Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.Das Zusammensetzen. werden, daß sie von 0 so wenig man will unterschie-den bleiben. Setzet man nun, man wolle, daß die- ser Unterschied = 0 sey, so hat man für das Glied, welches diesen Unterschied giebt 0 - 0 = 0. Und dieses sieht man für das letzte an. Fragt man nun, wie groß der Theiler seyn müsse, der dieses Glied herausbringt, so findet sichs ebenfalls auf eine bloß symbolische Art, er müsse = größer seyn, als jeder, den man sich gedenken kann. Dieses nennet man nun unendlich groß. Man stellet sich daher vor, daß, wenn dieses Unendliche durch \infty ausgedrückt wird Dieses alles ist nun schlechthin nur symbolisch. Denn die Zahl \infty müßte die letzte seyn. So groß man sie aber gedenken will, lassen sich noch Einhei- ten zusetzen, und folglich noch größere gedenken. Der Ausdruck gen, als daß sich zwischen 1 und \infty keine determi- nirte Verhältniß gedenken lasse, und dieses ist noth- wendig, weil \infty dabey nicht determinirt seyn kann, sondern so groß es auch genommen wird, die Mög- lichkeit des noch größern mit in sich begreift. §. 535. Was keine absolute Einheit hat, wie z. E. der lassen K 5
Das Zuſammenſetzen. werden, daß ſie von 0 ſo wenig man will unterſchie-den bleiben. Setzet man nun, man wolle, daß die- ſer Unterſchied = 0 ſey, ſo hat man fuͤr das Glied, welches dieſen Unterſchied giebt 0 - 0 = 0. Und dieſes ſieht man fuͤr das letzte an. Fragt man nun, wie groß der Theiler ſeyn muͤſſe, der dieſes Glied herausbringt, ſo findet ſichs ebenfalls auf eine bloß ſymboliſche Art, er muͤſſe = groͤßer ſeyn, als jeder, den man ſich gedenken kann. Dieſes nennet man nun unendlich groß. Man ſtellet ſich daher vor, daß, wenn dieſes Unendliche durch \infty ausgedruͤckt wird Dieſes alles iſt nun ſchlechthin nur ſymboliſch. Denn die Zahl \infty muͤßte die letzte ſeyn. So groß man ſie aber gedenken will, laſſen ſich noch Einhei- ten zuſetzen, und folglich noch groͤßere gedenken. Der Ausdruck gen, als daß ſich zwiſchen 1 und \infty keine determi- nirte Verhaͤltniß gedenken laſſe, und dieſes iſt noth- wendig, weil \infty dabey nicht determinirt ſeyn kann, ſondern ſo groß es auch genommen wird, die Moͤg- lichkeit des noch groͤßern mit in ſich begreift. §. 535. Was keine abſolute Einheit hat, wie z. E. der laſſen K 5
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Das Zuſammenſetzen.
werden, daß ſie von 0 ſo wenig man will unterſchie-
den bleiben. Setzet man nun, man wolle, daß die-
ſer Unterſchied = 0 ſey, ſo hat man fuͤr das Glied,
welches dieſen Unterſchied giebt 0 - 0 = 0. Und
dieſes ſieht man fuͤr das letzte an. Fragt man nun,
wie groß der Theiler ſeyn muͤſſe, der dieſes Glied
herausbringt, ſo findet ſichs ebenfalls auf eine bloß
ſymboliſche Art, er muͤſſe =[FORMEL], das will ſagen,
groͤßer ſeyn, als jeder, den man ſich gedenken kann.
Dieſes nennet man nun unendlich groß. Man
ſtellet ſich daher vor, daß, wenn dieſes Unendliche
durch \infty ausgedruͤckt wird [FORMEL] ſeyn muͤſſe.
Dieſes alles iſt nun ſchlechthin nur ſymboliſch.
Denn die Zahl \infty muͤßte die letzte ſeyn. So groß
man ſie aber gedenken will, laſſen ſich noch Einhei-
ten zuſetzen, und folglich noch groͤßere gedenken.
Der Ausdruck [FORMEL], will auch nicht mehr ſa-
gen, als daß ſich zwiſchen 1 und \infty keine determi-
nirte Verhaͤltniß gedenken laſſe, und dieſes iſt noth-
wendig, weil \infty dabey nicht determinirt ſeyn kann,
ſondern ſo groß es auch genommen wird, die Moͤg-
lichkeit des noch groͤßern mit in ſich begreift.
§. 535.
Was keine abſolute Einheit hat, wie z. E. der
Raum, die Zeit, die Kraft ꝛc. kann ſo groß und
ſo klein man will, gedacht und angenommen werden,
und die Theilbarkeit iſt dabey unendlich, das will
ſagen, die Moͤglichkeit, noch ferner zu theilen, hoͤret
niemals auf, oder ſo klein man einen Theil annimmt,
laſſen
K 5
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Zitationshilfe: | Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/161>, abgerufen am 22.02.2025. |