Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

VII. Hauptstück,
den kann. Hiebey kömmt es demnach auf Criteria
an, (§. 172.) und es ist klar, daß diese nicht schlecht-
hin von dem Begriffe der Methode, sondern beson-
ders von den Sachen selbst müssen hergenommen
werden, bey welchen sie sie anwenden läßt. So ha-
ben wir z. E. (§. 232.) bey den vier Figuren der ein-
fachen Schlüsse, ingleichen (§. 246.) bey der Aende-
rung irriger Vordersätze gethan, und eben so (§. 63.)
angezeigt, wo die verschiedenen Arten von Sacher-
klärungen vorkommen, und was in jedem Fall be-
sonders dazu erfordert werde. Letzteres dient zur
Auflösung der Frage in einfachere; ersteres aber zeigt
die Anlässe an, wo jede Art vornehmlich vorkömmt.

§. 456.

Da ferner jede Methode von besondern Datis
auf besondere Quaesita führt, so ist klar, daß beyde
zureichend müssen characterisirt werden.
Denn
ersteres dient, die anwendbare Methode leichter zu
finden, letzteres aber zeigt sogleich an, wo sie hin-
führt, und folglich, ob man dadurch dem vorgesetzten
Ziele näher kömmt. So z. E. führt die willkührliche
Zusammensetzung der Begriffe, (§. 65.) ingleichen
die synthetische Art zu beweisen, (§. 329.) zu keinem
bestimmten Ziele, hingegen ist beydes ein Mittel,
auf nicht vorhergesehene neue Begriffe und
Sätze zu kommen,
besonders, wenn man zu glück-
lichen Einfällen
ein Geschicke hat. Denn dadurch
fallen uns die Begriffe und Sätze mit einem male
bey, deren Verbindung auf neue und unvermuthete
Wahrheiten führt. Die Zusammenfassung der
Merkmaale, die man durch bloßes Bemerken oder
durch Beweise in einer Sache beysammen findet, (§.
71. seqq.) fordert weiter nichts, als daß man darauf
acht habe, wo sie vorkommen, und auch da noch su-

chet,

VII. Hauptſtuͤck,
den kann. Hiebey koͤmmt es demnach auf Criteria
an, (§. 172.) und es iſt klar, daß dieſe nicht ſchlecht-
hin von dem Begriffe der Methode, ſondern beſon-
ders von den Sachen ſelbſt muͤſſen hergenommen
werden, bey welchen ſie ſie anwenden laͤßt. So ha-
ben wir z. E. (§. 232.) bey den vier Figuren der ein-
fachen Schluͤſſe, ingleichen (§. 246.) bey der Aende-
rung irriger Vorderſaͤtze gethan, und eben ſo (§. 63.)
angezeigt, wo die verſchiedenen Arten von Sacher-
klaͤrungen vorkommen, und was in jedem Fall be-
ſonders dazu erfordert werde. Letzteres dient zur
Aufloͤſung der Frage in einfachere; erſteres aber zeigt
die Anlaͤſſe an, wo jede Art vornehmlich vorkoͤmmt.

§. 456.

Da ferner jede Methode von beſondern Datis
auf beſondere Quaeſita fuͤhrt, ſo iſt klar, daß beyde
zureichend muͤſſen characteriſirt werden.
Denn
erſteres dient, die anwendbare Methode leichter zu
finden, letzteres aber zeigt ſogleich an, wo ſie hin-
fuͤhrt, und folglich, ob man dadurch dem vorgeſetzten
Ziele naͤher koͤmmt. So z. E. fuͤhrt die willkuͤhrliche
Zuſammenſetzung der Begriffe, (§. 65.) ingleichen
die ſynthetiſche Art zu beweiſen, (§. 329.) zu keinem
beſtimmten Ziele, hingegen iſt beydes ein Mittel,
auf nicht vorhergeſehene neue Begriffe und
Saͤtze zu kommen,
beſonders, wenn man zu gluͤck-
lichen Einfaͤllen
ein Geſchicke hat. Denn dadurch
fallen uns die Begriffe und Saͤtze mit einem male
bey, deren Verbindung auf neue und unvermuthete
Wahrheiten fuͤhrt. Die Zuſammenfaſſung der
Merkmaale, die man durch bloßes Bemerken oder
durch Beweiſe in einer Sache beyſammen findet, (§.
71. ſeqq.) fordert weiter nichts, als daß man darauf
acht habe, wo ſie vorkommen, und auch da noch ſu-

chet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0316" n="294"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">den kann.</hi> Hiebey ko&#x0364;mmt es demnach auf <hi rendition="#aq">Criteria</hi><lb/>
an, (§. 172.) und es i&#x017F;t klar, daß die&#x017F;e nicht &#x017F;chlecht-<lb/>
hin von dem Begriffe der Methode, &#x017F;ondern be&#x017F;on-<lb/>
ders von den Sachen &#x017F;elb&#x017F;t mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hergenommen<lb/>
werden, bey welchen &#x017F;ie &#x017F;ie anwenden la&#x0364;ßt. So ha-<lb/>
ben wir z. E. (§. 232.) bey den vier Figuren der ein-<lb/>
fachen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ingleichen (§. 246.) bey der Aende-<lb/>
rung irriger Vorder&#x017F;a&#x0364;tze gethan, und eben &#x017F;o (§. 63.)<lb/>
angezeigt, wo die ver&#x017F;chiedenen Arten von Sacher-<lb/>
kla&#x0364;rungen vorkommen, und was in jedem Fall be-<lb/>
&#x017F;onders dazu erfordert werde. Letzteres dient zur<lb/>
Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Frage in einfachere; er&#x017F;teres aber zeigt<lb/>
die Anla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an, wo jede Art vornehmlich vorko&#x0364;mmt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 456.</head><lb/>
            <p>Da ferner jede Methode von be&#x017F;ondern <hi rendition="#aq">Datis</hi><lb/>
auf be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Quae&#x017F;ita</hi> fu&#x0364;hrt, &#x017F;o i&#x017F;t klar, <hi rendition="#fr">daß beyde<lb/>
zureichend mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en characteri&#x017F;irt werden.</hi> Denn<lb/>
er&#x017F;teres dient, die anwendbare Methode leichter zu<lb/>
finden, letzteres aber zeigt &#x017F;ogleich an, wo &#x017F;ie hin-<lb/>
fu&#x0364;hrt, und folglich, ob man dadurch dem vorge&#x017F;etzten<lb/>
Ziele na&#x0364;her ko&#x0364;mmt. So z. E. fu&#x0364;hrt die willku&#x0364;hrliche<lb/>
Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Begriffe, (§. 65.) ingleichen<lb/>
die &#x017F;yntheti&#x017F;che Art zu bewei&#x017F;en, (§. 329.) zu keinem<lb/>
be&#x017F;timmten Ziele, hingegen i&#x017F;t beydes ein Mittel,<lb/><hi rendition="#fr">auf nicht vorherge&#x017F;ehene neue Begriffe und<lb/>
Sa&#x0364;tze zu kommen,</hi> be&#x017F;onders, wenn man zu <hi rendition="#fr">glu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Einfa&#x0364;llen</hi> ein Ge&#x017F;chicke hat. Denn dadurch<lb/>
fallen uns die Begriffe und Sa&#x0364;tze mit einem male<lb/>
bey, deren Verbindung auf neue und unvermuthete<lb/>
Wahrheiten fu&#x0364;hrt. Die Zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
Merkmaale, die man durch bloßes Bemerken oder<lb/>
durch Bewei&#x017F;e in einer Sache bey&#x017F;ammen findet, (§.<lb/>
71. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi>) fordert weiter nichts, als daß man darauf<lb/>
acht habe, wo &#x017F;ie vorkommen, und auch da noch &#x017F;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chet,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0316] VII. Hauptſtuͤck, den kann. Hiebey koͤmmt es demnach auf Criteria an, (§. 172.) und es iſt klar, daß dieſe nicht ſchlecht- hin von dem Begriffe der Methode, ſondern beſon- ders von den Sachen ſelbſt muͤſſen hergenommen werden, bey welchen ſie ſie anwenden laͤßt. So ha- ben wir z. E. (§. 232.) bey den vier Figuren der ein- fachen Schluͤſſe, ingleichen (§. 246.) bey der Aende- rung irriger Vorderſaͤtze gethan, und eben ſo (§. 63.) angezeigt, wo die verſchiedenen Arten von Sacher- klaͤrungen vorkommen, und was in jedem Fall be- ſonders dazu erfordert werde. Letzteres dient zur Aufloͤſung der Frage in einfachere; erſteres aber zeigt die Anlaͤſſe an, wo jede Art vornehmlich vorkoͤmmt. §. 456. Da ferner jede Methode von beſondern Datis auf beſondere Quaeſita fuͤhrt, ſo iſt klar, daß beyde zureichend muͤſſen characteriſirt werden. Denn erſteres dient, die anwendbare Methode leichter zu finden, letzteres aber zeigt ſogleich an, wo ſie hin- fuͤhrt, und folglich, ob man dadurch dem vorgeſetzten Ziele naͤher koͤmmt. So z. E. fuͤhrt die willkuͤhrliche Zuſammenſetzung der Begriffe, (§. 65.) ingleichen die ſynthetiſche Art zu beweiſen, (§. 329.) zu keinem beſtimmten Ziele, hingegen iſt beydes ein Mittel, auf nicht vorhergeſehene neue Begriffe und Saͤtze zu kommen, beſonders, wenn man zu gluͤck- lichen Einfaͤllen ein Geſchicke hat. Denn dadurch fallen uns die Begriffe und Saͤtze mit einem male bey, deren Verbindung auf neue und unvermuthete Wahrheiten fuͤhrt. Die Zuſammenfaſſung der Merkmaale, die man durch bloßes Bemerken oder durch Beweiſe in einer Sache beyſammen findet, (§. 71. ſeqq.) fordert weiter nichts, als daß man darauf acht habe, wo ſie vorkommen, und auch da noch ſu- chet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/316
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/316>, abgerufen am 21.12.2024.