Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Hauptst. von zusammenges. Schlüssen
andern verneinend seyn. Jst hingegen das Mittel-
glied nur in dem einen Satze die Aussage, in dem an-
dern aber die Bedingung: so muß es zugleich in beyden
bejahend, oder in beyden verneinend seyn. Die eigenen
Glieder beyder Vordersätze mögen bejahend oder ver-
neinend seyn.

§. 277.

Das bishergesagte betrifft die einfachen bedingten
Sätze. Die zusammengesetzten sind von verschiede-
nen Arten. Denn 1) entweder ist nur die Bedin-
gung, oder nur die Aussage, oder es sind beyde zu-
gleich zusammengesetzt. 2) Sodann kann auch noch
die Art der Zusammensetzung verschieden seyn. Und
zwar wenn entweder ein Subject mehrere Prädicate,
oder ein Prädicat mehrere Subjecte hat, oder wenn
verschiedne Subjecte verschiedne Prädicate haben.
Soll nun die Bedingung nichts überflüßiges ent-
halten, so sind, wenn sie zusammengesetzt ist, die dazu
genommenen Sätze nothwendig: Und aus gleichem
Grunde muß auch die Aussage oder ihre Theile nicht
aus einzelnen Theilen der Bedingung, sondern aus allen
zusammengenommen folgen. Die Bedingung läßt
sich demnach nicht so auflösen, daß der Satz in andre
Sätze von einfachern Bedingungen zerfällt werden
könnte. Denn so wäre er nicht nothwendig zusam-
mengesetzt. Hingegen läßt sich mit Beybehaltung
der ganzen Bedingung jeder Theil der Aussage beson-
ders folgern, und demnach kann der Satz in dieser
Absicht in einfachere zerfällt werden, es sey, daß ein
Theil der Aussage zur Bestimmung eines andern
diene, oder nicht; weil im ersten Fall nur auf die Ord-
nung des Vortrages zu sehen ist. Uebrigens merken
wir an, daß die Zergliederung der Aussage wegen der
Deutlichkeit und Ausführlichkeit der Erkenntniß nütz-

lich

V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen
andern verneinend ſeyn. Jſt hingegen das Mittel-
glied nur in dem einen Satze die Ausſage, in dem an-
dern aber die Bedingung: ſo muß es zugleich in beyden
bejahend, oder in beyden verneinend ſeyn. Die eigenen
Glieder beyder Vorderſaͤtze moͤgen bejahend oder ver-
neinend ſeyn.

§. 277.

Das bishergeſagte betrifft die einfachen bedingten
Saͤtze. Die zuſammengeſetzten ſind von verſchiede-
nen Arten. Denn 1) entweder iſt nur die Bedin-
gung, oder nur die Ausſage, oder es ſind beyde zu-
gleich zuſammengeſetzt. 2) Sodann kann auch noch
die Art der Zuſammenſetzung verſchieden ſeyn. Und
zwar wenn entweder ein Subject mehrere Praͤdicate,
oder ein Praͤdicat mehrere Subjecte hat, oder wenn
verſchiedne Subjecte verſchiedne Praͤdicate haben.
Soll nun die Bedingung nichts uͤberfluͤßiges ent-
halten, ſo ſind, wenn ſie zuſammengeſetzt iſt, die dazu
genommenen Saͤtze nothwendig: Und aus gleichem
Grunde muß auch die Ausſage oder ihre Theile nicht
aus einzelnen Theilen der Bedingung, ſondern aus allen
zuſammengenommen folgen. Die Bedingung laͤßt
ſich demnach nicht ſo aufloͤſen, daß der Satz in andre
Saͤtze von einfachern Bedingungen zerfaͤllt werden
koͤnnte. Denn ſo waͤre er nicht nothwendig zuſam-
mengeſetzt. Hingegen laͤßt ſich mit Beybehaltung
der ganzen Bedingung jeder Theil der Ausſage beſon-
ders folgern, und demnach kann der Satz in dieſer
Abſicht in einfachere zerfaͤllt werden, es ſey, daß ein
Theil der Ausſage zur Beſtimmung eines andern
diene, oder nicht; weil im erſten Fall nur auf die Ord-
nung des Vortrages zu ſehen iſt. Uebrigens merken
wir an, daß die Zergliederung der Ausſage wegen der
Deutlichkeit und Ausfuͤhrlichkeit der Erkenntniß nuͤtz-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0198" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Haupt&#x017F;t. von zu&#x017F;ammenge&#x017F;. Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</hi></fw><lb/>
andern verneinend &#x017F;eyn. J&#x017F;t hingegen das Mittel-<lb/>
glied nur in dem einen Satze die Aus&#x017F;age, in dem an-<lb/>
dern aber die Bedingung: &#x017F;o muß es zugleich in beyden<lb/>
bejahend, oder in beyden verneinend &#x017F;eyn. Die eigenen<lb/>
Glieder beyder Vorder&#x017F;a&#x0364;tze mo&#x0364;gen bejahend oder ver-<lb/>
neinend &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 277.</head><lb/>
            <p>Das bisherge&#x017F;agte betrifft die einfachen bedingten<lb/>
Sa&#x0364;tze. Die zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten &#x017F;ind von ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Arten. Denn 1) entweder i&#x017F;t nur die Bedin-<lb/>
gung, oder nur die Aus&#x017F;age, oder es &#x017F;ind beyde zu-<lb/>
gleich zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt. 2) Sodann kann auch noch<lb/>
die Art der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn. Und<lb/>
zwar wenn entweder ein Subject mehrere Pra&#x0364;dicate,<lb/>
oder ein Pra&#x0364;dicat mehrere Subjecte hat, oder wenn<lb/>
ver&#x017F;chiedne Subjecte ver&#x017F;chiedne Pra&#x0364;dicate haben.<lb/>
Soll nun die Bedingung nichts u&#x0364;berflu&#x0364;ßiges ent-<lb/>
halten, &#x017F;o &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt i&#x017F;t, die dazu<lb/>
genommenen Sa&#x0364;tze nothwendig: Und aus gleichem<lb/>
Grunde muß auch die Aus&#x017F;age oder ihre Theile nicht<lb/>
aus einzelnen Theilen der Bedingung, &#x017F;ondern aus allen<lb/>
zu&#x017F;ammengenommen folgen. Die Bedingung la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich demnach nicht &#x017F;o auflo&#x0364;&#x017F;en, daß der Satz in andre<lb/>
Sa&#x0364;tze von einfachern Bedingungen zerfa&#x0364;llt werden<lb/>
ko&#x0364;nnte. Denn &#x017F;o wa&#x0364;re er nicht nothwendig zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzt. Hingegen la&#x0364;ßt &#x017F;ich mit Beybehaltung<lb/>
der ganzen Bedingung jeder Theil der Aus&#x017F;age be&#x017F;on-<lb/>
ders folgern, und demnach kann der Satz in die&#x017F;er<lb/>
Ab&#x017F;icht in einfachere zerfa&#x0364;llt werden, es &#x017F;ey, daß ein<lb/>
Theil der Aus&#x017F;age zur Be&#x017F;timmung eines andern<lb/>
diene, oder nicht; weil im er&#x017F;ten Fall nur auf die Ord-<lb/>
nung des Vortrages zu &#x017F;ehen i&#x017F;t. Uebrigens merken<lb/>
wir an, daß die Zergliederung der Aus&#x017F;age wegen der<lb/>
Deutlichkeit und Ausfu&#x0364;hrlichkeit der Erkenntniß nu&#x0364;tz-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0198] V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen andern verneinend ſeyn. Jſt hingegen das Mittel- glied nur in dem einen Satze die Ausſage, in dem an- dern aber die Bedingung: ſo muß es zugleich in beyden bejahend, oder in beyden verneinend ſeyn. Die eigenen Glieder beyder Vorderſaͤtze moͤgen bejahend oder ver- neinend ſeyn. §. 277. Das bishergeſagte betrifft die einfachen bedingten Saͤtze. Die zuſammengeſetzten ſind von verſchiede- nen Arten. Denn 1) entweder iſt nur die Bedin- gung, oder nur die Ausſage, oder es ſind beyde zu- gleich zuſammengeſetzt. 2) Sodann kann auch noch die Art der Zuſammenſetzung verſchieden ſeyn. Und zwar wenn entweder ein Subject mehrere Praͤdicate, oder ein Praͤdicat mehrere Subjecte hat, oder wenn verſchiedne Subjecte verſchiedne Praͤdicate haben. Soll nun die Bedingung nichts uͤberfluͤßiges ent- halten, ſo ſind, wenn ſie zuſammengeſetzt iſt, die dazu genommenen Saͤtze nothwendig: Und aus gleichem Grunde muß auch die Ausſage oder ihre Theile nicht aus einzelnen Theilen der Bedingung, ſondern aus allen zuſammengenommen folgen. Die Bedingung laͤßt ſich demnach nicht ſo aufloͤſen, daß der Satz in andre Saͤtze von einfachern Bedingungen zerfaͤllt werden koͤnnte. Denn ſo waͤre er nicht nothwendig zuſam- mengeſetzt. Hingegen laͤßt ſich mit Beybehaltung der ganzen Bedingung jeder Theil der Ausſage beſon- ders folgern, und demnach kann der Satz in dieſer Abſicht in einfachere zerfaͤllt werden, es ſey, daß ein Theil der Ausſage zur Beſtimmung eines andern diene, oder nicht; weil im erſten Fall nur auf die Ord- nung des Vortrages zu ſehen iſt. Uebrigens merken wir an, daß die Zergliederung der Ausſage wegen der Deutlichkeit und Ausfuͤhrlichkeit der Erkenntniß nuͤtz- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/198
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/198>, abgerufen am 21.11.2024.