Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

in den allerältesten Zeiten.
gewiß weiß, daß sie von Osten nach Westen streichen,
schon vor der Sündfluth gewesen seyn müssen. Die
Steinkohlen in Engelland haben eine gleiche Lage. Denn
Thomas Willoughby schreibt an dem Rajus folgen-
dergestalt: Ich habe mit einigen von meinen Kohlengrä-
bern wegen des Lagers der Kohlen geredet, und befinde,
daß gemeiniglich das unterste Ende, (wie sie es nennen)
nach Westen liege, und tiefer nach Osten hinlaufe, daß
es ohngefehr in der Länge von zwanzig Ellen, eine Elle
der Tiefe gewinne. Bisweilen aber weichen sie ein wenig
von dieser Lage ab: denn meine liegen meisten nach
Südwesten und Nordosten. Sie senken sich allewege
mehr oder weniger nach Osten.

§. 68.

Wie wenig ich vor meine Meinungen eingenommen
sey, erhellet aus dem, was ich vorher angeführet habe.
Und damit man desto weniger dran zweifele, so will ich
die Schwierigkeiten, welche noch gegen den Ursprung der
versteinerten Fische, wenn man solche von der Sündfluth
herleiten will, gemacht werden können, nicht mit Still-
schweigen übergehen. Mein Freund, der Herr Schicht-
meister Hoffmann, dessen ich schon obengedacht habe, hat
sich auf mein Ersuchen die Mühe genommen, die Beschaf-
fenheit der Fische etwas genauer zu untersuchen. Man
kan sich desto sicherer darauf verlassen, da dieser Mann,
welcher vermöge seines Amts mit dergleichen Sachen zu
thun hat, die beste Gelegenheit besitzt, durch Gegenein-
anderhaltung vieler Exemplarien dergleichen Untersuchun-
gen anzustellen, und dadurch diese Sache zu einer grös-
sern Gewißheit zu bringen. Weil aber die allermeisten
sowohl von denen Lagen der Fische, als auch von denen
Redensarthen, welche bey dem Bergverständigen Mode
sind, keine Erkänntniß haben, ohne welche doch ihre Er-
zehlungen und Schriften nicht verstanden werden können:

so

in den alleraͤlteſten Zeiten.
gewiß weiß, daß ſie von Oſten nach Weſten ſtreichen,
ſchon vor der Suͤndfluth geweſen ſeyn muͤſſen. Die
Steinkohlen in Engelland haben eine gleiche Lage. Denn
Thomas Willoughby ſchreibt an dem Rajus folgen-
dergeſtalt: Ich habe mit einigen von meinen Kohlengraͤ-
bern wegen des Lagers der Kohlen geredet, und befinde,
daß gemeiniglich das unterſte Ende, (wie ſie es nennen)
nach Weſten liege, und tiefer nach Oſten hinlaufe, daß
es ohngefehr in der Laͤnge von zwanzig Ellen, eine Elle
der Tiefe gewinne. Bisweilen aber weichen ſie ein wenig
von dieſer Lage ab: denn meine liegen meiſten nach
Suͤdweſten und Nordoſten. Sie ſenken ſich allewege
mehr oder weniger nach Oſten.

§. 68.

Wie wenig ich vor meine Meinungen eingenommen
ſey, erhellet aus dem, was ich vorher angefuͤhret habe.
Und damit man deſto weniger dran zweifele, ſo will ich
die Schwierigkeiten, welche noch gegen den Urſprung der
verſteinerten Fiſche, wenn man ſolche von der Suͤndfluth
herleiten will, gemacht werden koͤnnen, nicht mit Still-
ſchweigen uͤbergehen. Mein Freund, der Herr Schicht-
meiſter Hoffmann, deſſen ich ſchon obengedacht habe, hat
ſich auf mein Erſuchen die Muͤhe genommen, die Beſchaf-
fenheit der Fiſche etwas genauer zu unterſuchen. Man
kan ſich deſto ſicherer darauf verlaſſen, da dieſer Mann,
welcher vermoͤge ſeines Amts mit dergleichen Sachen zu
thun hat, die beſte Gelegenheit beſitzt, durch Gegenein-
anderhaltung vieler Exemplarien dergleichen Unterſuchun-
gen anzuſtellen, und dadurch dieſe Sache zu einer groͤſ-
ſern Gewißheit zu bringen. Weil aber die allermeiſten
ſowohl von denen Lagen der Fiſche, als auch von denen
Redensarthen, welche bey dem Bergverſtaͤndigen Mode
ſind, keine Erkaͤnntniß haben, ohne welche doch ihre Er-
zehlungen und Schriften nicht verſtanden werden koͤnnen:

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="125"/><fw place="top" type="header">in den allera&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten.</fw><lb/>
gewiß weiß, daß &#x017F;ie von O&#x017F;ten nach We&#x017F;ten &#x017F;treichen,<lb/>
&#x017F;chon vor der Su&#x0364;ndfluth gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die<lb/>
Steinkohlen in Engelland haben eine gleiche Lage. Denn<lb/><hi rendition="#fr">Thomas Willoughby</hi> &#x017F;chreibt an dem <hi rendition="#fr">Rajus</hi> folgen-<lb/>
derge&#x017F;talt: Ich habe mit einigen von meinen Kohlengra&#x0364;-<lb/>
bern wegen des Lagers der Kohlen geredet, und befinde,<lb/>
daß gemeiniglich das unter&#x017F;te Ende, (wie &#x017F;ie es nennen)<lb/>
nach We&#x017F;ten liege, und tiefer nach O&#x017F;ten hinlaufe, daß<lb/>
es ohngefehr in der La&#x0364;nge von zwanzig Ellen, eine Elle<lb/>
der Tiefe gewinne. Bisweilen aber weichen &#x017F;ie ein wenig<lb/>
von die&#x017F;er Lage ab: denn meine liegen mei&#x017F;ten nach<lb/>
Su&#x0364;dwe&#x017F;ten und Nordo&#x017F;ten. Sie &#x017F;enken &#x017F;ich allewege<lb/>
mehr oder weniger nach O&#x017F;ten.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 68.</head><lb/>
        <p>Wie wenig ich vor meine Meinungen eingenommen<lb/>
&#x017F;ey, erhellet aus dem, was ich vorher angefu&#x0364;hret habe.<lb/>
Und damit man de&#x017F;to weniger dran zweifele, &#x017F;o will ich<lb/>
die Schwierigkeiten, welche noch gegen den Ur&#x017F;prung der<lb/>
ver&#x017F;teinerten Fi&#x017F;che, wenn man &#x017F;olche von der Su&#x0364;ndfluth<lb/>
herleiten will, gemacht werden ko&#x0364;nnen, nicht mit Still-<lb/>
&#x017F;chweigen u&#x0364;bergehen. Mein Freund, der Herr Schicht-<lb/>
mei&#x017F;ter <hi rendition="#fr">Hoffmann,</hi> de&#x017F;&#x017F;en ich &#x017F;chon obengedacht habe, hat<lb/>
&#x017F;ich auf mein Er&#x017F;uchen die Mu&#x0364;he genommen, die Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit der Fi&#x017F;che etwas genauer zu unter&#x017F;uchen. Man<lb/>
kan &#x017F;ich de&#x017F;to &#x017F;icherer darauf verla&#x017F;&#x017F;en, da die&#x017F;er Mann,<lb/>
welcher vermo&#x0364;ge &#x017F;eines Amts mit dergleichen Sachen zu<lb/>
thun hat, die be&#x017F;te Gelegenheit be&#x017F;itzt, durch Gegenein-<lb/>
anderhaltung vieler Exemplarien dergleichen Unter&#x017F;uchun-<lb/>
gen anzu&#x017F;tellen, und dadurch die&#x017F;e Sache zu einer gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern Gewißheit zu bringen. Weil aber die allermei&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;owohl von denen Lagen der Fi&#x017F;che, als auch von denen<lb/>
Redensarthen, welche bey dem Bergver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mode<lb/>
&#x017F;ind, keine Erka&#x0364;nntniß haben, ohne welche doch ihre Er-<lb/>
zehlungen und Schriften nicht ver&#x017F;tanden werden ko&#x0364;nnen:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0139] in den alleraͤlteſten Zeiten. gewiß weiß, daß ſie von Oſten nach Weſten ſtreichen, ſchon vor der Suͤndfluth geweſen ſeyn muͤſſen. Die Steinkohlen in Engelland haben eine gleiche Lage. Denn Thomas Willoughby ſchreibt an dem Rajus folgen- dergeſtalt: Ich habe mit einigen von meinen Kohlengraͤ- bern wegen des Lagers der Kohlen geredet, und befinde, daß gemeiniglich das unterſte Ende, (wie ſie es nennen) nach Weſten liege, und tiefer nach Oſten hinlaufe, daß es ohngefehr in der Laͤnge von zwanzig Ellen, eine Elle der Tiefe gewinne. Bisweilen aber weichen ſie ein wenig von dieſer Lage ab: denn meine liegen meiſten nach Suͤdweſten und Nordoſten. Sie ſenken ſich allewege mehr oder weniger nach Oſten. §. 68. Wie wenig ich vor meine Meinungen eingenommen ſey, erhellet aus dem, was ich vorher angefuͤhret habe. Und damit man deſto weniger dran zweifele, ſo will ich die Schwierigkeiten, welche noch gegen den Urſprung der verſteinerten Fiſche, wenn man ſolche von der Suͤndfluth herleiten will, gemacht werden koͤnnen, nicht mit Still- ſchweigen uͤbergehen. Mein Freund, der Herr Schicht- meiſter Hoffmann, deſſen ich ſchon obengedacht habe, hat ſich auf mein Erſuchen die Muͤhe genommen, die Beſchaf- fenheit der Fiſche etwas genauer zu unterſuchen. Man kan ſich deſto ſicherer darauf verlaſſen, da dieſer Mann, welcher vermoͤge ſeines Amts mit dergleichen Sachen zu thun hat, die beſte Gelegenheit beſitzt, durch Gegenein- anderhaltung vieler Exemplarien dergleichen Unterſuchun- gen anzuſtellen, und dadurch dieſe Sache zu einer groͤſ- ſern Gewißheit zu bringen. Weil aber die allermeiſten ſowohl von denen Lagen der Fiſche, als auch von denen Redensarthen, welche bey dem Bergverſtaͤndigen Mode ſind, keine Erkaͤnntniß haben, ohne welche doch ihre Er- zehlungen und Schriften nicht verſtanden werden koͤnnen: ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/139
Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/139>, abgerufen am 21.12.2024.