Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.2. Constantin an Valerius. Ich lebe hier noch eben so einförmig, wie ich 2. Constantin an Valerius. Ich lebe hier noch eben ſo einförmig, wie ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="12"/> </div> <div n="1"> <head>2.<lb/><hi rendition="#g">Constantin an Valerius.</hi><lb/></head> <p>Ich lebe hier noch eben ſo einförmig, wie ich<lb/> Dir's geſchildert habe: äußerſt ſelten ein poetiſcher Au¬<lb/> genblick — ein nüchternes Vegetiren. Es weiß der<lb/> Himmel, woran das liegt. Ich gebe mir alle erſinn¬<lb/> liche Mühe, das zu ändern — Du wirſt dies aus mei¬<lb/> nen philanthropiſchen Beſtrebungen im Briefe an Hyp¬<lb/> polit erkennen. Ich ſuche taſtend nach allen Spitzen<lb/> meiner Gemüthsnerven: es geht nicht: wenn ich neben<lb/> Roſa ſitzend einen an ſeinem Endpunkte erreicht habe,<lb/> ſo ſchnellt er mir immer wieder davon. Es iſt ſehr<lb/> ärgerlich. — Durch Göthe hab' ich ſehr große Begier<lb/> nach Italien bekommen, — ich will es indeſſen ver¬<lb/> ſuchen, hier ſeine Elegieen nachzuleben. Aber ich glaube,<lb/> es iſt italiſche Sonne und italiſcher Himmel nöthig,<lb/> denn ich ſchaffe alle Ingredienzien ſeiner Poeſie herbei,<lb/> aber ich kann das Getränk nicht zu Stande bringen.<lb/> Du glaubſt nicht, Valerius, was ich mir für Mühe<lb/> gebe, poetiſch zu genießen. Es weiß der Kukuk, war¬<lb/> um es nicht gehen will.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0022]
2.
Constantin an Valerius.
Ich lebe hier noch eben ſo einförmig, wie ich
Dir's geſchildert habe: äußerſt ſelten ein poetiſcher Au¬
genblick — ein nüchternes Vegetiren. Es weiß der
Himmel, woran das liegt. Ich gebe mir alle erſinn¬
liche Mühe, das zu ändern — Du wirſt dies aus mei¬
nen philanthropiſchen Beſtrebungen im Briefe an Hyp¬
polit erkennen. Ich ſuche taſtend nach allen Spitzen
meiner Gemüthsnerven: es geht nicht: wenn ich neben
Roſa ſitzend einen an ſeinem Endpunkte erreicht habe,
ſo ſchnellt er mir immer wieder davon. Es iſt ſehr
ärgerlich. — Durch Göthe hab' ich ſehr große Begier
nach Italien bekommen, — ich will es indeſſen ver¬
ſuchen, hier ſeine Elegieen nachzuleben. Aber ich glaube,
es iſt italiſche Sonne und italiſcher Himmel nöthig,
denn ich ſchaffe alle Ingredienzien ſeiner Poeſie herbei,
aber ich kann das Getränk nicht zu Stande bringen.
Du glaubſt nicht, Valerius, was ich mir für Mühe
gebe, poetiſch zu genießen. Es weiß der Kukuk, war¬
um es nicht gehen will.
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