grösser als in jenem Falle, weil die Schmelztemperatur des Flusseisens höher liegt. Das einzige Mittel, die gleichzeitige Erzeugung einer aus- reichend reducirenden Gasatmosphäre und ausreichend hohen Tempe- ratur im unteren Theile des Hochofens zu bewirken, ist die Anwendung von Kohlen (Holzkohlen, Koks) neben den Gasen, welche, wie im Hochofen für Roheisendarstellung, gemeinschaftlich mit den Erzen auf- gegichtet werden; und die bis jetzt veröffentlichten Erfahrungen über den Verlauf des Bull'schen Processes zeigen auch, dass derselbe ohne dieses Mittel nicht durchführbar ist. Sobald man versuchte, ohne Kohlen zu arbeiten, trat, wie sich voraussehen liess, Abkühlung des Ofens ein.
Bei Anwendung von Kohlen aber wächst wieder die Schwierig- keit, ein kohlenstoffarmes Flusseisen zu gewinnen.
Bei Versuchen, welche im Jahre 1881 in Seraing angestellt wur- den1), erfolgte ein Eisen von sehr wechselnder Zusammensetzung und zwar enthielt dasselbe 0.5--2.5 Proc. Kohlenstoff, war also in dem letzteren Falle schwerlich noch schmiedbar, 0.1--3.40 Proc. Silicium, 0.3--1.3 Proc. Schwefel (!), 1--1.7 Proc. Phosphor. Der Verbrauch an Koks zur Vergasung und zum unmittelbaren Aufgichten im Ofen be- zifferte sich auf 2500--3000 kg per 1000 kg erzeugten Eisens. Die oben gegebenen Erörterungen legen den Schluss nahe, dass eine erheb- liche Verringerung dieses Brennstoffverbrauches auch kaum zu erreichen sein wird.
Trotz dieser keineswegs ermuthigenden Ergebnisse, welche im vollen Einklange zu der besprochenen Theorie des Processes stehen, soll sich in England eine Gesellschaft mit bedeutendem Anlagecapitale zur Benutzung des Verfahrens gefunden haben.
6. Die Flusseisendarstellung im Cupolofen.
Wenn man in einem gewöhnlichen Cupolofen, wie er auf S. 604 ff. beschrieben worden ist, Roheisen und schmiedbares Eisen in geeig- neten Gewichtsverhältnissen und in ausreichend hoher Temperatur zusammen einschmilzt, so lässt sich, wie von vorn herein zu erwarten ist, flüssiges schmiedbares Eisen -- Flusseisen beziehentlich Flussstahl -- darstellen, dessen Kohlenstoffgehalt theils von dem Kohlenstoff- gehalte des Gemisches, theils von der Oxydationswirkung des Schmelz- ofens abhängig ist.
Ein Schmelzen schmiedbaren Eisens im Cupolofen ohne Roheisen- zusatz würde zwar möglich sein, macht aber die Anwendung eines Cupolofens mit weniger stark oxydirender Gasatmosphäre als gewöhn- lich erforderlich. Enge Windeinströmungen und stark gepresster, am besten erhitzter Wind, daneben reichlicheres Verhältniss des Brennstoff- satzes zum Eisensatze würde hier erforderlich sein. Das Verfahren würde dadurch kostspieliger ausfallen als bei Roheisenzusatz.
Vielfach sind schon Versuche gemacht worden, den Process prak- tisch zu verwerthen. Dass derselbe wenig geeignet ist, ein brauch-
1) Vergl. Literatur. Abbildungen des Ofens nebst Zubehör: Iron, vol. XXI, p. 89; sowie die Patentschrift des deutschen Reiches, Kl. 18, Nr. 22993.
Die Flusseisendarstellung im Cupolofen.
grösser als in jenem Falle, weil die Schmelztemperatur des Flusseisens höher liegt. Das einzige Mittel, die gleichzeitige Erzeugung einer aus- reichend reducirenden Gasatmosphäre und ausreichend hohen Tempe- ratur im unteren Theile des Hochofens zu bewirken, ist die Anwendung von Kohlen (Holzkohlen, Koks) neben den Gasen, welche, wie im Hochofen für Roheisendarstellung, gemeinschaftlich mit den Erzen auf- gegichtet werden; und die bis jetzt veröffentlichten Erfahrungen über den Verlauf des Bull’schen Processes zeigen auch, dass derselbe ohne dieses Mittel nicht durchführbar ist. Sobald man versuchte, ohne Kohlen zu arbeiten, trat, wie sich voraussehen liess, Abkühlung des Ofens ein.
Bei Anwendung von Kohlen aber wächst wieder die Schwierig- keit, ein kohlenstoffarmes Flusseisen zu gewinnen.
Bei Versuchen, welche im Jahre 1881 in Seraing angestellt wur- den1), erfolgte ein Eisen von sehr wechselnder Zusammensetzung und zwar enthielt dasselbe 0.5—2.5 Proc. Kohlenstoff, war also in dem letzteren Falle schwerlich noch schmiedbar, 0.1—3.40 Proc. Silicium, 0.3—1.3 Proc. Schwefel (!), 1—1.7 Proc. Phosphor. Der Verbrauch an Koks zur Vergasung und zum unmittelbaren Aufgichten im Ofen be- zifferte sich auf 2500—3000 kg per 1000 kg erzeugten Eisens. Die oben gegebenen Erörterungen legen den Schluss nahe, dass eine erheb- liche Verringerung dieses Brennstoffverbrauches auch kaum zu erreichen sein wird.
Trotz dieser keineswegs ermuthigenden Ergebnisse, welche im vollen Einklange zu der besprochenen Theorie des Processes stehen, soll sich in England eine Gesellschaft mit bedeutendem Anlagecapitale zur Benutzung des Verfahrens gefunden haben.
6. Die Flusseisendarstellung im Cupolofen.
Wenn man in einem gewöhnlichen Cupolofen, wie er auf S. 604 ff. beschrieben worden ist, Roheisen und schmiedbares Eisen in geeig- neten Gewichtsverhältnissen und in ausreichend hoher Temperatur zusammen einschmilzt, so lässt sich, wie von vorn herein zu erwarten ist, flüssiges schmiedbares Eisen — Flusseisen beziehentlich Flussstahl — darstellen, dessen Kohlenstoffgehalt theils von dem Kohlenstoff- gehalte des Gemisches, theils von der Oxydationswirkung des Schmelz- ofens abhängig ist.
Ein Schmelzen schmiedbaren Eisens im Cupolofen ohne Roheisen- zusatz würde zwar möglich sein, macht aber die Anwendung eines Cupolofens mit weniger stark oxydirender Gasatmosphäre als gewöhn- lich erforderlich. Enge Windeinströmungen und stark gepresster, am besten erhitzter Wind, daneben reichlicheres Verhältniss des Brennstoff- satzes zum Eisensatze würde hier erforderlich sein. Das Verfahren würde dadurch kostspieliger ausfallen als bei Roheisenzusatz.
Vielfach sind schon Versuche gemacht worden, den Process prak- tisch zu verwerthen. Dass derselbe wenig geeignet ist, ein brauch-
1) Vergl. Literatur. Abbildungen des Ofens nebst Zubehör: Iron, vol. XXI, p. 89; sowie die Patentschrift des deutschen Reiches, Kl. 18, Nr. 22993.
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Die Flusseisendarstellung im Cupolofen.
grösser als in jenem Falle, weil die Schmelztemperatur des Flusseisens
höher liegt. Das einzige Mittel, die gleichzeitige Erzeugung einer aus-
reichend reducirenden Gasatmosphäre und ausreichend hohen Tempe-
ratur im unteren Theile des Hochofens zu bewirken, ist die Anwendung
von Kohlen (Holzkohlen, Koks) neben den Gasen, welche, wie im
Hochofen für Roheisendarstellung, gemeinschaftlich mit den Erzen auf-
gegichtet werden; und die bis jetzt veröffentlichten Erfahrungen über
den Verlauf des Bull’schen Processes zeigen auch, dass derselbe ohne
dieses Mittel nicht durchführbar ist. Sobald man versuchte, ohne
Kohlen zu arbeiten, trat, wie sich voraussehen liess, Abkühlung des
Ofens ein.
Bei Anwendung von Kohlen aber wächst wieder die Schwierig-
keit, ein kohlenstoffarmes Flusseisen zu gewinnen.
Bei Versuchen, welche im Jahre 1881 in Seraing angestellt wur-
den 1), erfolgte ein Eisen von sehr wechselnder Zusammensetzung und
zwar enthielt dasselbe 0.5—2.5 Proc. Kohlenstoff, war also in dem
letzteren Falle schwerlich noch schmiedbar, 0.1—3.40 Proc. Silicium,
0.3—1.3 Proc. Schwefel (!), 1—1.7 Proc. Phosphor. Der Verbrauch an
Koks zur Vergasung und zum unmittelbaren Aufgichten im Ofen be-
zifferte sich auf 2500—3000 kg per 1000 kg erzeugten Eisens. Die
oben gegebenen Erörterungen legen den Schluss nahe, dass eine erheb-
liche Verringerung dieses Brennstoffverbrauches auch kaum zu erreichen
sein wird.
Trotz dieser keineswegs ermuthigenden Ergebnisse, welche im
vollen Einklange zu der besprochenen Theorie des Processes stehen,
soll sich in England eine Gesellschaft mit bedeutendem Anlagecapitale
zur Benutzung des Verfahrens gefunden haben.
6. Die Flusseisendarstellung im Cupolofen.
Wenn man in einem gewöhnlichen Cupolofen, wie er auf S. 604 ff.
beschrieben worden ist, Roheisen und schmiedbares Eisen in geeig-
neten Gewichtsverhältnissen und in ausreichend hoher Temperatur
zusammen einschmilzt, so lässt sich, wie von vorn herein zu erwarten
ist, flüssiges schmiedbares Eisen — Flusseisen beziehentlich Flussstahl
— darstellen, dessen Kohlenstoffgehalt theils von dem Kohlenstoff-
gehalte des Gemisches, theils von der Oxydationswirkung des Schmelz-
ofens abhängig ist.
Ein Schmelzen schmiedbaren Eisens im Cupolofen ohne Roheisen-
zusatz würde zwar möglich sein, macht aber die Anwendung eines
Cupolofens mit weniger stark oxydirender Gasatmosphäre als gewöhn-
lich erforderlich. Enge Windeinströmungen und stark gepresster, am
besten erhitzter Wind, daneben reichlicheres Verhältniss des Brennstoff-
satzes zum Eisensatze würde hier erforderlich sein. Das Verfahren
würde dadurch kostspieliger ausfallen als bei Roheisenzusatz.
Vielfach sind schon Versuche gemacht worden, den Process prak-
tisch zu verwerthen. Dass derselbe wenig geeignet ist, ein brauch-
1) Vergl. Literatur. Abbildungen des Ofens nebst Zubehör: Iron, vol. XXI,
p. 89; sowie die Patentschrift des deutschen Reiches, Kl. 18, Nr. 22993.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/919>, abgerufen am 03.12.2024.
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