Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.III. Hauptstück, C zugleich gehören kann, und folglich ihm von diesenPrädicaten nur eines, aber dieses nothwendig zu- kömmt. Die Form des Satzes läßt es unbestimmt, und daher muß es in besondern Fällen entweder dire- cte oder ausschließungsweise (§. 130.) bewiesen wer- den. Man kann diese Art von Sätzen auch in hypo- thetische verwandeln. Z. E. 1. Wenn A nicht B ist, so ist es C, und umgekehrt. 2. Wenn A weder B noch C ist, so ist es D. 3. Wenn A nicht C ist, so ist B, C. 4. Wenn weder A noch B, D ist, so ist C, D. etc. Diese hypothetischen Sätze aber lassen sich nicht §. 134. Die disjunctiven und copulativen Sätze kommen 1. Der Satz: A ist entweder B oder C, for- dert, daß A weder B und C zugleich, noch keines von beyden seyn könne. Ersteres wird erhalten, so bald man sagen kann: Kein B ist C. Denn daraus folgt, daß wenn A, B ist, es nicht C sey, und hinwiederum, wenn es C ist, es nicht B sey. Dieses geht nun allemal an, wenn B und C Arten einer Gat- tung sind, und diese nicht mehrere Arten un- ter sich hat. Denn so schließen B und C einander aus. Das andre wird erhalten, wenn A unter diese Gattung gehört; denn so
III. Hauptſtuͤck, C zugleich gehoͤren kann, und folglich ihm von dieſenPraͤdicaten nur eines, aber dieſes nothwendig zu- koͤmmt. Die Form des Satzes laͤßt es unbeſtimmt, und daher muß es in beſondern Faͤllen entweder dire- cte oder ausſchließungsweiſe (§. 130.) bewieſen wer- den. Man kann dieſe Art von Saͤtzen auch in hypo- thetiſche verwandeln. Z. E. 1. Wenn A nicht B iſt, ſo iſt es C, und umgekehrt. 2. Wenn A weder B noch C iſt, ſo iſt es D. 3. Wenn A nicht C iſt, ſo iſt B, C. 4. Wenn weder A noch B, D iſt, ſo iſt C, D. etc. Dieſe hypothetiſchen Saͤtze aber laſſen ſich nicht §. 134. Die disjunctiven und copulativen Saͤtze kommen 1. Der Satz: A iſt entweder B oder C, for- dert, daß A weder B und C zugleich, noch keines von beyden ſeyn koͤnne. Erſteres wird erhalten, ſo bald man ſagen kann: Kein B iſt C. Denn daraus folgt, daß wenn A, B iſt, es nicht C ſey, und hinwiederum, wenn es C iſt, es nicht B ſey. Dieſes geht nun allemal an, wenn B und C Arten einer Gat- tung ſind, und dieſe nicht mehrere Arten un- ter ſich hat. Denn ſo ſchließen B und C einander aus. Das andre wird erhalten, wenn A unter dieſe Gattung gehoͤrt; denn ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0108" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Hauptſtuͤck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">C</hi> zugleich gehoͤren kann, und folglich ihm von dieſen<lb/> Praͤdicaten nur eines, aber dieſes nothwendig zu-<lb/> koͤmmt. Die Form des Satzes laͤßt es unbeſtimmt,<lb/> und daher muß es in beſondern Faͤllen entweder <hi rendition="#aq">dire-<lb/> cte</hi> oder ausſchließungsweiſe (§. 130.) bewieſen wer-<lb/> den. Man kann dieſe Art von Saͤtzen auch in hypo-<lb/> thetiſche verwandeln. Z. E.</p><lb/> <list> <item>1. Wenn <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">B</hi> iſt, ſo iſt es <hi rendition="#aq">C,</hi> und umgekehrt.</item><lb/> <item>2. Wenn <hi rendition="#aq">A</hi> weder <hi rendition="#aq">B</hi> noch <hi rendition="#aq">C</hi> iſt, ſo iſt es <hi rendition="#aq">D.</hi></item><lb/> <item>3. Wenn <hi rendition="#aq">A</hi> nicht <hi rendition="#aq">C</hi> iſt, ſo iſt <hi rendition="#aq">B, C.</hi></item><lb/> <item>4. Wenn weder <hi rendition="#aq">A</hi> noch <hi rendition="#aq">B, D</hi> iſt, ſo iſt <hi rendition="#aq">C, D. etc.</hi></item> </list><lb/> <p>Dieſe hypothetiſchen Saͤtze aber laſſen ſich nicht<lb/> in cathegoriſche verwandeln, wie die Particularſaͤtze,<lb/> (§ 132.) weil ſie unausgemacht ſeyn laſſen, welche<lb/> Beſtimmung gelte, und wenn man dieſes weis, ſo<lb/> bleibt keine Hypotheſe mehr, ſondern der Satz wird<lb/> ohne Beſtimmung cathegoriſch.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 134.</head><lb/> <p>Die disjunctiven und copulativen Saͤtze kommen<lb/> wirklich vor, und die Begriffe von denſelben ſind<lb/> reale Begriffe. Wir wollen dieſes zugleich mit ih-<lb/> rem Umfange ins Licht ſetzen.</p><lb/> <list> <item>1. Der Satz: <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#fr">iſt entweder</hi> <hi rendition="#aq">B</hi> <hi rendition="#fr">oder</hi> <hi rendition="#aq">C,</hi> for-<lb/> dert, daß <hi rendition="#aq">A</hi> weder <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi> zugleich, noch<lb/> keines von beyden ſeyn koͤnne. Erſteres wird<lb/> erhalten, ſo bald man ſagen kann: Kein <hi rendition="#aq">B</hi><lb/> iſt <hi rendition="#aq">C.</hi> Denn daraus folgt, daß wenn <hi rendition="#aq">A, B</hi><lb/> iſt, es nicht <hi rendition="#aq">C</hi> ſey, und hinwiederum, wenn<lb/> es <hi rendition="#aq">C</hi> iſt, es nicht <hi rendition="#aq">B</hi> ſey. Dieſes geht nun<lb/> allemal an, wenn <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi> Arten einer Gat-<lb/> tung ſind, und dieſe nicht mehrere Arten un-<lb/> ter ſich hat. Denn ſo ſchließen <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi><lb/> einander aus. Das andre wird erhalten,<lb/> wenn <hi rendition="#aq">A</hi> unter dieſe Gattung gehoͤrt; denn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0108]
III. Hauptſtuͤck,
C zugleich gehoͤren kann, und folglich ihm von dieſen
Praͤdicaten nur eines, aber dieſes nothwendig zu-
koͤmmt. Die Form des Satzes laͤßt es unbeſtimmt,
und daher muß es in beſondern Faͤllen entweder dire-
cte oder ausſchließungsweiſe (§. 130.) bewieſen wer-
den. Man kann dieſe Art von Saͤtzen auch in hypo-
thetiſche verwandeln. Z. E.
1. Wenn A nicht B iſt, ſo iſt es C, und umgekehrt.
2. Wenn A weder B noch C iſt, ſo iſt es D.
3. Wenn A nicht C iſt, ſo iſt B, C.
4. Wenn weder A noch B, D iſt, ſo iſt C, D. etc.
Dieſe hypothetiſchen Saͤtze aber laſſen ſich nicht
in cathegoriſche verwandeln, wie die Particularſaͤtze,
(§ 132.) weil ſie unausgemacht ſeyn laſſen, welche
Beſtimmung gelte, und wenn man dieſes weis, ſo
bleibt keine Hypotheſe mehr, ſondern der Satz wird
ohne Beſtimmung cathegoriſch.
§. 134.
Die disjunctiven und copulativen Saͤtze kommen
wirklich vor, und die Begriffe von denſelben ſind
reale Begriffe. Wir wollen dieſes zugleich mit ih-
rem Umfange ins Licht ſetzen.
1. Der Satz: A iſt entweder B oder C, for-
dert, daß A weder B und C zugleich, noch
keines von beyden ſeyn koͤnne. Erſteres wird
erhalten, ſo bald man ſagen kann: Kein B
iſt C. Denn daraus folgt, daß wenn A, B
iſt, es nicht C ſey, und hinwiederum, wenn
es C iſt, es nicht B ſey. Dieſes geht nun
allemal an, wenn B und C Arten einer Gat-
tung ſind, und dieſe nicht mehrere Arten un-
ter ſich hat. Denn ſo ſchließen B und C
einander aus. Das andre wird erhalten,
wenn A unter dieſe Gattung gehoͤrt; denn
ſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/108 |
Zitationshilfe: | Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/108>, abgerufen am 23.02.2025. |