eisens mit etwa 3 Proc. Phosphor und nur wenigen Hundertstel Proc. Silicium auf dem Bessemerwerke zu Peine enthielt die Endschlacke 1):
Kieselsäure 2.45
Phosphorsäure 22.23
Thonerde 2.85
Eisenoxyd 5.74
Eisenoxydul 15.10
Manganoxydul 2.75
Kalkerde 45.88
Magnesia 1.14
Schwefel 0.54
Calcium 0.68
Schwefelsäure 0.38
Der Phosphorgehalt des fertigen Eisens betrug etwa 0.07 Proc.
Gasuntersuchungen.
Durch die Windöffnungen der Birne wird atmosphärische Luft in das Eisen geblasen, im Wesentlichen bestehend aus 79 Raumtheilen Stickstoff und 21 Raumtheilen Sauerstoff, oder auf 100 Raumtheile Stickstoff 26.5 Raumtheile Sauerstoff enthaltend. Der Stickstoff geht unverändert durch das Eisen hindurch; der Sauerstoffgehalt wird voll- ständig oder zum grössten Theile zur Verbrennung von Silicium, Mangan, Eisen, Kohlenstoff und -- beim basischen Processe -- Phosphor verbraucht. Verbrennt Kohlenstoff, so finden sich die Verbrennungs- gebilde desselben, Kohlenoxyd oder Kohlensäure, in den aus der Birne entweichenden Gasen neben dem Stickstoff wieder; ein Raumtheil Kohlensäure enthält die gleiche Raummenge Sauerstoff, ein Raumtheil Kohlenoxyd die Hälfte. Die Verbrennungserzeugnisse aller übrigen Körper bleiben in der Birne zurück. Untersucht man also die Zu- sammensetzung der entweichenden Gase, so liefert das Verhältniss des in denselben noch enthaltenen, theils freien, theils mit Kohlenstoff chemisch vereinigten Sauerstoffes zum Stickstoff ein Bild über das Ver- halten des durch den Gebläsewind zugeführten Sauerstoffes während seines Hindurchganges durch das Bad.
Enthielt der Gebläsewind, wie es regelmässig der Fall sein dürfte, Wasserdampf, so pflegt ein Theil desselben zersetzt zu werden. Den Beweis dafür erhält man durch den Wasserstoffgehalt der Birnengase, und zwei Raumtheile dieses Wasserstoffes entsprechen einem Raum- theil Sauerstoff, welcher ebenfalls in den Gasen an Kohle gebunden oder in der Schlacke enthalten sein muss.
Auch in der Zusammensetzung der Gase wird demnach der Ver- lauf des Processes sich wiederspiegeln. Diese Zusammensetzung wird durch die chemische Zusammensetzung des Roheisens, durch die Tempe- ratur des Bades, durch die Art und Weise der Vertheilung der ein- tretenden Luft beeinflusst werden. In niedriger Anfangstemperatur, bei Verarbeitung siliciumarmen Roheisens und bei ungenügender Ver- theilung des Windes kann es geschehen, dass noch unverzehrter Sauer- stoff durch das Eisenbad hindurchgeht und neben Kohlensäure, unter
1) Oestr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1883, S. 504.
Der Bessemer- und der Thomasprocess.
eisens mit etwa 3 Proc. Phosphor und nur wenigen Hundertstel Proc. Silicium auf dem Bessemerwerke zu Peine enthielt die Endschlacke 1):
Kieselsäure 2.45
Phosphorsäure 22.23
Thonerde 2.85
Eisenoxyd 5.74
Eisenoxydul 15.10
Manganoxydul 2.75
Kalkerde 45.88
Magnesia 1.14
Schwefel 0.54
Calcium 0.68
Schwefelsäure 0.38
Der Phosphorgehalt des fertigen Eisens betrug etwa 0.07 Proc.
Gasuntersuchungen.
Durch die Windöffnungen der Birne wird atmosphärische Luft in das Eisen geblasen, im Wesentlichen bestehend aus 79 Raumtheilen Stickstoff und 21 Raumtheilen Sauerstoff, oder auf 100 Raumtheile Stickstoff 26.5 Raumtheile Sauerstoff enthaltend. Der Stickstoff geht unverändert durch das Eisen hindurch; der Sauerstoffgehalt wird voll- ständig oder zum grössten Theile zur Verbrennung von Silicium, Mangan, Eisen, Kohlenstoff und — beim basischen Processe — Phosphor verbraucht. Verbrennt Kohlenstoff, so finden sich die Verbrennungs- gebilde desselben, Kohlenoxyd oder Kohlensäure, in den aus der Birne entweichenden Gasen neben dem Stickstoff wieder; ein Raumtheil Kohlensäure enthält die gleiche Raummenge Sauerstoff, ein Raumtheil Kohlenoxyd die Hälfte. Die Verbrennungserzeugnisse aller übrigen Körper bleiben in der Birne zurück. Untersucht man also die Zu- sammensetzung der entweichenden Gase, so liefert das Verhältniss des in denselben noch enthaltenen, theils freien, theils mit Kohlenstoff chemisch vereinigten Sauerstoffes zum Stickstoff ein Bild über das Ver- halten des durch den Gebläsewind zugeführten Sauerstoffes während seines Hindurchganges durch das Bad.
Enthielt der Gebläsewind, wie es regelmässig der Fall sein dürfte, Wasserdampf, so pflegt ein Theil desselben zersetzt zu werden. Den Beweis dafür erhält man durch den Wasserstoffgehalt der Birnengase, und zwei Raumtheile dieses Wasserstoffes entsprechen einem Raum- theil Sauerstoff, welcher ebenfalls in den Gasen an Kohle gebunden oder in der Schlacke enthalten sein muss.
Auch in der Zusammensetzung der Gase wird demnach der Ver- lauf des Processes sich wiederspiegeln. Diese Zusammensetzung wird durch die chemische Zusammensetzung des Roheisens, durch die Tempe- ratur des Bades, durch die Art und Weise der Vertheilung der ein- tretenden Luft beeinflusst werden. In niedriger Anfangstemperatur, bei Verarbeitung siliciumarmen Roheisens und bei ungenügender Ver- theilung des Windes kann es geschehen, dass noch unverzehrter Sauer- stoff durch das Eisenbad hindurchgeht und neben Kohlensäure, unter
1) Oestr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1883, S. 504.
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[925/1013]
Der Bessemer- und der Thomasprocess.
eisens mit etwa 3 Proc. Phosphor und nur wenigen Hundertstel Proc.
Silicium auf dem Bessemerwerke zu Peine enthielt die Endschlacke 1):
Kieselsäure 2.45
Phosphorsäure 22.23
Thonerde 2.85
Eisenoxyd 5.74
Eisenoxydul 15.10
Manganoxydul 2.75
Kalkerde 45.88
Magnesia 1.14
Schwefel 0.54
Calcium 0.68
Schwefelsäure 0.38
Der Phosphorgehalt des fertigen Eisens betrug etwa 0.07 Proc.
Gasuntersuchungen.
Durch die Windöffnungen der Birne wird atmosphärische Luft in
das Eisen geblasen, im Wesentlichen bestehend aus 79 Raumtheilen
Stickstoff und 21 Raumtheilen Sauerstoff, oder auf 100 Raumtheile
Stickstoff 26.5 Raumtheile Sauerstoff enthaltend. Der Stickstoff geht
unverändert durch das Eisen hindurch; der Sauerstoffgehalt wird voll-
ständig oder zum grössten Theile zur Verbrennung von Silicium,
Mangan, Eisen, Kohlenstoff und — beim basischen Processe — Phosphor
verbraucht. Verbrennt Kohlenstoff, so finden sich die Verbrennungs-
gebilde desselben, Kohlenoxyd oder Kohlensäure, in den aus der Birne
entweichenden Gasen neben dem Stickstoff wieder; ein Raumtheil
Kohlensäure enthält die gleiche Raummenge Sauerstoff, ein Raumtheil
Kohlenoxyd die Hälfte. Die Verbrennungserzeugnisse aller übrigen
Körper bleiben in der Birne zurück. Untersucht man also die Zu-
sammensetzung der entweichenden Gase, so liefert das Verhältniss des
in denselben noch enthaltenen, theils freien, theils mit Kohlenstoff
chemisch vereinigten Sauerstoffes zum Stickstoff ein Bild über das Ver-
halten des durch den Gebläsewind zugeführten Sauerstoffes während
seines Hindurchganges durch das Bad.
Enthielt der Gebläsewind, wie es regelmässig der Fall sein dürfte,
Wasserdampf, so pflegt ein Theil desselben zersetzt zu werden. Den
Beweis dafür erhält man durch den Wasserstoffgehalt der Birnengase,
und zwei Raumtheile dieses Wasserstoffes entsprechen einem Raum-
theil Sauerstoff, welcher ebenfalls in den Gasen an Kohle gebunden
oder in der Schlacke enthalten sein muss.
Auch in der Zusammensetzung der Gase wird demnach der Ver-
lauf des Processes sich wiederspiegeln. Diese Zusammensetzung wird
durch die chemische Zusammensetzung des Roheisens, durch die Tempe-
ratur des Bades, durch die Art und Weise der Vertheilung der ein-
tretenden Luft beeinflusst werden. In niedriger Anfangstemperatur,
bei Verarbeitung siliciumarmen Roheisens und bei ungenügender Ver-
theilung des Windes kann es geschehen, dass noch unverzehrter Sauer-
stoff durch das Eisenbad hindurchgeht und neben Kohlensäure, unter
1) Oestr. Zeitschr. f. Berg- und Hüttenwesen 1883, S. 504.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1013>, abgerufen am 21.11.2024.
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