zeigt, und werden sie daher hier nicht wiederholen, sondern nur anmerken, daß Lehrbegriffe und Erfah- rungsbegriffe in einander verwandelt werden können, wenn man nämlich zu den letzten den Beweis findet, erstere aber durch die Erfahrung gleichsam auf die Probe setzt.
§. 653.
Da sich zusammengesetzte Begriffe in einfachere als in ihre Merkmaale auflösen lassen, so lassen sich ganz einfache Begriffe gedenken, die nicht weiter auf- gelöst, wohl aber durch Verhältnisse zu andern Be- griffen bestimmt oder angezeigt werden können. Sol- che einfache Begriffe machen die Grundlage der gan- zen Erkenntniß aus, und man kann sie füglich und im eigentlichsten Berstande Grundbegriffe nennen, um sie den Lehrbegriffen entgegen zu setzen. Da sie keine Theile haben, so läßt sich in denselben nichts unterscheiden, und daher bleibt thre Vorstellung und Empfindurg schlechterdings klar. Ob die Begriffe der Farben, der Töne, des Raums, der Zeit, der Existenz etc. solche einfache Begriffe seyn, wer- den wir hier nicht entscheiden. So viel ist gewiß, daß wir sie höchstens nur durch Verhältnisse definiren können, weil die Vorstellung oder Empfindung der- selben durchaus einförmig ist. Da wir also, ihren Unterschied zu empfinden, nicht nöthig haben, viele Vergleichungen ihrer Merkmaale anzustellen, weil sie selbst ihr Merkmaal sind; so dienen sie hingegen, uns den Unterschied zusammengesetzter Begriffe an- zuzeigen, weil diese sich in jene auflösen lassen, und aus einer gewissen Anzahl und Modification derselben bestehen.
§. 654.
IX. Hauptſtuͤck,
zeigt, und werden ſie daher hier nicht wiederholen, ſondern nur anmerken, daß Lehrbegriffe und Erfah- rungsbegriffe in einander verwandelt werden koͤnnen, wenn man naͤmlich zu den letzten den Beweis findet, erſtere aber durch die Erfahrung gleichſam auf die Probe ſetzt.
§. 653.
Da ſich zuſammengeſetzte Begriffe in einfachere als in ihre Merkmaale aufloͤſen laſſen, ſo laſſen ſich ganz einfache Begriffe gedenken, die nicht weiter auf- geloͤſt, wohl aber durch Verhaͤltniſſe zu andern Be- griffen beſtimmt oder angezeigt werden koͤnnen. Sol- che einfache Begriffe machen die Grundlage der gan- zen Erkenntniß aus, und man kann ſie fuͤglich und im eigentlichſten Berſtande Grundbegriffe nennen, um ſie den Lehrbegriffen entgegen zu ſetzen. Da ſie keine Theile haben, ſo laͤßt ſich in denſelben nichts unterſcheiden, und daher bleibt thre Vorſtellung und Empfindurg ſchlechterdings klar. Ob die Begriffe der Farben, der Toͤne, des Raums, der Zeit, der Exiſtenz ꝛc. ſolche einfache Begriffe ſeyn, wer- den wir hier nicht entſcheiden. So viel iſt gewiß, daß wir ſie hoͤchſtens nur durch Verhaͤltniſſe definiren koͤnnen, weil die Vorſtellung oder Empfindung der- ſelben durchaus einfoͤrmig iſt. Da wir alſo, ihren Unterſchied zu empfinden, nicht noͤthig haben, viele Vergleichungen ihrer Merkmaale anzuſtellen, weil ſie ſelbſt ihr Merkmaal ſind; ſo dienen ſie hingegen, uns den Unterſchied zuſammengeſetzter Begriffe an- zuzeigen, weil dieſe ſich in jene aufloͤſen laſſen, und aus einer gewiſſen Anzahl und Modification derſelben beſtehen.
§. 654.
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IX. Hauptſtuͤck,
zeigt, und werden ſie daher hier nicht wiederholen,
ſondern nur anmerken, daß Lehrbegriffe und Erfah-
rungsbegriffe in einander verwandelt werden koͤnnen,
wenn man naͤmlich zu den letzten den Beweis findet,
erſtere aber durch die Erfahrung gleichſam auf die
Probe ſetzt.
§. 653.
Da ſich zuſammengeſetzte Begriffe in einfachere
als in ihre Merkmaale aufloͤſen laſſen, ſo laſſen ſich
ganz einfache Begriffe gedenken, die nicht weiter auf-
geloͤſt, wohl aber durch Verhaͤltniſſe zu andern Be-
griffen beſtimmt oder angezeigt werden koͤnnen. Sol-
che einfache Begriffe machen die Grundlage der gan-
zen Erkenntniß aus, und man kann ſie fuͤglich und
im eigentlichſten Berſtande Grundbegriffe nennen,
um ſie den Lehrbegriffen entgegen zu ſetzen. Da ſie
keine Theile haben, ſo laͤßt ſich in denſelben nichts
unterſcheiden, und daher bleibt thre Vorſtellung und
Empfindurg ſchlechterdings klar. Ob die Begriffe
der Farben, der Toͤne, des Raums, der Zeit,
der Exiſtenz ꝛc. ſolche einfache Begriffe ſeyn, wer-
den wir hier nicht entſcheiden. So viel iſt gewiß,
daß wir ſie hoͤchſtens nur durch Verhaͤltniſſe definiren
koͤnnen, weil die Vorſtellung oder Empfindung der-
ſelben durchaus einfoͤrmig iſt. Da wir alſo, ihren
Unterſchied zu empfinden, nicht noͤthig haben, viele
Vergleichungen ihrer Merkmaale anzuſtellen, weil
ſie ſelbſt ihr Merkmaal ſind; ſo dienen ſie hingegen,
uns den Unterſchied zuſammengeſetzter Begriffe an-
zuzeigen, weil dieſe ſich in jene aufloͤſen laſſen, und
aus einer gewiſſen Anzahl und Modification derſelben
beſtehen.
§. 654.
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/442>, abgerufen am 21.12.2024.
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