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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
dem Tümpel hindurch eingeschoben werden, den Herd von allen An-
sätzen ("Ausarbeiten" des Herdes), füllt den vor dem Tümpel befind-
lichen Theil des Herdes mit Kohlenlösche oder Thon, legt bei Oefen
mit stärkerer Windpressung eine Gusseisenplatte darauf, um das Aus-
treten der Gase unter dem Tümpel hervor unmöglich zu machen, und
lässt nun erst das Gebläse wieder an. Der Nachtheile für den Schmelz-
gang und die Leistungsfähigkeit des Hochofens, welche dieser erforder-
liche längere Stillstand des Gebläses bei den Oefen mit offener Brust
nach sieh zieht, wurde schon oben bei Besprechung der Lürmann'-
schen Schlackenform gedacht (S. 328).

c) Die Betriebsstörungen der Hochöfen.

Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, verläuft auch bei sorgfältig-
ster Wartung des Hochofens der Betrieb nicht immer in der gleichen
regelmässigen Weise, sondern von Zeit zu Zeit tritt mehr oder minder
heftiger Rohgang ein. Die Ursachen, welche die Entstehung des Roh-
ganges herbeiführen, wurden schon bei Besprechung des Hochofen-
processes erörtert (S. 477) und können ziemlich mannigfaltig sein. Un-
regelmässigkeiten beim Aufgichten, grosser Feuchtigkeitsgehalt der
Schmelzmaterialien bei anhaltendem Regenwetter, schlechte Beschaffen-
heit der Brennstoffe, unrichtige Zusammensetzung der Beschickung,
Abkühlung des Gebläsewindes, Lecken der Formen oder sonstigen
wassergekühlten Theile, Ungleichmässigkeiten in dem Niederrücken der
Beschickung, welche besonders häufig bei schon längere Zeit im Be-
triebe befindlichen Hochöfen durch das unregelmässige Profil derselben
herbeigeführt werden, allzu grosse Beschleunigung oder auch allzu
grosse Verlangsamung des Schmelzganges durch unrichtige Wind-
führung dürften die am häufigsten vorkommenden Ursachen des Roh-
ganges sein. Mitunter ist es schwierig, die wirkliche Ursache eines
bestimmten Falles zu erforschen. Eine Vermehrung der directen Re-
duction aber ist die erste Folge des Rohganges; hieraus erwächst eine
Abkühlung des Ofens, welche wiederum eine Zunahme des Rohganges
nach sich zieht; solcherart kühlt der Ofen, wenn nicht rechtzeitig Gegen-
maassregeln getroffen werden, mehr und mehr ab und das Ende ist
das sogenannte Einfrieren des Hochofens, dem Sterben belebter Wesen
vergleichbar: der Schmelzraum ist mit erstarrten Massen verstopft, der
Wind vermag nicht mehr durchzudringen, die Gluth erlischt und der
ganze Ofen wird kalt.

Eine Hauptsorge jedes Hochofenmannes ist es daher, die Kenn-
zeichen des eintretenden, beziehentlich zunehmenden Rohganges recht-
zeitig wahrzunehmen, um nöthigenfalls Mittel zur Beseitigung des-
selben ergreifen zu können. Diese Merkmale des Rohganges wie die
anzuwendenden Gegenmittel wurden theilweise schon auf S. 477 be-
sprochen.

Am deutlichsten pflegt die Beschaffenheit der Schlacken den be-
ginnenden Rohgang zu verrathen. Helle Schlacken werden dunkler,
grün, zuletzt schwarz. Infolge der noch im Schmelzraume fortgesetzten
Reduction von Eisen aus den Schlacken werden sie durch das hierbei

Der Hochofenbetrieb.
dem Tümpel hindurch eingeschoben werden, den Herd von allen An-
sätzen („Ausarbeiten“ des Herdes), füllt den vor dem Tümpel befind-
lichen Theil des Herdes mit Kohlenlösche oder Thon, legt bei Oefen
mit stärkerer Windpressung eine Gusseisenplatte darauf, um das Aus-
treten der Gase unter dem Tümpel hervor unmöglich zu machen, und
lässt nun erst das Gebläse wieder an. Der Nachtheile für den Schmelz-
gang und die Leistungsfähigkeit des Hochofens, welche dieser erforder-
liche längere Stillstand des Gebläses bei den Oefen mit offener Brust
nach sieh zieht, wurde schon oben bei Besprechung der Lürmann’-
schen Schlackenform gedacht (S. 328).

c) Die Betriebsstörungen der Hochöfen.

Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, verläuft auch bei sorgfältig-
ster Wartung des Hochofens der Betrieb nicht immer in der gleichen
regelmässigen Weise, sondern von Zeit zu Zeit tritt mehr oder minder
heftiger Rohgang ein. Die Ursachen, welche die Entstehung des Roh-
ganges herbeiführen, wurden schon bei Besprechung des Hochofen-
processes erörtert (S. 477) und können ziemlich mannigfaltig sein. Un-
regelmässigkeiten beim Aufgichten, grosser Feuchtigkeitsgehalt der
Schmelzmaterialien bei anhaltendem Regenwetter, schlechte Beschaffen-
heit der Brennstoffe, unrichtige Zusammensetzung der Beschickung,
Abkühlung des Gebläsewindes, Lecken der Formen oder sonstigen
wassergekühlten Theile, Ungleichmässigkeiten in dem Niederrücken der
Beschickung, welche besonders häufig bei schon längere Zeit im Be-
triebe befindlichen Hochöfen durch das unregelmässige Profil derselben
herbeigeführt werden, allzu grosse Beschleunigung oder auch allzu
grosse Verlangsamung des Schmelzganges durch unrichtige Wind-
führung dürften die am häufigsten vorkommenden Ursachen des Roh-
ganges sein. Mitunter ist es schwierig, die wirkliche Ursache eines
bestimmten Falles zu erforschen. Eine Vermehrung der directen Re-
duction aber ist die erste Folge des Rohganges; hieraus erwächst eine
Abkühlung des Ofens, welche wiederum eine Zunahme des Rohganges
nach sich zieht; solcherart kühlt der Ofen, wenn nicht rechtzeitig Gegen-
maassregeln getroffen werden, mehr und mehr ab und das Ende ist
das sogenannte Einfrieren des Hochofens, dem Sterben belebter Wesen
vergleichbar: der Schmelzraum ist mit erstarrten Massen verstopft, der
Wind vermag nicht mehr durchzudringen, die Gluth erlischt und der
ganze Ofen wird kalt.

Eine Hauptsorge jedes Hochofenmannes ist es daher, die Kenn-
zeichen des eintretenden, beziehentlich zunehmenden Rohganges recht-
zeitig wahrzunehmen, um nöthigenfalls Mittel zur Beseitigung des-
selben ergreifen zu können. Diese Merkmale des Rohganges wie die
anzuwendenden Gegenmittel wurden theilweise schon auf S. 477 be-
sprochen.

Am deutlichsten pflegt die Beschaffenheit der Schlacken den be-
ginnenden Rohgang zu verrathen. Helle Schlacken werden dunkler,
grün, zuletzt schwarz. Infolge der noch im Schmelzraume fortgesetzten
Reduction von Eisen aus den Schlacken werden sie durch das hierbei

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[516/0576] Der Hochofenbetrieb. dem Tümpel hindurch eingeschoben werden, den Herd von allen An- sätzen („Ausarbeiten“ des Herdes), füllt den vor dem Tümpel befind- lichen Theil des Herdes mit Kohlenlösche oder Thon, legt bei Oefen mit stärkerer Windpressung eine Gusseisenplatte darauf, um das Aus- treten der Gase unter dem Tümpel hervor unmöglich zu machen, und lässt nun erst das Gebläse wieder an. Der Nachtheile für den Schmelz- gang und die Leistungsfähigkeit des Hochofens, welche dieser erforder- liche längere Stillstand des Gebläses bei den Oefen mit offener Brust nach sieh zieht, wurde schon oben bei Besprechung der Lürmann’- schen Schlackenform gedacht (S. 328). c) Die Betriebsstörungen der Hochöfen. Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, verläuft auch bei sorgfältig- ster Wartung des Hochofens der Betrieb nicht immer in der gleichen regelmässigen Weise, sondern von Zeit zu Zeit tritt mehr oder minder heftiger Rohgang ein. Die Ursachen, welche die Entstehung des Roh- ganges herbeiführen, wurden schon bei Besprechung des Hochofen- processes erörtert (S. 477) und können ziemlich mannigfaltig sein. Un- regelmässigkeiten beim Aufgichten, grosser Feuchtigkeitsgehalt der Schmelzmaterialien bei anhaltendem Regenwetter, schlechte Beschaffen- heit der Brennstoffe, unrichtige Zusammensetzung der Beschickung, Abkühlung des Gebläsewindes, Lecken der Formen oder sonstigen wassergekühlten Theile, Ungleichmässigkeiten in dem Niederrücken der Beschickung, welche besonders häufig bei schon längere Zeit im Be- triebe befindlichen Hochöfen durch das unregelmässige Profil derselben herbeigeführt werden, allzu grosse Beschleunigung oder auch allzu grosse Verlangsamung des Schmelzganges durch unrichtige Wind- führung dürften die am häufigsten vorkommenden Ursachen des Roh- ganges sein. Mitunter ist es schwierig, die wirkliche Ursache eines bestimmten Falles zu erforschen. Eine Vermehrung der directen Re- duction aber ist die erste Folge des Rohganges; hieraus erwächst eine Abkühlung des Ofens, welche wiederum eine Zunahme des Rohganges nach sich zieht; solcherart kühlt der Ofen, wenn nicht rechtzeitig Gegen- maassregeln getroffen werden, mehr und mehr ab und das Ende ist das sogenannte Einfrieren des Hochofens, dem Sterben belebter Wesen vergleichbar: der Schmelzraum ist mit erstarrten Massen verstopft, der Wind vermag nicht mehr durchzudringen, die Gluth erlischt und der ganze Ofen wird kalt. Eine Hauptsorge jedes Hochofenmannes ist es daher, die Kenn- zeichen des eintretenden, beziehentlich zunehmenden Rohganges recht- zeitig wahrzunehmen, um nöthigenfalls Mittel zur Beseitigung des- selben ergreifen zu können. Diese Merkmale des Rohganges wie die anzuwendenden Gegenmittel wurden theilweise schon auf S. 477 be- sprochen. Am deutlichsten pflegt die Beschaffenheit der Schlacken den be- ginnenden Rohgang zu verrathen. Helle Schlacken werden dunkler, grün, zuletzt schwarz. Infolge der noch im Schmelzraume fortgesetzten Reduction von Eisen aus den Schlacken werden sie durch das hierbei

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/576>, abgerufen am 03.12.2024.