Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Hauptstück, von dem Unterschiede
§. 248.

Was nicht allgemein noch unbedingt mög-
lich ist, wird durch zween oder mehrere verschie-
dene Gründe unter gewisse Schranken der
Möglichkeit gesetzt.
Denn da es bis dahin mög-
lich ist, so hat es auch in sofern allerdings einen Grund
der Möglichkeit. Da aber dieser Grund nicht ausreicht,
so weit man will, so ist er selbst entweder auf Bedin-
gungen gesetzt, oder es kommen in seiner Anwendung
auf den vorgegebenen Fall Bedingungen hinzu, die ihm
Schranken setzen. Da nun aus diesen Bedingungen
erkennbar wird, warum die Möglichkeit nicht weiter
reicht, so geben sie allerdings noch einen oder mehrere
verschiedene Gründe an. Demnach wird, was nicht
allgemein oder unbedingt möglich ist, durch zween oder
mehrere verschiedene Gründe innert gewisse Schranken
der Möglichkeit gesetzt.

§. 249.

Man sieht leicht, daß dieser Lehrsatz den bereits oben
(§. 238.) erwiesenen umständlicher aufklärt, indem hier-
aus erhellt, daß der Grund der Möglichkeit und de-
ren Gränzen nicht einfach, sondern aus zween oder meh-
rern zusammengesetzt ist. Man hat demnach allerdings
mehr als einen Grund zu suchen, so oft man Möglich-
keiten findet, die nicht allgemein noch unbedingt sind.

§. 250.

Es erhellet zugleich hieraus, daß die bedingten
und nicht allgemeinen Möglichkeiten nur bey
zusammengesetzten Begriffen vorkommen.
Denn
der Begriff der Bedingung, welche die Möglichkeit ein-
schränkt, kömmt entweder noch zu dem Begriffe der Sa-
che, an sich betrachtet, hinzu, oder man nimmt einzelne
Möglichkeiten, die einander einschränken, zusammen.
Jn beyden Fällen entsteht ein specialer und zusam-
mengesetzter Begriff.

§. 251.
IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede
§. 248.

Was nicht allgemein noch unbedingt moͤg-
lich iſt, wird durch zween oder mehrere verſchie-
dene Gruͤnde unter gewiſſe Schranken der
Moͤglichkeit geſetzt.
Denn da es bis dahin moͤg-
lich iſt, ſo hat es auch in ſofern allerdings einen Grund
der Moͤglichkeit. Da aber dieſer Grund nicht ausreicht,
ſo weit man will, ſo iſt er ſelbſt entweder auf Bedin-
gungen geſetzt, oder es kommen in ſeiner Anwendung
auf den vorgegebenen Fall Bedingungen hinzu, die ihm
Schranken ſetzen. Da nun aus dieſen Bedingungen
erkennbar wird, warum die Moͤglichkeit nicht weiter
reicht, ſo geben ſie allerdings noch einen oder mehrere
verſchiedene Gruͤnde an. Demnach wird, was nicht
allgemein oder unbedingt moͤglich iſt, durch zween oder
mehrere verſchiedene Gruͤnde innert gewiſſe Schranken
der Moͤglichkeit geſetzt.

§. 249.

Man ſieht leicht, daß dieſer Lehrſatz den bereits oben
(§. 238.) erwieſenen umſtaͤndlicher aufklaͤrt, indem hier-
aus erhellt, daß der Grund der Moͤglichkeit und de-
ren Graͤnzen nicht einfach, ſondern aus zween oder meh-
rern zuſammengeſetzt iſt. Man hat demnach allerdings
mehr als einen Grund zu ſuchen, ſo oft man Moͤglich-
keiten findet, die nicht allgemein noch unbedingt ſind.

§. 250.

Es erhellet zugleich hieraus, daß die bedingten
und nicht allgemeinen Moͤglichkeiten nur bey
zuſammengeſetzten Begriffen vorkommen.
Denn
der Begriff der Bedingung, welche die Moͤglichkeit ein-
ſchraͤnkt, koͤmmt entweder noch zu dem Begriffe der Sa-
che, an ſich betrachtet, hinzu, oder man nimmt einzelne
Moͤglichkeiten, die einander einſchraͤnken, zuſammen.
Jn beyden Faͤllen entſteht ein ſpecialer und zuſam-
mengeſetzter Begriff.

§. 251.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0602" n="580"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck, von dem Unter&#x017F;chiede</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 248.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Was nicht allgemein noch unbedingt mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, wird durch zween oder mehrere ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Gru&#x0364;nde unter gewi&#x017F;&#x017F;e Schranken der<lb/>
Mo&#x0364;glichkeit ge&#x017F;etzt.</hi> Denn da es bis dahin mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, &#x017F;o hat es auch in &#x017F;ofern allerdings einen Grund<lb/>
der Mo&#x0364;glichkeit. Da aber die&#x017F;er Grund nicht ausreicht,<lb/>
&#x017F;o weit man will, &#x017F;o i&#x017F;t er &#x017F;elb&#x017F;t entweder auf Bedin-<lb/>
gungen ge&#x017F;etzt, oder es kommen in &#x017F;einer Anwendung<lb/>
auf den vorgegebenen Fall Bedingungen hinzu, die ihm<lb/>
Schranken &#x017F;etzen. Da nun aus die&#x017F;en Bedingungen<lb/>
erkennbar wird, warum die Mo&#x0364;glichkeit nicht weiter<lb/>
reicht, &#x017F;o geben &#x017F;ie allerdings noch einen oder mehrere<lb/>
ver&#x017F;chiedene Gru&#x0364;nde an. Demnach wird, was nicht<lb/>
allgemein oder unbedingt mo&#x0364;glich i&#x017F;t, durch zween oder<lb/>
mehrere ver&#x017F;chiedene Gru&#x0364;nde innert gewi&#x017F;&#x017F;e Schranken<lb/>
der Mo&#x0364;glichkeit ge&#x017F;etzt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 249.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht leicht, daß die&#x017F;er Lehr&#x017F;atz den bereits oben<lb/>
(§. 238.) erwie&#x017F;enen um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher aufkla&#x0364;rt, indem hier-<lb/>
aus erhellt, daß der Grund der <hi rendition="#fr">Mo&#x0364;glichkeit</hi> und de-<lb/>
ren <hi rendition="#fr">Gra&#x0364;nzen</hi> nicht einfach, &#x017F;ondern aus zween oder meh-<lb/>
rern zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt i&#x017F;t. Man hat demnach allerdings<lb/>
mehr als einen Grund zu &#x017F;uchen, &#x017F;o oft man Mo&#x0364;glich-<lb/>
keiten findet, die nicht allgemein noch unbedingt &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 250.</head><lb/>
            <p>Es erhellet zugleich hieraus, <hi rendition="#fr">daß die bedingten<lb/>
und nicht allgemeinen Mo&#x0364;glichkeiten nur bey<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Begriffen vorkommen.</hi> Denn<lb/>
der Begriff der Bedingung, welche die Mo&#x0364;glichkeit ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkt, ko&#x0364;mmt entweder noch zu dem Begriffe der Sa-<lb/>
che, an &#x017F;ich betrachtet, hinzu, oder man nimmt einzelne<lb/>
Mo&#x0364;glichkeiten, die einander ein&#x017F;chra&#x0364;nken, zu&#x017F;ammen.<lb/>
Jn beyden Fa&#x0364;llen ent&#x017F;teht ein &#x017F;pecialer und zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzter Begriff.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 251.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0602] IV. Hauptſtuͤck, von dem Unterſchiede §. 248. Was nicht allgemein noch unbedingt moͤg- lich iſt, wird durch zween oder mehrere verſchie- dene Gruͤnde unter gewiſſe Schranken der Moͤglichkeit geſetzt. Denn da es bis dahin moͤg- lich iſt, ſo hat es auch in ſofern allerdings einen Grund der Moͤglichkeit. Da aber dieſer Grund nicht ausreicht, ſo weit man will, ſo iſt er ſelbſt entweder auf Bedin- gungen geſetzt, oder es kommen in ſeiner Anwendung auf den vorgegebenen Fall Bedingungen hinzu, die ihm Schranken ſetzen. Da nun aus dieſen Bedingungen erkennbar wird, warum die Moͤglichkeit nicht weiter reicht, ſo geben ſie allerdings noch einen oder mehrere verſchiedene Gruͤnde an. Demnach wird, was nicht allgemein oder unbedingt moͤglich iſt, durch zween oder mehrere verſchiedene Gruͤnde innert gewiſſe Schranken der Moͤglichkeit geſetzt. §. 249. Man ſieht leicht, daß dieſer Lehrſatz den bereits oben (§. 238.) erwieſenen umſtaͤndlicher aufklaͤrt, indem hier- aus erhellt, daß der Grund der Moͤglichkeit und de- ren Graͤnzen nicht einfach, ſondern aus zween oder meh- rern zuſammengeſetzt iſt. Man hat demnach allerdings mehr als einen Grund zu ſuchen, ſo oft man Moͤglich- keiten findet, die nicht allgemein noch unbedingt ſind. §. 250. Es erhellet zugleich hieraus, daß die bedingten und nicht allgemeinen Moͤglichkeiten nur bey zuſammengeſetzten Begriffen vorkommen. Denn der Begriff der Bedingung, welche die Moͤglichkeit ein- ſchraͤnkt, koͤmmt entweder noch zu dem Begriffe der Sa- che, an ſich betrachtet, hinzu, oder man nimmt einzelne Moͤglichkeiten, die einander einſchraͤnken, zuſammen. Jn beyden Faͤllen entſteht ein ſpecialer und zuſam- mengeſetzter Begriff. §. 251.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/602
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/602>, abgerufen am 21.12.2024.