Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.I. Hauptstück, von den einfachen hen, und besonders versteht Wolf in seiner lateini-schen Logik durch einfache Begriffe nur solche, denen keine fremde und veränderlichen Merkmaale einge- mischt sind, die folglich bloß aus dem wesentlichen bestehen. So z. E. nennt er den Begriff eines gleichseitigen Triangels einfach, wenn man sich in demselben schlechthin nur die drey gleiche und aneinander schließende Seiten vorstellt, folglich von den Perpen- dicularen und andern Linien, so darinn gezogen wer- den könnten etc. abstrahirt. Vermuthlich hat er die- sem reinen und von allen Nebenumständen entblößten Begriffe, der allerdings einen Namen verdient, keinen schicklichen Namen gefunden, ungeachtet es eben nicht schwer gewesen wäre, denselben ideam incomplexam zu nennen, weil er ihn den ideis complexis entgegen setzt, sofern diese nicht schlechthin zusammengesetzt, sondern mit Nebenumständen, Zufälligkeiten etc. ver- mengt sind. Denn daß der Begriff eines gleichsei- tigen Triangels im eigentlichsten Verstande einfach sey, würde Wolf um destoweniger behauptet haben, weil er wider die Lockischen einfachen Begriffe noch zu erinnern fand, oder wenigstens Sätze gebrauchte, die solche Begriffe nicht einfach seyn lassen. §. 39. Dahin gehört der Satz, daß die Deutlichkeit in §. 40.
I. Hauptſtuͤck, von den einfachen hen, und beſonders verſteht Wolf in ſeiner lateini-ſchen Logik durch einfache Begriffe nur ſolche, denen keine fremde und veraͤnderlichen Merkmaale einge- miſcht ſind, die folglich bloß aus dem weſentlichen beſtehen. So z. E. nennt er den Begriff eines gleichſeitigen Triangels einfach, wenn man ſich in demſelben ſchlechthin nur die drey gleiche und aneinander ſchließende Seiten vorſtellt, folglich von den Perpen- dicularen und andern Linien, ſo darinn gezogen wer- den koͤnnten ꝛc. abſtrahirt. Vermuthlich hat er die- ſem reinen und von allen Nebenumſtaͤnden entbloͤßten Begriffe, der allerdings einen Namen verdient, keinen ſchicklichen Namen gefunden, ungeachtet es eben nicht ſchwer geweſen waͤre, denſelben ideam incomplexam zu nennen, weil er ihn den ideis complexis entgegen ſetzt, ſofern dieſe nicht ſchlechthin zuſammengeſetzt, ſondern mit Nebenumſtaͤnden, Zufaͤlligkeiten ꝛc. ver- mengt ſind. Denn daß der Begriff eines gleichſei- tigen Triangels im eigentlichſten Verſtande einfach ſey, wuͤrde Wolf um deſtoweniger behauptet haben, weil er wider die Lockiſchen einfachen Begriffe noch zu erinnern fand, oder wenigſtens Saͤtze gebrauchte, die ſolche Begriffe nicht einfach ſeyn laſſen. §. 39. Dahin gehoͤrt der Satz, daß die Deutlichkeit in §. 40.
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I. Hauptſtuͤck, von den einfachen
hen, und beſonders verſteht Wolf in ſeiner lateini-
ſchen Logik durch einfache Begriffe nur ſolche, denen
keine fremde und veraͤnderlichen Merkmaale einge-
miſcht ſind, die folglich bloß aus dem weſentlichen
beſtehen. So z. E. nennt er den Begriff eines
gleichſeitigen Triangels einfach, wenn man ſich in
demſelben ſchlechthin nur die drey gleiche und aneinander
ſchließende Seiten vorſtellt, folglich von den Perpen-
dicularen und andern Linien, ſo darinn gezogen wer-
den koͤnnten ꝛc. abſtrahirt. Vermuthlich hat er die-
ſem reinen und von allen Nebenumſtaͤnden entbloͤßten
Begriffe, der allerdings einen Namen verdient, keinen
ſchicklichen Namen gefunden, ungeachtet es eben nicht
ſchwer geweſen waͤre, denſelben ideam incomplexam
zu nennen, weil er ihn den ideis complexis entgegen
ſetzt, ſofern dieſe nicht ſchlechthin zuſammengeſetzt,
ſondern mit Nebenumſtaͤnden, Zufaͤlligkeiten ꝛc. ver-
mengt ſind. Denn daß der Begriff eines gleichſei-
tigen Triangels im eigentlichſten Verſtande einfach
ſey, wuͤrde Wolf um deſtoweniger behauptet haben,
weil er wider die Lockiſchen einfachen Begriffe noch
zu erinnern fand, oder wenigſtens Saͤtze gebrauchte,
die ſolche Begriffe nicht einfach ſeyn laſſen.
§. 39.
Dahin gehoͤrt der Satz, daß die Deutlichkeit in
den Begriffen, wenn wir ſie vollkommen haben koͤnn-
ten, alle unſre klaren Begriffe gleichſam ganz aus-
loͤſche, daß wir uns z. E. ſtatt des Lichtes nur eine
Bewegung, Reflexion, Erſchuͤtterung der Geſichts-
nerven, folglich ungefehr wie Blinde, vorſtellen wuͤr-
den, daß uns einerley Sache mit bloßem Auge
und durch das Vergroͤßerungsglas betrachtet, im
letzten Fall auch in ihren kleinſten Theilen deutlich,
aber oͤfters ganz unkenntlich vorkomme ꝛc.
§. 40.
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