Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.Schriftstellen. 2. Gal. V. 9. Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig. -- Ein wenig Bosheit 3. Was der Mensch säet, das wird er auch erndten. Wer auf sein Fleisch säet, der 4. Die Thorheit Gottes ist weiser als die Menschen, und die Schwachheit Gottes Nicht Eliabische -- nicht Saulische Größe -- gefällt Gott! doch wählt er auch den schö- 5. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seyd, und daß der Geist Gottes in euch So jemand den Tempel Gottes verderbt, denselben wird Gott auch verderben. Verderbe den nicht, um deswillen Christus gestorben ist. Röm. XIV. 15. Respekt Phys. Fragm. IV Versuch. D d
Schriftſtellen. 2. Gal. V. 9. Ein wenig Sauerteig verſaͤuert den ganzen Teig. — Ein wenig Bosheit 3. Was der Menſch ſaͤet, das wird er auch erndten. Wer auf ſein Fleiſch ſaͤet, der 4. Die Thorheit Gottes iſt weiſer als die Menſchen, und die Schwachheit Gottes Nicht Eliabiſche — nicht Sauliſche Groͤße — gefaͤllt Gott! doch waͤhlt er auch den ſchoͤ- 5. Wiſſet ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel ſeyd, und daß der Geiſt Gottes in euch So jemand den Tempel Gottes verderbt, denſelben wird Gott auch verderben. Verderbe den nicht, um deswillen Chriſtus geſtorben iſt. Roͤm. XIV. 15. Reſpekt Phyſ. Fragm. IV Verſuch. D d
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Schriftſtellen.
2.
Gal. V. 9. Ein wenig Sauerteig verſaͤuert den ganzen Teig. — Ein wenig Bosheit
verderbt oft ein ganzes Geſicht; ein einziger Mißzug macht das Ganze zur Carrikatur.
3.
Was der Menſch ſaͤet, das wird er auch erndten. Wer auf ſein Fleiſch ſaͤet, der
wird von dem Fleiſche Verderben erndten. Wer aber auf den Geiſt ſaͤet, der wird von
dem Geiſte das ewige Leben erndten. Gal. VI. Taͤgliche Beobachtung und Erfahrung des
Phyſiognomen. Jede Geſinnung, jede That iſt Saat; und wie die Saat, ſo die Erndte. Tha-
ten des Geiſtes, des Herzens, des Sentiments, geben dem Geſichte was ewiges. Thaten des
Fleiſches, der Sinnlichkeit, geben ihm das Gepraͤge der Vergaͤnglichkeit.
4.
Die Thorheit Gottes iſt weiſer als die Menſchen, und die Schwachheit Gottes
iſt ſtaͤrker als die Menſchen. 1 Cor. I. 25. Sehet an, ihr Bruͤder, eure Berufung,
nicht viel Weiſe nach dem Fleiſche, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle — ſondern was
thoͤricht iſt vor der Welt, das hat Gott auserwaͤhlt, auf daß er die Starken zu ſchanden
machte; auf daß vor ihm ſich kein Fleiſch ruͤhmen moͤchte.
Nicht Eliabiſche — nicht Sauliſche Groͤße — gefaͤllt Gott! doch waͤhlt er auch den ſchoͤ-
nen David, und der Verworfenſte aller iſt doch der Schoͤnſte aller Menſchenkinder. Aber
wie viel unbetrachtete, verachtete, verdruͤckte Geſichter haben oft Spuren der Erwaͤhlung! Unzaͤh-
lige Menſchen, die niemand fuͤr ſchoͤn haͤlt, ſind’s doch in den Augen des Himmels. Nicht ein ein-
ziger Liebling Gottes iſt, ſo ſchlecht immer ſeine Bildung ſey, aus deſſen Angeſicht nicht wenigſtens
ein Stral von Goͤttlichkeit hervorſchimmere.
5.
Wiſſet ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel ſeyd, und daß der Geiſt Gottes in euch
wohnet? 1 Cor. VI.
So jemand den Tempel Gottes verderbt, denſelben wird Gott auch verderben.
Denn der Tempel Gottes iſt heilig, welcher ihr ſeyd.
Verderbe den nicht, um deswillen Chriſtus geſtorben iſt. Roͤm. XIV. 15.
Reſpekt
Phyſ. Fragm. IV Verſuch. D d
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