intendent zu Darmstadt, bei der Besetzung des Kon- rektorats mein erklärter Feind geworden war. Ich hatte nämlich in dem Hause des Fasanenmeisters Jawand zu Dornberg diesen Herrn Olf als den abscheulichsten Dummkopf beschrieben, und eine ge- druckte Predigt von ihm gemustert und mit allerlei spöttischen Anmerkungen versehen. Dieser leichtsin- nige Streich war dem theuren Mann bei Gelegenheit der Konrektorei hinterbracht worden, und er hatte in heiligem Grimm geschworen, daß er sein Haupt nicht gesund tragen wolle, wenn ich in seinem Lande Speise und Trank bekäme für die Weidung geistli- cher Schaafe und Lämmer.
Fünf und dreißigstes Kapitel.
Ein Schuft wird mein Patron.
Nachdem ich in Darmstadt durchgefallen war, durch- irrte ich aus Langerweile und Unlust gegen das Da- heimsitzen die ganze umliegende Gegend unstät und flüchtig, fast wie Kain. Meine vielen Bekannten in dem Kreise erleichterten mir mein Leben, und oft verflossen drei bis vier Wochen, ehe ich wieder der Wohnung meines Vaters zueilte. Dieser war zwar mit meinem Umherlaufen wenig zufrieden, weil er es aber der Mißmuth zuschrieb, die ich, seiner Mei-
intendent zu Darmſtadt, bei der Beſetzung des Kon- rektorats mein erklaͤrter Feind geworden war. Ich hatte naͤmlich in dem Hauſe des Faſanenmeiſters Jawand zu Dornberg dieſen Herrn Olf als den abſcheulichſten Dummkopf beſchrieben, und eine ge- druckte Predigt von ihm gemuſtert und mit allerlei ſpoͤttiſchen Anmerkungen verſehen. Dieſer leichtſin- nige Streich war dem theuren Mann bei Gelegenheit der Konrektorei hinterbracht worden, und er hatte in heiligem Grimm geſchworen, daß er ſein Haupt nicht geſund tragen wolle, wenn ich in ſeinem Lande Speiſe und Trank bekaͤme fuͤr die Weidung geiſtli- cher Schaafe und Laͤmmer.
Fuͤnf und dreißigſtes Kapitel.
Ein Schuft wird mein Patron.
Nachdem ich in Darmſtadt durchgefallen war, durch- irrte ich aus Langerweile und Unluſt gegen das Da- heimſitzen die ganze umliegende Gegend unſtaͤt und fluͤchtig, faſt wie Kain. Meine vielen Bekannten in dem Kreiſe erleichterten mir mein Leben, und oft verfloſſen drei bis vier Wochen, ehe ich wieder der Wohnung meines Vaters zueilte. Dieſer war zwar mit meinem Umherlaufen wenig zufrieden, weil er es aber der Mißmuth zuſchrieb, die ich, ſeiner Mei-
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intendent zu Darmſtadt, bei der Beſetzung des Kon-
rektorats mein erklaͤrter Feind geworden war. Ich
hatte naͤmlich in dem Hauſe des Faſanenmeiſters
Jawand zu Dornberg dieſen Herrn Olf als den
abſcheulichſten Dummkopf beſchrieben, und eine ge-
druckte Predigt von ihm gemuſtert und mit allerlei
ſpoͤttiſchen Anmerkungen verſehen. Dieſer leichtſin-
nige Streich war dem theuren Mann bei Gelegenheit
der Konrektorei hinterbracht worden, und er hatte
in heiligem Grimm geſchworen, daß er ſein Haupt
nicht geſund tragen wolle, wenn ich in ſeinem Lande
Speiſe und Trank bekaͤme fuͤr die Weidung geiſtli-
cher Schaafe und Laͤmmer.
Fuͤnf und dreißigſtes Kapitel.
Ein Schuft wird mein Patron.
Nachdem ich in Darmſtadt durchgefallen war, durch-
irrte ich aus Langerweile und Unluſt gegen das Da-
heimſitzen die ganze umliegende Gegend unſtaͤt und
fluͤchtig, faſt wie Kain. Meine vielen Bekannten
in dem Kreiſe erleichterten mir mein Leben, und oft
verfloſſen drei bis vier Wochen, ehe ich wieder der
Wohnung meines Vaters zueilte. Dieſer war zwar
mit meinem Umherlaufen wenig zufrieden, weil er
es aber der Mißmuth zuſchrieb, die ich, ſeiner Mei-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/356>, abgerufen am 21.11.2024.
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