andern verneinend seyn. Jst hingegen das Mittel- glied nur in dem einen Satze die Aussage, in dem an- dern aber die Bedingung: so muß es zugleich in beyden bejahend, oder in beyden verneinend seyn. Die eigenen Glieder beyder Vordersätze mögen bejahend oder ver- neinend seyn.
§. 277.
Das bishergesagte betrifft die einfachen bedingten Sätze. Die zusammengesetzten sind von verschiede- nen Arten. Denn 1) entweder ist nur die Bedin- gung, oder nur die Aussage, oder es sind beyde zu- gleich zusammengesetzt. 2) Sodann kann auch noch die Art der Zusammensetzung verschieden seyn. Und zwar wenn entweder ein Subject mehrere Prädicate, oder ein Prädicat mehrere Subjecte hat, oder wenn verschiedne Subjecte verschiedne Prädicate haben. Soll nun die Bedingung nichts überflüßiges ent- halten, so sind, wenn sie zusammengesetzt ist, die dazu genommenen Sätze nothwendig: Und aus gleichem Grunde muß auch die Aussage oder ihre Theile nicht aus einzelnen Theilen der Bedingung, sondern aus allen zusammengenommen folgen. Die Bedingung läßt sich demnach nicht so auflösen, daß der Satz in andre Sätze von einfachern Bedingungen zerfällt werden könnte. Denn so wäre er nicht nothwendig zusam- mengesetzt. Hingegen läßt sich mit Beybehaltung der ganzen Bedingung jeder Theil der Aussage beson- ders folgern, und demnach kann der Satz in dieser Absicht in einfachere zerfällt werden, es sey, daß ein Theil der Aussage zur Bestimmung eines andern diene, oder nicht; weil im ersten Fall nur auf die Ord- nung des Vortrages zu sehen ist. Uebrigens merken wir an, daß die Zergliederung der Aussage wegen der Deutlichkeit und Ausführlichkeit der Erkenntniß nütz-
lich
V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen
andern verneinend ſeyn. Jſt hingegen das Mittel- glied nur in dem einen Satze die Ausſage, in dem an- dern aber die Bedingung: ſo muß es zugleich in beyden bejahend, oder in beyden verneinend ſeyn. Die eigenen Glieder beyder Vorderſaͤtze moͤgen bejahend oder ver- neinend ſeyn.
§. 277.
Das bishergeſagte betrifft die einfachen bedingten Saͤtze. Die zuſammengeſetzten ſind von verſchiede- nen Arten. Denn 1) entweder iſt nur die Bedin- gung, oder nur die Ausſage, oder es ſind beyde zu- gleich zuſammengeſetzt. 2) Sodann kann auch noch die Art der Zuſammenſetzung verſchieden ſeyn. Und zwar wenn entweder ein Subject mehrere Praͤdicate, oder ein Praͤdicat mehrere Subjecte hat, oder wenn verſchiedne Subjecte verſchiedne Praͤdicate haben. Soll nun die Bedingung nichts uͤberfluͤßiges ent- halten, ſo ſind, wenn ſie zuſammengeſetzt iſt, die dazu genommenen Saͤtze nothwendig: Und aus gleichem Grunde muß auch die Ausſage oder ihre Theile nicht aus einzelnen Theilen der Bedingung, ſondern aus allen zuſammengenommen folgen. Die Bedingung laͤßt ſich demnach nicht ſo aufloͤſen, daß der Satz in andre Saͤtze von einfachern Bedingungen zerfaͤllt werden koͤnnte. Denn ſo waͤre er nicht nothwendig zuſam- mengeſetzt. Hingegen laͤßt ſich mit Beybehaltung der ganzen Bedingung jeder Theil der Ausſage beſon- ders folgern, und demnach kann der Satz in dieſer Abſicht in einfachere zerfaͤllt werden, es ſey, daß ein Theil der Ausſage zur Beſtimmung eines andern diene, oder nicht; weil im erſten Fall nur auf die Ord- nung des Vortrages zu ſehen iſt. Uebrigens merken wir an, daß die Zergliederung der Ausſage wegen der Deutlichkeit und Ausfuͤhrlichkeit der Erkenntniß nuͤtz-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0198"n="176"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen</hi></fw><lb/>
andern verneinend ſeyn. Jſt hingegen das Mittel-<lb/>
glied nur in dem einen Satze die Ausſage, in dem an-<lb/>
dern aber die Bedingung: ſo muß es zugleich in beyden<lb/>
bejahend, oder in beyden verneinend ſeyn. Die eigenen<lb/>
Glieder beyder Vorderſaͤtze moͤgen bejahend oder ver-<lb/>
neinend ſeyn.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 277.</head><lb/><p>Das bishergeſagte betrifft die einfachen bedingten<lb/>
Saͤtze. Die zuſammengeſetzten ſind von verſchiede-<lb/>
nen Arten. Denn 1) entweder iſt nur die Bedin-<lb/>
gung, oder nur die Ausſage, oder es ſind beyde zu-<lb/>
gleich zuſammengeſetzt. 2) Sodann kann auch noch<lb/>
die Art der Zuſammenſetzung verſchieden ſeyn. Und<lb/>
zwar wenn entweder ein Subject mehrere Praͤdicate,<lb/>
oder ein Praͤdicat mehrere Subjecte hat, oder wenn<lb/>
verſchiedne Subjecte verſchiedne Praͤdicate haben.<lb/>
Soll nun die Bedingung nichts uͤberfluͤßiges ent-<lb/>
halten, ſo ſind, wenn ſie zuſammengeſetzt iſt, die dazu<lb/>
genommenen Saͤtze nothwendig: Und aus gleichem<lb/>
Grunde muß auch die Ausſage oder ihre Theile nicht<lb/>
aus einzelnen Theilen der Bedingung, ſondern aus allen<lb/>
zuſammengenommen folgen. Die Bedingung laͤßt<lb/>ſich demnach nicht ſo aufloͤſen, daß der Satz in andre<lb/>
Saͤtze von einfachern Bedingungen zerfaͤllt werden<lb/>
koͤnnte. Denn ſo waͤre er nicht nothwendig zuſam-<lb/>
mengeſetzt. Hingegen laͤßt ſich mit Beybehaltung<lb/>
der ganzen Bedingung jeder Theil der Ausſage beſon-<lb/>
ders folgern, und demnach kann der Satz in dieſer<lb/>
Abſicht in einfachere zerfaͤllt werden, es ſey, daß ein<lb/>
Theil der Ausſage zur Beſtimmung eines andern<lb/>
diene, oder nicht; weil im erſten Fall nur auf die Ord-<lb/>
nung des Vortrages zu ſehen iſt. Uebrigens merken<lb/>
wir an, daß die Zergliederung der Ausſage wegen der<lb/>
Deutlichkeit und Ausfuͤhrlichkeit der Erkenntniß nuͤtz-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0198]
V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen
andern verneinend ſeyn. Jſt hingegen das Mittel-
glied nur in dem einen Satze die Ausſage, in dem an-
dern aber die Bedingung: ſo muß es zugleich in beyden
bejahend, oder in beyden verneinend ſeyn. Die eigenen
Glieder beyder Vorderſaͤtze moͤgen bejahend oder ver-
neinend ſeyn.
§. 277.
Das bishergeſagte betrifft die einfachen bedingten
Saͤtze. Die zuſammengeſetzten ſind von verſchiede-
nen Arten. Denn 1) entweder iſt nur die Bedin-
gung, oder nur die Ausſage, oder es ſind beyde zu-
gleich zuſammengeſetzt. 2) Sodann kann auch noch
die Art der Zuſammenſetzung verſchieden ſeyn. Und
zwar wenn entweder ein Subject mehrere Praͤdicate,
oder ein Praͤdicat mehrere Subjecte hat, oder wenn
verſchiedne Subjecte verſchiedne Praͤdicate haben.
Soll nun die Bedingung nichts uͤberfluͤßiges ent-
halten, ſo ſind, wenn ſie zuſammengeſetzt iſt, die dazu
genommenen Saͤtze nothwendig: Und aus gleichem
Grunde muß auch die Ausſage oder ihre Theile nicht
aus einzelnen Theilen der Bedingung, ſondern aus allen
zuſammengenommen folgen. Die Bedingung laͤßt
ſich demnach nicht ſo aufloͤſen, daß der Satz in andre
Saͤtze von einfachern Bedingungen zerfaͤllt werden
koͤnnte. Denn ſo waͤre er nicht nothwendig zuſam-
mengeſetzt. Hingegen laͤßt ſich mit Beybehaltung
der ganzen Bedingung jeder Theil der Ausſage beſon-
ders folgern, und demnach kann der Satz in dieſer
Abſicht in einfachere zerfaͤllt werden, es ſey, daß ein
Theil der Ausſage zur Beſtimmung eines andern
diene, oder nicht; weil im erſten Fall nur auf die Ord-
nung des Vortrages zu ſehen iſt. Uebrigens merken
wir an, daß die Zergliederung der Ausſage wegen der
Deutlichkeit und Ausfuͤhrlichkeit der Erkenntniß nuͤtz-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/198>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.