Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.

Nach Rollet 1) kann der Kalkzuschlag 100 -- 350 kg per 1000 kg
Roheisen, der Flussspathzuschlag 38 -- 50 kg betragen. Bei Versuchen,
welche in Givors angestellt wurden, erhielt man nach Rollet's An-
gabe folgende chemische Aenderungen des Roheisens:

[Tabelle]

Der Gehalt der Schlacken an Kieselsäure und Phosphorsäure darf
nach den in Givors gemachten Beobachtungen nicht über 18 Proc.
hinausgehen, und es muss die Menge des erforderlichen Zuschlages
dieser Bedingung entsprechend bemessen werden.

5. Die Entschweflung des Roheisens.

Da man bei der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen im Stande
ist, theils durch entsprechende Vorbereitung derselben (Rösten, Aus-
laugen), theils durch Bildung basischer Schlacken den grössten Theil
des Schwefelgehaltes sowohl der Erze als der Brennstoffe von dem
Roheisen fern zu halten, so besitzt eine Entschweflung des Roheisens
als besonderer Process nur selten eine gewisse Wichtigkeit. Das ein-
fachste Mittel dafür würde ein Schmelzen des Roheisens mit reich-
lichem Kalksteinzuschlage, unter Umständen mit Flussspathzusatz sein.
Bei den oben besprochenen, von Rollet in Givors angestellten Ver-
suchen, im Cupolofen eine Reinigung des Roheisens herbeizuführen,
war nicht allein die Entphosphorung, sondern auch die Entschweflung
beabsichtigt, und man scheint sogar absichtlich ein besonders schwefel-
reiches Roheisen für diesen Zweck dargestellt zu haben; die mit-
getheilten Analysen lassen erkennen, dass in Wirklichkeit die Ent-
schweflung in noch vollkommnerem Grade als die Entphosphorung
gelungen ist. Während aber die Entphosphorung aus den früher
erörterten Gründen durch eine niedrige Temperatur befördert wird, tritt
der Schwefel erfahrungsmässig um so vollständiger aus dem Roheisen
aus, in je höherer Temperatur dasselbe mit der basischen Schlacke in
Berührung gebracht wird.

Dass auch beim Krupp'schen Entphosphorungsprocess der grösste
Theil des anwesenden Schwefels mit dem Mangan aus dem Roheisen
austritt, zeigen die auf S. 626 mitgetheilten Analysen eines Roheisens
von dem Eisenwerke Phönix.

1) Vergl. Literatur.
Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.

Nach Rollet 1) kann der Kalkzuschlag 100 — 350 kg per 1000 kg
Roheisen, der Flussspathzuschlag 38 — 50 kg betragen. Bei Versuchen,
welche in Givors angestellt wurden, erhielt man nach Rollet’s An-
gabe folgende chemische Aenderungen des Roheisens:

[Tabelle]

Der Gehalt der Schlacken an Kieselsäure und Phosphorsäure darf
nach den in Givors gemachten Beobachtungen nicht über 18 Proc.
hinausgehen, und es muss die Menge des erforderlichen Zuschlages
dieser Bedingung entsprechend bemessen werden.

5. Die Entschweflung des Roheisens.

Da man bei der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen im Stande
ist, theils durch entsprechende Vorbereitung derselben (Rösten, Aus-
laugen), theils durch Bildung basischer Schlacken den grössten Theil
des Schwefelgehaltes sowohl der Erze als der Brennstoffe von dem
Roheisen fern zu halten, so besitzt eine Entschweflung des Roheisens
als besonderer Process nur selten eine gewisse Wichtigkeit. Das ein-
fachste Mittel dafür würde ein Schmelzen des Roheisens mit reich-
lichem Kalksteinzuschlage, unter Umständen mit Flussspathzusatz sein.
Bei den oben besprochenen, von Rollet in Givors angestellten Ver-
suchen, im Cupolofen eine Reinigung des Roheisens herbeizuführen,
war nicht allein die Entphosphorung, sondern auch die Entschweflung
beabsichtigt, und man scheint sogar absichtlich ein besonders schwefel-
reiches Roheisen für diesen Zweck dargestellt zu haben; die mit-
getheilten Analysen lassen erkennen, dass in Wirklichkeit die Ent-
schweflung in noch vollkommnerem Grade als die Entphosphorung
gelungen ist. Während aber die Entphosphorung aus den früher
erörterten Gründen durch eine niedrige Temperatur befördert wird, tritt
der Schwefel erfahrungsmässig um so vollständiger aus dem Roheisen
aus, in je höherer Temperatur dasselbe mit der basischen Schlacke in
Berührung gebracht wird.

Dass auch beim Krupp’schen Entphosphorungsprocess der grösste
Theil des anwesenden Schwefels mit dem Mangan aus dem Roheisen
austritt, zeigen die auf S. 626 mitgetheilten Analysen eines Roheisens
von dem Eisenwerke Phönix.

1) Vergl. Literatur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0696" n="628"/>
            <fw place="top" type="header">Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.</fw><lb/>
            <p>Nach <hi rendition="#g">Rollet</hi> <note place="foot" n="1)">Vergl. Literatur.</note> kann der Kalkzuschlag 100 &#x2014; 350 kg per 1000 kg<lb/>
Roheisen, der Flussspathzuschlag 38 &#x2014; 50 kg betragen. Bei Versuchen,<lb/>
welche in Givors angestellt wurden, erhielt man nach <hi rendition="#g">Rollet&#x2019;s</hi> An-<lb/>
gabe folgende chemische Aenderungen des Roheisens:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
            <p>Der Gehalt der Schlacken an Kieselsäure und Phosphorsäure darf<lb/>
nach den in Givors gemachten Beobachtungen nicht über 18 Proc.<lb/>
hinausgehen, und es muss die Menge des erforderlichen Zuschlages<lb/>
dieser Bedingung entsprechend bemessen werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">5. Die Entschweflung des Roheisens.</hi> </head><lb/>
            <p>Da man bei der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen im Stande<lb/>
ist, theils durch entsprechende Vorbereitung derselben (Rösten, Aus-<lb/>
laugen), theils durch Bildung basischer Schlacken den grössten Theil<lb/>
des Schwefelgehaltes sowohl der Erze als der Brennstoffe von dem<lb/>
Roheisen fern zu halten, so besitzt eine Entschweflung des Roheisens<lb/>
als besonderer Process nur selten eine gewisse Wichtigkeit. Das ein-<lb/>
fachste Mittel dafür würde ein Schmelzen des Roheisens mit reich-<lb/>
lichem Kalksteinzuschlage, unter Umständen mit Flussspathzusatz sein.<lb/>
Bei den oben besprochenen, von <hi rendition="#g">Rollet</hi> in Givors angestellten Ver-<lb/>
suchen, im Cupolofen eine Reinigung des Roheisens herbeizuführen,<lb/>
war nicht allein die Entphosphorung, sondern auch die Entschweflung<lb/>
beabsichtigt, und man scheint sogar absichtlich ein besonders schwefel-<lb/>
reiches Roheisen für diesen Zweck dargestellt zu haben; die mit-<lb/>
getheilten Analysen lassen erkennen, dass in Wirklichkeit die Ent-<lb/>
schweflung in noch vollkommnerem Grade als die Entphosphorung<lb/>
gelungen ist. Während aber die Entphosphorung aus den früher<lb/>
erörterten Gründen durch eine niedrige Temperatur befördert wird, tritt<lb/>
der Schwefel erfahrungsmässig um so vollständiger aus dem Roheisen<lb/>
aus, in je höherer Temperatur dasselbe mit der basischen Schlacke in<lb/>
Berührung gebracht wird.</p><lb/>
            <p>Dass auch beim <hi rendition="#g">Krupp</hi>&#x2019;schen Entphosphorungsprocess der grösste<lb/>
Theil des anwesenden Schwefels mit dem Mangan aus dem Roheisen<lb/>
austritt, zeigen die auf S. 626 mitgetheilten Analysen eines Roheisens<lb/>
von dem Eisenwerke Phönix.</p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[628/0696] Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens. Nach Rollet 1) kann der Kalkzuschlag 100 — 350 kg per 1000 kg Roheisen, der Flussspathzuschlag 38 — 50 kg betragen. Bei Versuchen, welche in Givors angestellt wurden, erhielt man nach Rollet’s An- gabe folgende chemische Aenderungen des Roheisens: Der Gehalt der Schlacken an Kieselsäure und Phosphorsäure darf nach den in Givors gemachten Beobachtungen nicht über 18 Proc. hinausgehen, und es muss die Menge des erforderlichen Zuschlages dieser Bedingung entsprechend bemessen werden. 5. Die Entschweflung des Roheisens. Da man bei der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen im Stande ist, theils durch entsprechende Vorbereitung derselben (Rösten, Aus- laugen), theils durch Bildung basischer Schlacken den grössten Theil des Schwefelgehaltes sowohl der Erze als der Brennstoffe von dem Roheisen fern zu halten, so besitzt eine Entschweflung des Roheisens als besonderer Process nur selten eine gewisse Wichtigkeit. Das ein- fachste Mittel dafür würde ein Schmelzen des Roheisens mit reich- lichem Kalksteinzuschlage, unter Umständen mit Flussspathzusatz sein. Bei den oben besprochenen, von Rollet in Givors angestellten Ver- suchen, im Cupolofen eine Reinigung des Roheisens herbeizuführen, war nicht allein die Entphosphorung, sondern auch die Entschweflung beabsichtigt, und man scheint sogar absichtlich ein besonders schwefel- reiches Roheisen für diesen Zweck dargestellt zu haben; die mit- getheilten Analysen lassen erkennen, dass in Wirklichkeit die Ent- schweflung in noch vollkommnerem Grade als die Entphosphorung gelungen ist. Während aber die Entphosphorung aus den früher erörterten Gründen durch eine niedrige Temperatur befördert wird, tritt der Schwefel erfahrungsmässig um so vollständiger aus dem Roheisen aus, in je höherer Temperatur dasselbe mit der basischen Schlacke in Berührung gebracht wird. Dass auch beim Krupp’schen Entphosphorungsprocess der grösste Theil des anwesenden Schwefels mit dem Mangan aus dem Roheisen austritt, zeigen die auf S. 626 mitgetheilten Analysen eines Roheisens von dem Eisenwerke Phönix. 1) Vergl. Literatur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/696
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/696>, abgerufen am 22.12.2024.