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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Aufgaben.
bey der Ordnung nach vorkommen, bis man sich von der
Richtigkeit des Verfahrens vollständig versichert hat.

§. 440.

Die Fragen begreifen zuweilen selbst schon die
Antwort, so man vermuthet, aber noch im Zweifel
läßt. Z. E. Ob die Sonne ein Fixstern sey, ob die
Metaphysik sich mit geometrischer Schärfe beweisen
lasse, ob nicht mehr als fünf Sinne möglich sind,
ob sich der Zirkel quadriren lasse etc. und überhaupt
nach der Formel, ob A, B sey etc. Solche Fragen
werden demnach nur mit ja oder mit nein beantwor-
tet, oder man unterscheidet dabey, und bejaht sie nur
zum Theil, oder unter gewissen Bedingungen, oder man
läßt sie noch dahingestellt. Da dieselben auf einen
Satz können gebracht werden, dessen Wahrheit und
Richtigkeit zu untersuchen ist, so ist klar, daß man
sie auf alle die Arten untersuchen kann, nach welchen
ein Satz sich beweisen oder umstoßen läßt. Daher
kann man den Satz entweder directe beweisen, oder
sein Gegentheil aufs Ungereimte bringen, oder ihn
durch Erfahrungen auf die Probe setzen, oder suchen,
was er für Gründe haben müßte, und ob diese
Gründe wahr seyn, oder man findet das Gegentheil
desselben wahr, es sey, daß man es directe, oder apo-
gogisch, oder durch die Erfahrung, oder durch die
Prüfung der Gründe, die es voraussetzt und erfor-
dert etc. beweisen könne. Wenn aber der Satz weder
ganz wahr, noch ganz falsch ist, so kömmt es auf die
Ausfindung der Bedingungen und Umstände an,
unter welchen er wahr ist, und dadurch wird die Frage
in eine andre verwandelt.

§. 441.

Hingegen giebt es unzählige Fragen, deren Ant-
wort nicht blos in Ja oder Nein, oder im Unter-

scheiden

von den Aufgaben.
bey der Ordnung nach vorkommen, bis man ſich von der
Richtigkeit des Verfahrens vollſtaͤndig verſichert hat.

§. 440.

Die Fragen begreifen zuweilen ſelbſt ſchon die
Antwort, ſo man vermuthet, aber noch im Zweifel
laͤßt. Z. E. Ob die Sonne ein Fixſtern ſey, ob die
Metaphyſik ſich mit geometriſcher Schaͤrfe beweiſen
laſſe, ob nicht mehr als fuͤnf Sinne moͤglich ſind,
ob ſich der Zirkel quadriren laſſe ꝛc. und uͤberhaupt
nach der Formel, ob A, B ſey ꝛc. Solche Fragen
werden demnach nur mit ja oder mit nein beantwor-
tet, oder man unterſcheidet dabey, und bejaht ſie nur
zum Theil, oder unter gewiſſen Bedingungen, oder man
laͤßt ſie noch dahingeſtellt. Da dieſelben auf einen
Satz koͤnnen gebracht werden, deſſen Wahrheit und
Richtigkeit zu unterſuchen iſt, ſo iſt klar, daß man
ſie auf alle die Arten unterſuchen kann, nach welchen
ein Satz ſich beweiſen oder umſtoßen laͤßt. Daher
kann man den Satz entweder directe beweiſen, oder
ſein Gegentheil aufs Ungereimte bringen, oder ihn
durch Erfahrungen auf die Probe ſetzen, oder ſuchen,
was er fuͤr Gruͤnde haben muͤßte, und ob dieſe
Gruͤnde wahr ſeyn, oder man findet das Gegentheil
deſſelben wahr, es ſey, daß man es directe, oder apo-
gogiſch, oder durch die Erfahrung, oder durch die
Pruͤfung der Gruͤnde, die es vorausſetzt und erfor-
dert ꝛc. beweiſen koͤnne. Wenn aber der Satz weder
ganz wahr, noch ganz falſch iſt, ſo koͤmmt es auf die
Ausfindung der Bedingungen und Umſtaͤnde an,
unter welchen er wahr iſt, und dadurch wird die Frage
in eine andre verwandelt.

§. 441.

Hingegen giebt es unzaͤhlige Fragen, deren Ant-
wort nicht blos in Ja oder Nein, oder im Unter-

ſcheiden
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[285/0307] von den Aufgaben. bey der Ordnung nach vorkommen, bis man ſich von der Richtigkeit des Verfahrens vollſtaͤndig verſichert hat. §. 440. Die Fragen begreifen zuweilen ſelbſt ſchon die Antwort, ſo man vermuthet, aber noch im Zweifel laͤßt. Z. E. Ob die Sonne ein Fixſtern ſey, ob die Metaphyſik ſich mit geometriſcher Schaͤrfe beweiſen laſſe, ob nicht mehr als fuͤnf Sinne moͤglich ſind, ob ſich der Zirkel quadriren laſſe ꝛc. und uͤberhaupt nach der Formel, ob A, B ſey ꝛc. Solche Fragen werden demnach nur mit ja oder mit nein beantwor- tet, oder man unterſcheidet dabey, und bejaht ſie nur zum Theil, oder unter gewiſſen Bedingungen, oder man laͤßt ſie noch dahingeſtellt. Da dieſelben auf einen Satz koͤnnen gebracht werden, deſſen Wahrheit und Richtigkeit zu unterſuchen iſt, ſo iſt klar, daß man ſie auf alle die Arten unterſuchen kann, nach welchen ein Satz ſich beweiſen oder umſtoßen laͤßt. Daher kann man den Satz entweder directe beweiſen, oder ſein Gegentheil aufs Ungereimte bringen, oder ihn durch Erfahrungen auf die Probe ſetzen, oder ſuchen, was er fuͤr Gruͤnde haben muͤßte, und ob dieſe Gruͤnde wahr ſeyn, oder man findet das Gegentheil deſſelben wahr, es ſey, daß man es directe, oder apo- gogiſch, oder durch die Erfahrung, oder durch die Pruͤfung der Gruͤnde, die es vorausſetzt und erfor- dert ꝛc. beweiſen koͤnne. Wenn aber der Satz weder ganz wahr, noch ganz falſch iſt, ſo koͤmmt es auf die Ausfindung der Bedingungen und Umſtaͤnde an, unter welchen er wahr iſt, und dadurch wird die Frage in eine andre verwandelt. §. 441. Hingegen giebt es unzaͤhlige Fragen, deren Ant- wort nicht blos in Ja oder Nein, oder im Unter- ſcheiden

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/307>, abgerufen am 21.11.2024.