Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/ Das 14. und 15. Capitel. Ferretum Hispanicum. DAs Wort Ferretum bedeutet insgemein nichts anders/ als ein ge- Die zwey fürnehmste Hauptfarben/ so wohl an sich selbst/ als in Jn der Glasmachereykunst aber sind obgedachte zwey Farben gen/
C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ Das 14. und 15. Capitel. Ferretum Hiſpanicum. DAs Wort Ferretum bedeutet insgemein nichts anders/ als ein ge- Die zwey fuͤrnehmſte Hauptfarben/ ſo wohl an ſich ſelbſt/ als in Jn der Glasmachereykunſt aber ſind obgedachte zwey Farben gen/
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C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/
Das 14. und 15. Capitel.
Ferretum Hiſpanicum.
DAs Wort Ferretum bedeutet insgemein nichts anders/ als ein ge-
brannt Kupffer/ zu Latein æs uſtum genannt; denn alſo iſt es von
Cæſalpino Lateiniſch und Jtalieniſch gegeben worden/ im 5. Capitel ſei-
nes 3ten Buchs/ indem er/ an gedachten Ort/ alſo davon redet: das be-
„ſte gebrannte Kupffer wurde vor Zeiten in Egypten zu Memphis/nach-
„gehends aber in der Jnſel Cypern verfertiget: deſſen Kennzeichen der
„Guͤte ſind/ daß es roth/ und im Zerreiben der Zinnoberfarb gleich iſt;
„denn ſo es ſchwartz iſt/ ſo iſt es zu viel gebrannt: Heutiges Tages aber
„wird es in Spaniẽ verfertiget/ und wird von ihnen Ferretum geheiſſen;
„allein es iſt und faͤrbet ſchwartz/ dahero wird es zum Haarfaͤrben ge-
„brauchet: Sonſten/ wann es nur mittelmaͤßig gecalciniret wird/ ſo er-
„ſcheinet es roth/ behaͤlt auch ſolche Farb/ wann es gleich zu einen Pul-
ver gemacht wird. Und ſcheinet/ es habe den Nahmen Ferretum à Colo-
re ferreo, von der Eyſenfarb bekommen: denn der Crocus Martis giebt
eine rothe Farb/ wiewohl dieſer Crocus etwas gelinder/ als das Ferre-
tum iſt. Cæſalpinus ſaget und beſtaͤtiget in eben dieſen Diſcurs des ob-
„angezogenen Ortes ferner/ daß dieſes Ferretum beſſer in einen als an-
„dern Laͤndern bereitet werde; Gleichwie Caſtilien die beſte Seyfen/
Venedig aber das beſte Glaß giebet. Jm uͤbrigen ſo ſcheinet die Gele-
genheit des Orts keinen ſo mercklichen Unterſchied zu machen/ daß wir
eben deßwegen gezwungen waͤren/ ſolches aus Spanien herzuhohlen.
Die zwey fuͤrnehmſte Hauptfarben/ ſo wohl an ſich ſelbſt/ als in
Anſehung des menſchlichen Geſichtes und der Glasmacher-Kunſt/ ſind
die blaue und gruͤne Farb: Solches ſind ſie in ſich ſelbſt/ dieweil ſie des
Lichtes viel entlehnen/ und Theil an denſelben haben/ wie ſolches an den
bekannten dreyeckichten Glaͤſern zu erſehen iſt: Und umb dieſer Urſach
willen ſind dergleichen Glaͤſer ſehr lieblich/ und dem Geſicht gar ange-
nehm/ indem ſie den Augapffel nicht allzu ſehr zuſammen ziehen/ noch zu
viel erweitern/ welches beydes nicht ſonder Wehtagen und Verletzung
des Auges geſchiehet.
Jn der Glasmachereykunſt aber ſind obgedachte zwey Farben
darumb ſehr beliebet/ dieweil ſie eine genaue Verwandſchafft/ und U-
bereinſtimmung mit vielen Edelgeſteinen haben/ und dafuͤr angeſehen
werden; abſonderlich ſo ſie in die Fluͤſſe Brenn- und Bleyglaͤſer getra-
gen/
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Zitationshilfe: | Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/318>, abgerufen am 03.03.2025. |