Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zuschläge beim Puddeln.
arbeit radiale Furchen durch das Metallbad ziehen, deren jede neben
der vorausgegangenen liegt.

Selbstverständlich müssen, damit diese Seitenbewegung möglich
sei, die Schubstangen l l1 in solcher Weise an die Kurbelwarze der
Scheibe b (Fig. 227) angeschlossen sein, dass auch sie in horizontaler
Ebene die erforderliche Beweglichkeit besitzen.

Hinsichtlich sonstiger Constructionen von Puddelmaschinen muss
auf die gegebene Literatur verwiesen werden.

Erfahrungsgemäss liegt der Hauptvortheil bei Anwendung von
Puddelmaschinen weniger in einer Ersparung an Arbeitslöhnen als viel-
mehr in einer Erleichterung der allerdings beschwerlichen Arbeit des
Puddelns, wodurch es den Eisenwerken dann wieder leichter gemacht
ist, die genügende Arbeiterzahl auch für einen ausgedehnten Betrieb
zu gewinnen. Von der natürlichen Veranlagung der Arbeiter selbst
wie von dem Angebote an Arbeitskräften in einer bestimmten Gegend
wird es demnach vorwiegend abhängen, ob die Benutzung der Puddel-
maschinen vortheilhaft sei oder nicht. Vergleicht man die Betriebs-
ergebnisse der mit Maschinen betriebenen Doppelpuddelöfen mit den-
jenigen einfacher Oefen ohne Maschinen, so wird naturgemäss eine
grössere Leistung und ein geringerer Brennstoffverbrauch der ersteren
sich ergeben; diese günstigeren Betriebsverhältnisse aber sind zunächst
nicht eine Folge der Anwendung von Maschinen -- obgleich deren
Anwendung gerade die Benutzung eines Doppelofens erleichtern mag --
sondern der Verarbeitung eines grösseren Einsatzes.

In England werden Puddelmaschinen verschiedener Construction
ziemlich häufig benutzt; weit seltener sind sie auf dem Continente,
wo ihre Anwendung fast ganz sich auf einige Hüttenwerke der Saar
und Mosel beschränkt.

Zuschläge beim Puddeln.

Seitdem der Puddelprocess anfing, eine hervorragende Stellung
unter den die Darstellung schmiedbaren Eisens bezweckenden Processen
einzunehmen, ist man vielfach bemüht gewesen, durch fremde Zu-
schläge beim Puddeln (neben der Schlacke) theils die Entkohlung zu
beschleunigen, hauptsächlich aber die Abscheidung des Phosphors und
daneben auch des Schwefels zu befördern.

Viele der in dieser Beziehung gemachten und auch theilweise ver-
suchsweise angewendeten Vorschläge verrathen von vorn herein eine
solche Unkenntniss des metallurgischen Verhaltens des Eisens, dass sie
mit Stillschweigen übergangen werden können1); andere dagegen erfüllen
unleugbar den Zweck, die Abscheidung von Phosphor und häufig auch
Schwefel zu erleichtern.

Die Wirkung dieser letzteren Mittel erstreckt sich in zweierlei
Richtung. Die einen wirken oxydirend, d. h. sie geben bei starker

1) Eine ausführliche Zusammenstellung der in dieser Beziehung gemachten,
oft lächerlich unpraktischen, oft rein empirischen Vorschläge enthält Wedding, Dar-
stellung des schmiedbaren Eisens, S. 257--286.
Ledebur, Handbuch. 51

Die Zuschläge beim Puddeln.
arbeit radiale Furchen durch das Metallbad ziehen, deren jede neben
der vorausgegangenen liegt.

Selbstverständlich müssen, damit diese Seitenbewegung möglich
sei, die Schubstangen l l1 in solcher Weise an die Kurbelwarze der
Scheibe b (Fig. 227) angeschlossen sein, dass auch sie in horizontaler
Ebene die erforderliche Beweglichkeit besitzen.

Hinsichtlich sonstiger Constructionen von Puddelmaschinen muss
auf die gegebene Literatur verwiesen werden.

Erfahrungsgemäss liegt der Hauptvortheil bei Anwendung von
Puddelmaschinen weniger in einer Ersparung an Arbeitslöhnen als viel-
mehr in einer Erleichterung der allerdings beschwerlichen Arbeit des
Puddelns, wodurch es den Eisenwerken dann wieder leichter gemacht
ist, die genügende Arbeiterzahl auch für einen ausgedehnten Betrieb
zu gewinnen. Von der natürlichen Veranlagung der Arbeiter selbst
wie von dem Angebote an Arbeitskräften in einer bestimmten Gegend
wird es demnach vorwiegend abhängen, ob die Benutzung der Puddel-
maschinen vortheilhaft sei oder nicht. Vergleicht man die Betriebs-
ergebnisse der mit Maschinen betriebenen Doppelpuddelöfen mit den-
jenigen einfacher Oefen ohne Maschinen, so wird naturgemäss eine
grössere Leistung und ein geringerer Brennstoffverbrauch der ersteren
sich ergeben; diese günstigeren Betriebsverhältnisse aber sind zunächst
nicht eine Folge der Anwendung von Maschinen — obgleich deren
Anwendung gerade die Benutzung eines Doppelofens erleichtern mag —
sondern der Verarbeitung eines grösseren Einsatzes.

In England werden Puddelmaschinen verschiedener Construction
ziemlich häufig benutzt; weit seltener sind sie auf dem Continente,
wo ihre Anwendung fast ganz sich auf einige Hüttenwerke der Saar
und Mosel beschränkt.

Zuschläge beim Puddeln.

Seitdem der Puddelprocess anfing, eine hervorragende Stellung
unter den die Darstellung schmiedbaren Eisens bezweckenden Processen
einzunehmen, ist man vielfach bemüht gewesen, durch fremde Zu-
schläge beim Puddeln (neben der Schlacke) theils die Entkohlung zu
beschleunigen, hauptsächlich aber die Abscheidung des Phosphors und
daneben auch des Schwefels zu befördern.

Viele der in dieser Beziehung gemachten und auch theilweise ver-
suchsweise angewendeten Vorschläge verrathen von vorn herein eine
solche Unkenntniss des metallurgischen Verhaltens des Eisens, dass sie
mit Stillschweigen übergangen werden können1); andere dagegen erfüllen
unleugbar den Zweck, die Abscheidung von Phosphor und häufig auch
Schwefel zu erleichtern.

Die Wirkung dieser letzteren Mittel erstreckt sich in zweierlei
Richtung. Die einen wirken oxydirend, d. h. sie geben bei starker

1) Eine ausführliche Zusammenstellung der in dieser Beziehung gemachten,
oft lächerlich unpraktischen, oft rein empirischen Vorschläge enthält Wedding, Dar-
stellung des schmiedbaren Eisens, S. 257—286.
Ledebur, Handbuch. 51
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0869" n="793"/><fw place="top" type="header">Die Zuschläge beim Puddeln.</fw><lb/>
arbeit radiale Furchen durch das Metallbad ziehen, deren jede neben<lb/>
der vorausgegangenen liegt.</p><lb/>
              <p>Selbstverständlich müssen, damit diese Seitenbewegung möglich<lb/>
sei, die Schubstangen <hi rendition="#i">l l</hi><hi rendition="#sub">1</hi> in solcher Weise an die Kurbelwarze der<lb/>
Scheibe <hi rendition="#i">b</hi> (Fig. 227) angeschlossen sein, dass auch sie in horizontaler<lb/>
Ebene die erforderliche Beweglichkeit besitzen.</p><lb/>
              <p>Hinsichtlich sonstiger Constructionen von Puddelmaschinen muss<lb/>
auf die gegebene Literatur verwiesen werden.</p><lb/>
              <p>Erfahrungsgemäss liegt der Hauptvortheil bei Anwendung von<lb/>
Puddelmaschinen weniger in einer Ersparung an Arbeitslöhnen als viel-<lb/>
mehr in einer Erleichterung der allerdings beschwerlichen Arbeit des<lb/>
Puddelns, wodurch es den Eisenwerken dann wieder leichter gemacht<lb/>
ist, die genügende Arbeiterzahl auch für einen ausgedehnten Betrieb<lb/>
zu gewinnen. Von der natürlichen Veranlagung der Arbeiter selbst<lb/>
wie von dem Angebote an Arbeitskräften in einer bestimmten Gegend<lb/>
wird es demnach vorwiegend abhängen, ob die Benutzung der Puddel-<lb/>
maschinen vortheilhaft sei oder nicht. Vergleicht man die Betriebs-<lb/>
ergebnisse der mit Maschinen betriebenen Doppelpuddelöfen mit den-<lb/>
jenigen einfacher Oefen ohne Maschinen, so wird naturgemäss eine<lb/>
grössere Leistung und ein geringerer Brennstoffverbrauch der ersteren<lb/>
sich ergeben; diese günstigeren Betriebsverhältnisse aber sind zunächst<lb/>
nicht eine Folge der Anwendung von Maschinen &#x2014; obgleich deren<lb/>
Anwendung gerade die Benutzung eines Doppelofens erleichtern mag &#x2014;<lb/>
sondern der Verarbeitung eines grösseren Einsatzes.</p><lb/>
              <p>In England werden Puddelmaschinen verschiedener Construction<lb/>
ziemlich häufig benutzt; weit seltener sind sie auf dem Continente,<lb/>
wo ihre Anwendung fast ganz sich auf einige Hüttenwerke der Saar<lb/>
und Mosel beschränkt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Zuschläge beim Puddeln.</hi> </head><lb/>
              <p>Seitdem der Puddelprocess anfing, eine hervorragende Stellung<lb/>
unter den die Darstellung schmiedbaren Eisens bezweckenden Processen<lb/>
einzunehmen, ist man vielfach bemüht gewesen, durch fremde Zu-<lb/>
schläge beim Puddeln (neben der Schlacke) theils die Entkohlung zu<lb/>
beschleunigen, hauptsächlich aber die Abscheidung des Phosphors und<lb/>
daneben auch des Schwefels zu befördern.</p><lb/>
              <p>Viele der in dieser Beziehung gemachten und auch theilweise ver-<lb/>
suchsweise angewendeten Vorschläge verrathen von vorn herein eine<lb/>
solche Unkenntniss des metallurgischen Verhaltens des Eisens, dass sie<lb/>
mit Stillschweigen übergangen werden können<note place="foot" n="1)">Eine ausführliche Zusammenstellung der in dieser Beziehung gemachten,<lb/>
oft lächerlich unpraktischen, oft rein empirischen Vorschläge enthält <hi rendition="#g">Wedding</hi>, Dar-<lb/>
stellung des schmiedbaren Eisens, S. 257&#x2014;286.</note>; andere dagegen erfüllen<lb/>
unleugbar den Zweck, die Abscheidung von Phosphor und häufig auch<lb/>
Schwefel zu erleichtern.</p><lb/>
              <p>Die Wirkung dieser letzteren Mittel erstreckt sich in zweierlei<lb/>
Richtung. Die einen wirken oxydirend, d. h. sie geben bei starker<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 51</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[793/0869] Die Zuschläge beim Puddeln. arbeit radiale Furchen durch das Metallbad ziehen, deren jede neben der vorausgegangenen liegt. Selbstverständlich müssen, damit diese Seitenbewegung möglich sei, die Schubstangen l l1 in solcher Weise an die Kurbelwarze der Scheibe b (Fig. 227) angeschlossen sein, dass auch sie in horizontaler Ebene die erforderliche Beweglichkeit besitzen. Hinsichtlich sonstiger Constructionen von Puddelmaschinen muss auf die gegebene Literatur verwiesen werden. Erfahrungsgemäss liegt der Hauptvortheil bei Anwendung von Puddelmaschinen weniger in einer Ersparung an Arbeitslöhnen als viel- mehr in einer Erleichterung der allerdings beschwerlichen Arbeit des Puddelns, wodurch es den Eisenwerken dann wieder leichter gemacht ist, die genügende Arbeiterzahl auch für einen ausgedehnten Betrieb zu gewinnen. Von der natürlichen Veranlagung der Arbeiter selbst wie von dem Angebote an Arbeitskräften in einer bestimmten Gegend wird es demnach vorwiegend abhängen, ob die Benutzung der Puddel- maschinen vortheilhaft sei oder nicht. Vergleicht man die Betriebs- ergebnisse der mit Maschinen betriebenen Doppelpuddelöfen mit den- jenigen einfacher Oefen ohne Maschinen, so wird naturgemäss eine grössere Leistung und ein geringerer Brennstoffverbrauch der ersteren sich ergeben; diese günstigeren Betriebsverhältnisse aber sind zunächst nicht eine Folge der Anwendung von Maschinen — obgleich deren Anwendung gerade die Benutzung eines Doppelofens erleichtern mag — sondern der Verarbeitung eines grösseren Einsatzes. In England werden Puddelmaschinen verschiedener Construction ziemlich häufig benutzt; weit seltener sind sie auf dem Continente, wo ihre Anwendung fast ganz sich auf einige Hüttenwerke der Saar und Mosel beschränkt. Zuschläge beim Puddeln. Seitdem der Puddelprocess anfing, eine hervorragende Stellung unter den die Darstellung schmiedbaren Eisens bezweckenden Processen einzunehmen, ist man vielfach bemüht gewesen, durch fremde Zu- schläge beim Puddeln (neben der Schlacke) theils die Entkohlung zu beschleunigen, hauptsächlich aber die Abscheidung des Phosphors und daneben auch des Schwefels zu befördern. Viele der in dieser Beziehung gemachten und auch theilweise ver- suchsweise angewendeten Vorschläge verrathen von vorn herein eine solche Unkenntniss des metallurgischen Verhaltens des Eisens, dass sie mit Stillschweigen übergangen werden können 1); andere dagegen erfüllen unleugbar den Zweck, die Abscheidung von Phosphor und häufig auch Schwefel zu erleichtern. Die Wirkung dieser letzteren Mittel erstreckt sich in zweierlei Richtung. Die einen wirken oxydirend, d. h. sie geben bei starker 1) Eine ausführliche Zusammenstellung der in dieser Beziehung gemachten, oft lächerlich unpraktischen, oft rein empirischen Vorschläge enthält Wedding, Dar- stellung des schmiedbaren Eisens, S. 257—286. Ledebur, Handbuch. 51

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/869
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/869>, abgerufen am 21.11.2024.