Man weiß, daß hierauf das Maaß der Winkel be- ruht, denen man wenigstens deswegen, weil sie grö- ßer oder kleiner seyn können, eine Größe zueignen kann. Ob sich nun diese Größe in jedem Falle ver- ständlich angeben lasse, ohne daß man eben den Win- kel gezeichnet vorlegen müsse, daran hat noch niemand gezweifelt. Man ist gewöhnt, die erst bemeldete Ein- heit, oder die Summe aller Winkel, die um einen Punct herum liegen, und mit diesen den Umkreis des Cirkels, dessen Bogen man zum Maaße der Winkel machet, in 360 Theile oder Grade zu theilen, und auf diese Art kleinere Einheiten anzunehmen, damit man nicht immer mit Brüchen zu rechnen habe. Diese kleinere Einheiten werden aber immer auf die erstere bezogen, weil diese am leichtesten und schlechthin verständlich ist. Diese Einheit ist nun ferner von der Art, daß sie nicht nur so vielmal ge- nommen werden kann, als man will, sondern sie läßt sich auch in jede beliebige Anzahl von kleinern Thei- len eintheilen, und dienet demnach als ein für sich verständliches Maaß von einer Größe, die von 0 bis ins Unendliche geht.
§. 703.
Wir machen diese letztere Anmerkung deswegen, weil es noch andere Arten von Einheiten giebt, die entweder das Kleinste oder das Größte von derjenigen Größe sind, bey welchen sie vorkommen. Von der letztern Art ist alles oder das meiste von dem, was wir rein nennen. Denn so z. E. gedenken wir rei- nes Wasser zum Unterschied dessen, was mit irdi- schen, salzichten und andern Theilchen vermischet ist. Wir sehen dabey den Grad der absoluten Reinheit, als eine absolute Einheit an, welche nicht größer
werden,
XXIII. Hauptſtuͤck.
Man weiß, daß hierauf das Maaß der Winkel be- ruht, denen man wenigſtens deswegen, weil ſie groͤ- ßer oder kleiner ſeyn koͤnnen, eine Groͤße zueignen kann. Ob ſich nun dieſe Groͤße in jedem Falle ver- ſtaͤndlich angeben laſſe, ohne daß man eben den Win- kel gezeichnet vorlegen muͤſſe, daran hat noch niemand gezweifelt. Man iſt gewoͤhnt, die erſt bemeldete Ein- heit, oder die Summe aller Winkel, die um einen Punct herum liegen, und mit dieſen den Umkreis des Cirkels, deſſen Bogen man zum Maaße der Winkel machet, in 360 Theile oder Grade zu theilen, und auf dieſe Art kleinere Einheiten anzunehmen, damit man nicht immer mit Bruͤchen zu rechnen habe. Dieſe kleinere Einheiten werden aber immer auf die erſtere bezogen, weil dieſe am leichteſten und ſchlechthin verſtaͤndlich iſt. Dieſe Einheit iſt nun ferner von der Art, daß ſie nicht nur ſo vielmal ge- nommen werden kann, als man will, ſondern ſie laͤßt ſich auch in jede beliebige Anzahl von kleinern Thei- len eintheilen, und dienet demnach als ein fuͤr ſich verſtaͤndliches Maaß von einer Groͤße, die von 0 bis ins Unendliche geht.
§. 703.
Wir machen dieſe letztere Anmerkung deswegen, weil es noch andere Arten von Einheiten giebt, die entweder das Kleinſte oder das Groͤßte von derjenigen Groͤße ſind, bey welchen ſie vorkommen. Von der letztern Art iſt alles oder das meiſte von dem, was wir rein nennen. Denn ſo z. E. gedenken wir rei- nes Waſſer zum Unterſchied deſſen, was mit irdi- ſchen, ſalzichten und andern Theilchen vermiſchet iſt. Wir ſehen dabey den Grad der abſoluten Reinheit, als eine abſolute Einheit an, welche nicht groͤßer
werden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0334"n="326"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XXIII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
Man weiß, daß hierauf das Maaß der Winkel be-<lb/>
ruht, denen man wenigſtens deswegen, weil ſie groͤ-<lb/>
ßer oder kleiner ſeyn koͤnnen, eine Groͤße zueignen<lb/>
kann. Ob ſich nun dieſe Groͤße in jedem Falle ver-<lb/>ſtaͤndlich angeben laſſe, ohne daß man eben den Win-<lb/>
kel gezeichnet vorlegen muͤſſe, daran hat noch niemand<lb/>
gezweifelt. Man iſt gewoͤhnt, die erſt bemeldete Ein-<lb/>
heit, oder die Summe aller Winkel, die um einen<lb/>
Punct herum liegen, und mit dieſen den Umkreis<lb/>
des Cirkels, deſſen Bogen man zum Maaße der<lb/>
Winkel machet, in 360 Theile oder Grade zu theilen,<lb/>
und auf dieſe Art kleinere Einheiten anzunehmen,<lb/>
damit man nicht immer mit Bruͤchen zu rechnen<lb/>
habe. Dieſe kleinere Einheiten werden aber immer<lb/>
auf die erſtere bezogen, weil dieſe am leichteſten und<lb/>ſchlechthin verſtaͤndlich iſt. Dieſe Einheit iſt nun<lb/>
ferner von der Art, daß ſie nicht nur ſo vielmal ge-<lb/>
nommen werden kann, als man will, ſondern ſie laͤßt<lb/>ſich auch in jede beliebige Anzahl von kleinern Thei-<lb/>
len eintheilen, und dienet demnach als ein fuͤr ſich<lb/>
verſtaͤndliches Maaß von einer Groͤße, die von 0 bis<lb/>
ins Unendliche geht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 703.</head><lb/><p>Wir machen dieſe letztere Anmerkung deswegen,<lb/>
weil es noch andere Arten von Einheiten giebt, die<lb/>
entweder das Kleinſte oder das Groͤßte von derjenigen<lb/>
Groͤße ſind, bey welchen ſie vorkommen. Von der<lb/>
letztern Art iſt alles oder das meiſte von dem, was<lb/>
wir <hirendition="#fr">rein</hi> nennen. Denn ſo z. E. gedenken wir <hirendition="#fr">rei-<lb/>
nes Waſſer</hi> zum Unterſchied deſſen, was mit irdi-<lb/>ſchen, ſalzichten und andern Theilchen vermiſchet iſt.<lb/>
Wir ſehen dabey den Grad der abſoluten Reinheit,<lb/>
als eine abſolute Einheit an, welche nicht groͤßer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">werden,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[326/0334]
XXIII. Hauptſtuͤck.
Man weiß, daß hierauf das Maaß der Winkel be-
ruht, denen man wenigſtens deswegen, weil ſie groͤ-
ßer oder kleiner ſeyn koͤnnen, eine Groͤße zueignen
kann. Ob ſich nun dieſe Groͤße in jedem Falle ver-
ſtaͤndlich angeben laſſe, ohne daß man eben den Win-
kel gezeichnet vorlegen muͤſſe, daran hat noch niemand
gezweifelt. Man iſt gewoͤhnt, die erſt bemeldete Ein-
heit, oder die Summe aller Winkel, die um einen
Punct herum liegen, und mit dieſen den Umkreis
des Cirkels, deſſen Bogen man zum Maaße der
Winkel machet, in 360 Theile oder Grade zu theilen,
und auf dieſe Art kleinere Einheiten anzunehmen,
damit man nicht immer mit Bruͤchen zu rechnen
habe. Dieſe kleinere Einheiten werden aber immer
auf die erſtere bezogen, weil dieſe am leichteſten und
ſchlechthin verſtaͤndlich iſt. Dieſe Einheit iſt nun
ferner von der Art, daß ſie nicht nur ſo vielmal ge-
nommen werden kann, als man will, ſondern ſie laͤßt
ſich auch in jede beliebige Anzahl von kleinern Thei-
len eintheilen, und dienet demnach als ein fuͤr ſich
verſtaͤndliches Maaß von einer Groͤße, die von 0 bis
ins Unendliche geht.
§. 703.
Wir machen dieſe letztere Anmerkung deswegen,
weil es noch andere Arten von Einheiten giebt, die
entweder das Kleinſte oder das Groͤßte von derjenigen
Groͤße ſind, bey welchen ſie vorkommen. Von der
letztern Art iſt alles oder das meiſte von dem, was
wir rein nennen. Denn ſo z. E. gedenken wir rei-
nes Waſſer zum Unterſchied deſſen, was mit irdi-
ſchen, ſalzichten und andern Theilchen vermiſchet iſt.
Wir ſehen dabey den Grad der abſoluten Reinheit,
als eine abſolute Einheit an, welche nicht groͤßer
werden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/334>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.