lassen sich noch kleinere gedenken. Hingegen, was eine absolute Einheit hat, wie z. E. die Existenz, das Seyn, das Wahre etc. dabey fällt die Frage vom Größern und Kleinern, vom Theilen etc. ganz weg, und so fern man dabey rechnen will, wird die Bedeutung geändert, (§. 104. 106.).
§. 536.
Nun kann man jeden Raum als mit Solidem aus- gefüllet gedenken. Der Raum läßt sich, so klein man will, theilen. Diese Theilung aber ist schlecht- hin nur ideal, weil die Theile des Raumes weder von einander abgesondert, noch versetzt werden kön- nen, (§. 80.). Da hingegen dieses Absondern und Versetzen bey dem Soliden angeht; so fragt es sich, wie weit die Theilung und Theilbarkeit des Soliden gehe? Hierüber können wir nun anmerken, daß das Solide, wo es existirt, nicht a - a = 0, sondern etwas sey, und daher eine Größe habe, so klein man diese auch gedenken will. So klein nämlich der Theil des Raumes ist, den das solide Dichte oder mit einer absoluten Continuität ausfüllt, so läßt sich noch ein kleinerer Theil des Raumes gedenken. Oder in dem existirenden Soliden, so weit es eine absolute Continuität hat, lassen sich auf eine ideale Art klei- nere Theile gedenken, die weder davon wirklich ab- gesondert, noch = a - a = 0 sind. Ob sich aber sol- che Theile davon absondern lassen, ist eine andere Frage. So fern sich dieses thun läßt, ist das Soli- de nicht einfach, sondern zusammengesetzt, und die absolute Continuität besteht nur darinn, daß die Theile so an einander schließen, daß alle leere Zwi- schenräumchen ganz wegbleiben oder = a - a = 0 sind. Sollte aber die fernere Theilung nicht mehr angehen
können,
XVII. Hauptſtuͤck.
laſſen ſich noch kleinere gedenken. Hingegen, was eine abſolute Einheit hat, wie z. E. die Exiſtenz, das Seyn, das Wahre ꝛc. dabey faͤllt die Frage vom Groͤßern und Kleinern, vom Theilen ꝛc. ganz weg, und ſo fern man dabey rechnen will, wird die Bedeutung geaͤndert, (§. 104. 106.).
§. 536.
Nun kann man jeden Raum als mit Solidem aus- gefuͤllet gedenken. Der Raum laͤßt ſich, ſo klein man will, theilen. Dieſe Theilung aber iſt ſchlecht- hin nur ideal, weil die Theile des Raumes weder von einander abgeſondert, noch verſetzt werden koͤn- nen, (§. 80.). Da hingegen dieſes Abſondern und Verſetzen bey dem Soliden angeht; ſo fragt es ſich, wie weit die Theilung und Theilbarkeit des Soliden gehe? Hieruͤber koͤnnen wir nun anmerken, daß das Solide, wo es exiſtirt, nicht a - a = 0, ſondern etwas ſey, und daher eine Groͤße habe, ſo klein man dieſe auch gedenken will. So klein naͤmlich der Theil des Raumes iſt, den das ſolide Dichte oder mit einer abſoluten Continuitaͤt ausfuͤllt, ſo laͤßt ſich noch ein kleinerer Theil des Raumes gedenken. Oder in dem exiſtirenden Soliden, ſo weit es eine abſolute Continuitaͤt hat, laſſen ſich auf eine ideale Art klei- nere Theile gedenken, die weder davon wirklich ab- geſondert, noch = a - a = 0 ſind. Ob ſich aber ſol- che Theile davon abſondern laſſen, iſt eine andere Frage. So fern ſich dieſes thun laͤßt, iſt das Soli- de nicht einfach, ſondern zuſammengeſetzt, und die abſolute Continuitaͤt beſteht nur darinn, daß die Theile ſo an einander ſchließen, daß alle leere Zwi- ſchenraͤumchen ganz wegbleiben oder = a - a = 0 ſind. Sollte aber die fernere Theilung nicht mehr angehen
koͤnnen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0162"n="154"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XVII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>
laſſen ſich noch kleinere gedenken. Hingegen, was<lb/>
eine abſolute Einheit hat, wie z. E. die <hirendition="#fr">Exiſtenz,</hi><lb/>
das <hirendition="#fr">Seyn,</hi> das <hirendition="#fr">Wahre</hi>ꝛc. dabey faͤllt die Frage<lb/>
vom Groͤßern und Kleinern, vom Theilen ꝛc. ganz<lb/>
weg, und ſo fern man dabey rechnen will, wird die<lb/>
Bedeutung geaͤndert, (§. 104. 106.).</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 536.</head><lb/><p>Nun kann man jeden Raum als mit Solidem aus-<lb/>
gefuͤllet gedenken. Der Raum laͤßt ſich, ſo klein<lb/>
man will, theilen. Dieſe Theilung aber iſt ſchlecht-<lb/>
hin nur ideal, weil die Theile des Raumes weder<lb/>
von einander abgeſondert, noch verſetzt werden koͤn-<lb/>
nen, (§. 80.). Da hingegen dieſes Abſondern und<lb/>
Verſetzen bey dem Soliden angeht; ſo fragt es ſich,<lb/>
wie weit die Theilung und Theilbarkeit des Soliden<lb/>
gehe? Hieruͤber koͤnnen wir nun anmerken, daß das<lb/>
Solide, wo es exiſtirt, nicht <hirendition="#aq">a - a</hi> = 0, ſondern<lb/><hirendition="#fr">etwas</hi>ſey, und daher eine <hirendition="#fr">Groͤße</hi> habe, ſo klein<lb/>
man dieſe auch gedenken will. So klein naͤmlich der<lb/>
Theil des Raumes iſt, den das ſolide Dichte oder<lb/>
mit einer abſoluten Continuitaͤt ausfuͤllt, ſo laͤßt ſich<lb/>
noch ein kleinerer Theil des Raumes gedenken. Oder<lb/>
in dem exiſtirenden Soliden, ſo weit es eine abſolute<lb/>
Continuitaͤt hat, laſſen ſich auf eine ideale Art klei-<lb/>
nere Theile gedenken, die weder davon wirklich ab-<lb/>
geſondert, noch = <hirendition="#aq">a - a</hi> = 0 ſind. Ob ſich aber ſol-<lb/>
che Theile davon abſondern laſſen, iſt eine andere<lb/>
Frage. So fern ſich dieſes thun laͤßt, iſt das Soli-<lb/>
de nicht einfach, ſondern zuſammengeſetzt, und die<lb/>
abſolute Continuitaͤt beſteht nur darinn, daß die<lb/>
Theile ſo an einander ſchließen, daß alle leere Zwi-<lb/>ſchenraͤumchen ganz wegbleiben oder = <hirendition="#aq">a - a</hi> = 0 ſind.<lb/>
Sollte aber die fernere Theilung nicht mehr angehen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">koͤnnen,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[154/0162]
XVII. Hauptſtuͤck.
laſſen ſich noch kleinere gedenken. Hingegen, was
eine abſolute Einheit hat, wie z. E. die Exiſtenz,
das Seyn, das Wahre ꝛc. dabey faͤllt die Frage
vom Groͤßern und Kleinern, vom Theilen ꝛc. ganz
weg, und ſo fern man dabey rechnen will, wird die
Bedeutung geaͤndert, (§. 104. 106.).
§. 536.
Nun kann man jeden Raum als mit Solidem aus-
gefuͤllet gedenken. Der Raum laͤßt ſich, ſo klein
man will, theilen. Dieſe Theilung aber iſt ſchlecht-
hin nur ideal, weil die Theile des Raumes weder
von einander abgeſondert, noch verſetzt werden koͤn-
nen, (§. 80.). Da hingegen dieſes Abſondern und
Verſetzen bey dem Soliden angeht; ſo fragt es ſich,
wie weit die Theilung und Theilbarkeit des Soliden
gehe? Hieruͤber koͤnnen wir nun anmerken, daß das
Solide, wo es exiſtirt, nicht a - a = 0, ſondern
etwas ſey, und daher eine Groͤße habe, ſo klein
man dieſe auch gedenken will. So klein naͤmlich der
Theil des Raumes iſt, den das ſolide Dichte oder
mit einer abſoluten Continuitaͤt ausfuͤllt, ſo laͤßt ſich
noch ein kleinerer Theil des Raumes gedenken. Oder
in dem exiſtirenden Soliden, ſo weit es eine abſolute
Continuitaͤt hat, laſſen ſich auf eine ideale Art klei-
nere Theile gedenken, die weder davon wirklich ab-
geſondert, noch = a - a = 0 ſind. Ob ſich aber ſol-
che Theile davon abſondern laſſen, iſt eine andere
Frage. So fern ſich dieſes thun laͤßt, iſt das Soli-
de nicht einfach, ſondern zuſammengeſetzt, und die
abſolute Continuitaͤt beſteht nur darinn, daß die
Theile ſo an einander ſchließen, daß alle leere Zwi-
ſchenraͤumchen ganz wegbleiben oder = a - a = 0 ſind.
Sollte aber die fernere Theilung nicht mehr angehen
koͤnnen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/162>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.