Wir werden nun die Kräfte besonders mit den Verhältnissen vergleichen, und dabey etwas umständlicher sehen, in welcher Verbindung jene mit diesen stehen. Es fällt überhaupt schwer, den Be- griff eines Verhältnisses genau zu bestimmen, weil wir dieses Wort bey gar zu vielen und verschiedenen Fällen gebrauchen, und weil die Sprache hiebey eben nicht einen Vorrath von Wörtern hat, die von gleich transcendentem und genau bestimmtem Umfange wä- ren. Ueberhaupt bezieht sich der Begriff des Ver- hältnisses auf ein denkendes Wesen, und setzet immer wenigstens zwey Dinge voraus, die mit einander ver- glichen werden. Diese Dinge selbst sind nicht das Verhältniß, und das Verhältniß ist auch nicht in dem einen oder andern dieser Dinge, sondern es ist gleichsam zwischen denselben, und an sich nur etwas Jdeales, ungeachtet dennoch das, was dabey in den Dingen selbst zum Grunde liegt, real seyn kann. Jch habe daher in der Dianoiologie (§. 12. 476.) ein Verhältniß dasjenige, oder einen Verhältnißbegriff denjenigen Begriff genennet, wodurch eine Sache ver- mittelst einer andern, oder ein Begriff vermittelst eines andern kenntlich gemacht oder bestimmet wird. Diese Erklärung, welche vornehmlich von dem Ge- brauche der Verhältnisse hergenommen ist, ist noch die beste, die ich nach vieler darauf verwandten Mühe habe finden können. Jch werde sie nun durch die
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Vierzehnte[s] Hauptſtuͤck. Verh[aͤ]ltniſſe.
§. 411.
Wir werden nun die Kraͤfte beſonders mit den Verhaͤltniſſen vergleichen, und dabey etwas umſtaͤndlicher ſehen, in welcher Verbindung jene mit dieſen ſtehen. Es faͤllt uͤberhaupt ſchwer, den Be- griff eines Verhaͤltniſſes genau zu beſtimmen, weil wir dieſes Wort bey gar zu vielen und verſchiedenen Faͤllen gebrauchen, und weil die Sprache hiebey eben nicht einen Vorrath von Woͤrtern hat, die von gleich tranſcendentem und genau beſtimmtem Umfange waͤ- ren. Ueberhaupt bezieht ſich der Begriff des Ver- haͤltniſſes auf ein denkendes Weſen, und ſetzet immer wenigſtens zwey Dinge voraus, die mit einander ver- glichen werden. Dieſe Dinge ſelbſt ſind nicht das Verhaͤltniß, und das Verhaͤltniß iſt auch nicht in dem einen oder andern dieſer Dinge, ſondern es iſt gleichſam zwiſchen denſelben, und an ſich nur etwas Jdeales, ungeachtet dennoch das, was dabey in den Dingen ſelbſt zum Grunde liegt, real ſeyn kann. Jch habe daher in der Dianoiologie (§. 12. 476.) ein Verhaͤltniß dasjenige, oder einen Verhaͤltnißbegriff denjenigen Begriff genennet, wodurch eine Sache ver- mittelſt einer andern, oder ein Begriff vermittelſt eines andern kenntlich gemacht oder beſtimmet wird. Dieſe Erklaͤrung, welche vornehmlich von dem Ge- brauche der Verhaͤltniſſe hergenommen iſt, iſt noch die beſte, die ich nach vieler darauf verwandten Muͤhe habe finden koͤnnen. Jch werde ſie nun durch die
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Vierzehntes Hauptſtuͤck.
Verhaͤltniſſe.
§. 411.
Wir werden nun die Kraͤfte beſonders mit den
Verhaͤltniſſen vergleichen, und dabey etwas
umſtaͤndlicher ſehen, in welcher Verbindung jene mit
dieſen ſtehen. Es faͤllt uͤberhaupt ſchwer, den Be-
griff eines Verhaͤltniſſes genau zu beſtimmen, weil
wir dieſes Wort bey gar zu vielen und verſchiedenen
Faͤllen gebrauchen, und weil die Sprache hiebey eben
nicht einen Vorrath von Woͤrtern hat, die von gleich
tranſcendentem und genau beſtimmtem Umfange waͤ-
ren. Ueberhaupt bezieht ſich der Begriff des Ver-
haͤltniſſes auf ein denkendes Weſen, und ſetzet immer
wenigſtens zwey Dinge voraus, die mit einander ver-
glichen werden. Dieſe Dinge ſelbſt ſind nicht das
Verhaͤltniß, und das Verhaͤltniß iſt auch nicht in
dem einen oder andern dieſer Dinge, ſondern es iſt
gleichſam zwiſchen denſelben, und an ſich nur etwas
Jdeales, ungeachtet dennoch das, was dabey in den
Dingen ſelbſt zum Grunde liegt, real ſeyn kann.
Jch habe daher in der Dianoiologie (§. 12. 476.) ein
Verhaͤltniß dasjenige, oder einen Verhaͤltnißbegriff
denjenigen Begriff genennet, wodurch eine Sache ver-
mittelſt einer andern, oder ein Begriff vermittelſt
eines andern kenntlich gemacht oder beſtimmet wird.
Dieſe Erklaͤrung, welche vornehmlich von dem Ge-
brauche der Verhaͤltniſſe hergenommen iſt, iſt noch
die beſte, die ich nach vieler darauf verwandten Muͤhe
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/49>, abgerufen am 21.11.2024.
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