Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Etwas seyn und das Nichts seyn.
14°. Was nicht nichts ist, ist entweder A
oder Nicht - A. Denn sonst wäre es nichts,
folglich die Voraussetzung umgestoßen.
15°. Was entweder A oder Nicht - A ist, ist
nicht nichts.
Man setze, es sey nichts, so ist
es weder A noch Nicht - A (N°. 11.) der Vor-
aussetzung zuwider. Folglich etc.
16°. Nichts, oder was nichts ist, ist auch
nicht entweder
A oder Nicht - A. Denn
sonst wäre es, der Voraussetzung zuwider,
nicht nichts.

V°. Ein positiver Satz.

17°. A ist A, und Nicht - A ist Nicht - A.
(§. 246.).

§. 262.

Jn diesen Sätzen ist nun alles abgezählt. Jede
der vier ersten Classen enthält zween bejahende und
zween verneinende Sätze, gerade und umgekehrt. Jn
der ersten Classe wird: A und Nicht - A, in der
dritten: weder A noch Nicht - A, in der vierten:
entweder A oder Nicht - A, zum Subject und
Prädicate gemacht, und mit dem Nichts und dem
Nicht nichts verglichen. Jn der zweyten Classe
aber wird A dem Nicht - A entgegengesetzet, und
in der fünften jedes für sich genommen. Wir werden
nun diese Sätze und mit denselben auch die Natur
des Termini infiniti Nicht - A, und so auch des
realen Etwas, des categorischen oder eigentli-
chen Nichts, und der theils idealen theils bloß
symbolischen Mitteldinge zwischen beyden ausführ-
licher aufzuklären suchen. Dahin dienen nun fol-
gende Sätze.

1°. Wieder-
Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
14°. Was nicht nichts iſt, iſt entweder A
oder NichtA. Denn ſonſt waͤre es nichts,
folglich die Vorausſetzung umgeſtoßen.
15°. Was entweder A oder NichtA iſt, iſt
nicht nichts.
Man ſetze, es ſey nichts, ſo iſt
es weder A noch NichtA (N°. 11.) der Vor-
ausſetzung zuwider. Folglich ꝛc.
16°. Nichts, oder was nichts iſt, iſt auch
nicht entweder
A oder NichtA. Denn
ſonſt waͤre es, der Vorausſetzung zuwider,
nicht nichts.

V°. Ein poſitiver Satz.

17°. A iſt A, und NichtA iſt NichtA.
(§. 246.).

§. 262.

Jn dieſen Saͤtzen iſt nun alles abgezaͤhlt. Jede
der vier erſten Claſſen enthaͤlt zween bejahende und
zween verneinende Saͤtze, gerade und umgekehrt. Jn
der erſten Claſſe wird: A und NichtA, in der
dritten: weder A noch NichtA, in der vierten:
entweder A oder NichtA, zum Subject und
Praͤdicate gemacht, und mit dem Nichts und dem
Nicht nichts verglichen. Jn der zweyten Claſſe
aber wird A dem NichtA entgegengeſetzet, und
in der fuͤnften jedes fuͤr ſich genommen. Wir werden
nun dieſe Saͤtze und mit denſelben auch die Natur
des Termini infiniti NichtA, und ſo auch des
realen Etwas, des categoriſchen oder eigentli-
chen Nichts, und der theils idealen theils bloß
ſymboliſchen Mitteldinge zwiſchen beyden ausfuͤhr-
licher aufzuklaͤren ſuchen. Dahin dienen nun fol-
gende Saͤtze.

1°. Wieder-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0273" n="237"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Etwas &#x017F;eyn und das Nichts &#x017F;eyn.</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>14°. <hi rendition="#fr">Was nicht nichts i&#x017F;t, i&#x017F;t entweder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">oder Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi> Denn &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re es nichts,<lb/>
folglich die Voraus&#x017F;etzung umge&#x017F;toßen.</item><lb/>
              <item>15°. <hi rendition="#fr">Was entweder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t, i&#x017F;t<lb/>
nicht nichts.</hi> Man &#x017F;etze, es &#x017F;ey nichts, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es weder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> noch <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> (<hi rendition="#aq">N°.</hi> 11.) der Vor-<lb/>
aus&#x017F;etzung zuwider. Folglich &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>16°. <hi rendition="#fr">Nichts, oder was nichts i&#x017F;t, i&#x017F;t auch<lb/>
nicht entweder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi> Denn<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re es, der Voraus&#x017F;etzung zuwider,<lb/>
nicht nichts.</item>
            </list><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">V°.</hi> <hi rendition="#fr">Ein po&#x017F;itiver Satz.</hi> </hi> </p><lb/>
            <p>17°. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">und Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi><lb/>
(§. 246.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 262.</head><lb/>
            <p>Jn die&#x017F;en Sa&#x0364;tzen i&#x017F;t nun alles abgeza&#x0364;hlt. Jede<lb/>
der vier er&#x017F;ten Cla&#x017F;&#x017F;en entha&#x0364;lt zween bejahende und<lb/>
zween verneinende Sa&#x0364;tze, gerade und umgekehrt. Jn<lb/>
der er&#x017F;ten Cla&#x017F;&#x017F;e wird: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">und Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> in der<lb/>
dritten: <hi rendition="#fr">weder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">noch Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> in der vierten:<lb/><hi rendition="#fr">entweder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">oder Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> zum Subject und<lb/>
Pra&#x0364;dicate gemacht, und mit dem <hi rendition="#fr">Nichts</hi> und dem<lb/><hi rendition="#fr">Nicht nichts</hi> verglichen. Jn der zweyten Cla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aber wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> dem <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> entgegenge&#x017F;etzet, und<lb/>
in der fu&#x0364;nften jedes fu&#x0364;r &#x017F;ich genommen. Wir werden<lb/>
nun die&#x017F;e Sa&#x0364;tze und mit den&#x017F;elben auch die Natur<lb/>
des <hi rendition="#aq">Termini infiniti</hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> und &#x017F;o auch des<lb/><hi rendition="#fr">realen Etwas,</hi> des <hi rendition="#fr">categori&#x017F;chen</hi> oder eigentli-<lb/>
chen <hi rendition="#fr">Nichts,</hi> und der theils <hi rendition="#fr">idealen</hi> theils bloß<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ymboli&#x017F;chen</hi> Mitteldinge zwi&#x017F;chen beyden ausfu&#x0364;hr-<lb/>
licher aufzukla&#x0364;ren &#x017F;uchen. Dahin dienen nun fol-<lb/>
gende Sa&#x0364;tze.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">1°. Wieder-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0273] Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn. 14°. Was nicht nichts iſt, iſt entweder A oder Nicht ‒ A. Denn ſonſt waͤre es nichts, folglich die Vorausſetzung umgeſtoßen. 15°. Was entweder A oder Nicht ‒ A iſt, iſt nicht nichts. Man ſetze, es ſey nichts, ſo iſt es weder A noch Nicht ‒ A (N°. 11.) der Vor- ausſetzung zuwider. Folglich ꝛc. 16°. Nichts, oder was nichts iſt, iſt auch nicht entweder A oder Nicht ‒ A. Denn ſonſt waͤre es, der Vorausſetzung zuwider, nicht nichts. V°. Ein poſitiver Satz. 17°. A iſt A, und Nicht ‒ A iſt Nicht ‒ A. (§. 246.). §. 262. Jn dieſen Saͤtzen iſt nun alles abgezaͤhlt. Jede der vier erſten Claſſen enthaͤlt zween bejahende und zween verneinende Saͤtze, gerade und umgekehrt. Jn der erſten Claſſe wird: A und Nicht ‒ A, in der dritten: weder A noch Nicht ‒ A, in der vierten: entweder A oder Nicht ‒ A, zum Subject und Praͤdicate gemacht, und mit dem Nichts und dem Nicht nichts verglichen. Jn der zweyten Claſſe aber wird A dem Nicht ‒ A entgegengeſetzet, und in der fuͤnften jedes fuͤr ſich genommen. Wir werden nun dieſe Saͤtze und mit denſelben auch die Natur des Termini infiniti Nicht ‒ A, und ſo auch des realen Etwas, des categoriſchen oder eigentli- chen Nichts, und der theils idealen theils bloß ſymboliſchen Mitteldinge zwiſchen beyden ausfuͤhr- licher aufzuklaͤren ſuchen. Dahin dienen nun fol- gende Saͤtze. 1°. Wieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/273
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/273>, abgerufen am 30.12.2024.