Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XXIII. Hauptstück.
jeder Reihe zusammengesetzter. So lange nun hie-
bey die Verbindung bey jeden Gliedern eben dieselbe
ist, so saget man, sie sey bey jedem Gliede vielfa-
cher,
und dehne sich auf mehrere Glieder aus.
Beydes ist extensiue. Sodann ist der Ausdruck,
daß die Anzahl der Glieder die Ordnung grö-
ßer mache,
etwas uneigentlich, weil die Größe der
Ordnung vielmehr nach der Anzahl der Regeln ge-
schätzt wird, nach welchen eine und eben dieselbe Sa-
che geordnet ist, und diese Größe nennet man die
Mannichfaltigkeit, (§. 341.). Was man anordnet,
ist außer einander, ungeachtet die angeordneten Theile
in dem Ganzen sind, welches in Ordnung gebracht
wird. Dieses außer einander seyn machet aber, daß
dabey in Absicht auf die Ordnung nichts intensives
vorkömmt, ungeachtet es in andern Absichten dabey
vorkommen kann. Z. E. die Ordnung kann unzer-
trennlicher, die Theile fester verbunden etc. seyn.

§. 713.

Durch die Anzeige der erst berührten Fehler, wel-
che sich öfters beysammen finden, sieht man, was
man zu vermeiden hat, wenn man eine mathemati-
sche Theorie einer Sache ausfündig machen will.
Wir gaben dadurch auf eine verneinende Art zu er-
kennen, was man dabey zu thun habe. Ungeachtet
dieses nun auch directe angezeiget werden kann, so
konnten wir desto ehender bey der Betrachtung der
Fehler anfangen, weil man bey Aufsuchung solcher
Theorien gemeiniglich zuerst fehlet. Die mathema-
tische Erkenntniß fordert eine solche deutliche und ge-
naue Entwickelung der Sache, daß man selten alles
gleich anfangs trifft, und ihre Redensarten und Be-
griffe sind so bestimmt in ihrer Bedeutung, daß man

sie

XXIII. Hauptſtuͤck.
jeder Reihe zuſammengeſetzter. So lange nun hie-
bey die Verbindung bey jeden Gliedern eben dieſelbe
iſt, ſo ſaget man, ſie ſey bey jedem Gliede vielfa-
cher,
und dehne ſich auf mehrere Glieder aus.
Beydes iſt extenſiue. Sodann iſt der Ausdruck,
daß die Anzahl der Glieder die Ordnung groͤ-
ßer mache,
etwas uneigentlich, weil die Groͤße der
Ordnung vielmehr nach der Anzahl der Regeln ge-
ſchaͤtzt wird, nach welchen eine und eben dieſelbe Sa-
che geordnet iſt, und dieſe Groͤße nennet man die
Mannichfaltigkeit, (§. 341.). Was man anordnet,
iſt außer einander, ungeachtet die angeordneten Theile
in dem Ganzen ſind, welches in Ordnung gebracht
wird. Dieſes außer einander ſeyn machet aber, daß
dabey in Abſicht auf die Ordnung nichts intenſives
vorkoͤmmt, ungeachtet es in andern Abſichten dabey
vorkommen kann. Z. E. die Ordnung kann unzer-
trennlicher, die Theile feſter verbunden ꝛc. ſeyn.

§. 713.

Durch die Anzeige der erſt beruͤhrten Fehler, wel-
che ſich oͤfters beyſammen finden, ſieht man, was
man zu vermeiden hat, wenn man eine mathemati-
ſche Theorie einer Sache ausfuͤndig machen will.
Wir gaben dadurch auf eine verneinende Art zu er-
kennen, was man dabey zu thun habe. Ungeachtet
dieſes nun auch directe angezeiget werden kann, ſo
konnten wir deſto ehender bey der Betrachtung der
Fehler anfangen, weil man bey Aufſuchung ſolcher
Theorien gemeiniglich zuerſt fehlet. Die mathema-
tiſche Erkenntniß fordert eine ſolche deutliche und ge-
naue Entwickelung der Sache, daß man ſelten alles
gleich anfangs trifft, und ihre Redensarten und Be-
griffe ſind ſo beſtimmt in ihrer Bedeutung, daß man

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0342" n="334"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
jeder Reihe zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter. So lange nun hie-<lb/>
bey die Verbindung bey jeden Gliedern eben die&#x017F;elbe<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;aget man, &#x017F;ie &#x017F;ey bey jedem Gliede <hi rendition="#fr">vielfa-<lb/>
cher,</hi> und dehne &#x017F;ich auf <hi rendition="#fr">mehrere</hi> Glieder aus.<lb/>
Beydes i&#x017F;t <hi rendition="#aq">exten&#x017F;iue.</hi> Sodann i&#x017F;t der Ausdruck,<lb/><hi rendition="#fr">daß die Anzahl der Glieder die Ordnung gro&#x0364;-<lb/>
ßer mache,</hi> etwas uneigentlich, weil die Gro&#x0364;ße der<lb/>
Ordnung vielmehr nach der Anzahl der <hi rendition="#fr">Regeln</hi> ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzt wird, nach welchen eine und eben die&#x017F;elbe Sa-<lb/>
che geordnet i&#x017F;t, und die&#x017F;e Gro&#x0364;ße nennet man die<lb/>
Mannichfaltigkeit, (§. 341.). Was man anordnet,<lb/>
i&#x017F;t außer einander, ungeachtet die angeordneten Theile<lb/>
in dem Ganzen &#x017F;ind, welches in Ordnung gebracht<lb/>
wird. Die&#x017F;es außer einander &#x017F;eyn machet aber, daß<lb/>
dabey in Ab&#x017F;icht auf die Ordnung nichts inten&#x017F;ives<lb/>
vorko&#x0364;mmt, ungeachtet es in andern Ab&#x017F;ichten dabey<lb/>
vorkommen kann. Z. E. die Ordnung kann unzer-<lb/>
trennlicher, die Theile fe&#x017F;ter verbunden &#xA75B;c. &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 713.</head><lb/>
            <p>Durch die Anzeige der er&#x017F;t beru&#x0364;hrten Fehler, wel-<lb/>
che &#x017F;ich o&#x0364;fters bey&#x017F;ammen finden, &#x017F;ieht man, was<lb/>
man zu vermeiden hat, wenn man eine mathemati-<lb/>
&#x017F;che Theorie einer Sache ausfu&#x0364;ndig machen will.<lb/>
Wir gaben dadurch auf eine verneinende Art zu er-<lb/>
kennen, was man dabey zu thun habe. Ungeachtet<lb/>
die&#x017F;es nun auch directe angezeiget werden kann, &#x017F;o<lb/>
konnten wir de&#x017F;to ehender bey der Betrachtung der<lb/>
Fehler anfangen, weil man bey Auf&#x017F;uchung &#x017F;olcher<lb/>
Theorien gemeiniglich zuer&#x017F;t fehlet. Die mathema-<lb/>
ti&#x017F;che Erkenntniß fordert eine &#x017F;olche deutliche und ge-<lb/>
naue Entwickelung der Sache, daß man &#x017F;elten alles<lb/>
gleich anfangs trifft, und ihre Redensarten und Be-<lb/>
griffe &#x017F;ind &#x017F;o be&#x017F;timmt in ihrer Bedeutung, daß man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0342] XXIII. Hauptſtuͤck. jeder Reihe zuſammengeſetzter. So lange nun hie- bey die Verbindung bey jeden Gliedern eben dieſelbe iſt, ſo ſaget man, ſie ſey bey jedem Gliede vielfa- cher, und dehne ſich auf mehrere Glieder aus. Beydes iſt extenſiue. Sodann iſt der Ausdruck, daß die Anzahl der Glieder die Ordnung groͤ- ßer mache, etwas uneigentlich, weil die Groͤße der Ordnung vielmehr nach der Anzahl der Regeln ge- ſchaͤtzt wird, nach welchen eine und eben dieſelbe Sa- che geordnet iſt, und dieſe Groͤße nennet man die Mannichfaltigkeit, (§. 341.). Was man anordnet, iſt außer einander, ungeachtet die angeordneten Theile in dem Ganzen ſind, welches in Ordnung gebracht wird. Dieſes außer einander ſeyn machet aber, daß dabey in Abſicht auf die Ordnung nichts intenſives vorkoͤmmt, ungeachtet es in andern Abſichten dabey vorkommen kann. Z. E. die Ordnung kann unzer- trennlicher, die Theile feſter verbunden ꝛc. ſeyn. §. 713. Durch die Anzeige der erſt beruͤhrten Fehler, wel- che ſich oͤfters beyſammen finden, ſieht man, was man zu vermeiden hat, wenn man eine mathemati- ſche Theorie einer Sache ausfuͤndig machen will. Wir gaben dadurch auf eine verneinende Art zu er- kennen, was man dabey zu thun habe. Ungeachtet dieſes nun auch directe angezeiget werden kann, ſo konnten wir deſto ehender bey der Betrachtung der Fehler anfangen, weil man bey Aufſuchung ſolcher Theorien gemeiniglich zuerſt fehlet. Die mathema- tiſche Erkenntniß fordert eine ſolche deutliche und ge- naue Entwickelung der Sache, daß man ſelten alles gleich anfangs trifft, und ihre Redensarten und Be- griffe ſind ſo beſtimmt in ihrer Bedeutung, daß man ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/342
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/342>, abgerufen am 21.12.2024.