Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Allgemeine Thierzuchtlehre. 1. Das Grünfutter. Die Grünfutterarten charakterisiren sich durch einen großen Wassergehalt 1. Das Wiesen- und Weidegras. Ersteres wird selten grün verfüttert, 2. Der Rothklee. Wo derselbe nicht gedeiht, ist die Sommerstallfütterung 3. Die Luzerne gewährt im Frühjahre einen früheren Schnitt als der Rothklee 4. Die Esparsette wächst spät heran und gibt nur einen Schnitt, weshalb 5. Der Mischling wird ein um so besseres Milchfutter gewähren, je mehr 6. Am ergiebigsten unter allen Grünfutterpflanzen, selbst in trockenen Jahr- Allgemeine Thierzuchtlehre. 1. Das Grünfutter. Die Grünfutterarten charakteriſiren ſich durch einen großen Waſſergehalt 1. Das Wieſen- und Weidegras. Erſteres wird ſelten grün verfüttert, 2. Der Rothklee. Wo derſelbe nicht gedeiht, iſt die Sommerſtallfütterung 3. Die Luzerne gewährt im Frühjahre einen früheren Schnitt als der Rothklee 4. Die Eſparſette wächſt ſpät heran und gibt nur einen Schnitt, weshalb 5. Der Miſchling wird ein um ſo beſſeres Milchfutter gewähren, je mehr 6. Am ergiebigſten unter allen Grünfutterpflanzen, ſelbſt in trockenen Jahr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0080" n="64"/> <fw place="top" type="header">Allgemeine Thierzuchtlehre.</fw><lb/> <div n="6"> <head> <hi rendition="#b">1. Das Grünfutter.</hi> </head><lb/> <p>Die Grünfutterarten charakteriſiren ſich durch einen großen Waſſergehalt<lb/> (70—90 %). Ihr Gehalt an Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>n ſchwankt im Mittel zwiſchen 1.2—4.4 %,<lb/> an Rohfett zwiſchen 0.4—1.1 %, <hi rendition="#aq">N</hi> freien Extractivſtoffen 6.5—13.6 %, Rohfaſer<lb/> 2.8—13.9 %. Ihr Werth hängt von dem Standorte, auf welchem ſie gewachſen,<lb/> und von ihrem Alter ab. Sie ſind am nährſtoffreichſten und am leichteſten verdaulich,<lb/> je jünger ſie ſind. Sie enthalten dann mehr Waſſer, weniger Rohfaſer und in der<lb/> Trockenſubſtanz verhältnißmäßig mehr Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>n und Mineralſtoffe. Nach der Blüthe<lb/> und noch mehr nach der Samenreife ſinkt der Waſſer-, Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>n- und Salzgehalt<lb/> und die verholzte Rohfaſer wird für die Wiederkäuer unverdaulicher. Für das<lb/> Milch-, Maſt- und Jungvieh iſt das Grünfutter, vor allem das Wieſengras,<lb/> das naturgemäßeſte Futter. Es kann in beliebigen Mengen, gewöhnlich 50—70<lb/> Kilogr. täglich, verfüttert werden. Zu den wichtigſten Grünfuttermitteln, über deren<lb/> Zuſammenſetzung und Nährſtoffverhältniß die auf Seite 71 folgende Tabelle nähere<lb/> Aufſchlüſſe gibt, zählen:</p><lb/> <p>1. Das <hi rendition="#g">Wieſen</hi>- und <hi rendition="#g">Weidegras</hi>. Erſteres wird ſelten grün verfüttert,<lb/> ſondern zu Heu gemacht. In der Nähe des Hofes angelegte Grasgärten geben<lb/> junges, prote<hi rendition="#aq">ï</hi>nreiches Futter, welches namentlich dann von großem Vortheile iſt, wenn<lb/> außerdem hartſtengliges Grünfutter verwendet werden ſoll.</p><lb/> <p>2. Der <hi rendition="#g">Rothklee</hi>. Wo derſelbe nicht gedeiht, iſt die Sommerſtallfütterung<lb/> ſchwieriger durchzuführen. Er kommt ziemlich ſpät zum Schnitte. Die Ausnutzung<lb/> ſeines hohen Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>ngehaltes wird durch Beifutter von Stroh und Heu erhöht. Eine<lb/> noch größere Stütze für die Grünfütterung bildet das Kleegras, welches überdies<lb/> als Milchfutter weniger bläht, als der reine Rothklee.</p><lb/> <p>3. Die <hi rendition="#g">Luzerne</hi> gewährt im Frühjahre einen früheren Schnitt als der Rothklee<lb/> und hält ſelbſt in trockenen Jahren aus. Wegen des nahen Nährſtoffverhältniſſes<lb/> iſt ein Miſchen mit prote<hi rendition="#aq">ï</hi>narmem Futter am Platze.</p><lb/> <p>4. Die <hi rendition="#g">Eſparſette</hi> wächſt ſpät heran und gibt nur einen Schnitt, weshalb<lb/> ſie als Grünfutterpflanze nur für ſolche Böden, auf welchen Rothklee und Luzerne<lb/> nicht mehr gedeihen, Bedeutung hat.</p><lb/> <p>5. Der <hi rendition="#g">Miſchling</hi> wird ein um ſo beſſeres Milchfutter gewähren, je mehr<lb/> Hülſenfrüchte, Wicken, Erbſen in demſelben vorherrſchen. Er kommt ſpät, Anfang<lb/> Juni, zum Schnitte, hält aber, alle 14 Tage bis 3 Wochen geſäet, bis in den<lb/> Herbſt hinein aus. Von beſonderem Werthe iſt derſelbe in der Zeit zwiſchen dem<lb/> erſten und zweiten Rothkleeſchnitte.</p><lb/> <p>6. Am ergiebigſten unter allen Grünfutterpflanzen, ſelbſt in trockenen Jahr-<lb/> gängen, iſt der <hi rendition="#g">Grünmais</hi>, welcher im jungen Zuſtande und abgemengt mit ſtick-<lb/> ſtoffreichem Beifutter, wie Miſchling, Luzerne, Oelkuchen, als vorzügliches Milchfutter<lb/> anzuſehen iſt. Für ſich allein gefüttert, wird er nicht vollſtändig ausgenutzt. In<lb/> Ungarn wird der Grünmais von Anfang Mai alle 3 Wochen geſäet, um von An-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0080]
Allgemeine Thierzuchtlehre.
1. Das Grünfutter.
Die Grünfutterarten charakteriſiren ſich durch einen großen Waſſergehalt
(70—90 %). Ihr Gehalt an Proteïn ſchwankt im Mittel zwiſchen 1.2—4.4 %,
an Rohfett zwiſchen 0.4—1.1 %, N freien Extractivſtoffen 6.5—13.6 %, Rohfaſer
2.8—13.9 %. Ihr Werth hängt von dem Standorte, auf welchem ſie gewachſen,
und von ihrem Alter ab. Sie ſind am nährſtoffreichſten und am leichteſten verdaulich,
je jünger ſie ſind. Sie enthalten dann mehr Waſſer, weniger Rohfaſer und in der
Trockenſubſtanz verhältnißmäßig mehr Proteïn und Mineralſtoffe. Nach der Blüthe
und noch mehr nach der Samenreife ſinkt der Waſſer-, Proteïn- und Salzgehalt
und die verholzte Rohfaſer wird für die Wiederkäuer unverdaulicher. Für das
Milch-, Maſt- und Jungvieh iſt das Grünfutter, vor allem das Wieſengras,
das naturgemäßeſte Futter. Es kann in beliebigen Mengen, gewöhnlich 50—70
Kilogr. täglich, verfüttert werden. Zu den wichtigſten Grünfuttermitteln, über deren
Zuſammenſetzung und Nährſtoffverhältniß die auf Seite 71 folgende Tabelle nähere
Aufſchlüſſe gibt, zählen:
1. Das Wieſen- und Weidegras. Erſteres wird ſelten grün verfüttert,
ſondern zu Heu gemacht. In der Nähe des Hofes angelegte Grasgärten geben
junges, proteïnreiches Futter, welches namentlich dann von großem Vortheile iſt, wenn
außerdem hartſtengliges Grünfutter verwendet werden ſoll.
2. Der Rothklee. Wo derſelbe nicht gedeiht, iſt die Sommerſtallfütterung
ſchwieriger durchzuführen. Er kommt ziemlich ſpät zum Schnitte. Die Ausnutzung
ſeines hohen Proteïngehaltes wird durch Beifutter von Stroh und Heu erhöht. Eine
noch größere Stütze für die Grünfütterung bildet das Kleegras, welches überdies
als Milchfutter weniger bläht, als der reine Rothklee.
3. Die Luzerne gewährt im Frühjahre einen früheren Schnitt als der Rothklee
und hält ſelbſt in trockenen Jahren aus. Wegen des nahen Nährſtoffverhältniſſes
iſt ein Miſchen mit proteïnarmem Futter am Platze.
4. Die Eſparſette wächſt ſpät heran und gibt nur einen Schnitt, weshalb
ſie als Grünfutterpflanze nur für ſolche Böden, auf welchen Rothklee und Luzerne
nicht mehr gedeihen, Bedeutung hat.
5. Der Miſchling wird ein um ſo beſſeres Milchfutter gewähren, je mehr
Hülſenfrüchte, Wicken, Erbſen in demſelben vorherrſchen. Er kommt ſpät, Anfang
Juni, zum Schnitte, hält aber, alle 14 Tage bis 3 Wochen geſäet, bis in den
Herbſt hinein aus. Von beſonderem Werthe iſt derſelbe in der Zeit zwiſchen dem
erſten und zweiten Rothkleeſchnitte.
6. Am ergiebigſten unter allen Grünfutterpflanzen, ſelbſt in trockenen Jahr-
gängen, iſt der Grünmais, welcher im jungen Zuſtande und abgemengt mit ſtick-
ſtoffreichem Beifutter, wie Miſchling, Luzerne, Oelkuchen, als vorzügliches Milchfutter
anzuſehen iſt. Für ſich allein gefüttert, wird er nicht vollſtändig ausgenutzt. In
Ungarn wird der Grünmais von Anfang Mai alle 3 Wochen geſäet, um von An-
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