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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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gänzlich schwach völlig zu verwerfen; so z. B. die bereits
in der Partie des §. 62 behandelte Entgegnung 2. d 7--d 5.
Noch schwächer wäre endlich die Deckung durch 2. f 7--f 6,
welcher Zug dem Königsspringer seinen wichtigsten Ausgang
raubt und den König vor und nach der Rochade bloss stellt.
Auch giebt er den Weissen zu einer interessanten Combina-
tion Gelegenheit, da dieser ruhig mit dem Königsspringer
den feindlichen Königsbauer durch 2. S f 3--e 5: schlagen
könnte. Denn nimmt nun Schwarz den Springer wieder,
3. f 6--e 5: so kann 4. D d 1--h 5 +, g 7--g 6, 5. D h 5--
e 5 +, D d 8--e 7, D e 5--h 8: folgen, wodurch Weiss einen
Thurm gewinnt.

§. 100. In der correcten Vertheidigung der Springer-
partie, also in dem Anfange 1. e 2--e 4, e 7--e 5; 2. S g 1
--f 3, S b 8--c 6 fährt nun der Anziehende am einfachsten
in der Entwickelung der Königsfiguren, also mit dem Zuge
L f 1--c 4 weiter fort. Daneben kommt auch der schon im
§. 98 angedeutete Zug des Mittelgambits 3. d 2--d 4 in
Betracht, dessen interessante Consequenzen uamentlich in
neuester Zeit bei Theoretikern wie Praktikern grosse Be-
achtung gefunden haben. Beide Combinationen bilden die
regelmässigen Fortsetzungen der Springerpartie. Ausserdem
kennt noch im jetzigen dritten Momente die Theorie zwei
andere Angriffsarten, von denen die eine unmittelbar die
Eroberung der Mitte anstrebt, während die andere direct
den schwarzen Damenspringer, also die Deckung des Königs-
bauers, angreift. Der erstere Angriff besteht in dem Zuge
3. c 2--c 3 als Vorbereitung für die Bewegung des Damen-
bauer; er wird gewöhnlich durch den Zug des Königsprin-
gers von g 8 nach f 6 beantwortet. Die andere Fortsetzung
wird durch den Angriff des Laufers 3. L f 1--b 5 gegeben
und ebenfalls am besten durch denselben Königsspringerzug
erwidert. Denn geschieht hierauf, also nach 3. L f 1--b 5,
S g 8--f 6 nun 4. L b 5--c 6: d 7--c 6: 5. S f 3--e 5:, so
folgt 5. D d 8--d 4 und Schwarz gewinnt den Bauer auf e 4
wieder. Man nennt diese Fortsetzung durch 3. L f 1--b 5
nach dem Schriftsteller, welcher sie besonders empfohlen
hat, das Spiel des Ruy Lopez.

gänzlich schwach völlig zu verwerfen; so z. B. die bereits
in der Partie des §. 62 behandelte Entgegnung 2. d 7—d 5.
Noch schwächer wäre endlich die Deckung durch 2. f 7—f 6,
welcher Zug dem Königsspringer seinen wichtigsten Ausgang
raubt und den König vor und nach der Rochade bloss stellt.
Auch giebt er den Weissen zu einer interessanten Combina-
tion Gelegenheit, da dieser ruhig mit dem Königsspringer
den feindlichen Königsbauer durch 2. S f 3—e 5: schlagen
könnte. Denn nimmt nun Schwarz den Springer wieder,
3. f 6—e 5: so kann 4. D d 1—h 5 †, g 7—g 6, 5. D h 5—
e 5 †, D d 8—e 7, D e 5—h 8: folgen, wodurch Weiss einen
Thurm gewinnt.

§. 100. In der correcten Vertheidigung der Springer-
partie, also in dem Anfange 1. e 2—e 4, e 7—e 5; 2. S g 1
f 3, S b 8—c 6 fährt nun der Anziehende am einfachsten
in der Entwickelung der Königsfiguren, also mit dem Zuge
L f 1—c 4 weiter fort. Daneben kommt auch der schon im
§. 98 angedeutete Zug des Mittelgambits 3. d 2—d 4 in
Betracht, dessen interessante Consequenzen uamentlich in
neuester Zeit bei Theoretikern wie Praktikern grosse Be-
achtung gefunden haben. Beide Combinationen bilden die
regelmässigen Fortsetzungen der Springerpartie. Ausserdem
kennt noch im jetzigen dritten Momente die Theorie zwei
andere Angriffsarten, von denen die eine unmittelbar die
Eroberung der Mitte anstrebt, während die andere direct
den schwarzen Damenspringer, also die Deckung des Königs-
bauers, angreift. Der erstere Angriff besteht in dem Zuge
3. c 2—c 3 als Vorbereitung für die Bewegung des Damen-
bauer; er wird gewöhnlich durch den Zug des Königsprin-
gers von g 8 nach f 6 beantwortet. Die andere Fortsetzung
wird durch den Angriff des Laufers 3. L f 1—b 5 gegeben
und ebenfalls am besten durch denselben Königsspringerzug
erwidert. Denn geschieht hierauf, also nach 3. L f 1—b 5,
S g 8—f 6 nun 4. L b 5—c 6: d 7—c 6: 5. S f 3—e 5:, so
folgt 5. D d 8—d 4 und Schwarz gewinnt den Bauer auf e 4
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nach dem Schriftsteller, welcher sie besonders empfohlen
hat, das Spiel des Ruy Lopez.

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[70/0082] gänzlich schwach völlig zu verwerfen; so z. B. die bereits in der Partie des §. 62 behandelte Entgegnung 2. d 7—d 5. Noch schwächer wäre endlich die Deckung durch 2. f 7—f 6, welcher Zug dem Königsspringer seinen wichtigsten Ausgang raubt und den König vor und nach der Rochade bloss stellt. Auch giebt er den Weissen zu einer interessanten Combina- tion Gelegenheit, da dieser ruhig mit dem Königsspringer den feindlichen Königsbauer durch 2. S f 3—e 5: schlagen könnte. Denn nimmt nun Schwarz den Springer wieder, 3. f 6—e 5: so kann 4. D d 1—h 5 †, g 7—g 6, 5. D h 5— e 5 †, D d 8—e 7, D e 5—h 8: folgen, wodurch Weiss einen Thurm gewinnt. §. 100. In der correcten Vertheidigung der Springer- partie, also in dem Anfange 1. e 2—e 4, e 7—e 5; 2. S g 1 —f 3, S b 8—c 6 fährt nun der Anziehende am einfachsten in der Entwickelung der Königsfiguren, also mit dem Zuge L f 1—c 4 weiter fort. Daneben kommt auch der schon im §. 98 angedeutete Zug des Mittelgambits 3. d 2—d 4 in Betracht, dessen interessante Consequenzen uamentlich in neuester Zeit bei Theoretikern wie Praktikern grosse Be- achtung gefunden haben. Beide Combinationen bilden die regelmässigen Fortsetzungen der Springerpartie. Ausserdem kennt noch im jetzigen dritten Momente die Theorie zwei andere Angriffsarten, von denen die eine unmittelbar die Eroberung der Mitte anstrebt, während die andere direct den schwarzen Damenspringer, also die Deckung des Königs- bauers, angreift. Der erstere Angriff besteht in dem Zuge 3. c 2—c 3 als Vorbereitung für die Bewegung des Damen- bauer; er wird gewöhnlich durch den Zug des Königsprin- gers von g 8 nach f 6 beantwortet. Die andere Fortsetzung wird durch den Angriff des Laufers 3. L f 1—b 5 gegeben und ebenfalls am besten durch denselben Königsspringerzug erwidert. Denn geschieht hierauf, also nach 3. L f 1—b 5, S g 8—f 6 nun 4. L b 5—c 6: d 7—c 6: 5. S f 3—e 5:, so folgt 5. D d 8—d 4 und Schwarz gewinnt den Bauer auf e 4 wieder. Man nennt diese Fortsetzung durch 3. L f 1—b 5 nach dem Schriftsteller, welcher sie besonders empfohlen hat, das Spiel des Ruy Lopez.

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/82>, abgerufen am 26.04.2024.