Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Stadeln.
sicht zu nehmen. Am häufigsten kommt die Haufenröstung noch bei
Kohleneisensteinen in Anwendung, weil hier jene Rücksicht auf Brenn-
stoffersparung weniger in Betracht kommt, im Uebrigen aber das Ver-
fahren ausserordentlich einfach und mit geringen Kosten durchzuführen
ist; und während die übrigen Erze in der Jetztzeit nur noch äusserst
selten in Haufen geröstet werden, dürfte für Kohleneisensteine die
Haufenröstung noch häufiger als ein anderes Röstverfahren in An-
wendung sein.

Das Rösten in Stadeln.

Stadel oder Röststadel nennt man eine oben offene, gemauerte
seitliche Einfassung eines Rösthaufens. Durch Oeffnungen in den Wänden,
welche durch eingesetzte Steine nach Belieben geschlossen werden
können, lässt sich der Luftzutritt von der Seite her reguliren; von unten
her wird ebenfalls gewöhnlich Luft durch einen von aussen kommen-
den Kanal zugeführt, welcher unter einem oder mehreren Rosten in
der Sohle des Stadels mündet. An einer Seite ist in der Umfassungs-
wand ein ausreichend breiter Schlitz ausgespart, welcher zum Füllen
und späteren Entleeren des Stadels dient und während des Röstens ver-
mauert oder durch eingesetzte Eisenplatten verschlossen wird.

Ein Stadel verhält sich demnach zu einem Rösthaufen ähnlich wie
ein Schaumburger Verkokungsofen (S. 62) zu einem Steinkohlenmeiler.
Die Wärmeverluste werden zwar bei Anwendung der Stadelröstung im
Vergleiche zur Haufenröstung abgemindert, so dass man mit etwas
geringerem Brennstoffverbrauche arbeitet; und durch Oeffnen und
Schliessen der Zugöffnungen ist eine Regelung der Verbrennung bei
wechselnder Windrichtung zu ermöglichen. Wie in einem Rösthaufen
aber sind im Stadel die oberen Schichten, durch welche sämmtliche von
unten aufsteigende Gase hindurchziehen, der Erhitzung in stärkerem
Maasse ausgesetzt als die unteren, und an der Oberfläche des Stadels
entweicht immerhin ein beträchtlicher Theil Wärme ungenutzt. Die
Uebelstände der Haufenröstung sind daher bei der Stadelröstung wohl
abgemindert, aber nicht beseitigt; und den durch Anwendung eines
Stadels erlangten Vortheilen stehen die, wenn auch nicht beträchtlichen,
Anlage- und Unterhaltungskosten und der Umstand gegenüber, dass
man hinsichtlich der Menge der in einem Male zu röstenden Erze an
den Fassungsraum des Stadels gebunden ist. Diese Umstände machen
es erklärlich, dass die Stadelröstung in der Jetztzeit noch seltener als
die Haufenröstung angetroffen wird. In Schweden, wo sie in den ersten
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sehr allgemein war, ist sie ziemlich
vollständig verschwunden; auch auf deutschen Eisenwerken, wo sie ver-
einzelt noch in den sechziger Jahren in Anwendung war (Ilsenburg am
Harz), dürfte sie inzwischen gänzlich erloschen sein.

Das Rösten in Oefen.

Man benutzt zum Rösten der Eisenerze fast ausschliesslich Schacht-
öfen. Von dem Röststadel unterscheidet sich der Röstofen theils durch
seine grössere Höhe und geringere Weite, vornehmlich aber dadurch,
dass in dem Ofen, welcher in dem unteren Theile mit Ausziehöffnungen
für die abgerösteten Erze versehen ist, eine allmähliche Bewegung der

13*

Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Stadeln.
sicht zu nehmen. Am häufigsten kommt die Haufenröstung noch bei
Kohleneisensteinen in Anwendung, weil hier jene Rücksicht auf Brenn-
stoffersparung weniger in Betracht kommt, im Uebrigen aber das Ver-
fahren ausserordentlich einfach und mit geringen Kosten durchzuführen
ist; und während die übrigen Erze in der Jetztzeit nur noch äusserst
selten in Haufen geröstet werden, dürfte für Kohleneisensteine die
Haufenröstung noch häufiger als ein anderes Röstverfahren in An-
wendung sein.

Das Rösten in Stadeln.

Stadel oder Röststadel nennt man eine oben offene, gemauerte
seitliche Einfassung eines Rösthaufens. Durch Oeffnungen in den Wänden,
welche durch eingesetzte Steine nach Belieben geschlossen werden
können, lässt sich der Luftzutritt von der Seite her reguliren; von unten
her wird ebenfalls gewöhnlich Luft durch einen von aussen kommen-
den Kanal zugeführt, welcher unter einem oder mehreren Rosten in
der Sohle des Stadels mündet. An einer Seite ist in der Umfassungs-
wand ein ausreichend breiter Schlitz ausgespart, welcher zum Füllen
und späteren Entleeren des Stadels dient und während des Röstens ver-
mauert oder durch eingesetzte Eisenplatten verschlossen wird.

Ein Stadel verhält sich demnach zu einem Rösthaufen ähnlich wie
ein Schaumburger Verkokungsofen (S. 62) zu einem Steinkohlenmeiler.
Die Wärmeverluste werden zwar bei Anwendung der Stadelröstung im
Vergleiche zur Haufenröstung abgemindert, so dass man mit etwas
geringerem Brennstoffverbrauche arbeitet; und durch Oeffnen und
Schliessen der Zugöffnungen ist eine Regelung der Verbrennung bei
wechselnder Windrichtung zu ermöglichen. Wie in einem Rösthaufen
aber sind im Stadel die oberen Schichten, durch welche sämmtliche von
unten aufsteigende Gase hindurchziehen, der Erhitzung in stärkerem
Maasse ausgesetzt als die unteren, und an der Oberfläche des Stadels
entweicht immerhin ein beträchtlicher Theil Wärme ungenutzt. Die
Uebelstände der Haufenröstung sind daher bei der Stadelröstung wohl
abgemindert, aber nicht beseitigt; und den durch Anwendung eines
Stadels erlangten Vortheilen stehen die, wenn auch nicht beträchtlichen,
Anlage- und Unterhaltungskosten und der Umstand gegenüber, dass
man hinsichtlich der Menge der in einem Male zu röstenden Erze an
den Fassungsraum des Stadels gebunden ist. Diese Umstände machen
es erklärlich, dass die Stadelröstung in der Jetztzeit noch seltener als
die Haufenröstung angetroffen wird. In Schweden, wo sie in den ersten
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sehr allgemein war, ist sie ziemlich
vollständig verschwunden; auch auf deutschen Eisenwerken, wo sie ver-
einzelt noch in den sechziger Jahren in Anwendung war (Ilsenburg am
Harz), dürfte sie inzwischen gänzlich erloschen sein.

Das Rösten in Oefen.

Man benutzt zum Rösten der Eisenerze fast ausschliesslich Schacht-
öfen. Von dem Röststadel unterscheidet sich der Röstofen theils durch
seine grössere Höhe und geringere Weite, vornehmlich aber dadurch,
dass in dem Ofen, welcher in dem unteren Theile mit Ausziehöffnungen
für die abgerösteten Erze versehen ist, eine allmähliche Bewegung der

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0235" n="195"/><fw place="top" type="header">Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Stadeln.</fw><lb/>
sicht zu nehmen. Am häufigsten kommt die Haufenröstung noch bei<lb/>
Kohleneisensteinen in Anwendung, weil hier jene Rücksicht auf Brenn-<lb/>
stoffersparung weniger in Betracht kommt, im Uebrigen aber das Ver-<lb/>
fahren ausserordentlich einfach und mit geringen Kosten durchzuführen<lb/>
ist; und während die übrigen Erze in der Jetztzeit nur noch äusserst<lb/>
selten in Haufen geröstet werden, dürfte für Kohleneisensteine die<lb/>
Haufenröstung noch häufiger als ein anderes Röstverfahren in An-<lb/>
wendung sein.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head><hi rendition="#i">Das Rösten in Stadeln</hi>.</head><lb/>
                  <p>Stadel oder Röststadel nennt man eine oben offene, gemauerte<lb/>
seitliche Einfassung eines Rösthaufens. Durch Oeffnungen in den Wänden,<lb/>
welche durch eingesetzte Steine nach Belieben geschlossen werden<lb/>
können, lässt sich der Luftzutritt von der Seite her reguliren; von unten<lb/>
her wird ebenfalls gewöhnlich Luft durch einen von aussen kommen-<lb/>
den Kanal zugeführt, welcher unter einem oder mehreren Rosten in<lb/>
der Sohle des Stadels mündet. An einer Seite ist in der Umfassungs-<lb/>
wand ein ausreichend breiter Schlitz ausgespart, welcher zum Füllen<lb/>
und späteren Entleeren des Stadels dient und während des Röstens ver-<lb/>
mauert oder durch eingesetzte Eisenplatten verschlossen wird.</p><lb/>
                  <p>Ein Stadel verhält sich demnach zu einem Rösthaufen ähnlich wie<lb/>
ein Schaumburger Verkokungsofen (S. 62) zu einem Steinkohlenmeiler.<lb/>
Die Wärmeverluste werden zwar bei Anwendung der Stadelröstung im<lb/>
Vergleiche zur Haufenröstung abgemindert, so dass man mit etwas<lb/>
geringerem Brennstoffverbrauche arbeitet; und durch Oeffnen und<lb/>
Schliessen der Zugöffnungen ist eine Regelung der Verbrennung bei<lb/>
wechselnder Windrichtung zu ermöglichen. Wie in einem Rösthaufen<lb/>
aber sind im Stadel die oberen Schichten, durch welche sämmtliche von<lb/>
unten aufsteigende Gase hindurchziehen, der Erhitzung in stärkerem<lb/>
Maasse ausgesetzt als die unteren, und an der Oberfläche des Stadels<lb/>
entweicht immerhin ein beträchtlicher Theil Wärme ungenutzt. Die<lb/>
Uebelstände der Haufenröstung sind daher bei der Stadelröstung wohl<lb/>
abgemindert, aber nicht beseitigt; und den durch Anwendung eines<lb/>
Stadels erlangten Vortheilen stehen die, wenn auch nicht beträchtlichen,<lb/>
Anlage- und Unterhaltungskosten und der Umstand gegenüber, dass<lb/>
man hinsichtlich der Menge der in einem Male zu röstenden Erze an<lb/>
den Fassungsraum des Stadels gebunden ist. Diese Umstände machen<lb/>
es erklärlich, dass die Stadelröstung in der Jetztzeit noch seltener als<lb/>
die Haufenröstung angetroffen wird. In Schweden, wo sie in den ersten<lb/>
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sehr allgemein war, ist sie ziemlich<lb/>
vollständig verschwunden; auch auf deutschen Eisenwerken, wo sie ver-<lb/>
einzelt noch in den sechziger Jahren in Anwendung war (Ilsenburg am<lb/>
Harz), dürfte sie inzwischen gänzlich erloschen sein.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head><hi rendition="#i">Das Rösten in Oefen</hi>.</head><lb/>
                  <p>Man benutzt zum Rösten der Eisenerze fast ausschliesslich Schacht-<lb/>
öfen. Von dem Röststadel unterscheidet sich der Röstofen theils durch<lb/>
seine grössere Höhe und geringere Weite, vornehmlich aber dadurch,<lb/>
dass in dem Ofen, welcher in dem unteren Theile mit Ausziehöffnungen<lb/>
für die abgerösteten Erze versehen ist, eine allmähliche Bewegung der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0235] Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Stadeln. sicht zu nehmen. Am häufigsten kommt die Haufenröstung noch bei Kohleneisensteinen in Anwendung, weil hier jene Rücksicht auf Brenn- stoffersparung weniger in Betracht kommt, im Uebrigen aber das Ver- fahren ausserordentlich einfach und mit geringen Kosten durchzuführen ist; und während die übrigen Erze in der Jetztzeit nur noch äusserst selten in Haufen geröstet werden, dürfte für Kohleneisensteine die Haufenröstung noch häufiger als ein anderes Röstverfahren in An- wendung sein. Das Rösten in Stadeln. Stadel oder Röststadel nennt man eine oben offene, gemauerte seitliche Einfassung eines Rösthaufens. Durch Oeffnungen in den Wänden, welche durch eingesetzte Steine nach Belieben geschlossen werden können, lässt sich der Luftzutritt von der Seite her reguliren; von unten her wird ebenfalls gewöhnlich Luft durch einen von aussen kommen- den Kanal zugeführt, welcher unter einem oder mehreren Rosten in der Sohle des Stadels mündet. An einer Seite ist in der Umfassungs- wand ein ausreichend breiter Schlitz ausgespart, welcher zum Füllen und späteren Entleeren des Stadels dient und während des Röstens ver- mauert oder durch eingesetzte Eisenplatten verschlossen wird. Ein Stadel verhält sich demnach zu einem Rösthaufen ähnlich wie ein Schaumburger Verkokungsofen (S. 62) zu einem Steinkohlenmeiler. Die Wärmeverluste werden zwar bei Anwendung der Stadelröstung im Vergleiche zur Haufenröstung abgemindert, so dass man mit etwas geringerem Brennstoffverbrauche arbeitet; und durch Oeffnen und Schliessen der Zugöffnungen ist eine Regelung der Verbrennung bei wechselnder Windrichtung zu ermöglichen. Wie in einem Rösthaufen aber sind im Stadel die oberen Schichten, durch welche sämmtliche von unten aufsteigende Gase hindurchziehen, der Erhitzung in stärkerem Maasse ausgesetzt als die unteren, und an der Oberfläche des Stadels entweicht immerhin ein beträchtlicher Theil Wärme ungenutzt. Die Uebelstände der Haufenröstung sind daher bei der Stadelröstung wohl abgemindert, aber nicht beseitigt; und den durch Anwendung eines Stadels erlangten Vortheilen stehen die, wenn auch nicht beträchtlichen, Anlage- und Unterhaltungskosten und der Umstand gegenüber, dass man hinsichtlich der Menge der in einem Male zu röstenden Erze an den Fassungsraum des Stadels gebunden ist. Diese Umstände machen es erklärlich, dass die Stadelröstung in der Jetztzeit noch seltener als die Haufenröstung angetroffen wird. In Schweden, wo sie in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sehr allgemein war, ist sie ziemlich vollständig verschwunden; auch auf deutschen Eisenwerken, wo sie ver- einzelt noch in den sechziger Jahren in Anwendung war (Ilsenburg am Harz), dürfte sie inzwischen gänzlich erloschen sein. Das Rösten in Oefen. Man benutzt zum Rösten der Eisenerze fast ausschliesslich Schacht- öfen. Von dem Röststadel unterscheidet sich der Röstofen theils durch seine grössere Höhe und geringere Weite, vornehmlich aber dadurch, dass in dem Ofen, welcher in dem unteren Theile mit Ausziehöffnungen für die abgerösteten Erze versehen ist, eine allmähliche Bewegung der 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/235
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/235>, abgerufen am 03.12.2024.