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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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4.
Valerius an William.

Ich hätte früher an Dich geschrieben, Freund,
wär' ich nicht gar zu sehr beschäftigt gewesen; ich würde
Dir mehr schreiben, wäre ich's nicht noch. Womit aber?
frägst Du barsch. Mit mir selbst. Später ein paar
Worte darüber, jetzt zu der Besorgniß, die mich in
diesem Augenblicke drängt. Ich habe eben von Con¬
stantins Schwester einen Brief erhalten, worin sie mich
beschwört, Alles aufzubieten, um den Aufenthalt ihres
Bruders zu entdecken, der seit mehreren Tagen verschwun¬
den ist. Man hat seine Abwesenheit während der er¬
sten Nacht und des nächsten Tages unbeachtet gelassen,
da dergleichen -- Du hast ja oft genug dagegen ge¬
scholten -- zuweilen bei ihm vorkam, namentlich wenn
er mit Hyppolit den Shakespeare paraphrasirte. Nach
der zweiten Nacht hat man suchen lassen -- umsonst.
Man hat zu Rosa geschickt -- dies ist eine junge schöne
Dame, mit der er ein Liebesverhältniß entrirt hat --
sie hat schnippisch geantwortet, man solle verloren ge¬
gangene junge Suitiers nicht bei ihr suchen. Des Tags
darauf hat das schnippische Dämchen auch gefehlt und

4.
Valerius an William.

Ich hätte früher an Dich geſchrieben, Freund,
wär' ich nicht gar zu ſehr beſchäftigt geweſen; ich würde
Dir mehr ſchreiben, wäre ich's nicht noch. Womit aber?
frägſt Du barſch. Mit mir ſelbſt. Später ein paar
Worte darüber, jetzt zu der Beſorgniß, die mich in
dieſem Augenblicke drängt. Ich habe eben von Con¬
ſtantins Schweſter einen Brief erhalten, worin ſie mich
beſchwört, Alles aufzubieten, um den Aufenthalt ihres
Bruders zu entdecken, der ſeit mehreren Tagen verſchwun¬
den iſt. Man hat ſeine Abweſenheit während der er¬
ſten Nacht und des nächſten Tages unbeachtet gelaſſen,
da dergleichen — Du haſt ja oft genug dagegen ge¬
ſcholten — zuweilen bei ihm vorkam, namentlich wenn
er mit Hyppolit den Shakespeare paraphraſirte. Nach
der zweiten Nacht hat man ſuchen laſſen — umſonſt.
Man hat zu Roſa geſchickt — dies iſt eine junge ſchöne
Dame, mit der er ein Liebesverhältniß entrirt hat —
ſie hat ſchnippiſch geantwortet, man ſolle verloren ge¬
gangene junge Suitiers nicht bei ihr ſuchen. Des Tags
darauf hat das ſchnippiſche Dämchen auch gefehlt und

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[28/0038] 4. Valerius an William. Breslau, am Himmelfahrtstage 1830. Ich hätte früher an Dich geſchrieben, Freund, wär' ich nicht gar zu ſehr beſchäftigt geweſen; ich würde Dir mehr ſchreiben, wäre ich's nicht noch. Womit aber? frägſt Du barſch. Mit mir ſelbſt. Später ein paar Worte darüber, jetzt zu der Beſorgniß, die mich in dieſem Augenblicke drängt. Ich habe eben von Con¬ ſtantins Schweſter einen Brief erhalten, worin ſie mich beſchwört, Alles aufzubieten, um den Aufenthalt ihres Bruders zu entdecken, der ſeit mehreren Tagen verſchwun¬ den iſt. Man hat ſeine Abweſenheit während der er¬ ſten Nacht und des nächſten Tages unbeachtet gelaſſen, da dergleichen — Du haſt ja oft genug dagegen ge¬ ſcholten — zuweilen bei ihm vorkam, namentlich wenn er mit Hyppolit den Shakespeare paraphraſirte. Nach der zweiten Nacht hat man ſuchen laſſen — umſonſt. Man hat zu Roſa geſchickt — dies iſt eine junge ſchöne Dame, mit der er ein Liebesverhältniß entrirt hat — ſie hat ſchnippiſch geantwortet, man ſolle verloren ge¬ gangene junge Suitiers nicht bei ihr ſuchen. Des Tags darauf hat das ſchnippiſche Dämchen auch gefehlt und

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/38>, abgerufen am 22.12.2024.