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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von der wissenschaftlichen Erkenntniß.
§. 650.

Zu diesem Ende haben wir ebenfalls (§. 64.) an-
gemerkt, daß auch die Zusammensetzung einzelner
Merkmaale ein Mittel sey, zu Begriffen zu gelangen,
und daß man dabey in sofern willkührlich verfahren
könne, als nachgehends die Möglichkeit eines solchen
Begriffes sich beweisen lasse. (§. 65. feqq.) So lan-
ge nun die Möglichkeit noch nicht bewiesen ist, bleibt
der Begriff hypothetisch, und wir haben zugleich
(§. 68.) angemerkt, daß die physischen Hypo-
thesen solche Begriffe sind. Uebrigens ist das will-
kührliche in dieser Art von Begriffen von dem vorhin
(§. 648.) erwähnten zu unterscheiden.

§. 651.

Da die hypothetischen Begriffe müssen erwiesen
werden, so geschieht dieses entweder aus der Erfah-
rung, (§. 65. 66.) und da verwandelt sich derselbe in
einen Erfahrungsbegriff, weil es hiebey in der
That nichts zu sagen hat, ob wir bey dem willkühr-
lichen Zusammensetzen, oder bey der Erfahrung an-
fangen, ohne welche der Begriff noch nicht als mög-
lich angesehen werden kann. (§. 645.)

§. 652.

Wird aber die Möglichkeit eines hypothetischen
Begriffes aus Gründen erwiesen, ohne daß man es
müsse auf die Erfahrung ankommen lassen, so kann
man ihn einen Lehrbegriff nennen, eben so wie man
Sätze, die bewiesen werden, Lehrsätze nennt. (§.
148. 154.) Und hiebey hat es wiederum nichts zu
sagen, ob man bey dem Zusammensetzen oder bey
dem Beweise anfange, weil dennoch der Beweis erst
den Begriff zum Lehrbegriffe machen muß. Die
verschiedenen Arten zu Lehrbegriffen zu gelangen, ha-
ben wir im ersten Hauptstücke (§. 67--78.) ange-

zeigt,
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von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 650.

Zu dieſem Ende haben wir ebenfalls (§. 64.) an-
gemerkt, daß auch die Zuſammenſetzung einzelner
Merkmaale ein Mittel ſey, zu Begriffen zu gelangen,
und daß man dabey in ſofern willkuͤhrlich verfahren
koͤnne, als nachgehends die Moͤglichkeit eines ſolchen
Begriffes ſich beweiſen laſſe. (§. 65. feqq.) So lan-
ge nun die Moͤglichkeit noch nicht bewieſen iſt, bleibt
der Begriff hypothetiſch, und wir haben zugleich
(§. 68.) angemerkt, daß die phyſiſchen Hypo-
theſen ſolche Begriffe ſind. Uebrigens iſt das will-
kuͤhrliche in dieſer Art von Begriffen von dem vorhin
(§. 648.) erwaͤhnten zu unterſcheiden.

§. 651.

Da die hypothetiſchen Begriffe muͤſſen erwieſen
werden, ſo geſchieht dieſes entweder aus der Erfah-
rung, (§. 65. 66.) und da verwandelt ſich derſelbe in
einen Erfahrungsbegriff, weil es hiebey in der
That nichts zu ſagen hat, ob wir bey dem willkuͤhr-
lichen Zuſammenſetzen, oder bey der Erfahrung an-
fangen, ohne welche der Begriff noch nicht als moͤg-
lich angeſehen werden kann. (§. 645.)

§. 652.

Wird aber die Moͤglichkeit eines hypothetiſchen
Begriffes aus Gruͤnden erwieſen, ohne daß man es
muͤſſe auf die Erfahrung ankommen laſſen, ſo kann
man ihn einen Lehrbegriff nennen, eben ſo wie man
Saͤtze, die bewieſen werden, Lehrſaͤtze nennt. (§.
148. 154.) Und hiebey hat es wiederum nichts zu
ſagen, ob man bey dem Zuſammenſetzen oder bey
dem Beweiſe anfange, weil dennoch der Beweis erſt
den Begriff zum Lehrbegriffe machen muß. Die
verſchiedenen Arten zu Lehrbegriffen zu gelangen, ha-
ben wir im erſten Hauptſtuͤcke (§. 67—78.) ange-

zeigt,
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[419/0441] von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß. §. 650. Zu dieſem Ende haben wir ebenfalls (§. 64.) an- gemerkt, daß auch die Zuſammenſetzung einzelner Merkmaale ein Mittel ſey, zu Begriffen zu gelangen, und daß man dabey in ſofern willkuͤhrlich verfahren koͤnne, als nachgehends die Moͤglichkeit eines ſolchen Begriffes ſich beweiſen laſſe. (§. 65. feqq.) So lan- ge nun die Moͤglichkeit noch nicht bewieſen iſt, bleibt der Begriff hypothetiſch, und wir haben zugleich (§. 68.) angemerkt, daß die phyſiſchen Hypo- theſen ſolche Begriffe ſind. Uebrigens iſt das will- kuͤhrliche in dieſer Art von Begriffen von dem vorhin (§. 648.) erwaͤhnten zu unterſcheiden. §. 651. Da die hypothetiſchen Begriffe muͤſſen erwieſen werden, ſo geſchieht dieſes entweder aus der Erfah- rung, (§. 65. 66.) und da verwandelt ſich derſelbe in einen Erfahrungsbegriff, weil es hiebey in der That nichts zu ſagen hat, ob wir bey dem willkuͤhr- lichen Zuſammenſetzen, oder bey der Erfahrung an- fangen, ohne welche der Begriff noch nicht als moͤg- lich angeſehen werden kann. (§. 645.) §. 652. Wird aber die Moͤglichkeit eines hypothetiſchen Begriffes aus Gruͤnden erwieſen, ohne daß man es muͤſſe auf die Erfahrung ankommen laſſen, ſo kann man ihn einen Lehrbegriff nennen, eben ſo wie man Saͤtze, die bewieſen werden, Lehrſaͤtze nennt. (§. 148. 154.) Und hiebey hat es wiederum nichts zu ſagen, ob man bey dem Zuſammenſetzen oder bey dem Beweiſe anfange, weil dennoch der Beweis erſt den Begriff zum Lehrbegriffe machen muß. Die verſchiedenen Arten zu Lehrbegriffen zu gelangen, ha- ben wir im erſten Hauptſtuͤcke (§. 67—78.) ange- zeigt, D d 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/441>, abgerufen am 30.12.2024.