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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.
es 2. 3. oder welches besser ist/ mehr Monat geschehen/ wie ein Stein zu-
sammen giebet/ also daß man sie mit einer Hauen oder Grabscheit/ von ein-
ander bringen mus; sie schmeltzet auch so denn im Topff in sehr wenig
Stunden/ und giebt ein sehr weisses/ und fast dem Crystall ähnliches
Glas; Denn die Lauge theilet der Fritta/ ihr Saltz mit/ daher denn auch
diese Würckung erfolget.

Wenn man aber diese Lauge nicht hat/ so kan man nur die Frit-
tam
mit schlechten Wasser besprengen; denn ob schon das Wasser keine
solche Krafft wie die Lauge hat/ so hilfft es dennoch und machet es desto
leichter schmeltzen: Die Fritta erfodert auch allemal etliche Monat Zeit/
denn auff solche Weise vermehret sie sich/ verzehret weniger Holtz/ giebt
aber ein viel weisser/ und zur Arbeit tüchtigers Glas.

Das 9. Capitel.

Wie man ein recht vollkommenes Crystall machen soll.

NJmm ein Fritta Cryitalli, welche mit Fleiß/ nach der im Anfang
gegebenen Anleitung/ sey bereitet worden/ thue solches in einen
Topff/ iedoch daß du vorhero/ alle andere Töpffe/ in welchen einige
Farben sind/ auff die Seite thust; Denn der metallene Rauch/ welcher
die meisten Farben verursachet/ machet das Crystall bleich und heßlich:
Damit aber das Crystall recht weiß/ gläntzend und schön werde/ so setze
der Fritta, welche in den Topff gethan/ so viel der Magnesie/ zu/ als wie
die Grösse und Weite des Topffs solches erfodert/ welches denn die
Glasmacher aus der Erfahrung haben und wissen sollen.

Jch verstehe aber allhier die Piemontische und praeparirte Ma-
gnesie/ davon hernach ein mehrers soll gesaget werden.

Jndem Ofen wird ein hartes und dürres Holtz/ gleichwie das Ei-
chen-Holtz ist/ erfodert; denn mit dem weichen Holtz allhier nichts auszu-
richten ist; es ist über dieses nöthig/ daß man stetigs und gemach nach-
schüre/ umb das Feuer in der Flammen zu erhalten/ und den Rauch zu
vermeiden; welches denn zu der Schönheit der Crystall sehr viel beför-
derlich ist.

Wenn nun die Fritta wohl geschmoltzen/ wird sie aus dem Topffe
in ein grosses irdenes oder höltzernes/ reines und mit kalten Wasser an-
gefülletes Geschirr geschüttet; damit das also genannte Alkali-Saltz

ver-
C iij

Von der Glasmacher-Kunſt.
es 2. 3. oder welches beſſer iſt/ mehr Monat geſchehen/ wie ein Stein zu-
ſam̃en giebet/ alſo daß man ſie mit einer Hauen oder Grabſcheit/ von ein-
ander bringen mus; ſie ſchmeltzet auch ſo denn im Topff in ſehr wenig
Stunden/ und giebt ein ſehr weiſſes/ und faſt dem Cryſtall aͤhnliches
Glas; Denn die Lauge theilet der Fritta/ ihr Saltz mit/ daher denn auch
dieſe Wuͤrckung erfolget.

Wenn man aber dieſe Lauge nicht hat/ ſo kan man nur die Frit-
tam
mit ſchlechten Waſſer beſprengen; denn ob ſchon das Waſſer keine
ſolche Krafft wie die Lauge hat/ ſo hilfft es dennoch und machet es deſto
leichter ſchmeltzen: Die Fritta erfodert auch allemal etliche Monat Zeit/
denn auff ſolche Weiſe vermehret ſie ſich/ verzehret weniger Holtz/ giebt
aber ein viel weiſſer/ und zur Arbeit tuͤchtigers Glas.

Das 9. Capitel.

Wie man ein recht vollkommenes Cryſtall machen ſoll.

NJmm ein Fritta Cryitalli, welche mit Fleiß/ nach der im Anfang
gegebenen Anleitung/ ſey bereitet worden/ thue ſolches in einen
Topff/ iedoch daß du vorhero/ alle andere Toͤpffe/ in welchen einige
Farben ſind/ auff die Seite thuſt; Denn der metallene Rauch/ welcher
die meiſten Farben verurſachet/ machet das Cryſtall bleich und heßlich:
Damit aber das Cryſtall recht weiß/ glaͤntzend und ſchoͤn werde/ ſo ſetze
der Fritta, welche in den Topff gethan/ ſo viel der Magneſie/ zu/ als wie
die Groͤſſe und Weite des Topffs ſolches erfodert/ welches denn die
Glasmacher aus der Erfahrung haben und wiſſen ſollen.

Jch verſtehe aber allhier die Piemontiſche und præparirte Ma-
gneſie/ davon hernach ein mehrers ſoll geſaget werden.

Jndem Ofen wird ein hartes und duͤrres Holtz/ gleichwie das Ei-
chen-Holtz iſt/ erfodert; denn mit dem weichen Holtz allhier nichts auszu-
richten iſt; es iſt uͤber dieſes noͤthig/ daß man ſtetigs und gemach nach-
ſchuͤre/ umb das Feuer in der Flammen zu erhalten/ und den Rauch zu
vermeiden; welches denn zu der Schoͤnheit der Cryſtall ſehr viel befoͤr-
derlich iſt.

Wenn nun die Fritta wohl geſchmoltzen/ wird ſie aus dem Topffe
in ein groſſes irdenes oder hoͤltzernes/ reines und mit kalten Waſſer an-
gefuͤlletes Geſchirr geſchuͤttet; damit das alſo genannte Alkali-Saltz

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[21/0047] Von der Glasmacher-Kunſt. es 2. 3. oder welches beſſer iſt/ mehr Monat geſchehen/ wie ein Stein zu- ſam̃en giebet/ alſo daß man ſie mit einer Hauen oder Grabſcheit/ von ein- ander bringen mus; ſie ſchmeltzet auch ſo denn im Topff in ſehr wenig Stunden/ und giebt ein ſehr weiſſes/ und faſt dem Cryſtall aͤhnliches Glas; Denn die Lauge theilet der Fritta/ ihr Saltz mit/ daher denn auch dieſe Wuͤrckung erfolget. Wenn man aber dieſe Lauge nicht hat/ ſo kan man nur die Frit- tam mit ſchlechten Waſſer beſprengen; denn ob ſchon das Waſſer keine ſolche Krafft wie die Lauge hat/ ſo hilfft es dennoch und machet es deſto leichter ſchmeltzen: Die Fritta erfodert auch allemal etliche Monat Zeit/ denn auff ſolche Weiſe vermehret ſie ſich/ verzehret weniger Holtz/ giebt aber ein viel weiſſer/ und zur Arbeit tuͤchtigers Glas. Das 9. Capitel. Wie man ein recht vollkommenes Cryſtall machen ſoll. NJmm ein Fritta Cryitalli, welche mit Fleiß/ nach der im Anfang gegebenen Anleitung/ ſey bereitet worden/ thue ſolches in einen Topff/ iedoch daß du vorhero/ alle andere Toͤpffe/ in welchen einige Farben ſind/ auff die Seite thuſt; Denn der metallene Rauch/ welcher die meiſten Farben verurſachet/ machet das Cryſtall bleich und heßlich: Damit aber das Cryſtall recht weiß/ glaͤntzend und ſchoͤn werde/ ſo ſetze der Fritta, welche in den Topff gethan/ ſo viel der Magneſie/ zu/ als wie die Groͤſſe und Weite des Topffs ſolches erfodert/ welches denn die Glasmacher aus der Erfahrung haben und wiſſen ſollen. Jch verſtehe aber allhier die Piemontiſche und præparirte Ma- gneſie/ davon hernach ein mehrers ſoll geſaget werden. Jndem Ofen wird ein hartes und duͤrres Holtz/ gleichwie das Ei- chen-Holtz iſt/ erfodert; denn mit dem weichen Holtz allhier nichts auszu- richten iſt; es iſt uͤber dieſes noͤthig/ daß man ſtetigs und gemach nach- ſchuͤre/ umb das Feuer in der Flammen zu erhalten/ und den Rauch zu vermeiden; welches denn zu der Schoͤnheit der Cryſtall ſehr viel befoͤr- derlich iſt. Wenn nun die Fritta wohl geſchmoltzen/ wird ſie aus dem Topffe in ein groſſes irdenes oder hoͤltzernes/ reines und mit kalten Waſſer an- gefuͤlletes Geſchirr geſchuͤttet; damit das alſo genannte Alkali-Saltz ver- C iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/47>, abgerufen am 23.11.2024.