schlechthin Nicht etwas seyn, oder man kann arith- metisch sagen, das, was übrig bleibt, wenn das Et- was weggenommen wird, das heißt 0 = 1 - 1 = 2 - 2 = a - a = b - b, etc. Denn das, was man weg- nimmt, mag groß oder klein seyn, so bleibt nichts, wenn man es ganz wegnimmt.
§. 534.
Auf diese Art bringt man durch das Subtrahiren ein eigentlich Nichts heraus. Man fragt aber, ob es auch durch das Dividiren geschehen könne? Hie- bey müssen wir nun das Symbolische von dem Wirk- lichen unterscheiden. Wir setzen demnach als einen Grundsatz fest: Was in einem, immer oder ohne Aufhören fortgeht, da kömmt von einem letz- ten die Rede schlechthin nicht vor. Denn dieses würde dem Fortgehen ein Ende machen, und folg- lich die Voraussetzung umstoßen. Stellet man sich demnach die Theilung so vor, daß man z. E. in einem fort halbirt, so werden die Theile nach der Reihe 1,, , , , , , etc. immer kleiner, und in dieser Reihe fällt der Begriff eines letzten Gliedes schlechthin weg. Jn dieser Absicht kann man in der Theilung immer weiter gehen, und zwar schlechthin, weil die Möglichkeit ferner zu thei- len, immer bleibt, so weit man auch darinn gekom- men. Jndessen kann man zeigen, daß die Theile nicht nur kleiner, sondern dergestalt kleiner werden, daß so klein man einen gedenken will, durch die Fortsetzung dieser Theilung ein noch kleinerer herausgebracht wer- den könne. Aus diesem Grunde aber stellet man sich, auf eine bloß symbolische Art, ein letztes Glied der Reihe vor, und setzet dasselbe = 0, und zwar des- wegen, weil die Glieder der Reihe dergestalt kleiner
werden,
XVII. Hauptſtuͤck.
ſchlechthin Nicht etwas ſeyn, oder man kann arith- metiſch ſagen, das, was uͤbrig bleibt, wenn das Et- was weggenommen wird, das heißt 0 = 1 - 1 = 2 - 2 = a - a = b - b, ꝛc. Denn das, was man weg- nimmt, mag groß oder klein ſeyn, ſo bleibt nichts, wenn man es ganz wegnimmt.
§. 534.
Auf dieſe Art bringt man durch das Subtrahiren ein eigentlich Nichts heraus. Man fragt aber, ob es auch durch das Dividiren geſchehen koͤnne? Hie- bey muͤſſen wir nun das Symboliſche von dem Wirk- lichen unterſcheiden. Wir ſetzen demnach als einen Grundſatz feſt: Was in einem, immer oder ohne Aufhoͤren fortgeht, da koͤmmt von einem letz- ten die Rede ſchlechthin nicht vor. Denn dieſes wuͤrde dem Fortgehen ein Ende machen, und folg- lich die Vorausſetzung umſtoßen. Stellet man ſich demnach die Theilung ſo vor, daß man z. E. in einem fort halbirt, ſo werden die Theile nach der Reihe 1,, , , , , , ꝛc. immer kleiner, und in dieſer Reihe faͤllt der Begriff eines letzten Gliedes ſchlechthin weg. Jn dieſer Abſicht kann man in der Theilung immer weiter gehen, und zwar ſchlechthin, weil die Moͤglichkeit ferner zu thei- len, immer bleibt, ſo weit man auch darinn gekom- men. Jndeſſen kann man zeigen, daß die Theile nicht nur kleiner, ſondern dergeſtalt kleiner werden, daß ſo klein man einen gedenken will, durch die Fortſetzung dieſer Theilung ein noch kleinerer herausgebracht wer- den koͤnne. Aus dieſem Grunde aber ſtellet man ſich, auf eine bloß ſymboliſche Art, ein letztes Glied der Reihe vor, und ſetzet daſſelbe = 0, und zwar des- wegen, weil die Glieder der Reihe dergeſtalt kleiner
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XVII. Hauptſtuͤck.
ſchlechthin Nicht etwas ſeyn, oder man kann arith-
metiſch ſagen, das, was uͤbrig bleibt, wenn das Et-
was weggenommen wird, das heißt 0 = 1 - 1 = 2 - 2
= a - a = b - b, ꝛc. Denn das, was man weg-
nimmt, mag groß oder klein ſeyn, ſo bleibt nichts,
wenn man es ganz wegnimmt.
§. 534.
Auf dieſe Art bringt man durch das Subtrahiren
ein eigentlich Nichts heraus. Man fragt aber, ob
es auch durch das Dividiren geſchehen koͤnne? Hie-
bey muͤſſen wir nun das Symboliſche von dem Wirk-
lichen unterſcheiden. Wir ſetzen demnach als einen
Grundſatz feſt: Was in einem, immer oder ohne
Aufhoͤren fortgeht, da koͤmmt von einem letz-
ten die Rede ſchlechthin nicht vor. Denn dieſes
wuͤrde dem Fortgehen ein Ende machen, und folg-
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Gliedes ſchlechthin weg. Jn dieſer Abſicht kann
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zwar ſchlechthin, weil die Moͤglichkeit ferner zu thei-
len, immer bleibt, ſo weit man auch darinn gekom-
men. Jndeſſen kann man zeigen, daß die Theile nicht
nur kleiner, ſondern dergeſtalt kleiner werden, daß ſo
klein man einen gedenken will, durch die Fortſetzung
dieſer Theilung ein noch kleinerer herausgebracht wer-
den koͤnne. Aus dieſem Grunde aber ſtellet man ſich,
auf eine bloß ſymboliſche Art, ein letztes Glied der
Reihe vor, und ſetzet daſſelbe = 0, und zwar des-
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/160>, abgerufen am 21.12.2024.
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