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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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auch dergleichen Unflätereien; da ich aber bald merk-
te, daß sie das nicht leiden konnten, ward ich vor-
sichtiger, und sprach bescheiden; aber nur in ihrer
Gegenwart.

Es läßt sich denken, daß es nicht blos bei Lud-
wigs Theorie geblieben ist: ich bekam bald Lust, auch
das zu sehen und das zu erfahren, wovon ich so viel
gehört hatte. Dazu fand ich Gelegenheit bei einer
unsrer Mägde, welche gern zugab, daß ich bei ihr
alles das untersuchte, was mir Hans Lundwig als
das non plus ultra der höhern Kenntnisse angewie-
sen hatte. --

So war meine erste Erziehung beschaffen, oder
vielmehr, so wurde das wenige Gute, welches mein
Vater durch Unterricht und Ermahnen in mich zu
bringen suchte, durch Verführung und böses Beispiel
Anderer verhunzt und vernichtet!

Drittes Kapitel.

Auch Väter versehens oft.



Ich muß es meinem guten Vater zwar nachrühmen,
daß er mich oft und mit aller Herablassung und
Sanftmuth unterrichtet hat: ja, er hielt mir an-
fangs keinen Lehrer, weil er glaubte, daß der Un-

auch dergleichen Unflaͤtereien; da ich aber bald merk-
te, daß ſie das nicht leiden konnten, ward ich vor-
ſichtiger, und ſprach beſcheiden; aber nur in ihrer
Gegenwart.

Es laͤßt ſich denken, daß es nicht blos bei Lud-
wigs Theorie geblieben iſt: ich bekam bald Luſt, auch
das zu ſehen und das zu erfahren, wovon ich ſo viel
gehoͤrt hatte. Dazu fand ich Gelegenheit bei einer
unſrer Maͤgde, welche gern zugab, daß ich bei ihr
alles das unterſuchte, was mir Hans Lundwig als
das non plus ultra der hoͤhern Kenntniſſe angewie-
ſen hatte. —

So war meine erſte Erziehung beſchaffen, oder
vielmehr, ſo wurde das wenige Gute, welches mein
Vater durch Unterricht und Ermahnen in mich zu
bringen ſuchte, durch Verfuͤhrung und boͤſes Beiſpiel
Anderer verhunzt und vernichtet!

Drittes Kapitel.

Auch Vaͤter verſehens oft.



Ich muß es meinem guten Vater zwar nachruͤhmen,
daß er mich oft und mit aller Herablaſſung und
Sanftmuth unterrichtet hat: ja, er hielt mir an-
fangs keinen Lehrer, weil er glaubte, daß der Un-

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[14/0028] auch dergleichen Unflaͤtereien; da ich aber bald merk- te, daß ſie das nicht leiden konnten, ward ich vor- ſichtiger, und ſprach beſcheiden; aber nur in ihrer Gegenwart. Es laͤßt ſich denken, daß es nicht blos bei Lud- wigs Theorie geblieben iſt: ich bekam bald Luſt, auch das zu ſehen und das zu erfahren, wovon ich ſo viel gehoͤrt hatte. Dazu fand ich Gelegenheit bei einer unſrer Maͤgde, welche gern zugab, daß ich bei ihr alles das unterſuchte, was mir Hans Lundwig als das non plus ultra der hoͤhern Kenntniſſe angewie- ſen hatte. — So war meine erſte Erziehung beſchaffen, oder vielmehr, ſo wurde das wenige Gute, welches mein Vater durch Unterricht und Ermahnen in mich zu bringen ſuchte, durch Verfuͤhrung und boͤſes Beiſpiel Anderer verhunzt und vernichtet! Drittes Kapitel. Auch Vaͤter verſehens oft. Ich muß es meinem guten Vater zwar nachruͤhmen, daß er mich oft und mit aller Herablaſſung und Sanftmuth unterrichtet hat: ja, er hielt mir an- fangs keinen Lehrer, weil er glaubte, daß der Un-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/28>, abgerufen am 21.11.2024.