Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

VII. Hauptstück.
kann sowohl die Bedeutung des zweyten als des vier-
ten haben, je nachdem man ihn anders ausspricht.
Den vierten sieht man überhaupt als mit dem Satze
Kein A ist B.
übereinstimmend an. Man hat daher lieber folgende
vier Formen

1. Alle A sind B.
2. Etliche A sind B.
3. Etliche A sind nicht B.
4. Kein A ist B.

angenommen, um die Lehre der Schlüsse darauf zu
bauen. Und bey der zweyten und dritten ließ man
unbestimmt, wie viele A, B sind, und wie viele es
nicht sind, weil dieses schon eine genauere Kenntniß
der Materie erfordert. Auf diese Art dehnt sich die
logische Arithmetic nur auf das alle, etliche, kein
aus. Alle ist = 1, kein ist = 0, etliche ist ein
Bruch, der zwischen 1 und 0 fällt, den man aber un-
bestimmt läßt. Ungeachtet man nun aber die Ver-
setzung des Wörtchens nicht hiebey wegläßt, und so
auch die Folgen nicht bestimmet, die diese Versetzung
nach sich zieht; so werden wir doch im Folgenden
sehen, daß man diese Theorie vornehmen muß, wenn
man die Lehre von der Opposition und Contradiction
genau entwickeln will, wobey man doch in der Meta-
physic gewöhnlich anfängt.

§. 234.

Wir merken ferner an, daß wir bey dieser so ein-
fachen und kurzen logischen Rechenkunst eigentlich nur
drey Arten von Sätzen hätten, nämlich:

1o. Alle A sind B.
2. Nur etliche A sind B.
3. Kein A ist B.
Da-

VII. Hauptſtuͤck.
kann ſowohl die Bedeutung des zweyten als des vier-
ten haben, je nachdem man ihn anders ausſpricht.
Den vierten ſieht man uͤberhaupt als mit dem Satze
Kein A iſt B.
uͤbereinſtimmend an. Man hat daher lieber folgende
vier Formen

1. Alle A ſind B.
2. Etliche A ſind B.
3. Etliche A ſind nicht B.
4. Kein A iſt B.

angenommen, um die Lehre der Schluͤſſe darauf zu
bauen. Und bey der zweyten und dritten ließ man
unbeſtimmt, wie viele A, B ſind, und wie viele es
nicht ſind, weil dieſes ſchon eine genauere Kenntniß
der Materie erfordert. Auf dieſe Art dehnt ſich die
logiſche Arithmetic nur auf das alle, etliche, kein
aus. Alle iſt = 1, kein iſt = 0, etliche iſt ein
Bruch, der zwiſchen 1 und 0 faͤllt, den man aber un-
beſtimmt laͤßt. Ungeachtet man nun aber die Ver-
ſetzung des Woͤrtchens nicht hiebey weglaͤßt, und ſo
auch die Folgen nicht beſtimmet, die dieſe Verſetzung
nach ſich zieht; ſo werden wir doch im Folgenden
ſehen, daß man dieſe Theorie vornehmen muß, wenn
man die Lehre von der Oppoſition und Contradiction
genau entwickeln will, wobey man doch in der Meta-
phyſic gewoͤhnlich anfaͤngt.

§. 234.

Wir merken ferner an, daß wir bey dieſer ſo ein-
fachen und kurzen logiſchen Rechenkunſt eigentlich nur
drey Arten von Saͤtzen haͤtten, naͤmlich:

1º. Alle A ſind B.
2. Nur etliche A ſind B.
3. Kein A iſt B.
Da-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0238" n="202"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
kann &#x017F;owohl die Bedeutung des zweyten als des vier-<lb/>
ten haben, je nachdem man ihn anders aus&#x017F;pricht.<lb/>
Den vierten &#x017F;ieht man u&#x0364;berhaupt als mit dem Satze<lb/><hi rendition="#et">Kein <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B.</hi></hi><lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmend an. Man hat daher lieber folgende<lb/>
vier Formen</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Alle <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item>2. Etliche <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item>3. Etliche <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind nicht <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item>4. Kein <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>angenommen, um die Lehre der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e darauf zu<lb/>
bauen. Und bey der zweyten und dritten ließ man<lb/>
unbe&#x017F;timmt, wie viele <hi rendition="#aq">A, B</hi> &#x017F;ind, und wie viele es<lb/>
nicht &#x017F;ind, weil die&#x017F;es &#x017F;chon eine genauere Kenntniß<lb/>
der Materie erfordert. Auf die&#x017F;e Art dehnt &#x017F;ich die<lb/><hi rendition="#fr">logi&#x017F;che Arithmetic</hi> nur auf das <hi rendition="#fr">alle, etliche, kein</hi><lb/>
aus. <hi rendition="#fr">Alle</hi> i&#x017F;t = 1, <hi rendition="#fr">kein</hi> i&#x017F;t = 0, <hi rendition="#fr">etliche</hi> i&#x017F;t ein<lb/>
Bruch, der zwi&#x017F;chen 1 und 0 fa&#x0364;llt, den man aber un-<lb/>
be&#x017F;timmt la&#x0364;ßt. Ungeachtet man nun aber die Ver-<lb/>
&#x017F;etzung des Wo&#x0364;rtchens <hi rendition="#fr">nicht</hi> hiebey wegla&#x0364;ßt, und &#x017F;o<lb/>
auch die Folgen nicht be&#x017F;timmet, die die&#x017F;e Ver&#x017F;etzung<lb/>
nach &#x017F;ich zieht; &#x017F;o werden wir doch im Folgenden<lb/>
&#x017F;ehen, daß man die&#x017F;e Theorie vornehmen muß, wenn<lb/>
man die Lehre von der Oppo&#x017F;ition und Contradiction<lb/>
genau entwickeln will, wobey man doch in der Meta-<lb/>
phy&#x017F;ic gewo&#x0364;hnlich anfa&#x0364;ngt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 234.</head><lb/>
            <p>Wir merken ferner an, daß wir bey die&#x017F;er &#x017F;o ein-<lb/>
fachen und kurzen logi&#x017F;chen Rechenkun&#x017F;t eigentlich nur<lb/>
drey Arten von Sa&#x0364;tzen ha&#x0364;tten, na&#x0364;mlich:</p><lb/>
            <list>
              <item>1º. Alle <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item>2. Nur etliche <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item>3. Kein <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B.</hi></item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Da-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0238] VII. Hauptſtuͤck. kann ſowohl die Bedeutung des zweyten als des vier- ten haben, je nachdem man ihn anders ausſpricht. Den vierten ſieht man uͤberhaupt als mit dem Satze Kein A iſt B. uͤbereinſtimmend an. Man hat daher lieber folgende vier Formen 1. Alle A ſind B. 2. Etliche A ſind B. 3. Etliche A ſind nicht B. 4. Kein A iſt B. angenommen, um die Lehre der Schluͤſſe darauf zu bauen. Und bey der zweyten und dritten ließ man unbeſtimmt, wie viele A, B ſind, und wie viele es nicht ſind, weil dieſes ſchon eine genauere Kenntniß der Materie erfordert. Auf dieſe Art dehnt ſich die logiſche Arithmetic nur auf das alle, etliche, kein aus. Alle iſt = 1, kein iſt = 0, etliche iſt ein Bruch, der zwiſchen 1 und 0 faͤllt, den man aber un- beſtimmt laͤßt. Ungeachtet man nun aber die Ver- ſetzung des Woͤrtchens nicht hiebey weglaͤßt, und ſo auch die Folgen nicht beſtimmet, die dieſe Verſetzung nach ſich zieht; ſo werden wir doch im Folgenden ſehen, daß man dieſe Theorie vornehmen muß, wenn man die Lehre von der Oppoſition und Contradiction genau entwickeln will, wobey man doch in der Meta- phyſic gewoͤhnlich anfaͤngt. §. 234. Wir merken ferner an, daß wir bey dieſer ſo ein- fachen und kurzen logiſchen Rechenkunſt eigentlich nur drey Arten von Saͤtzen haͤtten, naͤmlich: 1º. Alle A ſind B. 2. Nur etliche A ſind B. 3. Kein A iſt B. Da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/238
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/238>, abgerufen am 21.11.2024.