benutzen lässt. Hinsichtlich der Einrichtung dieses Ofens kann auf das a. a. O. Gesagte Bezug genommen werden.
Der Brennstoffverbrauch bei solchen Oefen mit Siemensfeuerung und Anwendung von Steinkohlen dürfte 1300 -- 1600 kg per 1000 kg Roheisen betragen.
3. Das Feinen (die Entsilicirung) des Roheisens.
In früherer Zeit, als graues Roheisen für die Giesserei das Haupt- erzeugniss der meisten Hochöfen bildete und man nur das für die Giesserei entbehrliche Roheisen auf schmiedbares Roheisen zu verarbeiten pflegte, spielte das Feinen dieses letzteren eine nicht unwichtige Rolle unter den eisenerzeugenden Processen. Indem man durch diesen Vorbereitungs- process das Roheisen seines Siliciumgehaltes (und Mangangehaltes, falls solcher zugegen war) beraubte, das graue Roheisen in weisses und zugleich manganarmes Roheisen umwandelte, kürzte man den späteren eigentlichen Frischprocess ab, welcher nunmehr nur noch die Aus- scheidung des Kohlenstoffes zu bewirken hatte; der Frischapparat wurde stärker ausgenutzt, die Leistung desselben vergrössert.
In allen Fällen beruhte, wie sich von selbst versteht, das Feinen auf einer Oxydation durch den Sauerstoff der Luft oder zugesetzter sauerstoffabgebender Körper. Die hierfür benutzten Methoden aber waren ziemlich mannigfaltig.
Im Hochofen selbst bewirkte man mitunter das Feinen, indem man durch eine abwärts gerichtete Düse Wind auf die Oberfläche des im Herde stehenden Roheisens blies. Der Process war beendet, wenn das Eisen anfing Funken zu werfen, ein Zeichen der eintretenden Ver- brennung von Kohle. Oder man liess durch die Formen feingepulverte Eisenerze, eisenoxydreiche Frischschlacke oder dergleichen vom Winde in den Ofen blasen, ein Verfahren, welches man Futtern des Hochofens nannte, und welches einen mehrtägigen Rohgang desselben nach sich zu ziehen pflegte.
In Oberschlesien bediente man sich in den vierziger Jahren ver- schiedentlich eines mit Gas geheizten Flammofens, auf dessen Herde das Roheisen geschmolzen und durch darüber geleiteten Gebläsewind gefeint wurde. Da der Herd aus Quarz oder kieselsäurereichem Mate- riale hergestellt wurde, blieben die wiederholt angestellten Versuche, den Process auch als Mittel für eine Entphosphorung zu benutzen, erfolglos. Der Ofen, unter dem Namen Eck'scher Feinofen, wurde s. Z. ausführlich in Zeitschriften und metallurgischen Handbüchern be- sprochen. Noch im Jahre 1882 fand ich auf einem oberschlesischen Eisenwerke einen derartigen, jetzt unbenutzt stehenden oder für Neben- zwecke dienenden Feinofen als Reliquie aus verflossenen Jahrzehnten.
In anderen Fällen bediente man sich eines niedrigen, von ge- kühlten Gusseisenplatten gebildeten Feuers zum Feinen 1), in welchem das Roheisen unter sehr hohem Koksverbrauche zwischen zwei ein-
1) Unter der Bezeichnung "englisches Feinfeuer" in zahlreichen Werken über Eisenhüttenkunde besprochen.
Das Feinen (die Entsilicirung) des Roheisens.
benutzen lässt. Hinsichtlich der Einrichtung dieses Ofens kann auf das a. a. O. Gesagte Bezug genommen werden.
Der Brennstoffverbrauch bei solchen Oefen mit Siemensfeuerung und Anwendung von Steinkohlen dürfte 1300 — 1600 kg per 1000 kg Roheisen betragen.
3. Das Feinen (die Entsilicirung) des Roheisens.
In früherer Zeit, als graues Roheisen für die Giesserei das Haupt- erzeugniss der meisten Hochöfen bildete und man nur das für die Giesserei entbehrliche Roheisen auf schmiedbares Roheisen zu verarbeiten pflegte, spielte das Feinen dieses letzteren eine nicht unwichtige Rolle unter den eisenerzeugenden Processen. Indem man durch diesen Vorbereitungs- process das Roheisen seines Siliciumgehaltes (und Mangangehaltes, falls solcher zugegen war) beraubte, das graue Roheisen in weisses und zugleich manganarmes Roheisen umwandelte, kürzte man den späteren eigentlichen Frischprocess ab, welcher nunmehr nur noch die Aus- scheidung des Kohlenstoffes zu bewirken hatte; der Frischapparat wurde stärker ausgenutzt, die Leistung desselben vergrössert.
In allen Fällen beruhte, wie sich von selbst versteht, das Feinen auf einer Oxydation durch den Sauerstoff der Luft oder zugesetzter sauerstoffabgebender Körper. Die hierfür benutzten Methoden aber waren ziemlich mannigfaltig.
Im Hochofen selbst bewirkte man mitunter das Feinen, indem man durch eine abwärts gerichtete Düse Wind auf die Oberfläche des im Herde stehenden Roheisens blies. Der Process war beendet, wenn das Eisen anfing Funken zu werfen, ein Zeichen der eintretenden Ver- brennung von Kohle. Oder man liess durch die Formen feingepulverte Eisenerze, eisenoxydreiche Frischschlacke oder dergleichen vom Winde in den Ofen blasen, ein Verfahren, welches man Futtern des Hochofens nannte, und welches einen mehrtägigen Rohgang desselben nach sich zu ziehen pflegte.
In Oberschlesien bediente man sich in den vierziger Jahren ver- schiedentlich eines mit Gas geheizten Flammofens, auf dessen Herde das Roheisen geschmolzen und durch darüber geleiteten Gebläsewind gefeint wurde. Da der Herd aus Quarz oder kieselsäurereichem Mate- riale hergestellt wurde, blieben die wiederholt angestellten Versuche, den Process auch als Mittel für eine Entphosphorung zu benutzen, erfolglos. Der Ofen, unter dem Namen Eck’scher Feinofen, wurde s. Z. ausführlich in Zeitschriften und metallurgischen Handbüchern be- sprochen. Noch im Jahre 1882 fand ich auf einem oberschlesischen Eisenwerke einen derartigen, jetzt unbenutzt stehenden oder für Neben- zwecke dienenden Feinofen als Reliquie aus verflossenen Jahrzehnten.
In anderen Fällen bediente man sich eines niedrigen, von ge- kühlten Gusseisenplatten gebildeten Feuers zum Feinen 1), in welchem das Roheisen unter sehr hohem Koksverbrauche zwischen zwei ein-
1) Unter der Bezeichnung „englisches Feinfeuer“ in zahlreichen Werken über Eisenhüttenkunde besprochen.
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Das Feinen (die Entsilicirung) des Roheisens.
benutzen lässt. Hinsichtlich der Einrichtung dieses Ofens kann auf
das a. a. O. Gesagte Bezug genommen werden.
Der Brennstoffverbrauch bei solchen Oefen mit Siemensfeuerung
und Anwendung von Steinkohlen dürfte 1300 — 1600 kg per 1000 kg
Roheisen betragen.
3. Das Feinen (die Entsilicirung) des Roheisens.
In früherer Zeit, als graues Roheisen für die Giesserei das Haupt-
erzeugniss der meisten Hochöfen bildete und man nur das für die
Giesserei entbehrliche Roheisen auf schmiedbares Roheisen zu verarbeiten
pflegte, spielte das Feinen dieses letzteren eine nicht unwichtige Rolle unter
den eisenerzeugenden Processen. Indem man durch diesen Vorbereitungs-
process das Roheisen seines Siliciumgehaltes (und Mangangehaltes, falls
solcher zugegen war) beraubte, das graue Roheisen in weisses und
zugleich manganarmes Roheisen umwandelte, kürzte man den späteren
eigentlichen Frischprocess ab, welcher nunmehr nur noch die Aus-
scheidung des Kohlenstoffes zu bewirken hatte; der Frischapparat wurde
stärker ausgenutzt, die Leistung desselben vergrössert.
In allen Fällen beruhte, wie sich von selbst versteht, das Feinen
auf einer Oxydation durch den Sauerstoff der Luft oder zugesetzter
sauerstoffabgebender Körper. Die hierfür benutzten Methoden aber waren
ziemlich mannigfaltig.
Im Hochofen selbst bewirkte man mitunter das Feinen, indem man
durch eine abwärts gerichtete Düse Wind auf die Oberfläche des im
Herde stehenden Roheisens blies. Der Process war beendet, wenn das
Eisen anfing Funken zu werfen, ein Zeichen der eintretenden Ver-
brennung von Kohle. Oder man liess durch die Formen feingepulverte
Eisenerze, eisenoxydreiche Frischschlacke oder dergleichen vom Winde
in den Ofen blasen, ein Verfahren, welches man Futtern des Hochofens
nannte, und welches einen mehrtägigen Rohgang desselben nach sich
zu ziehen pflegte.
In Oberschlesien bediente man sich in den vierziger Jahren ver-
schiedentlich eines mit Gas geheizten Flammofens, auf dessen Herde
das Roheisen geschmolzen und durch darüber geleiteten Gebläsewind
gefeint wurde. Da der Herd aus Quarz oder kieselsäurereichem Mate-
riale hergestellt wurde, blieben die wiederholt angestellten Versuche,
den Process auch als Mittel für eine Entphosphorung zu benutzen,
erfolglos. Der Ofen, unter dem Namen Eck’scher Feinofen, wurde
s. Z. ausführlich in Zeitschriften und metallurgischen Handbüchern be-
sprochen. Noch im Jahre 1882 fand ich auf einem oberschlesischen
Eisenwerke einen derartigen, jetzt unbenutzt stehenden oder für Neben-
zwecke dienenden Feinofen als Reliquie aus verflossenen Jahrzehnten.
In anderen Fällen bediente man sich eines niedrigen, von ge-
kühlten Gusseisenplatten gebildeten Feuers zum Feinen 1), in welchem
das Roheisen unter sehr hohem Koksverbrauche zwischen zwei ein-
1) Unter der Bezeichnung „englisches Feinfeuer“ in zahlreichen Werken über
Eisenhüttenkunde besprochen.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/691>, abgerufen am 21.11.2024.
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