bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der Dauer, der Kraft, der Bewegung etc. oder es ist eine absolute Einheit, die keine Gradus Intensitatis zuläßt, sondern nur extensiue bey mehrern oder weni- gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi- stenz, die Wahrheit etc. Den Grund, warum bey dem Einfachen von diesen Extremis eines vorkomme, haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil nämlich, wenn die Größe nur innert gewissen Schranken ver- ändert werden kann, allemal etwas zusammengesetz- tes in dem Begriffe ist, oder einschränkende Bedin- gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und diese geben gemeiniglich eine bestimmte und für sich erkennbare Einheit an, auf welche die übrigen Grade bezogen werden können.
§. 724.
Hingegen, wo jede Stufen der Größe an sich gleich und uneingeschränkt möglich sind, da ist die Einheit nothwendig unbestimmt, und daher kann sie von jeder beliebigen Größe angenommen werden. Es ist dabey alles nur verhältnißweise groß oder klein. Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn man für solche Fälle kenntliche Einheiten haben will, man sie in der wirklichen Welt aufsuchen müsse. Die- ses sind aber sodann nicht so fest Einheiten in der Sache selbst, als vielmehr Maaßstäbe dazu, der- gleichen man für die Zeit, den Raum, die Geschwin- digkeit, das Gewicht etc. einige ziemlich genau ge- funden. Sie hängen sämmtlich von der in dem 702ten §. betrachteten, an sich kenntlichen Einheit ab. Denn die gleichförmige Umwälzung der Erdkugel giebt uns das Maaß der Zeit, und dieses vermit- telst der Pendul das Maaß der Länge, und diese
vermit-
Y 4
Die Einheit.
bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der Dauer, der Kraft, der Bewegung ꝛc. oder es iſt eine abſolute Einheit, die keine Gradus Intenſitatis zulaͤßt, ſondern nur extenſiue bey mehrern oder weni- gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi- ſtenz, die Wahrheit ꝛc. Den Grund, warum bey dem Einfachen von dieſen Extremis eines vorkomme, haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil naͤmlich, wenn die Groͤße nur innert gewiſſen Schranken ver- aͤndert werden kann, allemal etwas zuſammengeſetz- tes in dem Begriffe iſt, oder einſchraͤnkende Bedin- gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und dieſe geben gemeiniglich eine beſtimmte und fuͤr ſich erkennbare Einheit an, auf welche die uͤbrigen Grade bezogen werden koͤnnen.
§. 724.
Hingegen, wo jede Stufen der Groͤße an ſich gleich und uneingeſchraͤnkt moͤglich ſind, da iſt die Einheit nothwendig unbeſtimmt, und daher kann ſie von jeder beliebigen Groͤße angenommen werden. Es iſt dabey alles nur verhaͤltnißweiſe groß oder klein. Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn man fuͤr ſolche Faͤlle kenntliche Einheiten haben will, man ſie in der wirklichen Welt aufſuchen muͤſſe. Die- ſes ſind aber ſodann nicht ſo feſt Einheiten in der Sache ſelbſt, als vielmehr Maaßſtaͤbe dazu, der- gleichen man fuͤr die Zeit, den Raum, die Geſchwin- digkeit, das Gewicht ꝛc. einige ziemlich genau ge- funden. Sie haͤngen ſaͤmmtlich von der in dem 702ten §. betrachteten, an ſich kenntlichen Einheit ab. Denn die gleichfoͤrmige Umwaͤlzung der Erdkugel giebt uns das Maaß der Zeit, und dieſes vermit- telſt der Pendul das Maaß der Laͤnge, und dieſe
vermit-
Y 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0351"n="343"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Einheit.</hi></fw><lb/>
bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der<lb/>
Dauer, der Kraft, der Bewegung ꝛc. oder es iſt<lb/>
eine abſolute Einheit, die keine <hirendition="#aq">Gradus Intenſitatis</hi><lb/>
zulaͤßt, ſondern nur <hirendition="#aq">extenſiue</hi> bey mehrern oder weni-<lb/>
gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi-<lb/>ſtenz, die Wahrheit ꝛc. Den Grund, warum bey<lb/>
dem Einfachen von dieſen <hirendition="#aq">Extremis</hi> eines vorkomme,<lb/>
haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil naͤmlich,<lb/>
wenn die Groͤße nur innert gewiſſen Schranken ver-<lb/>
aͤndert werden kann, allemal etwas zuſammengeſetz-<lb/>
tes in dem Begriffe iſt, oder einſchraͤnkende Bedin-<lb/>
gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und<lb/>
dieſe geben gemeiniglich eine beſtimmte und fuͤr ſich<lb/>
erkennbare Einheit an, auf welche die uͤbrigen Grade<lb/>
bezogen werden koͤnnen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 724.</head><lb/><p>Hingegen, wo jede Stufen der Groͤße an ſich<lb/>
gleich und uneingeſchraͤnkt moͤglich ſind, da iſt die<lb/>
Einheit nothwendig unbeſtimmt, und daher kann ſie<lb/>
von jeder beliebigen Groͤße angenommen werden.<lb/>
Es iſt dabey alles nur verhaͤltnißweiſe groß oder klein.<lb/>
Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn<lb/>
man fuͤr ſolche Faͤlle kenntliche Einheiten haben will,<lb/>
man ſie in der wirklichen Welt aufſuchen muͤſſe. Die-<lb/>ſes ſind aber ſodann nicht ſo feſt Einheiten in der<lb/>
Sache ſelbſt, als vielmehr Maaßſtaͤbe dazu, der-<lb/>
gleichen man fuͤr die Zeit, den Raum, die Geſchwin-<lb/>
digkeit, das Gewicht ꝛc. einige ziemlich genau ge-<lb/>
funden. Sie haͤngen ſaͤmmtlich von der in dem<lb/>
702ten §. betrachteten, an ſich kenntlichen Einheit ab.<lb/>
Denn die gleichfoͤrmige Umwaͤlzung der Erdkugel<lb/>
giebt uns das Maaß der Zeit, und dieſes vermit-<lb/>
telſt der Pendul das Maaß der Laͤnge, und dieſe<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">vermit-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[343/0351]
Die Einheit.
bis ins Unendliche, wie bey der Ausdehnung, der
Dauer, der Kraft, der Bewegung ꝛc. oder es iſt
eine abſolute Einheit, die keine Gradus Intenſitatis
zulaͤßt, ſondern nur extenſiue bey mehrern oder weni-
gern Dingen vorkommen kann, wie z. E. die Exi-
ſtenz, die Wahrheit ꝛc. Den Grund, warum bey
dem Einfachen von dieſen Extremis eines vorkomme,
haben wir bereits (§. 706.) angezeiget, weil naͤmlich,
wenn die Groͤße nur innert gewiſſen Schranken ver-
aͤndert werden kann, allemal etwas zuſammengeſetz-
tes in dem Begriffe iſt, oder einſchraͤnkende Bedin-
gungen dabey vorkommen, (Alethiol. §. 248.). Und
dieſe geben gemeiniglich eine beſtimmte und fuͤr ſich
erkennbare Einheit an, auf welche die uͤbrigen Grade
bezogen werden koͤnnen.
§. 724.
Hingegen, wo jede Stufen der Groͤße an ſich
gleich und uneingeſchraͤnkt moͤglich ſind, da iſt die
Einheit nothwendig unbeſtimmt, und daher kann ſie
von jeder beliebigen Groͤße angenommen werden.
Es iſt dabey alles nur verhaͤltnißweiſe groß oder klein.
Wir haben daher bereits angemerket, daß, wenn
man fuͤr ſolche Faͤlle kenntliche Einheiten haben will,
man ſie in der wirklichen Welt aufſuchen muͤſſe. Die-
ſes ſind aber ſodann nicht ſo feſt Einheiten in der
Sache ſelbſt, als vielmehr Maaßſtaͤbe dazu, der-
gleichen man fuͤr die Zeit, den Raum, die Geſchwin-
digkeit, das Gewicht ꝛc. einige ziemlich genau ge-
funden. Sie haͤngen ſaͤmmtlich von der in dem
702ten §. betrachteten, an ſich kenntlichen Einheit ab.
Denn die gleichfoͤrmige Umwaͤlzung der Erdkugel
giebt uns das Maaß der Zeit, und dieſes vermit-
telſt der Pendul das Maaß der Laͤnge, und dieſe
vermit-
Y 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/351>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.