Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.IV. Abschnitt. VII. Fragment. mernden Unschuld. Hiebey aber muß man nicht vergessen anzumerken, daß gewisse alte Leute, denender untere Kiefer in der Jugend schon etwas vorstand, und die im Alter die obern Zähne verloren, oft einen diesem nicht unähnlichen Mund bekommen können. Er wird aber bey guten Menschen den- noch kaum je so stark gebogen, und so fest geschlossen seyn, und durch irgend einen gefälligen Neben- zug sich bald genug jedem Auge legitimiren. Nachstehender Mund ist von der Art des dritten oben. Er ist phlegmatisch und bequem, [Abbildung]
Siebentes Fragment. Zähne. Wohl nichts gewisseres, auffallenderes, in jedem Moment sich beweisenderes, als die Charakteri- Meine eignen Beobachtungen hierüber sind folgende: Kleine, kurze Zähne, die von den alten Physiognomisten gemeiniglich für ein Zeichen Lange Zähne sind ein sicheres Zeichen von Schwäche und Zaghaftigkeit. Weiße, reinliche, wohlgereihete Zähne, die uns beym Oeffnen des Mundes gleich habe
IV. Abſchnitt. VII. Fragment. mernden Unſchuld. Hiebey aber muß man nicht vergeſſen anzumerken, daß gewiſſe alte Leute, denender untere Kiefer in der Jugend ſchon etwas vorſtand, und die im Alter die obern Zaͤhne verloren, oft einen dieſem nicht unaͤhnlichen Mund bekommen koͤnnen. Er wird aber bey guten Menſchen den- noch kaum je ſo ſtark gebogen, und ſo feſt geſchloſſen ſeyn, und durch irgend einen gefaͤlligen Neben- zug ſich bald genug jedem Auge legitimiren. Nachſtehender Mund iſt von der Art des dritten oben. Er iſt phlegmatiſch und bequem, [Abbildung]
Siebentes Fragment. Zaͤhne. Wohl nichts gewiſſeres, auffallenderes, in jedem Moment ſich beweiſenderes, als die Charakteri- Meine eignen Beobachtungen hieruͤber ſind folgende: Kleine, kurze Zaͤhne, die von den alten Phyſiognomiſten gemeiniglich fuͤr ein Zeichen Lange Zaͤhne ſind ein ſicheres Zeichen von Schwaͤche und Zaghaftigkeit. Weiße, reinliche, wohlgereihete Zaͤhne, die uns beym Oeffnen des Mundes gleich habe
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IV. Abſchnitt. VII. Fragment.
mernden Unſchuld. Hiebey aber muß man nicht vergeſſen anzumerken, daß gewiſſe alte Leute, denen
der untere Kiefer in der Jugend ſchon etwas vorſtand, und die im Alter die obern Zaͤhne verloren,
oft einen dieſem nicht unaͤhnlichen Mund bekommen koͤnnen. Er wird aber bey guten Menſchen den-
noch kaum je ſo ſtark gebogen, und ſo feſt geſchloſſen ſeyn, und durch irgend einen gefaͤlligen Neben-
zug ſich bald genug jedem Auge legitimiren.
Nachſtehender Mund iſt von der Art des dritten oben. Er iſt phlegmatiſch und bequem,
macht ſein Geſchaͤffte gefliſſentlich, bedaͤchtlich und langſam; liebt treu aber nicht zaͤrtlich.
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Siebentes Fragment.
Zaͤhne.
Wohl nichts gewiſſeres, auffallenderes, in jedem Moment ſich beweiſenderes, als die Charakteri-
ſtik der Zaͤhne an ſich, und der Art ihrer Erſcheinung.
Meine eignen Beobachtungen hieruͤber ſind folgende:
Kleine, kurze Zaͤhne, die von den alten Phyſiognomiſten gemeiniglich fuͤr ein Zeichen
der Schwaͤche gehalten wurden, fand ich bey ausgewachſenen Perſonen von ausnehmender Staͤr-
ke — aber dann werden’s ſelten ganz reine weiße Zaͤhne ſeyn.
Lange Zaͤhne ſind ein ſicheres Zeichen von Schwaͤche und Zaghaftigkeit.
Weiße, reinliche, wohlgereihete Zaͤhne, die uns beym Oeffnen des Mundes gleich
entgegen kommen, doch nicht ſtark hervorſtehen, nicht immer gleich vollzaͤhlig geſehen werden — ich
habe
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