nehme nun diese Verwandlung mit den beyden vorigen Aufgaben vor, so entstehen folgende zween Sätze:
1. Das Verhältniß zwischen der Seite und Diagonaldes Quadrats ist wie 1 zu der Quadratwurzel von zwey. Oder um- gekehrt, das letzte Verhältniß ist wie das erste.
2. Die Basis eines Triangels mit der halben Perpendicular multiplicirt, giebt den Jnnhalt des Triangels.
Der erste dieser Sätze ist offenbar bloß theore- tisch, weil darinnen von keinem Thun die Rede ist. Der andre hat im Subject den Begriff einer Verrichtung, und ist daher practisch. Auf eben die Art sind die Aufgaben selbst unterschieden. Man sieht zugleich aus dieser Verwandlung, daß die Frage der Aufgabe höchstens nur das Prädicat eines Satzes abgiebt. Um desto weniger lassen sie sich mit Sätzen vermengen.
§. 161.
Die Aufgaben sind darinn bestimmter, als die Sätze, daß einer, von den zweyen Hauptbegriffen nothwendig ein Verbum seyn, oder eine Handlung anzeigen muß. Hieraus lassen sich sehr allge- meine Formeln von Aufgaben herleiten, weil es Handlungen giebt, die fast bey jeden Dingen vorkom- men können, wie z. E. die meisten Handlungen des Verstandes, als, erfinden, beurtheilen, untersu- chen, verbessern, vergieichen, abstrahiren etc. Wenn daher unsre Handlungen in Arten eingetheilt, und bey jeder Art diejenigen Dinge bestimmt und kenntlich gemacht werden, bey welchen die Handlung vorgenommen werden kann, so wird sich ein vollstän- diges Verzeichniß solcher allgemeinen Formeln von Auf- gaben ergeben, und die Theorie der practischen Theile
der
G 4
von den Urtheilen und Fragen.
nehme nun dieſe Verwandlung mit den beyden vorigen Aufgaben vor, ſo entſtehen folgende zween Saͤtze:
1. Das Verhaͤltniß zwiſchen der Seite und Diagonaldes Quadrats iſt wie 1 zu der Quadratwurzel von zwey. Oder um- gekehrt, das letzte Verhaͤltniß iſt wie das erſte.
2. Die Baſis eines Triangels mit der halben Perpendicular multiplicirt, giebt den Jnnhalt des Triangels.
Der erſte dieſer Saͤtze iſt offenbar bloß theore- tiſch, weil darinnen von keinem Thun die Rede iſt. Der andre hat im Subject den Begriff einer Verrichtung, und iſt daher practiſch. Auf eben die Art ſind die Aufgaben ſelbſt unterſchieden. Man ſieht zugleich aus dieſer Verwandlung, daß die Frage der Aufgabe hoͤchſtens nur das Praͤdicat eines Satzes abgiebt. Um deſto weniger laſſen ſie ſich mit Saͤtzen vermengen.
§. 161.
Die Aufgaben ſind darinn beſtimmter, als die Saͤtze, daß einer, von den zweyen Hauptbegriffen nothwendig ein Verbum ſeyn, oder eine Handlung anzeigen muß. Hieraus laſſen ſich ſehr allge- meine Formeln von Aufgaben herleiten, weil es Handlungen giebt, die faſt bey jeden Dingen vorkom- men koͤnnen, wie z. E. die meiſten Handlungen des Verſtandes, als, erfinden, beurtheilen, unterſu- chen, verbeſſern, vergieichen, abſtrahiren ꝛc. Wenn daher unſre Handlungen in Arten eingetheilt, und bey jeder Art diejenigen Dinge beſtimmt und kenntlich gemacht werden, bey welchen die Handlung vorgenommen werden kann, ſo wird ſich ein vollſtaͤn- diges Verzeichniß ſolcher allgemeinen Formeln von Auf- gaben ergeben, und die Theorie der practiſchen Theile
der
G 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0125"n="103"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Urtheilen und Fragen.</hi></fw><lb/>
nehme nun dieſe Verwandlung mit den beyden vorigen<lb/>
Aufgaben vor, ſo entſtehen folgende zween Saͤtze:</p><lb/><list><item>1. <hirendition="#fr">Das Verhaͤltniß zwiſchen der Seite und<lb/>
Diagonaldes Quadrats iſt wie 1 zu der<lb/>
Quadratwurzel von zwey.</hi> Oder um-<lb/>
gekehrt, das letzte Verhaͤltniß iſt wie das erſte.</item><lb/><item>2. <hirendition="#fr">Die Baſis eines Triangels mit der halben<lb/>
Perpendicular multiplicirt, giebt den<lb/>
Jnnhalt des Triangels.</hi></item></list><lb/><p>Der erſte dieſer Saͤtze iſt offenbar bloß theore-<lb/>
tiſch, weil darinnen von keinem Thun die Rede<lb/>
iſt. Der andre hat im Subject den Begriff einer<lb/><hirendition="#fr">Verrichtung,</hi> und iſt daher practiſch. Auf eben<lb/>
die Art ſind die Aufgaben ſelbſt unterſchieden. Man<lb/>ſieht zugleich aus dieſer Verwandlung, daß die Frage<lb/>
der Aufgabe hoͤchſtens nur das Praͤdicat eines Satzes<lb/>
abgiebt. Um deſto weniger laſſen ſie ſich mit Saͤtzen<lb/>
vermengen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 161.</head><lb/><p>Die Aufgaben ſind darinn beſtimmter, als die<lb/>
Saͤtze, daß einer, von den zweyen Hauptbegriffen<lb/>
nothwendig ein <hirendition="#aq">Verbum</hi>ſeyn, oder eine <hirendition="#fr">Handlung</hi><lb/>
anzeigen muß. <hirendition="#fr">Hieraus laſſen ſich ſehr allge-<lb/>
meine Formeln von Aufgaben herleiten,</hi> weil es<lb/>
Handlungen giebt, die faſt bey jeden Dingen vorkom-<lb/>
men koͤnnen, wie z. E. die meiſten Handlungen des<lb/>
Verſtandes, als, <hirendition="#fr">erfinden, beurtheilen, unterſu-<lb/>
chen, verbeſſern, vergieichen, abſtrahiren ꝛc.</hi><lb/>
Wenn daher unſre Handlungen in Arten eingetheilt,<lb/>
und bey jeder Art diejenigen Dinge beſtimmt und<lb/>
kenntlich gemacht werden, bey welchen die Handlung<lb/>
vorgenommen werden kann, ſo wird ſich ein vollſtaͤn-<lb/>
diges Verzeichniß ſolcher allgemeinen Formeln von Auf-<lb/>
gaben ergeben, und die Theorie der practiſchen Theile<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[103/0125]
von den Urtheilen und Fragen.
nehme nun dieſe Verwandlung mit den beyden vorigen
Aufgaben vor, ſo entſtehen folgende zween Saͤtze:
1. Das Verhaͤltniß zwiſchen der Seite und
Diagonaldes Quadrats iſt wie 1 zu der
Quadratwurzel von zwey. Oder um-
gekehrt, das letzte Verhaͤltniß iſt wie das erſte.
2. Die Baſis eines Triangels mit der halben
Perpendicular multiplicirt, giebt den
Jnnhalt des Triangels.
Der erſte dieſer Saͤtze iſt offenbar bloß theore-
tiſch, weil darinnen von keinem Thun die Rede
iſt. Der andre hat im Subject den Begriff einer
Verrichtung, und iſt daher practiſch. Auf eben
die Art ſind die Aufgaben ſelbſt unterſchieden. Man
ſieht zugleich aus dieſer Verwandlung, daß die Frage
der Aufgabe hoͤchſtens nur das Praͤdicat eines Satzes
abgiebt. Um deſto weniger laſſen ſie ſich mit Saͤtzen
vermengen.
§. 161.
Die Aufgaben ſind darinn beſtimmter, als die
Saͤtze, daß einer, von den zweyen Hauptbegriffen
nothwendig ein Verbum ſeyn, oder eine Handlung
anzeigen muß. Hieraus laſſen ſich ſehr allge-
meine Formeln von Aufgaben herleiten, weil es
Handlungen giebt, die faſt bey jeden Dingen vorkom-
men koͤnnen, wie z. E. die meiſten Handlungen des
Verſtandes, als, erfinden, beurtheilen, unterſu-
chen, verbeſſern, vergieichen, abſtrahiren ꝛc.
Wenn daher unſre Handlungen in Arten eingetheilt,
und bey jeder Art diejenigen Dinge beſtimmt und
kenntlich gemacht werden, bey welchen die Handlung
vorgenommen werden kann, ſo wird ſich ein vollſtaͤn-
diges Verzeichniß ſolcher allgemeinen Formeln von Auf-
gaben ergeben, und die Theorie der practiſchen Theile
der
G 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/125>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.