Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.
Sorten weissen Roheisens lassen sich ihrer grossen Sprödigkeit halber ohne Schwierigkeit im Stahlmörser pulvern.
Da das weisse Roheisen, wie erwähnt, nicht unmittelbar zur Her- stellung von Gebrauchsgegenständen benutzt zu werden pflegt, so besitzt die Festigkeit desselben nur untergeordnete Wichtigkeit.
Die Arten des weissen Roheisens.
Weniger deutlich als beim grauen Roheisen tritt beim weissen ein Unterschied hervor, je nachdem dasselbe mit Holzkohlen oder minerali- schen Brennstoffen dargestellt worden war. Es kann daher auch in Folgendem von einer derartigen Trennung, wie sie bei Besprechung des grauen Roheisens zweckmässig erschien, Abstand genommen werden.
Die Unterschiede der verschiedenen Arten beruhen vornehmlich auf den Abweichungen im Kohlenstoff- und Mangangehalte, wodurch dann wiederum das Aeussere des Roheisens beeinflusst wird.
Spiegeleisen.
Schon im vorigen Jahrhunderte stellte man auf einzelnen Hoch- ofenwerken, welche manganhaltige Erze verhütteten 1), eine Roheisen- sorte dar, ausgezeichnet durch ein grossblättriges Gefüge und glänzend weisse Farbe. Immerhin scheint man, da der Brennstoffverbrauch bei der Erzeugung dieses Roheisens verhältnissmässig hoch ausfiel, einen regelmässigen Betrieb auf die Gewinnung desselben nicht unterhalten zu haben; und man verwendete es wie alles übrige weisse Roheisen -- dessen Darstellung überhaupt eine sehr beschränkte war -- zu der Anfertigung von Schmiedeeisen und Stahl.
Erst nachdem seit dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts die Verwendung schmiedbaren Eisens an Stelle des Gusseisens eine grössere Ausdehnung bekommen und man beobachtet hatte, dass jene bis dahin seltene Roheisensorte sich als besonders geeignet zur Darstellung der reineren und kohlenstoffreicheren Sorten schmiedbaren Eisens, ins- besondere des Stahles, eigne, fing man an, zuerst im Siegenschen, dieses Roheisen auch im grösseren Maassstabe gewerbsmässig darzustellen und gab ihm in Rücksicht auf die erwähnten grossen, glänzend weissen Absonderungsflächen seines Gefüges, die man als Spiegel bezeichnete, den Namen Spiegeleisen.
Deutschland ist auch später, als der Bedarf an diesem Roheisen sich ausserordentlich gesteigert hatte, die Heimath für die grösste Menge desselben geblieben, und der Name Spiegeleisen ist auch in andere Sprachen übergegangen.
Das eigenthümliche, schon kurz besprochene Gefüge des Spiegel- eisens kennzeichnet dasselbe deutlich vor anderen Roheisenarten. Die einzelnen Absonderungsflächen stehen annähernd rechtwinklig gegen die Abkühlungsflächen (d. i. gegen die Aussenflächen der Roheisenmassel), kreuzen sich aber gegenseitig in den verschiedensten Richtungen, so dass aus diesen Durchkreuzungen ebener Flächen oft scheinbare Krystall-
1) In eisenhüttenmännischen Schriften des vorigen Jahrhunderts werden diese Erze als "Quicksteinerze mit Braunsteingehalt" bezeichnet.
Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.
Sorten weissen Roheisens lassen sich ihrer grossen Sprödigkeit halber ohne Schwierigkeit im Stahlmörser pulvern.
Da das weisse Roheisen, wie erwähnt, nicht unmittelbar zur Her- stellung von Gebrauchsgegenständen benutzt zu werden pflegt, so besitzt die Festigkeit desselben nur untergeordnete Wichtigkeit.
Die Arten des weissen Roheisens.
Weniger deutlich als beim grauen Roheisen tritt beim weissen ein Unterschied hervor, je nachdem dasselbe mit Holzkohlen oder minerali- schen Brennstoffen dargestellt worden war. Es kann daher auch in Folgendem von einer derartigen Trennung, wie sie bei Besprechung des grauen Roheisens zweckmässig erschien, Abstand genommen werden.
Die Unterschiede der verschiedenen Arten beruhen vornehmlich auf den Abweichungen im Kohlenstoff- und Mangangehalte, wodurch dann wiederum das Aeussere des Roheisens beeinflusst wird.
Spiegeleisen.
Schon im vorigen Jahrhunderte stellte man auf einzelnen Hoch- ofenwerken, welche manganhaltige Erze verhütteten 1), eine Roheisen- sorte dar, ausgezeichnet durch ein grossblättriges Gefüge und glänzend weisse Farbe. Immerhin scheint man, da der Brennstoffverbrauch bei der Erzeugung dieses Roheisens verhältnissmässig hoch ausfiel, einen regelmässigen Betrieb auf die Gewinnung desselben nicht unterhalten zu haben; und man verwendete es wie alles übrige weisse Roheisen — dessen Darstellung überhaupt eine sehr beschränkte war — zu der Anfertigung von Schmiedeeisen und Stahl.
Erst nachdem seit dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts die Verwendung schmiedbaren Eisens an Stelle des Gusseisens eine grössere Ausdehnung bekommen und man beobachtet hatte, dass jene bis dahin seltene Roheisensorte sich als besonders geeignet zur Darstellung der reineren und kohlenstoffreicheren Sorten schmiedbaren Eisens, ins- besondere des Stahles, eigne, fing man an, zuerst im Siegenschen, dieses Roheisen auch im grösseren Maassstabe gewerbsmässig darzustellen und gab ihm in Rücksicht auf die erwähnten grossen, glänzend weissen Absonderungsflächen seines Gefüges, die man als Spiegel bezeichnete, den Namen Spiegeleisen.
Deutschland ist auch später, als der Bedarf an diesem Roheisen sich ausserordentlich gesteigert hatte, die Heimath für die grösste Menge desselben geblieben, und der Name Spiegeleisen ist auch in andere Sprachen übergegangen.
Das eigenthümliche, schon kurz besprochene Gefüge des Spiegel- eisens kennzeichnet dasselbe deutlich vor anderen Roheisenarten. Die einzelnen Absonderungsflächen stehen annähernd rechtwinklig gegen die Abkühlungsflächen (d. i. gegen die Aussenflächen der Roheisenmassel), kreuzen sich aber gegenseitig in den verschiedensten Richtungen, so dass aus diesen Durchkreuzungen ebener Flächen oft scheinbare Krystall-
1) In eisenhüttenmännischen Schriften des vorigen Jahrhunderts werden diese Erze als „Quicksteinerze mit Braunsteingehalt“ bezeichnet.
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Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.
Sorten weissen Roheisens lassen sich ihrer grossen Sprödigkeit halber
ohne Schwierigkeit im Stahlmörser pulvern.
Da das weisse Roheisen, wie erwähnt, nicht unmittelbar zur Her-
stellung von Gebrauchsgegenständen benutzt zu werden pflegt, so besitzt
die Festigkeit desselben nur untergeordnete Wichtigkeit.
Die Arten des weissen Roheisens.
Weniger deutlich als beim grauen Roheisen tritt beim weissen ein
Unterschied hervor, je nachdem dasselbe mit Holzkohlen oder minerali-
schen Brennstoffen dargestellt worden war. Es kann daher auch in
Folgendem von einer derartigen Trennung, wie sie bei Besprechung des
grauen Roheisens zweckmässig erschien, Abstand genommen werden.
Die Unterschiede der verschiedenen Arten beruhen vornehmlich
auf den Abweichungen im Kohlenstoff- und Mangangehalte, wodurch
dann wiederum das Aeussere des Roheisens beeinflusst wird.
Spiegeleisen.
Schon im vorigen Jahrhunderte stellte man auf einzelnen Hoch-
ofenwerken, welche manganhaltige Erze verhütteten 1), eine Roheisen-
sorte dar, ausgezeichnet durch ein grossblättriges Gefüge und glänzend
weisse Farbe. Immerhin scheint man, da der Brennstoffverbrauch bei
der Erzeugung dieses Roheisens verhältnissmässig hoch ausfiel, einen
regelmässigen Betrieb auf die Gewinnung desselben nicht unterhalten
zu haben; und man verwendete es wie alles übrige weisse Roheisen
— dessen Darstellung überhaupt eine sehr beschränkte war — zu der
Anfertigung von Schmiedeeisen und Stahl.
Erst nachdem seit dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts die
Verwendung schmiedbaren Eisens an Stelle des Gusseisens eine grössere
Ausdehnung bekommen und man beobachtet hatte, dass jene bis dahin
seltene Roheisensorte sich als besonders geeignet zur Darstellung der
reineren und kohlenstoffreicheren Sorten schmiedbaren Eisens, ins-
besondere des Stahles, eigne, fing man an, zuerst im Siegenschen, dieses
Roheisen auch im grösseren Maassstabe gewerbsmässig darzustellen und
gab ihm in Rücksicht auf die erwähnten grossen, glänzend weissen
Absonderungsflächen seines Gefüges, die man als Spiegel bezeichnete,
den Namen Spiegeleisen.
Deutschland ist auch später, als der Bedarf an diesem Roheisen
sich ausserordentlich gesteigert hatte, die Heimath für die grösste Menge
desselben geblieben, und der Name Spiegeleisen ist auch in andere
Sprachen übergegangen.
Das eigenthümliche, schon kurz besprochene Gefüge des Spiegel-
eisens kennzeichnet dasselbe deutlich vor anderen Roheisenarten. Die
einzelnen Absonderungsflächen stehen annähernd rechtwinklig gegen die
Abkühlungsflächen (d. i. gegen die Aussenflächen der Roheisenmassel),
kreuzen sich aber gegenseitig in den verschiedensten Richtungen, so
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1) In eisenhüttenmännischen Schriften des vorigen Jahrhunderts werden diese
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/357>, abgerufen am 21.11.2024.
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