von der Natterwurtz finden sich unten bey der Blume ein Hauffen kleine Knöttlein, die heissen bey einigen Scribenten Fungi bistortæ, Batterwurtzschwämmlein: sind aber nichts als kleine Würtzlein, deren jedwedes eben ein solches Gewächse bringet, als wie das ist, das sie getragen hat. Bitumen Judaicum. Bitumen Judaicum. Bitum Babylonicum. Asphaltus. frantzösisch, Bitume de Judée. teutsch, Judenleim, Judenpech. Das ist ein Hartz, oder ein dichtes oder gar brüchiges Wesen, schwartz als wie Pech, schweflicht, und brennet leicht, dabey es einen starcken unangenehmen Geruch giebet. Es wird schwimmend auf dem lacu oder mari asphaltite, dem toden Meer, angetroffen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/104
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/104>, abgerufen am 21.12.2024.