einerley oder verschieden sey. Ueberdieß machen sich die Vergleichungen zur Bereicherung unserer Erkennt- niß unentbehrlich. Wir kommen nicht weit, wenn wir ein Ding nur für sich betrachten, sondern müssen bald darauf denken, wie wir es mit andern, oder seine Theile unter sich, oder in Absicht auf uns oder auf ein denkendes und wollendes Wesen, betrachten können.
§. 125.
Der Begriff der Jdentität ist, in Absicht auf die Grundlehre überhaupt, was der Begriff der Gleich- heit in Absicht auf die Mathematic ist, und thut darum ähnliche Dienste. Wir können keinen Schluß machen, ohne uns von der Jdentität des Mittelgliedes in beyden Vordersätzen, und so auch von der Jden- tität der äußersten Glieder in den Vordersätzen und dem Schlußsatze zu versichern, weil es ohne dieses ungewiß bliebe, ob nicht mehr als drey Glieder in dem Schlusse vorkommen, wodurch er fehlerhaft und unzuverläßig seyn würde. Jn der Meßkunst, wo nur von Größen die Rede ist, sind die Vergleichun- gen das einige Mittel, ihre Sätze herauszubringen, und mit einander zu verbinden, und die meisten Eucli- dischen Grundsätze sind unmittelbar von dem Begriffe der Gleichheit hergenommen, weil sie angeben, woran man das Gleiche und das Größere und Kleinere erkennen könne, und wodurch es beybehalten werde. Jn Ansehung der Jdentität muß eben so verfahren werden.
§. 126.
Den Begriff der Jdentität haben wir unmittel- bar von den Empfindungen und Gedanken, so fern wir diese wiederholen. Jch denke A, und denke
noch-
IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze
einerley oder verſchieden ſey. Ueberdieß machen ſich die Vergleichungen zur Bereicherung unſerer Erkennt- niß unentbehrlich. Wir kommen nicht weit, wenn wir ein Ding nur fuͤr ſich betrachten, ſondern muͤſſen bald darauf denken, wie wir es mit andern, oder ſeine Theile unter ſich, oder in Abſicht auf uns oder auf ein denkendes und wollendes Weſen, betrachten koͤnnen.
§. 125.
Der Begriff der Jdentitaͤt iſt, in Abſicht auf die Grundlehre uͤberhaupt, was der Begriff der Gleich- heit in Abſicht auf die Mathematic iſt, und thut darum aͤhnliche Dienſte. Wir koͤnnen keinen Schluß machen, ohne uns von der Jdentitaͤt des Mittelgliedes in beyden Vorderſaͤtzen, und ſo auch von der Jden- titaͤt der aͤußerſten Glieder in den Vorderſaͤtzen und dem Schlußſatze zu verſichern, weil es ohne dieſes ungewiß bliebe, ob nicht mehr als drey Glieder in dem Schluſſe vorkommen, wodurch er fehlerhaft und unzuverlaͤßig ſeyn wuͤrde. Jn der Meßkunſt, wo nur von Groͤßen die Rede iſt, ſind die Vergleichun- gen das einige Mittel, ihre Saͤtze herauszubringen, und mit einander zu verbinden, und die meiſten Eucli- diſchen Grundſaͤtze ſind unmittelbar von dem Begriffe der Gleichheit hergenommen, weil ſie angeben, woran man das Gleiche und das Groͤßere und Kleinere erkennen koͤnne, und wodurch es beybehalten werde. Jn Anſehung der Jdentitaͤt muß eben ſo verfahren werden.
§. 126.
Den Begriff der Jdentitaͤt haben wir unmittel- bar von den Empfindungen und Gedanken, ſo fern wir dieſe wiederholen. Jch denke A, und denke
noch-
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IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze
einerley oder verſchieden ſey. Ueberdieß machen ſich
die Vergleichungen zur Bereicherung unſerer Erkennt-
niß unentbehrlich. Wir kommen nicht weit, wenn
wir ein Ding nur fuͤr ſich betrachten, ſondern muͤſſen
bald darauf denken, wie wir es mit andern, oder
ſeine Theile unter ſich, oder in Abſicht auf uns oder
auf ein denkendes und wollendes Weſen, betrachten
koͤnnen.
§. 125.
Der Begriff der Jdentitaͤt iſt, in Abſicht auf die
Grundlehre uͤberhaupt, was der Begriff der Gleich-
heit in Abſicht auf die Mathematic iſt, und thut
darum aͤhnliche Dienſte. Wir koͤnnen keinen Schluß
machen, ohne uns von der Jdentitaͤt des Mittelgliedes
in beyden Vorderſaͤtzen, und ſo auch von der Jden-
titaͤt der aͤußerſten Glieder in den Vorderſaͤtzen und
dem Schlußſatze zu verſichern, weil es ohne dieſes
ungewiß bliebe, ob nicht mehr als drey Glieder in
dem Schluſſe vorkommen, wodurch er fehlerhaft und
unzuverlaͤßig ſeyn wuͤrde. Jn der Meßkunſt, wo
nur von Groͤßen die Rede iſt, ſind die Vergleichun-
gen das einige Mittel, ihre Saͤtze herauszubringen,
und mit einander zu verbinden, und die meiſten Eucli-
diſchen Grundſaͤtze ſind unmittelbar von dem Begriffe
der Gleichheit hergenommen, weil ſie angeben, woran
man das Gleiche und das Groͤßere und Kleinere
erkennen koͤnne, und wodurch es beybehalten werde.
Jn Anſehung der Jdentitaͤt muß eben ſo verfahren
werden.
§. 126.
Den Begriff der Jdentitaͤt haben wir unmittel-
bar von den Empfindungen und Gedanken, ſo fern
wir dieſe wiederholen. Jch denke A, und denke
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/126>, abgerufen am 23.02.2025.
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