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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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deren Deckung der Gegner Figuren entwickelt oder Terrain
gewinnt, endlich zweckloses Abtauschen von solcher Art,
dass der Gegner beim Wiedernehmen unthätige Figuren in
Wirksamkeit setzt. Vor allen solchen Fehlern hat man sich
jederzeit zu hüten; oft wirkt ein einziger Verstoss der Art
entscheidend auf Gewinn oder Verlust der ganzen Partie.

§. 170. Correcte Angriffe werden in der Regel durch
Bauerbewegungen eingeleitet, durch Manoeuvres der klei-
neren Officiere fortgesetzt und überhaupt unterhalten,
schliesslich meist durch grössere Officiere, wie Dame und
Thürme, entschieden. Letztere wirken überhaupt in den
eigentlichen Angriffen während der Mitte der Partie wenig
mit; die Hauptrollen fallen hier einigen Bauern, namentlich
aber den Springern und Laufern zu. Jede Ueberstürzung
eines Angriffes durch grössere Officiere allein ist daher
ebensowohl im Anfange wie in der Mitte einer sonst correct
gespielten Partie verwerflich. Nur die Vereinigung ver-
schiedener einzelner Kräfte, namentlich die geeignete Com-
bination der geringeren Figuren vermag einen sicheren an-
haltenden und correcten Angriff zu begründen.

Fast in jeder Partie zeigen sich nun drei besonders
wichtige Möglichkeiten von Angriff und Vertheidigung. Man
kann sie kurz als Eröffnungsangriff, Mittelangriff und Königs-
angriff bezeichnen, welchen die analogen drei Vertheidigungs-
arten gegenüberstehen.


Zehntes Kapitel.
Der Eröffnungsangriff.

§. 171. Die Lehre vom Eröffnungsangriff zeigt zunächst
die richtige und consequente Enwickelung der Figuren und
giebt über die Zweckmässigkeit verschiedener im Anfange
der Partie gebräuchlicher Züge Auskunft.

Die bei völlig gleicher Ausrüstung der Parteien mög-
liche gleichzeitig correcte Eröffnung der Partie ist bereits

deren Deckung der Gegner Figuren entwickelt oder Terrain
gewinnt, endlich zweckloses Abtauschen von solcher Art,
dass der Gegner beim Wiedernehmen unthätige Figuren in
Wirksamkeit setzt. Vor allen solchen Fehlern hat man sich
jederzeit zu hüten; oft wirkt ein einziger Verstoss der Art
entscheidend auf Gewinn oder Verlust der ganzen Partie.

§. 170. Correcte Angriffe werden in der Regel durch
Bauerbewegungen eingeleitet, durch Manoeuvres der klei-
neren Officiere fortgesetzt und überhaupt unterhalten,
schliesslich meist durch grössere Officiere, wie Dame und
Thürme, entschieden. Letztere wirken überhaupt in den
eigentlichen Angriffen während der Mitte der Partie wenig
mit; die Hauptrollen fallen hier einigen Bauern, namentlich
aber den Springern und Laufern zu. Jede Ueberstürzung
eines Angriffes durch grössere Officiere allein ist daher
ebensowohl im Anfange wie in der Mitte einer sonst correct
gespielten Partie verwerflich. Nur die Vereinigung ver-
schiedener einzelner Kräfte, namentlich die geeignete Com-
bination der geringeren Figuren vermag einen sicheren an-
haltenden und correcten Angriff zu begründen.

Fast in jeder Partie zeigen sich nun drei besonders
wichtige Möglichkeiten von Angriff und Vertheidigung. Man
kann sie kurz als Eröffnungsangriff, Mittelangriff und Königs-
angriff bezeichnen, welchen die analogen drei Vertheidigungs-
arten gegenüberstehen.


Zehntes Kapitel.
Der Eröffnungsangriff.

§. 171. Die Lehre vom Eröffnungsangriff zeigt zunächst
die richtige und consequente Enwickelung der Figuren und
giebt über die Zweckmässigkeit verschiedener im Anfange
der Partie gebräuchlicher Züge Auskunft.

Die bei völlig gleicher Ausrüstung der Parteien mög-
liche gleichzeitig correcte Eröffnung der Partie ist bereits

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[108/0120] deren Deckung der Gegner Figuren entwickelt oder Terrain gewinnt, endlich zweckloses Abtauschen von solcher Art, dass der Gegner beim Wiedernehmen unthätige Figuren in Wirksamkeit setzt. Vor allen solchen Fehlern hat man sich jederzeit zu hüten; oft wirkt ein einziger Verstoss der Art entscheidend auf Gewinn oder Verlust der ganzen Partie. §. 170. Correcte Angriffe werden in der Regel durch Bauerbewegungen eingeleitet, durch Manoeuvres der klei- neren Officiere fortgesetzt und überhaupt unterhalten, schliesslich meist durch grössere Officiere, wie Dame und Thürme, entschieden. Letztere wirken überhaupt in den eigentlichen Angriffen während der Mitte der Partie wenig mit; die Hauptrollen fallen hier einigen Bauern, namentlich aber den Springern und Laufern zu. Jede Ueberstürzung eines Angriffes durch grössere Officiere allein ist daher ebensowohl im Anfange wie in der Mitte einer sonst correct gespielten Partie verwerflich. Nur die Vereinigung ver- schiedener einzelner Kräfte, namentlich die geeignete Com- bination der geringeren Figuren vermag einen sicheren an- haltenden und correcten Angriff zu begründen. Fast in jeder Partie zeigen sich nun drei besonders wichtige Möglichkeiten von Angriff und Vertheidigung. Man kann sie kurz als Eröffnungsangriff, Mittelangriff und Königs- angriff bezeichnen, welchen die analogen drei Vertheidigungs- arten gegenüberstehen. Zehntes Kapitel. Der Eröffnungsangriff. §. 171. Die Lehre vom Eröffnungsangriff zeigt zunächst die richtige und consequente Enwickelung der Figuren und giebt über die Zweckmässigkeit verschiedener im Anfange der Partie gebräuchlicher Züge Auskunft. Die bei völlig gleicher Ausrüstung der Parteien mög- liche gleichzeitig correcte Eröffnung der Partie ist bereits

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/120>, abgerufen am 21.11.2024.