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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Vier und Dreissigstes Kapitel.

Ich soll Konrektor werden.



Herr Stauch hatte gut für mich gesorgt, und
als Herr Klein, bisheriger Konrektor in Darmstadt
versetzt wurde, würkte er mir ein Dekret vom Land-
grafen zu dieser Stelle aus. Mein Vater war über
meine so nahe scheinende Versorgung fast ausser sich
vor Freude, und um so mehr, da ich nicht Prediger,
sondern Schulmann werden sollte. In diesem
Stande, sagte er, brauchst du nichts contra con-
scentiam
zu lehren, wie leider! der Volkslehrer
oft thun muß, um die Schwachen nicht zu zertreten,
und das nicht einzureissen, was sich vermöge des Al-
terthums und der langen Gewohnheit entweder gar
nicht, oder doch wenigstens ohne viel Mühe und
Einsicht nicht wieder aufbauen läßt. -- Ich selbst
fand bei einer solchen Stelle mein ganzes Behagen:
denn zum Verkündigen des göttlichen Worts verspür-
te ich wenig Neigung. Anfangs arbeitete ich zwar
meine heiligen Reden selbst und sorgfältig aus, so
daß ich oft drei bis vier Tage darauf verwandte;
hernach ward ich klüger. Ich folgte dem Beispiele
der meisten meiner geistlichen Reisegefährten: ich be-
stieg den sanftmüthigen Eselsrücken, und ritt, statt

Vier und Dreiſſigſtes Kapitel.

Ich ſoll Konrektor werden.



Herr Stauch hatte gut fuͤr mich geſorgt, und
als Herr Klein, bisheriger Konrektor in Darmſtadt
verſetzt wurde, wuͤrkte er mir ein Dekret vom Land-
grafen zu dieſer Stelle aus. Mein Vater war uͤber
meine ſo nahe ſcheinende Verſorgung faſt auſſer ſich
vor Freude, und um ſo mehr, da ich nicht Prediger,
ſondern Schulmann werden ſollte. In dieſem
Stande, ſagte er, brauchſt du nichts contra con-
ſcentiam
zu lehren, wie leider! der Volkslehrer
oft thun muß, um die Schwachen nicht zu zertreten,
und das nicht einzureiſſen, was ſich vermoͤge des Al-
terthums und der langen Gewohnheit entweder gar
nicht, oder doch wenigſtens ohne viel Muͤhe und
Einſicht nicht wieder aufbauen laͤßt. — Ich ſelbſt
fand bei einer ſolchen Stelle mein ganzes Behagen:
denn zum Verkuͤndigen des goͤttlichen Worts verſpuͤr-
te ich wenig Neigung. Anfangs arbeitete ich zwar
meine heiligen Reden ſelbſt und ſorgfaͤltig aus, ſo
daß ich oft drei bis vier Tage darauf verwandte;
hernach ward ich kluͤger. Ich folgte dem Beiſpiele
der meiſten meiner geiſtlichen Reiſegefaͤhrten: ich be-
ſtieg den ſanftmuͤthigen Eſelsruͤcken, und ritt, ſtatt

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[332/0346] Vier und Dreiſſigſtes Kapitel. Ich ſoll Konrektor werden. Herr Stauch hatte gut fuͤr mich geſorgt, und als Herr Klein, bisheriger Konrektor in Darmſtadt verſetzt wurde, wuͤrkte er mir ein Dekret vom Land- grafen zu dieſer Stelle aus. Mein Vater war uͤber meine ſo nahe ſcheinende Verſorgung faſt auſſer ſich vor Freude, und um ſo mehr, da ich nicht Prediger, ſondern Schulmann werden ſollte. In dieſem Stande, ſagte er, brauchſt du nichts contra con- ſcentiam zu lehren, wie leider! der Volkslehrer oft thun muß, um die Schwachen nicht zu zertreten, und das nicht einzureiſſen, was ſich vermoͤge des Al- terthums und der langen Gewohnheit entweder gar nicht, oder doch wenigſtens ohne viel Muͤhe und Einſicht nicht wieder aufbauen laͤßt. — Ich ſelbſt fand bei einer ſolchen Stelle mein ganzes Behagen: denn zum Verkuͤndigen des goͤttlichen Worts verſpuͤr- te ich wenig Neigung. Anfangs arbeitete ich zwar meine heiligen Reden ſelbſt und ſorgfaͤltig aus, ſo daß ich oft drei bis vier Tage darauf verwandte; hernach ward ich kluͤger. Ich folgte dem Beiſpiele der meiſten meiner geiſtlichen Reiſegefaͤhrten: ich be- ſtieg den ſanftmuͤthigen Eſelsruͤcken, und ritt, ſtatt

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/346>, abgerufen am 21.11.2024.