Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.4. Breslau, am Himmelfahrtstage 1830.Valerius an William. Ich hätte früher an Dich geschrieben, Freund, 4. Breslau, am Himmelfahrtstage 1830.Valerius an William. Ich hätte früher an Dich geſchrieben, Freund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0038" n="28"/> </div> <div n="1"> <head>4.<lb/><hi rendition="#b #g">Valerius an William.</hi><lb/></head> <dateline rendition="#right">Breslau, am Himmelfahrtstage 1830.<lb/></dateline> <p>Ich hätte früher an Dich geſchrieben, Freund,<lb/> wär' ich nicht gar zu ſehr beſchäftigt geweſen; ich würde<lb/> Dir mehr ſchreiben, wäre ich's nicht noch. Womit aber?<lb/> frägſt Du barſch. Mit mir ſelbſt. Später ein paar<lb/> Worte darüber, jetzt zu der Beſorgniß, die mich in<lb/> dieſem Augenblicke drängt. Ich habe eben von Con¬<lb/> ſtantins Schweſter einen Brief erhalten, worin ſie mich<lb/> beſchwört, Alles aufzubieten, um den Aufenthalt ihres<lb/> Bruders zu entdecken, der ſeit mehreren Tagen verſchwun¬<lb/> den iſt. Man hat ſeine Abweſenheit während der er¬<lb/> ſten Nacht und des nächſten Tages unbeachtet gelaſſen,<lb/> da dergleichen — Du haſt ja oft genug dagegen ge¬<lb/> ſcholten — zuweilen bei ihm vorkam, namentlich wenn<lb/> er mit Hyppolit den Shakespeare paraphraſirte. Nach<lb/> der zweiten Nacht hat man ſuchen laſſen — umſonſt.<lb/> Man hat zu Roſa geſchickt — dies iſt eine junge ſchöne<lb/> Dame, mit der er ein Liebesverhältniß entrirt hat —<lb/> ſie hat ſchnippiſch geantwortet, man ſolle verloren ge¬<lb/> gangene junge Suitiers nicht bei ihr ſuchen. Des Tags<lb/> darauf hat das ſchnippiſche Dämchen auch gefehlt und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0038]
4.
Valerius an William.
Breslau, am Himmelfahrtstage 1830.
Ich hätte früher an Dich geſchrieben, Freund,
wär' ich nicht gar zu ſehr beſchäftigt geweſen; ich würde
Dir mehr ſchreiben, wäre ich's nicht noch. Womit aber?
frägſt Du barſch. Mit mir ſelbſt. Später ein paar
Worte darüber, jetzt zu der Beſorgniß, die mich in
dieſem Augenblicke drängt. Ich habe eben von Con¬
ſtantins Schweſter einen Brief erhalten, worin ſie mich
beſchwört, Alles aufzubieten, um den Aufenthalt ihres
Bruders zu entdecken, der ſeit mehreren Tagen verſchwun¬
den iſt. Man hat ſeine Abweſenheit während der er¬
ſten Nacht und des nächſten Tages unbeachtet gelaſſen,
da dergleichen — Du haſt ja oft genug dagegen ge¬
ſcholten — zuweilen bei ihm vorkam, namentlich wenn
er mit Hyppolit den Shakespeare paraphraſirte. Nach
der zweiten Nacht hat man ſuchen laſſen — umſonſt.
Man hat zu Roſa geſchickt — dies iſt eine junge ſchöne
Dame, mit der er ein Liebesverhältniß entrirt hat —
ſie hat ſchnippiſch geantwortet, man ſolle verloren ge¬
gangene junge Suitiers nicht bei ihr ſuchen. Des Tags
darauf hat das ſchnippiſche Dämchen auch gefehlt und
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