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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
oder Rauhgemäuer. Der freistehende Schacht in Gleiwitz wuchs in der
Höhe nur um 78 mm, während frühere eingebaute Schächte bis 235 mm
gestiegen waren. Der Unterschied findet seine ausreichende Erklärung
in der weniger starken Erhitzung des freistehenden Schachtes. Für die
Haltbarkeit desselben ist die Beschränkung der Ausdehnung nicht ohne
Wichtigkeit.

Die Construction und Herstellung einzelner Theile des Hochofens.

Das Fundament. Es ist selbstverständlich, dass in allen Fällen bei
der Anlage eines Hochofens für eine ausreichend sichere Fundamenti-
rung gesorgt werden muss, damit nicht etwa später Senkungen ein-
treten, welche die Haltbarkeit des ganzen Hochofens in Frage stellen
können. Da jedoch ein Hochofen mit starkem Rauhgemäuer eine erheb-
lich grössere Belastung ausübt und eine grössere Grundfläche bedeckt
als ein Hochofen neueren Systems mit Blechmantel oder ganz freistehen-
dem Schachte, so erklärt es sich, dass für die Fundamentirung jener
älteren Oefen eine fast noch grössere Sorgfalt angewendet wurde als in
der Jetztzeit, selbst wenn die inneren Abmessungen derselben erheb-
lich geringer waren, als jetzt.

War ein genügend sicherer Untergrund nicht vorhanden, so pflegte
man in früherer Zeit einen Pfahlrost mit eingerammten Pfählen in der
Ausdehnung des Fundaments herzustellen. In einfacherer und nicht
minder zuverlässiger Weise schafft man bei modernen Hochofenbauten
eine entsprechende Unterlage, indem man aus Beton, d. h. einem Ge-
menge von hydraulischem Kalk (Cement) mit Sand und Steingrus oder
Kies 1), welcher zwischen einer Bretterverschalung in die durch Aus-
schachtung hergestellte Grube eingebracht wird, einen rasch erhärten-
den Steinkörper von 3/4--1 m Stärke (Höhe) und einer dem Umfange
des Fundaments entsprechenden Länge und Breite herstellt.

Auf dieser Unterlage, beziehentlich ohne Weiteres auf dem festen
Baugrunde, wird nun, gewöhnlich aus Bruchsteinen in Cement, das
eigentliche Fundament aufgeführt. In früherer Zeit pflegte man dem-
selben eine Höhe von etwa 3 m zu geben und, theils zur Material-
ersparung, hauptsächlich auch zur besseren Verhütung von Rissen beim
Trocknen des starken Mauerkörpers, zwei sich rechtwinklig durchkreu-
zende, überwölbte Gänge in demselben auszusparen, wie es bei dem
in Fig. 77 auf S. 338 abgebildeten Hochofen mit Rauhgemäuer erkenn-
bar ist; nachdem jedoch verschiedentliche Male Eisendurchbrüche vor-
gekommen sind, pflegt man in neuerer Zeit das Fundament massiv
aufzuführen oder nur mit kleinen Kanälen von einigen Centimetern
Durchmesser zu durchsetzen, während man sich mit einer Stärke von
1.5--2 m, soweit das Fundament sich unterhalb der Erde befindet,
begnügt.

Auf dieses eigentliche Fundament pflegt sich eine, um 0.5--1 m
aus dem Boden vorragende Mauerschicht aufzusetzen, welche den Boden-

1) Z. B. 3 Thl. Portland-Cement, 5 Thl. Sand, 4 Thl. zerklopfte Steine, 3 Thl.
Ziegelmehl; oder 5 Thl. Portland-Cement, 12 Thl. Steine, 1 Thl. Sand; oder ähnlich.

Der Hochofen.
oder Rauhgemäuer. Der freistehende Schacht in Gleiwitz wuchs in der
Höhe nur um 78 mm, während frühere eingebaute Schächte bis 235 mm
gestiegen waren. Der Unterschied findet seine ausreichende Erklärung
in der weniger starken Erhitzung des freistehenden Schachtes. Für die
Haltbarkeit desselben ist die Beschränkung der Ausdehnung nicht ohne
Wichtigkeit.

Die Construction und Herstellung einzelner Theile des Hochofens.

Das Fundament. Es ist selbstverständlich, dass in allen Fällen bei
der Anlage eines Hochofens für eine ausreichend sichere Fundamenti-
rung gesorgt werden muss, damit nicht etwa später Senkungen ein-
treten, welche die Haltbarkeit des ganzen Hochofens in Frage stellen
können. Da jedoch ein Hochofen mit starkem Rauhgemäuer eine erheb-
lich grössere Belastung ausübt und eine grössere Grundfläche bedeckt
als ein Hochofen neueren Systems mit Blechmantel oder ganz freistehen-
dem Schachte, so erklärt es sich, dass für die Fundamentirung jener
älteren Oefen eine fast noch grössere Sorgfalt angewendet wurde als in
der Jetztzeit, selbst wenn die inneren Abmessungen derselben erheb-
lich geringer waren, als jetzt.

War ein genügend sicherer Untergrund nicht vorhanden, so pflegte
man in früherer Zeit einen Pfahlrost mit eingerammten Pfählen in der
Ausdehnung des Fundaments herzustellen. In einfacherer und nicht
minder zuverlässiger Weise schafft man bei modernen Hochofenbauten
eine entsprechende Unterlage, indem man aus Beton, d. h. einem Ge-
menge von hydraulischem Kalk (Cement) mit Sand und Steingrus oder
Kies 1), welcher zwischen einer Bretterverschalung in die durch Aus-
schachtung hergestellte Grube eingebracht wird, einen rasch erhärten-
den Steinkörper von ¾—1 m Stärke (Höhe) und einer dem Umfange
des Fundaments entsprechenden Länge und Breite herstellt.

Auf dieser Unterlage, beziehentlich ohne Weiteres auf dem festen
Baugrunde, wird nun, gewöhnlich aus Bruchsteinen in Cement, das
eigentliche Fundament aufgeführt. In früherer Zeit pflegte man dem-
selben eine Höhe von etwa 3 m zu geben und, theils zur Material-
ersparung, hauptsächlich auch zur besseren Verhütung von Rissen beim
Trocknen des starken Mauerkörpers, zwei sich rechtwinklig durchkreu-
zende, überwölbte Gänge in demselben auszusparen, wie es bei dem
in Fig. 77 auf S. 338 abgebildeten Hochofen mit Rauhgemäuer erkenn-
bar ist; nachdem jedoch verschiedentliche Male Eisendurchbrüche vor-
gekommen sind, pflegt man in neuerer Zeit das Fundament massiv
aufzuführen oder nur mit kleinen Kanälen von einigen Centimetern
Durchmesser zu durchsetzen, während man sich mit einer Stärke von
1.5—2 m, soweit das Fundament sich unterhalb der Erde befindet,
begnügt.

Auf dieses eigentliche Fundament pflegt sich eine, um 0.5—1 m
aus dem Boden vorragende Mauerschicht aufzusetzen, welche den Boden-

1) Z. B. 3 Thl. Portland-Cement, 5 Thl. Sand, 4 Thl. zerklopfte Steine, 3 Thl.
Ziegelmehl; oder 5 Thl. Portland-Cement, 12 Thl. Steine, 1 Thl. Sand; oder ähnlich.
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[348/0402] Der Hochofen. oder Rauhgemäuer. Der freistehende Schacht in Gleiwitz wuchs in der Höhe nur um 78 mm, während frühere eingebaute Schächte bis 235 mm gestiegen waren. Der Unterschied findet seine ausreichende Erklärung in der weniger starken Erhitzung des freistehenden Schachtes. Für die Haltbarkeit desselben ist die Beschränkung der Ausdehnung nicht ohne Wichtigkeit. Die Construction und Herstellung einzelner Theile des Hochofens. Das Fundament. Es ist selbstverständlich, dass in allen Fällen bei der Anlage eines Hochofens für eine ausreichend sichere Fundamenti- rung gesorgt werden muss, damit nicht etwa später Senkungen ein- treten, welche die Haltbarkeit des ganzen Hochofens in Frage stellen können. Da jedoch ein Hochofen mit starkem Rauhgemäuer eine erheb- lich grössere Belastung ausübt und eine grössere Grundfläche bedeckt als ein Hochofen neueren Systems mit Blechmantel oder ganz freistehen- dem Schachte, so erklärt es sich, dass für die Fundamentirung jener älteren Oefen eine fast noch grössere Sorgfalt angewendet wurde als in der Jetztzeit, selbst wenn die inneren Abmessungen derselben erheb- lich geringer waren, als jetzt. War ein genügend sicherer Untergrund nicht vorhanden, so pflegte man in früherer Zeit einen Pfahlrost mit eingerammten Pfählen in der Ausdehnung des Fundaments herzustellen. In einfacherer und nicht minder zuverlässiger Weise schafft man bei modernen Hochofenbauten eine entsprechende Unterlage, indem man aus Beton, d. h. einem Ge- menge von hydraulischem Kalk (Cement) mit Sand und Steingrus oder Kies 1), welcher zwischen einer Bretterverschalung in die durch Aus- schachtung hergestellte Grube eingebracht wird, einen rasch erhärten- den Steinkörper von ¾—1 m Stärke (Höhe) und einer dem Umfange des Fundaments entsprechenden Länge und Breite herstellt. Auf dieser Unterlage, beziehentlich ohne Weiteres auf dem festen Baugrunde, wird nun, gewöhnlich aus Bruchsteinen in Cement, das eigentliche Fundament aufgeführt. In früherer Zeit pflegte man dem- selben eine Höhe von etwa 3 m zu geben und, theils zur Material- ersparung, hauptsächlich auch zur besseren Verhütung von Rissen beim Trocknen des starken Mauerkörpers, zwei sich rechtwinklig durchkreu- zende, überwölbte Gänge in demselben auszusparen, wie es bei dem in Fig. 77 auf S. 338 abgebildeten Hochofen mit Rauhgemäuer erkenn- bar ist; nachdem jedoch verschiedentliche Male Eisendurchbrüche vor- gekommen sind, pflegt man in neuerer Zeit das Fundament massiv aufzuführen oder nur mit kleinen Kanälen von einigen Centimetern Durchmesser zu durchsetzen, während man sich mit einer Stärke von 1.5—2 m, soweit das Fundament sich unterhalb der Erde befindet, begnügt. Auf dieses eigentliche Fundament pflegt sich eine, um 0.5—1 m aus dem Boden vorragende Mauerschicht aufzusetzen, welche den Boden- 1) Z. B. 3 Thl. Portland-Cement, 5 Thl. Sand, 4 Thl. zerklopfte Steine, 3 Thl. Ziegelmehl; oder 5 Thl. Portland-Cement, 12 Thl. Steine, 1 Thl. Sand; oder ähnlich.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/402>, abgerufen am 21.11.2024.