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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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Natur waren; wie ja denn auch von manchen Führerinnen
direkt empfohlen wird, die Pflichten zu suchen,
damit man später die Rechte fordern könne
.
Jn dieser Richtung bewegen sich auch die Bestrebungen
des jüngst im Beginn des Krieges vom Bund deutscher
Frauenvereine begründeten "Nationalen Frauendienstes",
von dem schon oben die Rede war. Man drängt sich an
die Gemeindevertretungen heran, sucht Beschäftigung im
Hilfs- und Verwaltungsdienst auf den Rathäusern, alles
zur Hauptsache mit der stillen, gelegentlich auch
ausgesprochenen Hoffnung, diese aufgezwung-
enen Leistungen später bei Begründung kom-
munaler Wahlrechtsforderungen in Rechnung
stellen zu können
. Dabei hat unsere bisher in
männlichen Händen liegende Gemeinde- und Staatsver-
waltung die Feuerprobe der Kriegszeiten wahrhaft glän-
zend bestanden. Wie schon angedeutet, können die
schönsten Phrasen der Rechtlerinnen uns nicht davon
überzeugen, daß der verstärkte Einfluß der Frau in
Gemeinde und Staat bis zum Frauenstimmrecht hin
nötig sei, damit die rechte Mütterlichkeit und Fürsorge
im Staat zur Geltung komme. Sehr viele gute Patrioten
sind sogar der Überzeugung, daß die Verweichlichung und
Verweiberung unseres ganzen Fühlens und Denkens auf
vielen Gebieten bereits soweit fortgeschritten ist, daß eine
Umkehr zu härterer, strengerer, männlicher Auffassung
zur dringenden Notwendigkeit geworden ist. Jn diesem
Sinne sehen sie auch mit Recht den furchtbaren Krieg
als ein Stahlbad an, das den im Schwinden begriffenen
männlich ernsten Geist aus der Verweichlichung und
Verkümmerung herauszureißen bestimmt ist.

Natur waren; wie ja denn auch von manchen Führerinnen
direkt empfohlen wird, die Pflichten zu suchen,
damit man später die Rechte fordern könne
.
Jn dieser Richtung bewegen sich auch die Bestrebungen
des jüngst im Beginn des Krieges vom Bund deutscher
Frauenvereine begründeten „Nationalen Frauendienstes“,
von dem schon oben die Rede war. Man drängt sich an
die Gemeindevertretungen heran, sucht Beschäftigung im
Hilfs- und Verwaltungsdienst auf den Rathäusern, alles
zur Hauptsache mit der stillen, gelegentlich auch
ausgesprochenen Hoffnung, diese aufgezwung-
enen Leistungen später bei Begründung kom-
munaler Wahlrechtsforderungen in Rechnung
stellen zu können
. Dabei hat unsere bisher in
männlichen Händen liegende Gemeinde- und Staatsver-
waltung die Feuerprobe der Kriegszeiten wahrhaft glän-
zend bestanden. Wie schon angedeutet, können die
schönsten Phrasen der Rechtlerinnen uns nicht davon
überzeugen, daß der verstärkte Einfluß der Frau in
Gemeinde und Staat bis zum Frauenstimmrecht hin
nötig sei, damit die rechte Mütterlichkeit und Fürsorge
im Staat zur Geltung komme. Sehr viele gute Patrioten
sind sogar der Überzeugung, daß die Verweichlichung und
Verweiberung unseres ganzen Fühlens und Denkens auf
vielen Gebieten bereits soweit fortgeschritten ist, daß eine
Umkehr zu härterer, strengerer, männlicher Auffassung
zur dringenden Notwendigkeit geworden ist. Jn diesem
Sinne sehen sie auch mit Recht den furchtbaren Krieg
als ein Stahlbad an, das den im Schwinden begriffenen
männlich ernsten Geist aus der Verweichlichung und
Verkümmerung herauszureißen bestimmt ist.

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[45/0047] Natur waren; wie ja denn auch von manchen Führerinnen direkt empfohlen wird, die Pflichten zu suchen, damit man später die Rechte fordern könne. Jn dieser Richtung bewegen sich auch die Bestrebungen des jüngst im Beginn des Krieges vom Bund deutscher Frauenvereine begründeten „Nationalen Frauendienstes“, von dem schon oben die Rede war. Man drängt sich an die Gemeindevertretungen heran, sucht Beschäftigung im Hilfs- und Verwaltungsdienst auf den Rathäusern, alles zur Hauptsache mit der stillen, gelegentlich auch ausgesprochenen Hoffnung, diese aufgezwung- enen Leistungen später bei Begründung kom- munaler Wahlrechtsforderungen in Rechnung stellen zu können. Dabei hat unsere bisher in männlichen Händen liegende Gemeinde- und Staatsver- waltung die Feuerprobe der Kriegszeiten wahrhaft glän- zend bestanden. Wie schon angedeutet, können die schönsten Phrasen der Rechtlerinnen uns nicht davon überzeugen, daß der verstärkte Einfluß der Frau in Gemeinde und Staat bis zum Frauenstimmrecht hin nötig sei, damit die rechte Mütterlichkeit und Fürsorge im Staat zur Geltung komme. Sehr viele gute Patrioten sind sogar der Überzeugung, daß die Verweichlichung und Verweiberung unseres ganzen Fühlens und Denkens auf vielen Gebieten bereits soweit fortgeschritten ist, daß eine Umkehr zu härterer, strengerer, männlicher Auffassung zur dringenden Notwendigkeit geworden ist. Jn diesem Sinne sehen sie auch mit Recht den furchtbaren Krieg als ein Stahlbad an, das den im Schwinden begriffenen männlich ernsten Geist aus der Verweichlichung und Verkümmerung herauszureißen bestimmt ist.

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/47>, abgerufen am 26.04.2024.