Geht eine solche Verwandlung der Frage nicht an, oder findet man keine, so sucht man sie in mehrere einfachere aufzulösen, von deren Erörterung die Erörterung der vorgelegten Frage abhängt. Hiezu dienen nun die Requisita, Criteria und Symptomata, die wir schon oben (§. 172.) bey der Betrachtung der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requisita zeigen, was zu der Erörterung der Frage erfordert werde, und folglich geben sie die einfachen Fragen an. Die Criteria, die man ebenfalls aufzusuchen hat, helfen die Dinge, Begriffe, Sätze etc. kenntlich zu machen, damit man diese desto leichter aufsuchen kön- ne. Und die Symptomata äußern sich wenn man die Sache, wovon die Frage ist, durch verschiedne Pro- ben, Vergleichungen, Veränderungen etc. durchführt, und klären dadurch ihre verdecktere Eigenschaften nach und nach mehr auf, daß man sodann sehen kann, wiefern diese zu der Erörterung der Frage dienen.
§. 439.
So z. E. wenn die Frage ist, die Richtigkeit eines Schlußes zu untersuchen, so löset sich diese in zwo andre auf, ob nämlich die Form des Schlußes richtig, und ob die Vordersätze wahr seyn? Denn dieses sind zwey Requisita eines richtigen Schlußes. Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden sich in den Namen der Schlüße Barbara, Celarent etc. Und sollte die Form nicht richtig seyn, so läßt sich versuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung und Aenderung der Vordersätze noch ein Schlußsatz herausgebracht werden könne Man wird eben so im ersten Hauptstücke (§. 35 seqq.) finden, wie wir die Frage, den Umfang ines Begriffes zu bestim- men, in einige andre Fragen aufgelöset haben, die da-
bey
VII. Hauptſtuͤck,
§. 438.
Geht eine ſolche Verwandlung der Frage nicht an, oder findet man keine, ſo ſucht man ſie in mehrere einfachere aufzuloͤſen, von deren Eroͤrterung die Eroͤrterung der vorgelegten Frage abhaͤngt. Hiezu dienen nun die Requiſita, Criteria und Symptomata, die wir ſchon oben (§. 172.) bey der Betrachtung der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requiſita zeigen, was zu der Eroͤrterung der Frage erfordert werde, und folglich geben ſie die einfachen Fragen an. Die Criteria, die man ebenfalls aufzuſuchen hat, helfen die Dinge, Begriffe, Saͤtze ꝛc. kenntlich zu machen, damit man dieſe deſto leichter aufſuchen koͤn- ne. Und die Symptomata aͤußern ſich wenn man die Sache, wovon die Frage iſt, durch verſchiedne Pro- ben, Vergleichungen, Veraͤnderungen ꝛc. durchfuͤhrt, und klaͤren dadurch ihre verdecktere Eigenſchaften nach und nach mehr auf, daß man ſodann ſehen kann, wiefern dieſe zu der Eroͤrterung der Frage dienen.
§. 439.
So z. E. wenn die Frage iſt, die Richtigkeit eines Schlußes zu unterſuchen, ſo loͤſet ſich dieſe in zwo andre auf, ob naͤmlich die Form des Schlußes richtig, und ob die Vorderſaͤtze wahr ſeyn? Denn dieſes ſind zwey Requiſita eines richtigen Schlußes. Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden ſich in den Namen der Schluͤße Barbara, Celarent etc. Und ſollte die Form nicht richtig ſeyn, ſo laͤßt ſich verſuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung und Aenderung der Vorderſaͤtze noch ein Schlußſatz herausgebracht werden koͤnne Man wird eben ſo im erſten Hauptſtuͤcke (§. 35 ſeqq.) finden, wie wir die Frage, den Umfang ines Begriffes zu beſtim- men, in einige andre Fragen aufgeloͤſet haben, die da-
bey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0306"n="284"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VII.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 438.</head><lb/><p>Geht eine ſolche Verwandlung der Frage nicht<lb/>
an, oder findet man keine, ſo ſucht man ſie in mehrere<lb/>
einfachere <hirendition="#fr">aufzuloͤſen,</hi> von deren Eroͤrterung die<lb/>
Eroͤrterung der vorgelegten Frage abhaͤngt. Hiezu<lb/>
dienen nun die <hirendition="#aq">Requiſita, Criteria</hi> und <hirendition="#aq">Symptomata,</hi><lb/>
die wir ſchon oben (§. 172.) bey der Betrachtung<lb/>
der Aufgaben angezeigt haben. Denn die <hirendition="#aq">Requiſita</hi><lb/>
zeigen, was zu der Eroͤrterung der Frage erfordert<lb/>
werde, und folglich geben ſie die einfachen Fragen an.<lb/>
Die <hirendition="#aq">Criteria,</hi> die man ebenfalls aufzuſuchen hat,<lb/>
helfen die Dinge, Begriffe, Saͤtze ꝛc. kenntlich zu<lb/>
machen, damit man dieſe deſto leichter aufſuchen koͤn-<lb/>
ne. Und die <hirendition="#aq">Symptomata</hi> aͤußern ſich wenn man die<lb/>
Sache, wovon die Frage iſt, durch verſchiedne Pro-<lb/>
ben, Vergleichungen, Veraͤnderungen ꝛc. durchfuͤhrt,<lb/>
und klaͤren dadurch ihre verdecktere Eigenſchaften<lb/>
nach und nach mehr auf, daß man ſodann ſehen kann,<lb/>
wiefern dieſe zu der Eroͤrterung der Frage dienen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 439.</head><lb/><p>So z. E. wenn die Frage iſt, <hirendition="#fr">die Richtigkeit<lb/>
eines Schlußes zu unterſuchen,</hi>ſo loͤſet ſich dieſe<lb/>
in zwo andre auf, ob naͤmlich die Form des Schlußes<lb/>
richtig, und ob die Vorderſaͤtze wahr ſeyn? Denn<lb/>
dieſes ſind zwey <hirendition="#aq">Requiſita</hi> eines richtigen Schlußes.<lb/>
Die <hirendition="#aq">Criteria</hi> von der Richtigkeit der Form finden ſich<lb/>
in den Namen der Schluͤße <hirendition="#aq">Barbara, Celarent etc.</hi><lb/>
Und ſollte die Form nicht richtig ſeyn, ſo laͤßt ſich<lb/>
verſuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung<lb/>
und Aenderung der Vorderſaͤtze noch ein Schlußſatz<lb/>
herausgebracht werden koͤnne Man wird eben ſo<lb/>
im erſten Hauptſtuͤcke (§. 35 ſeqq.) finden, wie wir die<lb/>
Frage, <hirendition="#fr">den Umfang ines Begriffes zu beſtim-<lb/>
men,</hi> in einige andre Fragen aufgeloͤſet haben, die da-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bey</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[284/0306]
VII. Hauptſtuͤck,
§. 438.
Geht eine ſolche Verwandlung der Frage nicht
an, oder findet man keine, ſo ſucht man ſie in mehrere
einfachere aufzuloͤſen, von deren Eroͤrterung die
Eroͤrterung der vorgelegten Frage abhaͤngt. Hiezu
dienen nun die Requiſita, Criteria und Symptomata,
die wir ſchon oben (§. 172.) bey der Betrachtung
der Aufgaben angezeigt haben. Denn die Requiſita
zeigen, was zu der Eroͤrterung der Frage erfordert
werde, und folglich geben ſie die einfachen Fragen an.
Die Criteria, die man ebenfalls aufzuſuchen hat,
helfen die Dinge, Begriffe, Saͤtze ꝛc. kenntlich zu
machen, damit man dieſe deſto leichter aufſuchen koͤn-
ne. Und die Symptomata aͤußern ſich wenn man die
Sache, wovon die Frage iſt, durch verſchiedne Pro-
ben, Vergleichungen, Veraͤnderungen ꝛc. durchfuͤhrt,
und klaͤren dadurch ihre verdecktere Eigenſchaften
nach und nach mehr auf, daß man ſodann ſehen kann,
wiefern dieſe zu der Eroͤrterung der Frage dienen.
§. 439.
So z. E. wenn die Frage iſt, die Richtigkeit
eines Schlußes zu unterſuchen, ſo loͤſet ſich dieſe
in zwo andre auf, ob naͤmlich die Form des Schlußes
richtig, und ob die Vorderſaͤtze wahr ſeyn? Denn
dieſes ſind zwey Requiſita eines richtigen Schlußes.
Die Criteria von der Richtigkeit der Form finden ſich
in den Namen der Schluͤße Barbara, Celarent etc.
Und ſollte die Form nicht richtig ſeyn, ſo laͤßt ſich
verſuchen, wiefern mit Verwechslung, Umkehrung
und Aenderung der Vorderſaͤtze noch ein Schlußſatz
herausgebracht werden koͤnne Man wird eben ſo
im erſten Hauptſtuͤcke (§. 35 ſeqq.) finden, wie wir die
Frage, den Umfang ines Begriffes zu beſtim-
men, in einige andre Fragen aufgeloͤſet haben, die da-
bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/306>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.