Versuche irgend einen praktischen Erfolg aufzuweisen gehabt hätten. Die Erklärung hierfür liegt nahe genug. Wenn im Laboratorium Schwefeleisen oder Phosphoreisen, welches im Wasserdampfstrome ge- glüht wird, thatsächlich Schwefelwasserstoff, beziehentlich Phosphor- wasserstoff entlässt, so ist doch die Verwandtschaft des Schwefels und Phosphors zum Eisen zweifellos eine weit stärkere, wenn sie im Roh- eisen, legirt mit weit grösseren Mengen freien Eisens, auftreten; auch die höhere Temperatur des geschmolzenen Roheisens im Vergleiche mit der Temperatur, wie sie bei Laboratoriumsversuchen angewendet zu werden pflegt, dürfte die beabsichtigte Zerlegung der Eisenlegirungen durch Wasserdampf eher erschweren als erleichtern. Aus denselben Gründen ist das erwähnte Mittel auch für Reinigung des flüssigen schmiedbaren Eisens von jenen Körpern ohne jeden Erfolg geblieben.
2. Die Schmelzöfen.
A. Die Cupolöfen.
Cupolöfen nennt man die zum Umschmelzen des Roheisens be- stimmten Schachtöfen. Wenn der Cupolofen mit dem Hochofen darin übereinstimmt, dass dieser ebenfalls ein Schachtofen ist, welcher als Enderzeugniss flüssiges Roheisen liefert, so unterscheidet er sich doch sehr wesentlich von demselben dadurch, dass in dem Hochofen aller vor die Formen gelangender Kohlenstoff durch den Sauerstoff zu Kohlen- oxyd verbrannt werden muss, damit der Reductionsprocess möglich werde, während im Cupolofen die Brennstoffausnutzung um so günstiger ist, je weniger Kohlenoxyd und je mehr Kohlensäure vor den Formen entsteht. In früherer Zeit, selbst noch in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts, wurde dieser Unterschied nicht gebührend beachtet. Man sah den Cupolofen etwa wie einen jüngeren, kleineren Bruder des Hochofens an und construirte ihn demzufolge im Wesentlichen nach denselben Regeln als diesen; die Folge davon war, dass der Brennstoff vor den Formen grossentheils zu Kohlenoxyd verbrannt wurde, und man die dreifache Menge Brennstoff als bei einem zweckmässiger con- struirten Ofen gebrauchte. Noch heute findet man bisweilen auf einsam liegenden Eisenhütten Cupolöfen, welche eher Gaserzeugern als Schmelz- öfen gleichen, und deren lange blaue Gichtflamme unverkennbar den grossen Kohlenoxydgehalt des austretenden Gasgemisches verräth.
Zur Lösung jener Aufgabe, vor den Formen Kohlensäure statt Kohlenoxyd zu erzeugen, ist die Erfüllung nachfolgender Bedingungen erforderlich.
Anwendung dichter Brennstoffe (vergl. S. 18). Holzkohlen liefern daher -- im Gegensatze zum Hochofenbetriebe -- in allen Fällen ungünstigere Ergebnisse als Koks.
Rasches Aufsteigen der Gase, um eine allzu lange aus- gedehnte Berührung mit den entgegen rückenden Brennstoffen und eine dadurch beförderte Reduction von Kohlensäure zu Kohlenoxyd auf Kosten des Brennstoffes zu vermeiden; also rascher Schmelzgang, herbeigeführt durch reichlich zugeführte Windmengen.
Mässige Höhe des Ofens, ebenfalls zur Vermeidung einer allzu ausgedehnten Berührung zwischen Gasen und Brennstoff.
Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
Versuche irgend einen praktischen Erfolg aufzuweisen gehabt hätten. Die Erklärung hierfür liegt nahe genug. Wenn im Laboratorium Schwefeleisen oder Phosphoreisen, welches im Wasserdampfstrome ge- glüht wird, thatsächlich Schwefelwasserstoff, beziehentlich Phosphor- wasserstoff entlässt, so ist doch die Verwandtschaft des Schwefels und Phosphors zum Eisen zweifellos eine weit stärkere, wenn sie im Roh- eisen, legirt mit weit grösseren Mengen freien Eisens, auftreten; auch die höhere Temperatur des geschmolzenen Roheisens im Vergleiche mit der Temperatur, wie sie bei Laboratoriumsversuchen angewendet zu werden pflegt, dürfte die beabsichtigte Zerlegung der Eisenlegirungen durch Wasserdampf eher erschweren als erleichtern. Aus denselben Gründen ist das erwähnte Mittel auch für Reinigung des flüssigen schmiedbaren Eisens von jenen Körpern ohne jeden Erfolg geblieben.
2. Die Schmelzöfen.
A. Die Cupolöfen.
Cupolöfen nennt man die zum Umschmelzen des Roheisens be- stimmten Schachtöfen. Wenn der Cupolofen mit dem Hochofen darin übereinstimmt, dass dieser ebenfalls ein Schachtofen ist, welcher als Enderzeugniss flüssiges Roheisen liefert, so unterscheidet er sich doch sehr wesentlich von demselben dadurch, dass in dem Hochofen aller vor die Formen gelangender Kohlenstoff durch den Sauerstoff zu Kohlen- oxyd verbrannt werden muss, damit der Reductionsprocess möglich werde, während im Cupolofen die Brennstoffausnutzung um so günstiger ist, je weniger Kohlenoxyd und je mehr Kohlensäure vor den Formen entsteht. In früherer Zeit, selbst noch in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts, wurde dieser Unterschied nicht gebührend beachtet. Man sah den Cupolofen etwa wie einen jüngeren, kleineren Bruder des Hochofens an und construirte ihn demzufolge im Wesentlichen nach denselben Regeln als diesen; die Folge davon war, dass der Brennstoff vor den Formen grossentheils zu Kohlenoxyd verbrannt wurde, und man die dreifache Menge Brennstoff als bei einem zweckmässiger con- struirten Ofen gebrauchte. Noch heute findet man bisweilen auf einsam liegenden Eisenhütten Cupolöfen, welche eher Gaserzeugern als Schmelz- öfen gleichen, und deren lange blaue Gichtflamme unverkennbar den grossen Kohlenoxydgehalt des austretenden Gasgemisches verräth.
Zur Lösung jener Aufgabe, vor den Formen Kohlensäure statt Kohlenoxyd zu erzeugen, ist die Erfüllung nachfolgender Bedingungen erforderlich.
Anwendung dichter Brennstoffe (vergl. S. 18). Holzkohlen liefern daher — im Gegensatze zum Hochofenbetriebe — in allen Fällen ungünstigere Ergebnisse als Koks.
Rasches Aufsteigen der Gase, um eine allzu lange aus- gedehnte Berührung mit den entgegen rückenden Brennstoffen und eine dadurch beförderte Reduction von Kohlensäure zu Kohlenoxyd auf Kosten des Brennstoffes zu vermeiden; also rascher Schmelzgang, herbeigeführt durch reichlich zugeführte Windmengen.
Mässige Höhe des Ofens, ebenfalls zur Vermeidung einer allzu ausgedehnten Berührung zwischen Gasen und Brennstoff.
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[604/0664]
Das Umschmelzen und die Reinigung des Roheisens.
Versuche irgend einen praktischen Erfolg aufzuweisen gehabt hätten.
Die Erklärung hierfür liegt nahe genug. Wenn im Laboratorium
Schwefeleisen oder Phosphoreisen, welches im Wasserdampfstrome ge-
glüht wird, thatsächlich Schwefelwasserstoff, beziehentlich Phosphor-
wasserstoff entlässt, so ist doch die Verwandtschaft des Schwefels und
Phosphors zum Eisen zweifellos eine weit stärkere, wenn sie im Roh-
eisen, legirt mit weit grösseren Mengen freien Eisens, auftreten; auch
die höhere Temperatur des geschmolzenen Roheisens im Vergleiche mit
der Temperatur, wie sie bei Laboratoriumsversuchen angewendet zu
werden pflegt, dürfte die beabsichtigte Zerlegung der Eisenlegirungen
durch Wasserdampf eher erschweren als erleichtern. Aus denselben
Gründen ist das erwähnte Mittel auch für Reinigung des flüssigen
schmiedbaren Eisens von jenen Körpern ohne jeden Erfolg geblieben.
2. Die Schmelzöfen.
A. Die Cupolöfen.
Cupolöfen nennt man die zum Umschmelzen des Roheisens be-
stimmten Schachtöfen. Wenn der Cupolofen mit dem Hochofen darin
übereinstimmt, dass dieser ebenfalls ein Schachtofen ist, welcher als
Enderzeugniss flüssiges Roheisen liefert, so unterscheidet er sich doch
sehr wesentlich von demselben dadurch, dass in dem Hochofen aller
vor die Formen gelangender Kohlenstoff durch den Sauerstoff zu Kohlen-
oxyd verbrannt werden muss, damit der Reductionsprocess möglich
werde, während im Cupolofen die Brennstoffausnutzung um so günstiger
ist, je weniger Kohlenoxyd und je mehr Kohlensäure vor den Formen
entsteht. In früherer Zeit, selbst noch in den sechziger Jahren dieses
Jahrhunderts, wurde dieser Unterschied nicht gebührend beachtet. Man
sah den Cupolofen etwa wie einen jüngeren, kleineren Bruder des
Hochofens an und construirte ihn demzufolge im Wesentlichen nach
denselben Regeln als diesen; die Folge davon war, dass der Brennstoff
vor den Formen grossentheils zu Kohlenoxyd verbrannt wurde, und
man die dreifache Menge Brennstoff als bei einem zweckmässiger con-
struirten Ofen gebrauchte. Noch heute findet man bisweilen auf einsam
liegenden Eisenhütten Cupolöfen, welche eher Gaserzeugern als Schmelz-
öfen gleichen, und deren lange blaue Gichtflamme unverkennbar den
grossen Kohlenoxydgehalt des austretenden Gasgemisches verräth.
Zur Lösung jener Aufgabe, vor den Formen Kohlensäure statt
Kohlenoxyd zu erzeugen, ist die Erfüllung nachfolgender Bedingungen
erforderlich.
Anwendung dichter Brennstoffe (vergl. S. 18). Holzkohlen
liefern daher — im Gegensatze zum Hochofenbetriebe — in allen Fällen
ungünstigere Ergebnisse als Koks.
Rasches Aufsteigen der Gase, um eine allzu lange aus-
gedehnte Berührung mit den entgegen rückenden Brennstoffen und
eine dadurch beförderte Reduction von Kohlensäure zu Kohlenoxyd auf
Kosten des Brennstoffes zu vermeiden; also rascher Schmelzgang,
herbeigeführt durch reichlich zugeführte Windmengen.
Mässige Höhe des Ofens, ebenfalls zur Vermeidung einer allzu
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/664>, abgerufen am 21.11.2024.
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