Lieber Freund, Valerius, der eben zu mir kommt und mir den ähnlichen Brief von Dir mittheilt, ist mit mir gleicher Meinung: das muß anders mit Dir werden. Beiliegende Summe wirst Du zu Deiner Ak¬ klimatisirung anwenden, oder es trifft Dich das Ana¬ them der Böotier. Sobald Du Dir einen Frack ge¬ kauft, folge jener Einladung; nach Allem was ich ge¬ hört, findest Du ein reizendes Mädchen.
Jetzt höre zu, ich erzähle weiter. Die Fürstin bedauerte, daß Göthe nicht auch dergleichen Scenen aus reicheren, vornehmeren Umgebungen geschrieben, die Weiber seien zu sehr Landschaft, ich solle ihr Elegien schreiben, wo die Frauen mitsprächen. Jenes Behag¬ liche, Reiche -- entgegnete ich ihr, -- was sie ver¬ misse, ersetze der Schauplatz Italien, aber es sei aller¬ dings ärgerlich, daß unsre übrigen Poeten noch immer so wenig Courage hätten, dergleichen zu schreiben. Ein¬ mal, sagte ich, liegt es an unsrer bürgerlichen Ein¬ richtung, die in so vielfache kleine bürgerliche Fächer abgetheilt und durch Mauern und Hecken abgetrennt ist,
13. Hyppolit an Constantin.
Lieber Freund, Valerius, der eben zu mir kommt und mir den ähnlichen Brief von Dir mittheilt, iſt mit mir gleicher Meinung: das muß anders mit Dir werden. Beiliegende Summe wirſt Du zu Deiner Ak¬ klimatiſirung anwenden, oder es trifft Dich das Ana¬ them der Böotier. Sobald Du Dir einen Frack ge¬ kauft, folge jener Einladung; nach Allem was ich ge¬ hört, findeſt Du ein reizendes Mädchen.
Jetzt höre zu, ich erzähle weiter. Die Fürſtin bedauerte, daß Göthe nicht auch dergleichen Scenen aus reicheren, vornehmeren Umgebungen geſchrieben, die Weiber ſeien zu ſehr Landſchaft, ich ſolle ihr Elegien ſchreiben, wo die Frauen mitſprächen. Jenes Behag¬ liche, Reiche — entgegnete ich ihr, — was ſie ver¬ miſſe, erſetze der Schauplatz Italien, aber es ſei aller¬ dings ärgerlich, daß unſre übrigen Poeten noch immer ſo wenig Courage hätten, dergleichen zu ſchreiben. Ein¬ mal, ſagte ich, liegt es an unſrer bürgerlichen Ein¬ richtung, die in ſo vielfache kleine bürgerliche Fächer abgetheilt und durch Mauern und Hecken abgetrennt iſt,
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13.
Hyppolit an Constantin.
Lieber Freund, Valerius, der eben zu mir kommt
und mir den ähnlichen Brief von Dir mittheilt, iſt
mit mir gleicher Meinung: das muß anders mit Dir
werden. Beiliegende Summe wirſt Du zu Deiner Ak¬
klimatiſirung anwenden, oder es trifft Dich das Ana¬
them der Böotier. Sobald Du Dir einen Frack ge¬
kauft, folge jener Einladung; nach Allem was ich ge¬
hört, findeſt Du ein reizendes Mädchen.
Jetzt höre zu, ich erzähle weiter. Die Fürſtin
bedauerte, daß Göthe nicht auch dergleichen Scenen
aus reicheren, vornehmeren Umgebungen geſchrieben, die
Weiber ſeien zu ſehr Landſchaft, ich ſolle ihr Elegien
ſchreiben, wo die Frauen mitſprächen. Jenes Behag¬
liche, Reiche — entgegnete ich ihr, — was ſie ver¬
miſſe, erſetze der Schauplatz Italien, aber es ſei aller¬
dings ärgerlich, daß unſre übrigen Poeten noch immer
ſo wenig Courage hätten, dergleichen zu ſchreiben. Ein¬
mal, ſagte ich, liegt es an unſrer bürgerlichen Ein¬
richtung, die in ſo vielfache kleine bürgerliche Fächer
abgetheilt und durch Mauern und Hecken abgetrennt iſt,
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/123>, abgerufen am 03.03.2025.
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